A.

[366] 1. Ich netz' mit Fett den starken Rakschastödter

und geh den Freund um ausgedehnten Schutz an,[366]

Geschärft ist Agni und mit Kraft entzündet;

er schütze Tag und Nacht uns vor Verderben.

2. Mit ehernem Gebiss ergreif, entflammter,

die Zauberer mit Glut, o Wesenkenner;

Mit deiner Zung' erfass die Götzendiener,

zerfleisch die Fresser, steck sie in den Rachen.

3. Leg an die obern und die untern Zähne,

versehn mit beiden, angefacht, verwundend,

Und fahr umher, o König, in den Lüften,

mit dem Gebiss ergreif die Zaubergeister.

4. Durch Opfer, Agni, die Geschosse richtend

der Pfeile Spitzen mit dem Lied bestreichend,

Durchbohr damit den Zauberern die Herzen,

zerknicke ihre vorgestreckten Arme.

5. Zerschlitz die Haut des Zauberers, o Agni,

der Todespfeil durchbohr ihn mit der Flamme;

Zerhau, o Wesenkenner, die Gelenke,

und den zerstückten fress der Fleischverzehrer.

6.388 Wo du ihn siehst nun stehen oder gehen,

siehst du ihn fliegen auf der Lüfte Bahnen,

O Wesenkenner Agni, dann als Schütze

durchbohre ihn mit deinem Pfeil, dem scharfen.

7.389 Mach den ergriffnen frei, o Wesenkenner,

vom Zaubrer, den mit Speeren du ergreifest,

Voreilend schlag ihn strahlend nieder, Agni;

den Fleischverschlinger mögen Geier fressen.

8. Hier sprich es aus, o Agni, wer das sein mag,

der Zauberer, der solche Dinge ausführt;

Erfasse den, o jüngster, mit der Flamme,

gib deinem Aug' ihn hin, des männerschaunden.

9. Behüt mit scharfem Blick das Opfer, Agni,

den guten Göttern führ es vor, o weiser;

Der die Gespenster du verwundend anstrahlst,

dir schaden Zaubrer nichts, o männerschaunder.

10. Als Männerschauer blicke das Gespenst an

bei Menschen und zerbrich ihm Kopf und Schultern,

Die Rippen brich ihm mit der Flammenspitze,

dreifach zerreiss des Zaubergeistes Wurzel.

11. Den Zaubrer bringe dreimal in dein Fangnetz,

der den Gerechten schlägt durch Unrecht, Agni;

Den schmettre nieder vor des Sängers Augen,

o Wesenkenner, mit der Flamme prasselnd.

12. Dies Auge, Agni, setze ein dem Sänger,

mit dem du siehst den Huf-beraubten Nachtgeist,[367]

Mit Götterflamme brenne wie Atharvan

den Thoren nieder, der dem Guten nachstellt.

13.390 Wenn paarweis' heut die Bösen fluchen, Agni,

wenn redend rauhe Worte sie erzeugen,

Dann mit dem Pfeilschuss, der dem Zorn entstammet,

durchbohr der bösen Zaubergeister Herzen.

14. Mit Glut durchstoss die Zauberer, o Agni,

durchstoss den Nachtgeist mit der Flammenspitze;

Mit deinem Strahl durchstoss die Götzendiener,

mit Glut vernichtend, die am Leben zehren.

15. Den Bösen mögen Götter heut zermalmen,

die rauhen Flüche auf ihn selbst sich kehren,

Den Lügner Pfeile in die Weichen treffen,

und jedem fall der Zaubrer in die Hände.

16. Der Böse, welcher von dem Fleisch des Menschen,

des Rosses und des Viehes sich ernähret,

Und von der Kuh die Milch hinwegnimmt, Agni,

die Häupter solcher spalte mit dem Glutstrahl.

17. Die Milch der Kuh ergiesst sich alle Jahre;

nicht trink von ihr der Böse, Menschenhüter!

Wenn von der Milch er trinken will, o Agni,

dann triff von vorn mit Glut ihn in die Weichen.

18. Das Gift der Kühe mög der Zaubrer trinken,

vom ew'gen Wohlsein sei getrennt der Böse,

Gott Saviter lass' ihn zu Grunde gehen,

er büsse ein die Nahrung der Gewächse.

19. Du tilgst von je die Zaubergeister Agni,

und nie besiegen dich im Kampf Gespenster,

Verbrenn die Thoren sammt den Fleischverschlingern,

nicht schone ihrer deine Götterlanze.

20. Beschütz von unten, Agni, uns von oben,

beschirme uns von hinten und von vorne,

Den Bösen mögen deine stärksten Gluten,

die nie erlöschen, flammend niederbrennen.

21. Von vorn, von hinten, oben und von unten

mit Weisheit, weiser, schütz uns rings, o König;

O Freund den Freund, du junger führ zum Alter,

Unsterblicher, uns Sterbliche, o Agni.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 366-368.
Lizenz:

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