I, 143. An Agni.[147] 134

1. Ein kräft'ges, neues Lied bring' ich dem Agni dar,

Gebet und Sprüche trag' ich vor dem Sohn der Kraft,

Der Wasser Spross, der Götter Liebling stieg herab

zur Erde als ein Priester, der die Bräuche kennt.

2. Als in dem höchsten Himmel er geboren war,

ward Agni gleich dem Matariçvan offenbar;[147]

Der hat mit seiner Kraft ihn hell entflammt;

da hat sein Licht den Himmel und die Erd' erhellt.

3. Des Agni Strahlen, seine muntre Flammenschar,

des funkelnden mit schönem Blick und Angesicht,

Die Flammenströme flimmern, wie das Tageslicht,

die lichtgewalt'gen, nimmer schlummernd, ewig jung.

4. Ihn, den allreichen, zogen einst die Bhrigu's her

zum Mittelpunkt der Erde und der Welt mit Macht;

Den Agni locke her mit Liedern in dein Haus,

wie Varuna ist er allein der Güter Herr.

5. Der wie der Maruts Brausen, wie der Pfeil im Flug

und wie der Blitz des Himmels nicht zu hemmen ist,

Er isst und kaut mit scharfem Zahn und streckt dahin

des Waldes Bäume, wie der Streiter seinen Feind.

6. Ob Agni wol an unserm Spruch Gefallen hat?

ob unsern Durst nach Gütern wol der gute stillt?

Ob fördernd unsre Bitten er zum Ziele führt?

den Gott mit hellem Antlitz preiset dies mein Lied.

7. Der, Fett im Antlitz, eures Opfers Deichsel zieht,

zu Agni wie zum Freunde strebt, wer ihn entflammt,

Als Banner strahl' entzündet bei den Opfern er

und lenk zum Himmel unser glänzendes Gebet.

8. Behüte uns mit holden starken Hütern,

mit unabläss'gen, Agni, unablässig,

Mit unbethörten, Herr, und unverwirrten,

die nimmer schlummern, schütze unsre Kinder.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 147-148.
Lizenz: