Hornschwalm (Batrachostomus auritus)

[349] Der Hornschwalm (Batrachostomus auritus, Podargus auritus und Fullerstonii, Bombycystomus Fullerstonii) zeichnet sich ebensowohl durch sonderbare Federbildung wie durch Schönheit des Gefieders aus. Zu jeder Seite des Kopfes in der Ohrgegend, über und hinter den Augen wuchert ein Büschel langer, etwas zerschlissener Federn hervor, welcher vom übrigen Gefieder des Kopfes absteht, die Augen fast ganz beschattet und dem Kopfe eine unverhältnismäßige Größe gibt. Das Gefieder der Oberseite ist hellrostfarben, durch feine, schwarze Zickzacklinien gezeichnet; den Nacken ziert ein weißes, halbmondförmiges Band; auf den Schultern stehen große, weißbläuliche Flecke, welche durch schwarze Halbkreise an der Spitze der einzelnen Federn hervorgehoben werden, an der Stirne und hinter den Augen brandgelbe Flecke; Kehlmitte, Vorderhals und Bauch sind weiß, theilweise auch im Zickzack gestreift; die Brust ist rostfarben weiß und schwarz gefleckt, der stark abgestufte Schwanz hell rostfarben, durch sieben bis acht dunklere, schwarz eingefaßte Bänder und viele schwärzliche Zickzacklinien gezeichnet; die Schwingen sind in ähnlicher Weise gebändert. Das Auge ist rein schwefelgelb, wie bei vielen Raubvögeln, der Schnabel hellgelb, der Fuß bräunlich.

[349] Erst durch Bernstein haben wir einige Nachrichten über Vorkommen und Brutgeschäft dieses wunderlich gestalteten Vogels erhalten. Seine eigentliche Heimat sind die Dickichte, namentlich die der Allangallangpalme, welche in einem Höhengürtel von tausend Meter über dem Meere so häufig sind. In dem bebauten Lande hat ihn genannter Forscher nie beobachtet, und nach Versicherung der Eingeborenen soll er weder dort, noch in den niedriger gelegenen Ebenen gefunden werden. Ueber seine Lebensweise, seine Stimme, seine Sitten weiß Bernstein nichts mitzutheilen; dagegen beschreibt er sein Nest sehr ausführlich. Dasselbe stand mitten im Glagahrohre und wurde beim Schneiden desselben zufällig entdeckt. Es war eirund, niedrig, in der Mitte nur wenig vertieft und bestand bis auf einige wenige kleine, auf der Außenseite befindliche Blattstückchen ausschließlich aus den kleinen, grauen Flaumfedern des Vogels; seine Festigkeit ist deshalb sehr gering.


Hornschwalm (Batrachostomus auritus). 1/2 natürl. Größe.
Hornschwalm (Batrachostomus auritus). 1/2 natürl. Größe.

Die Kleinheit des Nestes erlaubt dem brütenden Vogel nicht, sich auf dasselbe zu setzen. Der von Bernstein beobachtete Hornschwalm saß auf dem Glagahhalm, welcher das Nest trug, und zwar der Länge nach, beide Füße dicht neben einander gesetzt, so daß sein Längendurchmesser mit dem Rohre dieselbe Richtung hielt. Das Ei wurde nur mit dem Bauche bedeckt, ganz wie es bei den Baumschwalben der Fall ist. Bernstein fand ein einziges, frisch gelegtes Ei im Neste und kann deshalb die Frage, ob der Vogel nur ein Ei oder ob er mehrere legt, nicht beantworten. Das Ei ist länglich eiförmig, an beiden Enden kurz abgerundet. Seine Grundfärbung ist ein mattglänzendes Weiß, von dem sich größere und kleinere, unregelmäßige, [350] braunrothe, am stumpfen Ende etwas dichter kranzartig zusammen stehende Tüpfel, Flecke und Punkte abheben.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Vierter Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Erster Band: Papageien, Leichtschnäbler, Schwirrvögel, Spechte und Raubvögel. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 349-351.
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