4. Verleihung des Rechts zur Musik - Yüo Schï

[78] Vor alters machte Schun die fünfsaitige Zither zur Begleitung des Lieds vom Südwind, und Kui richtete zuerst die Musik ein zur Ehrung der Fürsten.

So machte der Sohn des Himmels die Musik zur Ehrung der Fürsten, die Geisteskräfte besitzen. Wenn ihre Geisteskräfte stark waren und ihre Belehrungen ehrfurchtsvoll entgegengenommen wurden, wenn die fünf Kornarten zur Zeit reif wurden, dann ehrte man sie durch Musik. Diejenigen, die sich bei der Ordnung ihres Volkes Mühe gaben, durften die Reihen ihrer Pantomimen weit ausdehnen. Diejenigen, die sich bei der Ordnung des Volkes gehen ließen, deren Reihen waren kurz. So konnte man an den Reihen der Pantomimen sehen, wie groß die Geisteskraft eines Fürsten war, ebenso wie man an seinem posthumen Titel5 erkennen konnte, wie sein Wandel war.

Die Musik der großen Herrlichkeit (Da Dschang) bedeutet Verherrlichung. Die Musik Hiën Dschï war vollkommen. Die Musik Schau zeigte die Fortsetzung früherer Größe. Die Musik Hia war groß, und die Musik von Yin und Dschou war erschöpfend.

Der Weg von Himmel und Erde bewirkt, daß, wenn Kälte und Hitze nicht zu ihrer Zeit kommen, Krankheiten entstehen, wenn Wind und Regen nicht ihr Maß haben, Hungersnöte entstehen. Die Erziehung ist des Volkes Hitze und Kälte. Wenn die Erziehung nicht der Zeit entspricht, so schadet sie der Welt. Die Werke sind des Volkes Wind und Regen. Wenn die Werke nicht ihr Maß haben, so gibt es keinen Erfolg. Darum machten die früheren Könige die Musik, um durch dieses Vorbild Ordnung zu schaffen. War sie gut, so glich der Wandel der Menschen ihrer Geisteskraft.

Das Essen von Schweinefleisch und das Trinken von Wein ist nicht zum Unheil bestimmt. Und wenn dennoch die Streitigkeiten und Prozesse dadurch vermehrt werden, so kommt es davon, daß des Weines Übermaß das Unheil erzeugt. Darum ordneten die früheren Könige die Sitte des Weintrinkens. Die Sitte der einmaligen Darbietung bewirkte, daß Gast und Wirt sich hundertmal voreinander verneigen und den ganzen[79] Tag Wein trinken konnten, ohne betrunken zu werden. Auf diese Weise beugten die früheren Könige dem Unheil des Weines vor. So dienten Wein und Speise zur gemeinsamen Freude, die Musik diente zur Darstellung der Geisteskraft, und die Sitte diente, um das Übermaß einzuschränken.

Darum sorgten die früheren Könige, daß, wenn es schwere Fälle gab, die Sitte da war, um die Trauer zu regeln, und wenn es großes Glück gab, die Sitte da war, um die Freude zu regeln. So war der Grad der Trauer und der Freude durch die Sitte beschränkt.

5

Diese Titel wurden nach dem Tode nach festen Regeln verliehen; aus ihnen konnte der Eingeweihte auf den Charakter der betreffenden Fürsten schließen.

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 78-80.
Lizenz: