Jakamar (Galbula viridis)

[193] Bei dem Jakamar (Galbula viridis und viridicauda, Alcedo galbula) sind die Obertheile und die Brust prächtig goldgrün, die übrigen Untertheile rostroth, die Seitenfedern des Schwanzes rostroth mit grünen Spitzen; die Kehle ist beim Männchen weiß, beim Weibchen fahl rostgelb. Das Auge ist braun, der sehr lange und dünne Schnabel wie der Zügel und der nackte Augenring schwarz, der Fuß bräunlichfleischfarben. Die Länge beträgt nach den Messungen des Prinzen von Wied 21,5, die Fittiglänge 8, die Schwanzlänge 9 Centimeter.

Der Jakamar bewohnt die Waldungen des ganzen Küstengebietes von Brasilien und ist nirgends selten. Nach Ansicht des Prinzen von Wied hat der schöne Vogel in mancher Hinsicht Aehnlichkeit mit den Kolibris, und diese Aehnlichkeit erkennen selbst die rohen Botokuden an, indem sie ihn den »großen Kolibri« nennen. Er lebt, wie seine Verwandten, einsam und still in feuchten Wäldern und schattigen Gebüschen, sitzt gewöhnlich am Wasser auf niederen Zweigen, fliegt schnell, aber nicht weit und ist ein trauriger, stiller, verdrossener Gesell, welcher Bewegung förmlich zu scheuen scheint. Geduldig wartet er, bis sich ein Kerbthier nähert, fängt dieses in schnellem Fluge und kehrt ebenso schnell nach dem alten Standorte zurück.


Jakamar (Galbula viridis). 2/3 natürl. Größe.
Jakamar (Galbula viridis). 2/3 natürl. Größe.

Zuweilen kann er auch, wie Schomburgk versichert, stundenlang in träger Ruhe ausharren, ohne sich zu bewegen. Die Stimme ist ein lauter, heller, öfters wiederholter Ton, nicht aber ein angenehmer Gesang, wie Buffon glaubte. Das Nest legen er und seine Verwandten in einem runden Uferloche an. So berichtet der Prinz; er selbst aber hat keines dieser Nester gefunden.

In diesen Angaben ist eigentlich alles enthalten, was über die Lebensweise der Glanzvögel mitgetheilt worden ist. Pöppig fügt noch hinzu, daß man in den Urwäldern ohne Schwierigkeit die Stelle zu erkennen vermöge, welche ein Glanzvogel zum Lieblingssitze sich erkoren hat; denn die Flügel der größten und prachtvollsten Schmetterlinge, deren Leib allein gefressen wird, bedecken auf [194] einige Schritte im Umkreise den Boden. Dies mag richtig sein; sehr fraglich dagegen oder wenigstens unverständlich ist die Angabe, daß der Vogel das vorüberfliegende Kerbthier mit einem Sprunge und wenigen Flügelschlägen erreiche, mit seinem langen Schnabel durchbohre und dann im Sitzen gemächlich auffresse. Was dieses Durchbohren bedeuten soll, vermag ich nicht zu fassen, da ich nur annehmen kann, daß der Glanzvogel die Kerbthiere in derselben Weise fängt, wie alle seine Verwandten auch.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Vierter Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Erster Band: Papageien, Leichtschnäbler, Schwirrvögel, Spechte und Raubvögel. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 193-195.
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