15. Ehrfurcht vor dem Lehrer als Vorbedingung

[172] Bei dem Weg alles Lernens ist die Schwierigkeit, daß der Lehrer gefürchtet wird. Wird der Lehrer gefürchtet, so wird der Weg geehrt. Steht der Weg in Ehren, dann weiß das Volk die Wissenschaft zu ehren. Darum gibt es zwei Umstände, unter denen der Fürst seine Untertanen nicht als Untertanen behandelt: Wenn einer Vertreter des Toten ist2, behandelt er ihn nicht als Untertan, und wenn einer sein Lehrer ist, behandelt er ihn nicht als Untertan. Die Sitte der Hohen Schule bestimmte, daß ein solcher, auch wenn er vor den Himmelssohn gerufen ward, nicht mit dem Gesicht nach Norden stand3, um dadurch den Lehrer zu ehren.

2

Beim Totenopfer gab es in alter Zeit einen Vertreter des Toten, vor den die Opfer hingestellt wurden.

3

Bei Hof saß der Herrscher mit dem Gesicht nach Süden, die Beamten standen vor ihm mit dem Gesicht nach Norden.

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 172.
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