Die Lehre des Çâṇḍilya.

[74] Chândogya-Upanishad 3,14.


Die Seele, das Unendlich-Kleine in uns, ist identisch mit Gott, dem Unendlich-Grossen ausser uns.


1. Gewisslich, dieses Weltall ist Brahman; als Tajjalân [in ihm werdend, vergehend, atmend] soll man es ehren in der Stille.

Fürwahr, aus Einsicht (kratu) ist der Mensch gebildet; wie seine Einsicht ist in dieser Welt, danach wird der Mensch, wenn er dahingeschieden ist; darum möge man trachten nach Einsicht.

2. Geist ist sein Stoff, Leben sein Leib, Licht seine Gestalt; sein Ratschluss ist Wahrheit, sein Selbst die Unendlichkeit [wörtlich: der Äther]. Allwirkend ist er, allwünschend, allriechend, allschmeckend, das All umfassend, schweigend, unbekümmert; –

3. dieser ist meine Seele (âtman) im innern Herzen, kleiner als ein Reiskorn oder Gerstenkorn oder Senfkorn oder Hirsekorn oder eines Hirsekornes Kern; –

dieser ist meine Seele im innern Herzen, grösser als die Erde, grösser als der Luftraum, grösser als der Himmel, grösser als diese Welten.

4. Der Allwirkende, Allwünschende, Allriechende, Allschmeckende, das All Umfassende, Schweigende, Unbekümmerte, dieser ist meine Seele im innern Herzen, dieser ist das Brahman,[75] zu ihm werde ich, von hier abscheidend, eingehen. – Wem dieses ward, fürwahr, der zweifelt nicht!

Also sprach Çâṇḍilya, – Çâṇḍilya.

Quelle:
Die Geheimlehre des Veda. Leipzig 1919, S. 74-76.
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