I, 104. An Indra.

[104] Die Çipha in Vers 3 ist ein unbekannter Strom, in dessen Wasserfall die beiden Weiber des Kujava (des Dämons der Misernte) ihren Untergang finden sollen.


1. Hier ist der Schooss zum Sitzen dir bereitet,

zur Einkehr löse deine Flügelrosse,

Die trefflich fahren früh, am Tag, am Abend,

und setz dich, Indra, wie ein Renner schnaufend.

2. Zu Indra eilten labend diese Männer,

er komme nun sogleich auf diesen Wegen;

Des Dämons Wuth beschwichtigen die Götter,

zum Glücke mögen unsern Stamm sie führen.

3. Von selbst vergeht, wer lüstern ist nach Gütern,

von selbst vergeht der Schaum auf Wasserwogen,[104]

Kujava's Weiber baden sich im Milchtrank,

zerschmettert sein sie in der Çipha Stromfall.

5. Als jene List des Dämons er erkannte,

ging er zum Ort, der Kuh gleich, die den Stall kennt;

Nun mögst du starker unserer gedenken,

nicht gib uns hin, wie Schätze der Verschwender.

6. O Indra, schenk uns Sonnenlicht und Wasser,

Schuldlosigkeit verleih und Lob der Menschen,

Verdirb uns nicht die Freude, die uns nah ist,

wir trauen deiner grossen Indrastärke.

7. So, mein' ich, haben wir auf dich getrauet;

führ als ein Held uns hin zu grossem Reichthum;

Setz, vielgerufner, nicht in öden Sitz uns,

den Hungernden gib, Indra, Trank und Speise.

8. Erschlag' uns nicht, o Indra, noch verwirf uns,

und raube nicht uns unsre liebe Nahrung;

Zerstör uns, Indra, nicht das ungeborne,

noch auch die Leiber, die die Frucht umschliessen.

9. O komm herbei, man nennt dich Freund des Soma,

hier steht gebraut er, trink davon zum Rausche,

Du umfangsreicher, giess ihn in den Bauch dir;

wenn wir dich rufen, hör uns wie ein Vater.

(4. siehe Anhang.)

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 104-105.
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