5. Macht der Gesellschaft

[151] Eine Schafgarbe, die unter Hanfstengeln wächst, braucht nicht gestützt zu werden und ist von selber gerade. Der weiße Sand, der sich mit Schlamm vermischt, wird schwarz wie er. Darum leben die Menschen miteinander wie Schiffe und Wagen, die zugleich ans Ziel kommen: Bin ich vorne, so ziehe ich den andern; ist der andere vorne, so schiebe ich ihn. Darum kommt der Mensch ohne Menschen nicht zurecht, wie ein Pferd ohne Pferd nicht läuft, Erde ohne (andre hinzugefügte) Erde nicht hoch wird, Wasser ohne Wasser nicht fließt.

Der Edle benimmt sich als Jüngerer so, daß er auf Reisen die Schwierigkeiten auf sich nimmt, und wenn keine Matte da ist, zu Füßen der andern schläft. Einem alten Mann gegenüber wird man nicht dulden, daß er Mühsale des Reisens auf[151] sich nimmt. Auch in der Nähe eines Marktes bezahlt er keinen Preis, auch in den Feldern übernachtet er nicht im Freien, auf seinen Reisen wird er nicht als fremder Gast behandelt. Wenn man so handelt, so nimmt man es ernst mit dem richtigen Betragen gegen das Alter.

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 151-152.
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