X, 69. [895.] An Agni Vādhriaçva.

[355] Agni wird in diesem Liede Agni Vādhriaçva, d.h. der von Vadhriaçva, wahrscheinlich einem Vorfahren des Dichters, entzündete und verehrte, genannt. Die Sänger geben sich als dem Hause des Sumitra angehörig zu erkennen. Sumitra bedeutet der gute Freund, der befreundete; und mit diesem Worte wird in Vers 5 gespielt, vielleicht auch in V. 1, wenn man hier der Sumitra's Schar als die befreundeten Leute auffassen will. Umgekehrt könnten die Freunde in V. 7 specieller als die Sumitra's gefasst werden (vgl. V. 8.)


1.370 Schön ist des Agni Vādhriaçva Glanzgestalt,

lieb seine Führung, sehr erfreulich ist sein Nahn;

Wenn ihn zuerst entzündet der Sumitra's Schar,

so rauscht mit Fett begossen er in hellem Glanz.

2.371 Fett ist des Agni Vādhriaçva Labetrunk,

und Fett ihm Speise, fette Butter seine Mast;

Mit Fett begossen dehnt er in die Weite sich,

mit Schmalz getränkt erstrahlet er der Sonne gleich.

3. Die Glanzgestalt, die Manu, die Sumitra

dir hat entflammt, die strahlt, o Agni, neu hier;

So leuchte hell, nimm freundlich an die Lieder,

erschliesse Gut, und schenk uns reiche Schätze.

4. Du, den zuvor entflammt hat Vadhriaçva,

der rühmliche, nimm an dies Opfer, Agni,

Behüt' uns selbst, behüte unsre Leute,

beschirm die Gabe, die du uns gewährest.

5. Sei, Vādhriaçva, Hüter und Erfreuer,

nie überwinde dich der Menschen Arglist;

Kühn wie ein Held, erschütternd und befreundet,

will ich den Namen Vādhriaçva's kund thun.

6. Du nahmst das Gut der Berge und der Fluren,

und schlugst die Feinde, Arjer und Barbaren,

Als kühner Held, Erschütterer der Menschen,

mögst alle Gegner, Agni, du besiegen.

7. Der langen Faden webt, der hohe Stiere,

und tausend Kühe hat und hundert Bahnen,

Du starker Agni strahlest hell bei hellen,

erzeugt von Männern bei den frommen Freunden.[355]

8. O Wesenkenner, dir gehört die Milchkuh,

die wie in stetem Gusse Nektar ausströmt;

Du Agni wirst von gabenreichen Männern

entflammt und von den eifrigen Sumitra's.

9. Die ew'gen Götter selbst, o Wesenkenner,

o Vādhriaçva, rühmten deine Grösse;

Als bittend dir der Menschen Stämme nahten,

da siegtest du durch Männer, die du stärktest.

10. Du trugst im Schooss ihn, wie den Sohn der Vater,

als, Agni, dich verehrte Vadhriaçva;

Du nahmst, o jüngster, gnädig an sein Brennholz

und schlugst die mächt'gen, wenn sie dir auch trotzten.

11. Besiegt hat Agni stets des Vadhriaçva

Bekämpfer durch der Somapresser Freunde,

Den Tross auch hast verbrannt du strahlenreicher,

zerschmettert auch den Trotzenden als Helfer.

12. Des Vadhriaçva Feindbezwinger war er

von je entflammt voll Demuth angerufen,

So tritt zu Boden, Agni Vādhriaçva,

die Feinde uns, verwandte, unverwandte.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 355-356.
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