I, 165. An die Maruts und Indra.[160] 152

Vers 3-10 bilden ein Wechselgespräch zwischen den Maruts und Indra, V. 11 u. 12 spricht Indra weiter. Die in diesem Abschnitt beliebte Schlusszeile hat wol eine ursprüngliche verdrängt.


1. Mit welchem Schmucke funkeln dort die Maruts

in gleicher Pracht, an Alter gleich und Ursprung?

Was ist ihr Plan? von wo sind sie gekommen?

sie stürmen wild, die Helden, Gut begehrend.[160]

2. An wessen Spruch erfreuten sich die Jungen?

wer hat zum Opfer hergelenkt die Maruts?

Sie, die wie Adler durch die Lüfte streichen,

durch welches hohe Lied mag man sie fesseln?

3. »Warum, o Indra, sonst dich gross erweisend,

fährst du allein, o Herr, was liegt im Sinn dir?

Wenn du uns prächt'ge triffst, so plauderst gern du?

so sprich, was hast du wider uns, o Rossherr?«

4. »Gebete, Lieder, Tränke, sie erfreun mich,

Begier erwacht, der Pressstein ist geschirrt mir;

Sie flehn, willkommen sind mir ihre Sprüche;

und meine Füchse fahren uns zum Mahle.«

5. »So werden wir vereint mit unsern Freunden,

den freien Männern, unsre Leiber schmückend,

Mit grosser Pracht nun unsre Schecken scheeren;

denn recht nach Wunsch bist, Indra, du erschienen.«

6. »Wo war, o Maruts, damals dies eur Wünschen,

als ihr allein mich liesst im Drachenkampfe?

Ich freilich, stark, gewaltig, vielvermögend

schlug jeden Feind mit meinen Waffen nieder.«

7.153 »Gar viel hast du vollbracht mit uns verbündet

o starker, mit vereinten Heldenkräften,

Und vieles werden wir, o Indra, wirken

mit Kraft, o stärkster, wenn wir Maruts wollen.«

8. »Den Vritra schlug mit Indrakraft ich, Maruts,

durch eignen Grimm bin ich so stark geworden;

Ich war's, der den allglänzenden Gewässern,

den Blitz im Arm, zum Menschen freie Bahn brach.«

9.154 »Nichts ist fürwahr, o Held, dir unbezwinglich,

dir gleich gibt's keinen unter allen Göttern,

Kein lebender, kein früherer erreicht dich,

so thu, o starker, was zu thun du vorhast.«

10. »So muss denn mir allein die höchste Kraft sein;

was ich begonnen, führ' ich aus mit Weisheit;

Denn mich, o Maruts, kennt man als den starken;

was ich ergreife, Indra, der bemeistert's.

11. Mich hat erfreut, o Maruts, euer Rühmen,

das schöne Wort, das, Männer, ihr gesprochen,

Dem Indra mir, dem kampfgeübten Helden,

dem Freund die Freunde mir aus eignem Antrieb.

12.155 So wie ihr seid hier, mir entgegenstrahlend,

mit hohem Ruhm und Kraft begabt, untadlig,

Wenn ich euch seh', o Maruts, hellerglänzend,

gefielt ihr mir, gefallet ihr mir jetzt auch.«[161]

13. Wer ist's, der euch, o Maruts, jetzt verherrlicht?

o kommt doch her, ihr Freunde, zu den Freunden,

O glänzende, belebend unsre Andacht

und werdet Zeugen meiner frommen Werke.

14. Wenn wie zur Spende euch der Dichter herlockt,

und der Gesang des weisen uns herbeizog,

So wendet bald euch, Maruts, her zum Beter,

für euch ja sang der Sänger diese Sprüche.

15. Euch, Maruts, gilt dies Lied des Manasohnes,

das Lob des Dichters von dem Stamm Mandāra's,

Mit Labung kommt herbei zu eigner Stärkung

gebt Labung uns und wasserreiche Fluren.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 160-162.
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