[619] [619] Flügeltaucher (Alcidae) heißen etwa funfzehn über die nordischen Meere verbreitete, unter sich übereinstimmende, tauchfertige Seevögel, deren Merkmale in dem kräftigen Leibe, kurzen Halse, dicken Kopfe, mäßig langen, sehr verschieden gestalteten Schnabel, den mäßig hohen, seitlich zusammengedrückten, dreizehigen, mit großen Schwimmhäuten ausgerüsteten Füßen, den kurzen, schmalen, ausnahmsweise verkümmerten Flügeln, dem kurzen Schwanze und weichen, meist zweifarbigen Gefieder zu suchen sind.
Die Alken (Alcinae), welche den Kern der Familie bilden, haben im allgemeinen den eben beschriebenen Bau, mittellangen, mehr oder weniger schlanken, oben gewölbten, unten sanft eckig vortretenden, seitlich zusammengedrückten und gefurchten Schnabel, verhältnismäßig lange Flügel, unter deren Schwingen die erste die längste ist, und kurzen, aus zwölf Federn gebildeten Schwanz.
Der Bau des Knochengerüstes stimmt, nach Wagners Untersuchungen, in vieler Hinsicht mit dem der Seetaucher überein. Der Schädel hat die starken Muskelgräten und die Gruben für die Nasendrüsen auf der Stirne. Es sind vierzehn Hals- und zehn Rückenwirbel vorhanden. Das lange, ziemlich schmale Brustbein hat einen regelmäßigen Kamm; hinten finden sich jederseits zwei kleine, eiförmige Ausschnitte, von denen der innere sich zuweilen in ein Loch verwandelt. Das markige Oberarmbein ist etwas zusammengedrückt, die Abtheilung für die Hand länger als bei den Seetauchern.
Alle Alken gehören dem Nördlichen Eismeere und den mit ihm zusammenhängenden Buchten und Straßen an, verbreiten sich wenigstens nach dem Süden hin nur hier und da über den Polarkreis, obgleich sie diesen bei ihren Wanderungen im Winter regelmäßig zu überschreiten pflegen. Sie sind echte Meervögel, welche eigentlich nur während der Brutzeit am Lande sich aufhalten, übrigens alle Geschäfte im Wasser verrichten. Sie schwimmen und tauchen mit ausgezeichneter Fertigkeit, fliegen meist verhältnismäßig noch immer gut, gehen zwar ungern, jedoch ziemlich rasch, und zwar mehr auf der Sohle als rutschend auf der Fußwurzel. Ihre Sinne sind scharf, die übrigen Geisteskräfte keineswegs in dem Grade verkümmert, wie man gewöhnlich annimmt, weil man vergißt, daß die Vögel nur zu einseitiger Ausbildung derselben Gelegenheit haben. Fische und Krebse, welche auch in sehr bedeutenden Tiefen erjagt werden, bilden die ausschließliche Nahrung aller Flügeltaucher und so auch der Alken. Alle leben und fischen gern gemeinschaftlich, und alle schlagen sich während der Brutzeit in größeren oder kleineren Scharen zusammen, einzelne Arten in solche, welche hunderttausende von Paaren zählen mögen. Für die Bewohner des Nordens sind die Flügeltaucher, insbesondere aber die Lummen und Alken, wirkliche Vögel des Segens. Eine Art macht neben dem Seehunde das Hauptnahrungsmittel der Bewohner mehrerer Ansiedelungen Südgrönlands aus, und Hungersnoth würde entstehen, wenn dieser Vogel einmal sich nicht mehr in der gewöhnlichen Anzahl einstellen wollte. Wochen- und monatelang bilden sie die hauptsächlichste, zuweilen die ausschließliche Speise jener ungesitteten Menschen, »denen man«, wie Holboell sagt, »noch nicht beibringen konnte, von einem Tage zum nächsten zu leben.«