VI, 12. [453.] An Agni.

[239] Der Stachler in Vers 1 und 3 ist der Sonnengott, der seine Rosse zur Fahrt anstachelt, und dessen Gebiet Himmel und Erde sind; der dreifach seinen Sitz hat (Vers 2) ist Agni, als im Himmel, der Gewitterwolke und auf der Erde wohnend, er ist verglichen mit dem Weltdurchdringer Vischnu, der in drei Schritten die Welt durchschreitet. Die Wallerin in Vers 4 scheint (wie in 395,10) die Morgenröthe zu sein.


1. Der Priester Agni mitten in dem Hause,

der Fürst der Streu verehr des Stachlers Weltpaar;

Er breitete der Sonne gleich sein Licht aus,

der Sohn der Kraft, der Heilige, von fern her.

2.214 Zu dir, verehrter, wenn du ferne scheinest,

eilt hin, o Fürst, der Himmel mit den Göttern;

Der dreifach wie der Schritt des Weltdurchdringers

den Sitz hat, bring' der Menschen Opfergaben.

3.215 Der glühend strahlt, im Holze leuchtend wirket,

aufsteigend wie auf seiner Bahn der Stachler,

Dem Läufer gleich, der truglos nimmer umkehrt,

lässt sehen sich der Ew'ge bei den Reisern.

4. Die Unsern preisen ihn, den Wesenkenner,

im Hause wie die Wallerin mit Liedern,

Der Holz verzehrt, im Kampfe siegt, ein Renner,

den lichten ehrt man opfernd wie den Vater.

5. Ihn staunen alle an, sein Licht bewundernd,

wenn lustig schaffend es die Erd' entlang geht,

Der losgemacht, sogleich im Strome eilet,

gleich schuld'gem Diebe durch die Lande hinstreicht.

6.216 Befreie uns, o Renner, von Verleumdung,

o Agni du, entflammt durch alle Feuer;

Bring Reichthum uns und treibe weg Gefahren;

froh sei'n wir, reich an Söhnen, hundert Winter.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 239.
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