II, 1. [192.] An Agni.

[6] Agni's Geburt (1), sein Opferwerk (2), seine Aehnlichkeit mit andern Göttern (2-7, 10, 11), seine Huld (8, 9), und Pracht (12), durch ihn empfangen die Götter die Opferspeisen (13, 14), er übertrifft sie noch (15), Vers 16 scheint später zugefügt; doch gehört das ganze Lied nicht zu den ältesten.


1. Durch Flammen wirst geboren du, o Leuchtender,

du aus den Wassern, aus dem Wolkenfels hervor,

Und aus den Bäumen, aus den Kräutern, Agni, auch,

der du erstrahlst als Männerherr der Männerschar.

2. Dein ist des Priesters, Agni, dein des Läuterers

rechtmässig Amt, des Führers, dein des Ordnenden;

Du bist des Frommen Glutentzünder, opferst gern,

und Beter bist du, Hausherr du in unserm Haus.

3. Du bist, o Agni, Indra, bist der Tapfern Herr,

bist Vischnu auch, der hehre, weithinschreitende,

Ein Beter, Reichthum schenkend, o Gebetes Herr;

du, o Erhalter, bist durch Segensfülle hold.

4. Du, Agni, König Varuna, des Rechtes Schirm,

und Mitra bist du, wunderherrlich, preisenswerth,

Und Arjaman, der Heeresfürst, der mich beglückt,

bist Ança auch, der gern, o Gott, beim Fest beschenkt.

5. Als Tvaschtar giebst du, Agni, Kraft dem Huldiger;

dir, Freundereicher, sind die Götterfraun verwandt,

Du, Rosselenker, schenkest reichen Rossbesitz,

bist, Agni, reich wie eine Männerschar an Gut.

6. Und Rudra bist du, des erhabnen Himmels Geist,

die Marutschar, o Agni, Labung wohnt dir bei;

Auf feur'gen Winden gehst du, bringst uns Glück ins Haus,

und Puschan bist du, schützest die Verehrer recht.

7. Schatzspender bist, o Agni, du dem Opferer,

Gott Savitar bist du, verleihest Kostbarkeit;

Du Männerfürst bist Bhaga, Gut besitzest du,

im Hause Hüter dessen, der dir huldigte.

10. O Agni, Ribhu bist du, hier verehrungswerth,

und dein ist Labung, dein auch nahrungsreiches Gut;

Du leuchtest hell, entbrenne nun zum Schenken auch;

du spendest gerne, wenn das Opfer du durchstrahlst.

11. Du bist, Gott Agni, dem Verehrer Aditi,

bist Bharati, bist Hotra, freust am Liede dich,[7]

Die hundertjährige Ida du zur Kräftigung;

du schlägst den Feind, o Reicher, bist Sarasvati.

8. Nach dir, o Agni, der im Hause Stammherr ist,

dem gnäd'gen König, streben alle Stämme hin;

Du, schön von Antlitz, herrschest über alles Gut,

du wiegest auf an zehn mal hundert Tausende.

9. Dich als den Vater gehn die Männer heischend an,

des Eifers voll, dich glänzenden, um Brüderschaft,

Ein Sohn, o Agni, bist du dem, der dich verehrt,

ein holder Freund und schützest ihn vor Ungemach.

12. Du, schön gepflegt, bist, Agni, höchste Lebenskraft,

in deinem Scheine, deinem lieben Glanz ist Pracht;

Du bist Erquickung kräft'ge und durchdringende,

und grosser Schatz, der weithin über alles reicht.

13. Zu ihrem Munde machten die Aditja's dich,

die glänzenden zur Zunge, weiser Agni, dich;

Die Spendegötter folgten bei den Opfern dir;

in dir geniessen Götter den geweihten Trank.

14. Dir sind, o Agni, alle Götter wohlgesinnt,

mit deinem Mund verzehren sie den Opfertrank;

Durch dich verschönen ihr Gebräu die Sterblichen;

du wirst geboren leuchtend als der Pflanzen Spross.

15. Gleich bist du diesen, ebenbürtig auch an Macht,

ja, übertriffst sie, Agni, schöngeborner Gott;

Als hier das Lastross herrlich dir gerüstet war,

erfülltest Erd' und Himmel du, das Weltenpaar.

(16. siehe Anhang.)

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 6-8.
Lizenz:

Buchempfehlung

Aristophanes

Die Wolken. (Nephelai)

Die Wolken. (Nephelai)

Aristophanes hielt die Wolken für sein gelungenstes Werk und war entsprechend enttäuscht als sie bei den Dionysien des Jahres 423 v. Chr. nur den dritten Platz belegten. Ein Spottstück auf das damals neumodische, vermeintliche Wissen derer, die »die schlechtere Sache zur besseren« machen.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon