Kokil (Phoenicophaës tristis)

[241] Ueber eine indische Art, den Kokil oder Ban-Kokil der Bengalen (Phoenicophaës tristis, Melias, Zanclostomus und Rhopodytes tristis, Phoenicophaeus longicaudus, montanus und monticulus) berichtet Jerdon. Ein sehr zusammengedrückter, oben und unten gebogener Schnabel, mittellange, kurzzehige, mit scharfen Klauen bewehrte Füße, kurze, gerundete Flügel, in denen die vierte, fünfte und sechste Schwinge unter sich fast gleich lang und die längsten sind, und ein sehr langer, abgestufter Schwanz sind die Kennzeichen der Sippe, welcher man den Namen Sichelkukuke (Phoenicophaës) geben kann.


Kokil (Phoenicophaës tristis). 1/3 natürl. Größe.
Kokil (Phoenicophaës tristis). 1/3 natürl. Größe.

Der Kokil ist auf der Oberseite dunkel graugrün, auf dem Kopfe und Hinterhalse mehr graulich, auf Schwingen und Schwanz schimmernd grün, jede Steuerfeder weiß an der Spitze; Kinn und Kehle sind hell aschgrau, schwarz gestrichelt, Vorderhals und Brust blaßgrau, Unterbrust und die Gegend um die nackte Augenstelle weiß; letztere wird oberseits durch eine schmale, schwarz und weiß punktirte Längslinie gesäumt; der Zügelstreifen endlich hat schwarze Färbung. Das Auge ist dunkelbraun, die nackte Stelle um das Auge dunkel scharlachroth, der Schnabel schön apfelgrün, der Fuß grünlich schieferblau. Die Länge beträgt 60, die Fittiglänge 17,5, die Schwanzlänge 42 Centimeter.

»Dieser hübsche Vogel«, sagt Jerdon, »findet sich in Bengalen, Mittelindien, den warmen Thälern des Himalaya, aber auch in Assam, Burmah und auf Malakka, woselbst er sehr häufig ist. Ich habe ihn gewöhnlich vereinzelt gesehen, in den Wäldern umherstreifend und Gespenstschrecken, [241] Grashüpfern, Grillen und ähnlichen Kerbthieren nachjagend. In Sikkim begegnet man ihm nur in den warmen Thälern, in einer ungefähren Höhe von eintausend Meter über dem Meere. Zwei länglichrunde, reinweiße Eier wurden mir einmal gebracht; das Nest aber, welches eine große Masse von Zweigen und Wurzeln sein soll, habe ich nicht gesehen. Ein drittes, ähnliches Ei entnahm ich dem Legschlauche eines Weibchens, welches ich geschossen hatte.« Blyth bemerkt, daß der Vogel seine Gegenwart oft durch seine Stimme, ein eintöniges, vielfach wiederholtes »Tschuk« verrathe. Einige Naturforscher haben behauptet, daß diese Kukuke auch Früchte fräßen; Jerdon aber bemerkt ausdrücklich, daß er dies nie beobachtet habe. Hierauf ungefähr beschränkt sich unsere Kunde über das Leben dieser schönen Vögel, und deshalb erscheint es mir unnöthig, noch andere Arten der Familie hier zu erwähnen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Vierter Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Erster Band: Papageien, Leichtschnäbler, Schwirrvögel, Spechte und Raubvögel. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 241-242.
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