7. Gegenseitigkeit als Grundlage der Sitte

[312] Im höchsten Altertum schätzte man die spontane Geisteskraft (die wirkt, ohne sich um den Erfolg zu kümmern). In späterer Zeit war man darauf bedacht, zu wirken und zu vergelten. Die Sitte schätzt das regelmäßige Hin- und Hergehen der Beziehungen1. Dem andern entgegenzukommen, ohne daß man verständnisvolle Erwiderung findet, entspricht nicht der Sitte. Vom andern etwas anzunehmen, ohne es entsprechend zu erwidern, entspricht nicht der Sitte.

1

In dieser Auffassung finden wir den tiefstgreifenden Gegensatz zwischen Konfuzianismus und Taoismus, welch letzterer durchaus auf dem Standpunkt steht, der hier als der des höchsten Altertums bezeichnet ist.

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 312.
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