X, 79. [905.] An Agni.

[362] 1. Ich hab' erblickt die Grösse dieses grossen

Unsterblichen bei sterblichen Geschlechtern;

Bald öffnen sich, bald schliessen sich die Kiefern,

die unersättlich kauend viel verzehren.

2. Verborgen ist sein Haupt, versteckt die Augen;

nicht rastend frisst das Holz er mit der Zunge;

Sie häufen ihm zu Fuss die Nahrungsmittel

mit ausgestreckter Hand in Häusern betend.

3. Er schlüpft dem Kinde gleich, das vor der Mutter

sich bergen will, in weitverzweigte Büsche,

Sie fand ihn, wie er an dem Schooss der Erde

hell leuchtend leckte wie nach garer Speise.

4. Dies eur Gesetz verkünd' ich, Erd' und Himmel:

der Sohn verzehrt, geboren, seine Aeltern;

Nicht hab' den Gott ich Sterblicher ergründet,

Agni allein ist weise und verständig.

5. Wer ihm voll regen Eifers Speise darbringt,

mit Schmalz und Butter opfert, der gedeihet,

Den schaust du, Agni, an mit tausend Augen,

von allen Seiten strahlst du dem entgegen.

6. Hast frevelnd du Gewalt verübt an Göttern?

dich frage ich, der ich's nicht weiss, o Agni;

Nicht spielend, spielend schnitt der goldne zahnlos

zum Mahl den Stier in Stücke wie ein Messer.

7. Ungleiche Rosse schirrt der Holzentstammte,

die er ergreift mit strahlenreichen Zügeln;

Der edle Mitra speiste mit den Vasu's,

er wuchs empor, gestärkt an allen Gliedern.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 362.
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