56. Gattung: [159] Podagrica Foudr.

Malvenflohkäfer. Ansehnliche Halticinen (3–5 mm), mit gelbrotem VKörper u. blauen, grünen oder erzfarbigen Fld., in Grösse, Gestalt u. Färbung stark an Gastroidea polygoni L. erinnernd. Hsch. beiderseits an der Basis mit einem scharf eingegrabenen Längsstrichel, das 1/6 bis 1/3 der HschLänge erreicht. Zwischen beiden Längsfältchen (also über das hintere HschDrittel) nie ein Quereindruck. Die Punkte der Fld. nie in vollkommen regelmässige Streifen gestellt, dagegen meist, besonders in der vorderen FldHälfte, in mehr oder minder erkennbare Längsreihen angeordnet (Fg. 8). Der K. besitzt keine deutlichen StHöcker, doch sind StLinien u. Augenrinne vorhanden (Fg. 9). Die Gelenkpfannen der VHü. sind hinten geschlossen.


Die Arten leben auf Malvengewächsen; an wildwachsenden Malvenarten (Käsepappeln, Rosspappeln, speziell Malva silvestris L., neglecta Wallr., rotundifolia L.) auf sonnigem, trockenem Unland, an Wegrändern, in Dörfern an Hausmauern usw. Weit häufiger aber auf kultivierten Malvaceen, so auf Pappel- oder Stockrosen (Althaea rosea L.u. verwandten Arten) in Hausgärten, sowie auf Eibisch (Althaea officinalis L.). Sie durchlöchern die Blätter, oft siebartig, bei Nahrungsmangel sogar bis auf die Blattrippen. Die Käfer sind wenig lebhaft und springen ungern und nicht gut.


Die Larve von Pod. fuscicornis L. ist nach E. Heeger langgestreckt, fast walzig, sehr blass bräunlich u. besitzt 3 Fusspaare.


Sie lebt im Stengelmark, überwintert u. verpuppt sich im Frühjahr in der Erde. Die wachsweisse Puppe liefert frühestens im Mai den Käfer.


[159] 1'' B. schwarz (unreif dunkel pechbraun). K. hell gelbrot1, Hsch. fein bis verloschen punktiert, Punkte der Fld. gross, im vorderen Teile in weitläufigen, ziemlich regelmässigen Reihen stehend, die sich deutlich aus dem fein punktulierten Grunde herausheben. Mittelgrosse, ziemlich breit gebaute Art, normal auf den Fld. blau oder blaugrün gefärbt, die a. metallescens Wse. mit erzfarbigen Fld.; die a. Foudrasi Wse. mit schwärzlichem VKörper. 3,5–4 mm.

Deutschland, doch nicht häufig und mehr dem westlichen Europa eigen. Von Ende Mai bis in den Herbst auf wilden Malven an trockenen, wüsten Orten, auch auf Pappelrosen in Ziergärten

fuscipes Fab.

1' B. gelbrot.

2'' Scheitel schwarzgrün überlaufen2. Schl. zuweilen etwas gebräunt.

Längsfältchen des Hsch. meist von ungefähr 1/4 der HschLänge. Punkte der Fld. stark, in deutlich hervortretende, aber nicht ganz regelmässige, einfache Reihen (keine Doppelreihen) gestellt. Punktierung der Zwischenräume fein. Etwas kleinere Art von mehr gestreckter, subparalleler Körperform. Fld. blau oder blaugrün (normal) oder erzfarbig (a. aenescens Wse.) (Fg. 8). 3–3,5 mm. – T. 147, Fg. 10.


  • Fg. 8. Podagrica malvae Illig. Typus: deutlich gereiht punktierter Fld. (vgl. Fg. 1: regelmässig gestreift punktierte Fld.).
    Fg. 8. Podagrica malvae Illig. Typus: deutlich gereiht punktierter Fld. (vgl. Fg. 1: regelmässig gestreift punktierte Fld.).

  • Fg. 9. Kopf von Podagrica fuscicornis L.
    Fg. 9. Kopf von Podagrica fuscicornis L.

  • Fg. 10. Kopf von Mantura obtusata Gyllh. (Typus fehlender oberer Stirnlinien und Höcker).
    Fg. 10. Kopf von Mantura obtusata Gyllh. (Typus fehlender oberer Stirnlinien und Höcker).

Etwas häufiger als die vorige, vorwiegend in Mittel- u. Süddeutschland; in Nordeuropa fehlend, im Mittelmeergebiete sehr häufig u. dort mehrere Varietäten bildend3.

Vorkommen wie die folgende, doch beträchtlich seltener.

malvae Illig.

2' Der ganze K. hell gelbrot. B. nie angedunkelt. Hsch. fein bis verloschen punktiert. Längsfältchen meist sehr kurz, von ungefähr 1/6 HschLänge. Fld. mässig bis sehr fein punktiert, die Punkte ziemlich gedrängt, entweder [160] verworren oder Spuren einer Doppelreihung zeigend. Grosse Art, die durch ihre grossen, meist hinter der Mitte am breitesten werdenden Fld. einen mehr Chrysomela-ähnlichen Habitus erhält. Fld. blau bis blaugrün, selten etwas metallisch. 3–5 mm. – T. 147, Fg. 11.

Die grösste u. häufigste Art in Deutschland. In Südeuropa, speziell in den Mittelmeerländern eine meist noch grössere, stärker punktierte Form (v. meridionalis Wse. = v. chrysomelina Wltl.) bildend. (Grosse fuscicornis aus Deutschland möchte ich aber nicht auf diese speziell südliche Rasse bezogen wissen.)

Von Ende Mai bis Herbst (besonders Juli) an den in der Gattungsbeschreibung bezeichneten Orten u. Pflanzen

fuscicornis L.

Fußnoten

1 Die a. Foudrasi Wse. mit schwarzem Vorderkörper ist äusserst selten u. mir nie zu Gesichte gekommen.


2 Selten ist bei deutschen Stücken der Scheitel nicht merklich angedunkelt. Solche meist unreife Stücke unterscheiden sich von der folgenden Art durch geringere Grösse, mehr parallele Körperseiten, starke HschPunktierung, längere HschStrichel, starke Punktierung der Fld., die deutliche, wenn auch nicht völlig regelmässige einfache Reihen bildet. In den Mittelmeerländern lebt malvae v. semirufa Küst. mit meist ganz hellem Kopf u. durchschnittlich feinerer HschPunktierung.


3 Die einfarbig gelbrote, nordafrikanische malvae v. semirufa a. rufa All. wird von J. Schilsky als fraglich aus Deutschland angegeben. Sie ist für jeden Fall zu löschen. Ebenso Pod. intermedia Kutsch., die auf kleine Exemplare der malvae v. semirufa aufgestellt wurde u. in Deutschland nicht vorkommt. Alle derartigen Angaben beziehen sich auf aberrante Stücke der malvae.


Quelle:
Edmund Reitter: Fauna Germanica. Die Käfer des deutschen Reiches. Stuttgart: K.G. Lutz, 1912, S. 161.
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