5. Die Kürze des Lebens

[157] Des Menschen Leben bewegt sich innerhalb eines Jahrhunderts. Und davon geht noch ab die Zeit der Krankheiten, die Zeiten des Alters und der Kindheit. Darum gedenkt der Edle daran, daß die Gelegenheiten nicht wiederkehren, und handelt zuvor. Wenn die Eltern verschieden sind, dann mag er wohl wünschen, kindesehrfürchtig zu sein; aber gegen wen soll er seine Kindesehrfurcht üben? Wenn er erst sechzig oder fünfzig Jahre alt ist, dann mag er wohl wünschen, brüderlich zu sein; aber gegen wen soll er seine Brüderlichkeit üben? So gibt es für die Kindesehrfurcht ein ›zu spät‹ und für die Brüderlichkeit ein ›nicht mehr‹. Damit ist dies gemeint.

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Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 157-158.
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