X, 125. [951.] Die als Göttin personificirte Rede [402] (vâc) preist ihre Macht.425

1. Ich wandre mit den Rudra's mit den Vasu's

mit den Aditja's und mit allen Göttern,

Ich pflege Mitra Varuna, die beiden,

ich Indra-Agni, ich die beiden Ritter.

2. Den Soma pfleg' ich, der von Säften strotzet,

den Tvaschtar ich, den Puschan und den Bhaga

Ich schenke Reichthum dem, der Opfer darbringt,

dem eifervollen Beter und dem Presser.

3. Ich bin die Fürstin, Sammlerin der Güter,

zuerst hab' ich erkannt die heil'gen Götter;[402]

Drum haben sie mich überall verbreitet,

die ich in vieles dringe und drin weile.

4. Ich bin's, durch die man Speise isst und athmet,

durch die man sieht und das gesagte höret,

Und unbewusst sind sie in meiner Herrschaft;

so hört, vernehmt, mein Wort verdienet Glauben.

5. Ich bin es, die ich selber das verkünde,

was angenehm bei Göttern ist und Menschen;

Wem hold ich bin, den mach' ich auch gewaltig,

zum Priester ihn, zum Dichter und zum Weisen.

6. Ich bin es, die des Rudra Bogen spannet,

damit sein Pfeil den Gottesleugner treffe,

Ich bin es, die dem Volke Schlacht erreget,

ich bin in Erd' und Himmel eingedrungen.

7. Ich zeug' des Weltalls Vater in der Höhe,

mein Sitz ist in den Wassern, in dem Meere,

Von da verbreit' ich mich in alle Wesen,

berühr' mit meinem Scheitel dort den Himmel.

8. Ich bin es, die da wehet gleich dem Winde,

im Wehn ergreif' ich alles, was da lebet,

Jenseit des Himmels, jenseit dieser Erde;

so gross bin ich durch meine Macht und Grösse.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 402-403.
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