Altweltsgeier (Vulturinae)

[28] Die Altweltsgeier (Vulturinae), welche eine zweite Unterfamilie, nach anderer Auffassung eine besondere Familie, bilden, sind plumper gebaut als die Geieradler und die plumpesten aller Raubvögel überhaupt. Ihr Leib ist kurz und kräftig, ungemein breit auf der Brust, der Flügel lang, breit und abgerundet, die vierte Schwinge in ihm die längste, der Schwanz mittellang und etwas abgerundet, die einzelne Feder steif, an der Spitze regelmäßig abgeschliffen, der Fuß mittelhoch und stark, von der Ferse ab unbefiedert, der Fang langzehig und kräftig, nicht aber greiffähig, mit flachgebogenen stumpfen Nägeln bewehrt, der Schnabel etwa von Kopfeslänge, stark, gerade, an der Spitze sehr gekrümmt, höher als breit, der Haken mittellang und ziemlich scharf, der Schneidenrand seicht ausgebuchtet. Das Gefieder besteht aus sehr großen, langen und breiten Federn. Ein Theil des Kopfes und Halses bleibt regelmäßig unbefiedert, ist dafür aber mit haarartigen Dunen mehr oder minder spärlich bedeckt oder auch vollständig nackt. Ausnahmsweise bekleiden dunige Federn, dann aber in dichter Fülle, auch die Schenkel, die Waden und den Unterleib; auf letzterem werden sie in solchem Falle durch lange und schmale Oberfedern spärlich überdeckt. Düstere und unbestimmte Farben sind vorherrschend, doch fehlt es auch nicht an lebhaften, und außerdem sind die dünn befiederten oder nackten Hautstellen oft sehr grell gefärbt. Die Augen sind groß und ausdrucksvoll, die Nasenlöcher verschieden gestaltet. Unter den Sinnen steht das Gesicht ausnahmslos obenan; nächstdem sind Gehör und Geruch besonders entwickelt.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Fünfter Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Zweiter Band: Raubvögel, Sperlingsvögel und Girrvögel. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 28.
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