IX, 5. [717.] Apri-Lied.

[189] Die Apri-Lieder sind sonst stets als Agni-Lieder behandelt. In diesem, vielleicht später eingeschalteten Liede, sind alle Eigenschaften Agni auf den Soma übertragen. Wie bei allen Apri-Liedern ist elf die geringste Verszahl. Sonst sollte das Lied, wenn es der ursprünglichen Sammlung angehört, zehn Verse enthalten. Auch weicht das Versmass in den letzten vier Versen von dem sonst durchgehenden Versmasse dieser Sammlung ab.


1. Der überall entflammte Herr,

der rieselnde, erstrahlet weit,

Der Hengst, der wiehernd uns erfreut.

2. Sohn seiner selbst, der rieselnde,

die Hörner wetzend fliesst er hin

hellleuchtend durch die weite Luft.

3. Der preisenswerthe, rieselnde,

erstrahlet als ein heller Schatz

Im Strom des süssen Tranks mit Kraft.

4. Im Osten breitet er die Streu,

der Gott eilt zu den Göttern hin,

Der goldne, kräftig rieselnde.

5. Aus ihren Rahmen öffnen sich

die goldnen Götterthore weit,

Gepriesen von dem rieselnden.

6. Auf Nacht und Morgen stürzt als Stier,

die schönen, weiten, herrlichen,

Die grossen sich der rieselnde.

7.182 Die beiden Männer-schauenden,

die Götterpriester rufe ich;

Ein Stier ist Indu, wenn er rinnt.

8. Des rieselnden Sarasvati,

die grosse Ida, Bharati,

Die drei geschmückten Göttinnen,

sie mögen unserm Opfer nahn.

9. Den Hüter Tvaschtar rufe ich,

den erstgebornen Führer ihn,

Indu ist Indra, Stier und Ross,

der rieselnde der Wesen Herr.

10. Den Waldesbaum, o rieselnder,

benetze mit dem süssen Strom,

Den goldnen, feuerfarbenen,

der hell mit tausend Zweigen glänzt.[189]

11. Zum Heiles-ruf des rieselnden,

o Götter, alle kommt herbei,

Der Wind, Gebetsherr, Sonnengott,

Agni und Indra im Verein.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 189-190.
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