II, 40. [231.] An Soma und Puschan.

[50] Puschan, der allnährende, alles schauende, alles durchdringende, und durchwandernde, der gleich der Sonne, deren strahlende und nährende Kraft er darstellt, seinen Sitz im Himmel hat, wird hier mit dem als Gott aufgefassten Soma zusammen angerufen. Der Nabel des Himmels in Vers 1 bedeutet den geistigen Mittelpunkt des gesammten Götterreiches. Wenn der Wagen, in dem die Götter fahren, als siebenräderig und mit fünf Strängen versehen dargestellt wird (3), so hat man wol an die sieben Ströme, die den Wohnsitz der vedischen Inder durchströmen, und an die fünf Stämme, welche nach vedischer Anschauung die Erde bewohnen, zu denken.


1. O Soma, Puschan, ihr des Reichthums Zeuger,

des Himmels Zeuger und der Erde Zeuger,

Euch, die gebornen als des Weltalls Hüter,

ersahn die Götter als des Himmels Nabel.

2. Sie seien hold uns, die gebornen Götter,

sie mögen bergen das verhasste Dunkel;

Für diese beiden: Soma, Puschan, zeuge

die gare Milch in rohen Kühen Indra.

3.39 O Soma, Puschan treibet her den Wagen,

der siebenrädrig durch die Lüfte eilet,[50]

Und alldurchdringend rollt nach vielen Seiten,

Gebet-geschirrt fünf Stränge hat, o Stiere.

4. Der eine schuf am Himmel hoch den Sitz sich,

der andre in der Luft und auf der Erde;

Ergiesset beid' uns reichen Gutes Fülle

an Schatz und Nahrung reiche, edle Sippe.

5. Der eine war's, der alle Wesen zeugte,

der andre wandert, alles rings beschauend,

O Soma, Puschan, meine Bitt' erfüllet;

lasst alle Feinde uns durch euch besiegen.

6. Die Bitte fördre Puschan alldurchdringend,

und Schatz verleih der Herr des Schatzes, Soma;

Und Aditi sei hold, die starke Göttin;

im Männerchor lasst heut beim Fest uns singen.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 50-51.
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