I, 31. An Agni.

[31] Die Last in Vers 3 scheint die Opfer zu bezeichnen, welche Agni zu den grossen Göttern trägt; Agni wird in V. 13 vieräugig genannt, weil er nach den vier Weltgegenden hinschaut. Die Deutung der vierten Zeile in V. 11 ist unsicher.


1. Du, Agni, warst der erste Sänger Angiras,

als Gott der Götter segnender Genosse du,

In deinem Dienst entsprang der weisen Maruts Schar,

die kunstvoll wirken, sie, die lanzenglänzenden.

2. Du, Agni, als der beste, erste Angiras,

verwaltest als ein Seher stets der Götter Dienst;

Für alle Wesen weise und gewaltig du,

für Menschen allwärts ruhend, zweier Mütter Spross.[31]

3.27 Du hast zuerst dem Matariçvan dich gezeigt,

und dem Vivasvat, Agni, durch dein schönes Werk,

Es bebten Erd' und Himmel bei des Priesters Wahl,

du trugst die Last, die grossen ehrtest guter du.

4. Den Himmel liessest donnern du dem Manuspross

Pururavas, dem frommen du, der frommere;

Wenn du durch Kraft von deinen Aeltern wirst gelöst,

dann führt man bald nach Osten, bald nach Westen dich.

5. Ein Stier bist du, o Agni, mehrst die Nahrung uns,

bist anzurufen dem, der dir den Löffel reicht;

Dem, der das Opfer kennet und den Opferruf,

erfreust du, Herr der Menschen, alles Volk.

6. Den Mann auch, Agni, der auf bösem Wege wallt,

geleitest gnädig, weiser, du zum Opferfest,

Der du im Streit der Helden, im Entscheidungskampf,

mit wen'gen auch im Treffen schlägst die Ueberzahl.

7. Du, Agni, führst den Menschen zur Unsterblichkeit

zur höchsten, schaffest grossen Ruhm ihm Tag für Tag,

Der du begierig Göttern und dem Menschenstamm

Vergnügen schaffst und auch dem Fürsten Huld gewährst.

8. O Agni, mache unsern Sänger herrlich,

dass Schätze er gewinne, o gepriesner;

Gelingen lass durch neuen Fleiss das Werk uns

und mit den Göttern schützt uns, Erd' und Himmel!

9. Sei wachsam uns, o Agni, in der Aeltern Schooss,

und bei den Göttern, tadelloser, du als Gott,

Bewahr des Dichters Leben, sei ihm hold gesinnt;

du hast, o schöner, alles Gute ausgesät.

10. Fürsorger bist du, Agni, und ein Vater uns,

du Jugend schaffend, deine Blutsverwandten wir;

Es sammeln hundert, tausend Schätze sich bei dir,

Untrüglicher, dem starken Ordnungschirmenden.

11. Die Götter machten zu der Menschheit Fürsten dich,

zum ersten Wandrer, Agni, dich den Wandernden,

Sie machten Iḍa zu der Menschen Lehrerin

zur Zeit, da meines Ahnherrn Sohn geboren ward.

12. Beschirm durch deine Hüter, Agni, uns, o Gott,

die Opfergeber und uns selbst, o preislicher,

Du schützest Kinder, Enkel, Rinder uns,

sie schlummerlos bewachend stets bei deinem Werk.

13. Dem Frommen bist der nächste Hüter, Agni, du,

vieräugig wirst dem unbewehrten du entflammt;

Du nimmst den Spruch des Sängers gerne an, der dir

mit Opfern naht, zu nähren den, der nie verletzt.[32]

14.28 Du, Agni, schenkst dem Beter, welcher laut dich ruft,

den besten Reichthum, der von vielen, wird begehrt,

Des Armen Vater und Versorger heissest du,

den Thoren strafst und lehrest du, o weisester.

15. Den Mann, o Agni, der die Opfergabe schenkt,

umschirmst du wie ein festgefügter Panzer rings;

Wer Süsses zutheilt, holdes wirkend in dem Haus,

Lebend'ges opfert, der ist nah dem Himmel schon.

16. Verzeih, o Agni, diese unsre Sünde,

den Weg, den wir entfernt von dir gegangen,

Du bist der Frommen Vater, Freund, Versorger,

bist eifriger Begeisterer der Menschen.

17. Wie früher einst bei Manus, wie bei Angiras,

Jajati, nah dich, Agni, Bote, unserm Sitz,

O reiner, fahre her das göttliche Geschlecht,

setz auf die Streu das liebe und verehre es.

18. Durch dies Gebet, o Agni, lass dich stärken,

das wir gemacht nach Wissen und Vermögen

Und führe uns zu höherm Glücke vorwärts,

beströme uns mit gabenreicher Güte.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 31-33.
Lizenz:

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Blumen und andere Erzählungen

Blumen und andere Erzählungen

Vier Erzählungen aus den frühen 1890er Jahren. - Blumen - Die kleine Komödie - Komödiantinnen - Der Witwer

60 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon