4. Spontane Wirksamkeit

[114] Der Herzog sprach: »Wie macht Ihr es, wenn Ihr andere Leute belehrt?«

Der Meister sprach: »Nicht daß ich selbst soweit wäre. Aber im Altertum haben Lau Pong und Dschung Kui es so gemacht, daß sie in den Regierungsgrundsätzen nur die Großwürdenträger belehrten, in den amtlichen Regeln die Staatsmänner und in den Geschicklichkeiten die gewöhnlichen Menschen. Wer zu weit ging, den schränkten sie ein; wer zurückblieb, den regten sie an. Sie beurteilten die Menschen nach ihren Geisteskräften und ihrem Wandel; sie bestallten sie nicht nach ihren Worten. Die Menschen nach ihren Worten aussuchen, wäre, wie wenn man die Herren von Hia nach ihren äußeren prächtigen und ihren inneren härenen Gewändern[114] beurteilen wollte. Die Handlungen reichen nicht über die Grenzen hinaus.«

Der Herzog sprach: »Gut fürwahr! Ich habe nach der Regierung gefragt, und Ihr habt mich belehrt.«

Der Meister sprach: »Was Ew. Hoheit gefragt haben, das reicht empor bis zur Gleichheit mit den Einrichtungen des Huang Di, den Einrichtungen der höchsten Sitten.«

Der Herzog sprach: »Ist am Weg der alten Heiligen dies das Schönste?«

Der Meister sprach: »Alles, was schön daran ist, hängt zum mindesten damit zusammen: bestrahlt vom Licht des Himmels es aufzunehmen, so daß es Glück bringt; die Früchte der Erde zu beschaffen und sie so zu regeln, daß sie Heil bringen; die geistigen Kräfte der Menschen zu fördern und sie zu wahren durch das Beispiel.«

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 114-115.
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