II. Die Lehre von den Prinzipien bei den Früheren

[12] Unser Ergebnis war, daß die Wissenschaft das, was im prinzipiellsten Sinne Grund ist, zum Ausgangspunkte zu nehmen hat. Denn dann behaupten wir die Erkenntnis eines Gegenstandes zu besitzen, wenn wir ihn auf seinen letzten Grund zurückzuführen glauben. Vom Grunde aber sprechen wir in vierfacher Bedeutung. Als Grund bezeichnen wir einmal die Substanz und den Wesensbegriff; hier wird die Frage nach dem Warum auf den Begriff als das Letzte zurückgeführt; Grund und Prinzip aber ist die abschließende Antwort auf diese Frage. Zweitens bezeichnen wir als Grund die Materie und das Substrat, drittens den Anstoß, von dem die Bewegung ausgeht, viertens das gerade Entgegengesetzte, das Wozu und das Gute als den Zweck, auf den alles Geschehen und alle Bewegung hinzielt.

In unserer »Physik« haben wir darüber ausreichend gehandelt. Gleichwohl wollen wir hier auch diejenigen heranziehen, die in der Untersuchung über das Seiende und in der philosophischen Wahrheitsforschung unsere Vorgänger gewesen sind. Offenbar nehmen auch diese gewisse Gründe und Prinzipien an; es wird uns also eine Förderung für unsere gegenwärtige Untersuchung gewähren, wenn wir sie befragen. Denn entweder werden wir bei ihnen noch eine weitere Art des Grundes finden oder im anderen Falle in der Beruhigung bei den eben aufgezählten Arten uns bekräftigt fühlen.

Quelle:
Aristoteles: Metaphysik. Jena 1907, S. 12.
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