Kapitel LXXVI.
De piscatione
oder
Von der Fischerei

[13] Hierher gehöret auch die Fischerei und die Jagd. Die Kunst oder Fleiss der Fischerei ist bei den Römern so berühmt gewesen, und in solchem Wert gehalten worden, dass sie fremde Fische, und die an italienischen Küsten nicht bekannt gewesen sind, von weiten Orten der Welt auf Schiffen haben kommen lassen und in ihr Meer geworfen, und haben gleichsam dieselben wie auf Felder ausgesäet und dafür gehalten, dass dadurch dem gemeinen Wesen ein grosser Nutz zuwachsen könnte. Über dieses haben sie Fischhälter und -Teiche in Gärten, darinnen die raresten Fische gewesen, mit grossen Unkosten aufgerichtet, von welchen auf die Letzt viele römischen Fürsten und Familien die Zunamen genommen haben, wie die Licinii, Murenae, Sergii und Oratae; daher hat auch Cicero Lucium, Philippum und Hortensium Fischteichler genennet, nämlich von Fischteichen. Wir lesen, dass Octavianus Augustus hat pflegen mit dem Hamen zu fischen, und Nero (wie Suetonius[13] schreibet) hat ein güldenes Netz aus Garn von Purpur und Scharlach-Farbe gehabt.

Der Arten zu fischen sind ebenso nicht viel und werden alle Fische mit Netzen oder mit der Angel oder mit den Fischreusen oder mit den Pfeilen oder mit dem Rechen gefangen.

Aber die Fischerei ist eben nicht in so grossem Lobe zu halten, weil die Fische ein hart Nutriment oder Nahrung geben, und dem Magen nicht dienlich sind; sie sind auch den Göttern zum Geschenk nicht angenehm gewesen, denn wir haben niemals geböret, dass ein Fisch zum Opfer wäre gebraucht worden.[14]

Quelle:
Agrippa von Nettesheim: Die Eitelkeit und Unsicherheit der Wissenschaften und die Verteidigungsschrift. München 1913, Band 2, S. 13-15.
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