10. Die Bestätigungen

[41] Der Meister sprach: Ich könnte über die Sitten der Hiazeit sprechen, aber der Staat Ki (wo heute die Nachkommen der Hia sitzen) ist nicht imstande, die Bestätigungen (für meine Worte) zu liefern. Ich habe die Sitten der Yinzeit erforscht, und in Sung ist noch manches davon vorhanden. Ich habe die Sitten der Dschouzeit erforscht. Sie sind heute noch im Gebrauch. Ich folge den Sitten von Dschou.

Wer über die Welt herrscht, hat drei (vorangehende Dynastien) wichtig zu nehmen, durch die er die Fehler verringern kann. Was darüber hinausgeht, mag wohl gut sein, aber es läßt sich nicht bestätigen. Was nicht bestätigt ist, wird nicht geglaubt; was nicht geglaubt wird, dem folgen die Leute nicht. Was darunter ist, mag wohl gut sein, aber es wird nicht geehrt (weil es noch nicht durch Alter ehrwürdig geworden ist). Was nicht geehrt ist, wird nicht geglaubt; was nicht geglaubt wird, dem folgen die Leute nicht.

Darum wurzelt der Weg des Edlen in seiner eigenen Persönlichkeit, er bestätigt ihn durch (die Zustimmung) des Volkes,[41] er prüft ihn an (den Einrichtungen) der drei (vorangehenden) Königsgeschlechter und findet keinen Widerspruch. Er fügt ihn ein in (den Naturverlauf von) Himmel und Erde und findet keinen Anstoß. Er legt ihn den Geistern und Göttern14 vor und findet keinen Zweifel. Und wenn nach hundert Geschlechtern ein (anderer) Heiliger auftritt, so wird auch der kein Bedenken haben. Daß er ihn den Geistern und Göttern vorlegt und keinen Zweifel findet, ist ein Beweis, daß er den Himmel kennt. Daß, wenn nach hundert Geschlechtern ein Heiliger auftritt, dieser keine Bedenken hat, ist ein Beweis, daß er den Menschen kennt. Darum: Wenn der Edle sich rührt, so schafft er auf viele Geschlechter hinaus für die Welt einen Weg. Wenn er handelt, so schafft er auf viele Geschlechter hinaus für die Welt ein Vorbild. Wenn er redet, so schafft er auf viele Geschlechter hinaus für die Welt einen Maßstab. Die ferne von ihm sind, blicken sehnsüchtig nach ihm aus; die nahe bei ihm sind, werden seiner nie müde. In den Liedern heißt es (IV Sung II, 3, 2):


»Dort ist kein Haß.

Hier ist kein Überdruß.

Zu hoffen ist, daß Tag und Nacht

nur jeder sei auf Preis bedacht.«


Noch nie hat ein Edler anders als auf diesem Weg frühzeitig Ruhm erlangt in der Welt.

14

nämlich im Schildkröten- und Schafgarbenorakel.

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 41-42.
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