X, 11. [837.] An Agni.

[297] Das Lied ist vielfach dunkel. In Vers 1 wird Agni dem Varuna gleichgesetzt oder verglichen, der Stier, dem er die Opfertränke zuströmt, mag etwa Indra sein. In V. 2 scheinen Gaudharva und dessen Gattin die Wasserfrau als in der Gewitterwolke thätig dargestellt zu sein; der älteste Bruder ist Agni. Der Tropfen in V. 4 ist der Soma, die Schar in V. 5 die Götterschar, die Aeltern in V. 6 Himmel und Erde, der Buhle ist Agni als Buhle der Morgenröthen.


1. Dem Stiere strömt der Stier durch Himmels Strömung zu

die Milch, der Sohn der Aditi, den niemand täuscht;

Er kennt durch Einsicht alles gleich dem Varuna;

der opferkund'ge opfre Opferzeiten her.

2.295 Es rauschte laut Gandharva und die Wasserfrau;

sie schütze bei des Stieres Toben meinen Sinn;

In des gewünschten Mitte setz uns Aditi,

und unser ältster Bruder künd' es uns zuerst.

3. Auch diese schöne, nahrungsreiche, herrliche,

die Uschas, ging dem Menschen auf mit Glanz begabt,

Als nach der will'gen Götter Wunsch den willigen,

den Agni sie, den Priester zeugten zu dem Fest.

4. Auch jenen starken Tropfen, welcher weithin blitzt,

hat hergebracht der Adler, zu dem Fest entsandt,

So oft die Arjer sich den Agni ausersehn,

den herrlichen zum Priester; dann ward Lied erzeugt.

5. Erfreulich stets wie Wiesen für den Weidenden

bist Agni du, schönopfernd mit des Menschen Trank,

Wenn eifervoll des Priesters schöne Labung du

empfangen hast und zu uns kommst mit grosser Schar.

6. Erreg' die Aeltern und als Buhle Liebesglück,

der holde opfert und erquickt von Herzen gern;

Er singet fahrend, schöne Werke wirkt der Held;

voll Kraft dringt vor der Gott, er wird durch Lied erregt.

7. Der Mensch, der, Agni, deine Huld erlangt hat,

der wird sehr weit berühmt, o Sohn der Stärke;

Viel Gut empfangend und mit Rossen fahrend

schmückt glänzend er und kräftig seine Tage.

8. Wenn sich vollzieht die göttliche Versammlung

bei Göttern, Agni, heiliger, die heil'ge,

Und wenn die Schätze, herrlicher, du austheilst,

so schenke hier uns güterreichen Antheil.

9. Hör, Agni, uns in deinem Sitz und Hause,

den schnellen Wagen schirr des Göttertrankes,

Die Welten fahr uns her, die Götterältern,

bleib nimmer fern den Göttern und sei bei uns.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 297-298.
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