Gespräch anläßlich der Schichtung des Sâvitra genannten Feuers

[48] Atyanha, der Sohn des Aruna, teilte einem Schüler einige Fragen mit und sandte ihn aus: ›Gehe und frage den Plaksha Daiyâmpâti: »Kennst du das Sâvitrafeuer oder kennst du es nicht?«‹ Er ging zu ihm und fragte ihn: ›Der Meister schickte mich: Kennst du das Sâvitrafeuer oder kennst du es nicht?‹ Der sprach: »Ich kenne es.«

›Worauf ist es gegründet?‹ »Auf dem, der jenseit des Dunstkreises1 liegt.« ›Wer ist das?‹ Er sprach: »Der, der dort brennt, das ist der, der jenseit des Dunstkreises liegt.« ›Der liegt diesseit des Dunstkreises; worauf aber ist jenes gegründet?‹ »Auf die Wahrheit.« ›Was ist die Wahrheit?‹ »Kasteiung.« ›Worauf ist die Kasteiung gegründet?‹ »Auf die Kraft.« ›Welche Kraft ist das?‹ »Der Hauch.« ›Nicht frage weiter nach dem Hauch, sagte zu mir der Meister.‹ Da sprach Plaksha Daiyâmpâti: »Hättest du, Schüler, weiter nach dem Hauche gefragt, wäre dein Kopf abgesprungen und ich würde höher als der Meister sein, der über das Sâvitrafeuer sich mit mir zu unterreden wünschte.« Darum[48] soll man über das Sâvitrafeuer sich nicht unterreden. Wer über das Sâvitrafeuer mit einem dessen Kundigen sich unterredet, legt in ihn den Erfolg. Jenes, das dort brennt, gewährt ihm den Erfolg; Erfolg gewährt ihm Kasteiung; Kasteiung gewährt ihm Kraft; Kraft gewährt ihm Hauch.


(III, 10, 9)

1

Der Text hat das Wort rajas, das »Dunstkreis« und »Leidenschaft« bedeutet. Der Kommentar erklärt es als den von Leidenschaft erfüllten Samsâra, die ununterbrochene Folge von Geburt und Tod.

Quelle:
Upanishaden. Altindische Weisheit aus Brâhmanas und Upanishaden. Düsseldorf/Köln 1958, S. 48-49.
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