IX, 69. [781.]

[237] Die Tochter der Aditi, der unversieglichen (in V. 3) ist die unter dem Bilde einer Stute dargestellte Milch, welche dich wie eine Braut dem zu dem Opferwerk hineilenden Soma, dem goldnen Hengste hingibt.


1. Wie auf den Bogen wird Gebet als Pfeil gelegt,

und schmiegt wie an der Mutter Euter sich das Kalb;[237]

Wie reichlich strömt die Kuh dem Kalbe, das sie führt,

so strömt der Gott, und Soma folget seinem Dienst.

2.244 Der Meth ergiesst sich, das Gebet wird zugemischt

und regt sich lieblich tönend in des Sängers Mund,

Und wie der Lärm der Kämpfenden, so rauscht der Trank,

der honigsüsse, flammende zur Wolle hin.

3. Die Braut begehrend strömt er zu dem Widderfell;

Aditi's Tochter folgt ihm, wenn zum Ziel er geht,

Der hehre Goldhengst wiehert, der gelenkte Trank,

die Kräfte wetzend wie ein Büffel leuchtet er.

4. Es brüllt der Stier, die Kühe gehn entgegen ihm,

zum Stelldichein des Gottes gehn die Göttinnen;

Er schreitet durch des Widders weisse Wolle hin,

wie mit gewaschnem Kleide hüllt sich Soma ein.

5. Mit unversehrtem, glänzendem Gewand umhüllt

sich schön geschmückt der goldene Unsterbliche;

Macht prächtig sich des Himmels Höh zum Schmuckgewand,

zur wasserreichen Decke in dem Schalenpaar.

6.245 So wie in schnellem Lauf der Sonne Strahlen, gehn

zusammen die berauschenden, befruchtenden,

Die schnellen Ströme durch das ausgespannte Netz;

zu keiner andern Stätte als zu Indra rieselt er.

7. Die schnellen Tränke haben wie in Stromes Sturz,

die stiergepressten, ihren Lauf ins Thal vollbracht,

Zum Heil den Menschen und dem Vieh in unserm Haus;

lass Leut' und Nahrung, Soma, uns zu Diensten stehn.

8. O ströme hell uns Reichthum zu an Gut und Gold,

an Ross und Rind, Getreidevorrath, Heldenkraft,

Denn ihr, o Soma's, seid als Väter mir gesetzt,

und als des Himmels Häupter, schaffend Jugendkraft.

9. Zu Indra eilten diese Somatränke,

die flammenden, wie Wagen hin zur Beute,

Durchs wollne Sieb hin gehen die gepressten

aufs Regnen aus, die goldnen aus der Decke.

10. Dem grossen Indra flamme zu, o Indu,

untadlig, gnädig und den Feind verzehrend,

Dem Sänger bringe glanzbegabte Güter,

seid mit den Göttern hold uns, Erd' und Himmel.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 237-238.
Lizenz: