A. An die Morgenröthe.

[92] 1. Schon haben diese Morgenröthen Licht gebracht,

und schmücken in des Raumes Osten sich mit Glanz,

Wie kühne Helden sich versehn mit Waffenschmuck;

wie Mutterkühe nahen nun die rothen sich.

2. Es flogen ihre goldnen Strahlen spielend auf,

und fügsam schirrten sich die rothen Kühe an;

Die Morgenröthen machten ihr Gewebe wie vordem,

und liessen steigen hellen Glanz, die röthlichen.

3. Wie Frauen, fleissig bei der Arbeit, strahlen sie,

auf gleichem Wege ziehend aus der Ferne her,

Dem gabenreichen Frommen bringend Labetrunk,

an jedem Tag dem Opferer, der Soma braut.

4.100 Sie schmückt mit buntem Kleid sich gleich der Tänzerin,

enthüllt den Busen, wie ihr Euter eine Kuh,

Licht schaffend jedem Wesen hat das Morgenroth

die Finsterniss geöffnet wie die Küh' den Stall.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 92.
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