I.

[182] 1,1.

Brahmán entstand als erster von den Göttern,

Als Schöpfer dieses Weltalls und Behüter.

Der lehrte seinem ältsten Sohn Atharva(n)

Das Brahmanwissen, alles Wissens Grundstein.


2.

Was Brahmán vormals lehrte dem Atharvan,

Das Brahmanwissen, sagte der dem A gir,[182]

Dieser dem Satyavâha Bhâradvâja,

Und der dem A giras, das Höchst-und-Tiefste.


3. Da geschah es, dass Çaunaka, ein Mann von grossem Reichtume, dem A giras in geziemender Weise nahte und ihn fragte: »Was ist, o Ehrwürdiger, dasjenige, mit dessen Erkenntnis diese ganze Welt erkannt worden ist?«

4. Und er sprach zu ihm: »Zwei Wissenschaften soll man wissen nach dem, was die Brahmanwisser sagen, nämlich die höhere und die niedere.«

5. Die niedere ist der Ṛigveda, Yajurveda, Sâmaveda, Atharvaveda,


Lautlehre, Kultus, Grammatik,

Wortschatz, Metrik, Astronomie.


Aber die höhere ist die, durch welche jenes Unvergängliche (aksharam) erkannt wird;

6. jenes, welches


Unsichtbar, ungreifbar, ohne Stammbaum, farblos,

Ohn' Aug' und Ohren, ohne Händ' und Füsse,

Ewig, durchdringend, überall, schwer erkennbar,

Jenes Unwandelbare,

Das als der Wesen Schoss die Weisen schauen.


7.

Wie eine Spinne auslässt und einzieht [den Faden],

Wie auf der Erde spriessen die Gewächse,

Wie auf Haupt und Leib des Menschen, der lebt, die Haare,

So aus dem Unvergänglichen alles, was hier ist.

Quelle:
Die Geheimlehre des Veda. Leipzig 1919, S. 182-183.
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