12. Schulerziehung des Prinzen

[260] Im Altertum pflegte der Prinz, wenn er acht Jahre alt war, die Frauengemächer zu verlassen und in den äußeren Räumen zu wohnen, um die kleinen Künste zu lernen und sich in den kleinen Bräuchen zu üben. Zur Zeit, wenn ihm das Haar aufgebunden wurde, kam er in die Hohe Schule und lernte die hohen Künste und übte die großen Bräuche.

Im Sitzen übte er die Texte der Sitte, im Gehen klangen die Nephritgehänge (an seinem Gürtel). Wenn er im Wagen fuhr, so hörte er den Laut der Friedens- und Fasanenglöckchen. Darum war für das Eindringen von schlechten Gedanken gar keine Möglichkeit da.

Am Querholz sind die Fasanenglöckchen, am Wagenrand sind die Friedensglöckchen. Wenn die Pferde sich bewegen, so erklingen die Fasanenglöckchen. Wenn die Fasanenglöckchen klingen, so antworten ihnen die Friedensglöckchen. Sie klingen: Ho, Ho (Friede, Friede). Darauf zu achten, ist die Mahnung an den Fahrenden. Auf dem Wagen sind die Friedens- und Fasanenglöckchen die Mahner; steigt man vom Wagen herab, so dienen die Nephritanhänger als Rhythmus. Oben am Gürtel sind die zwei Hong (Querstängchen), unten sind die beiden Huang (halbkreisförmiger Abschluß). Die Hong Ya und die Bi Dschu sind dazwischen eingefügt, mit Gu Yü untermischt.

Beim Gehen ertönt der Tsai-Tsï-Ton, beim Eilen der Sï-Hia-Ton; die Wendungen der Schritte treffen genau den Zirkel, das Zurseitekehren und das Umkehren trifft genau das Winkelmaß; beim Vortreten verneigt man sich, beim Zurücktreten läßt man den Vortritt. Nur wenn das alles richtig gemacht wird, ertönt der Nephritschmuck in rhythmischer Weise.

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 260.
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