An die Zeit

[22] Greis, der langsam und schnell zugleich, der verschliesset und aufthut,

Nennt man richtiger gut, nennt man dich böse vielmehr?

Reichlich giebst du und bist doch geizig; was du gespendet,

Raubst du; was du gezeugt, selber vernichtest du's auch.

Alles entspringt aus dir, dann schlingst du alles hinunter;

Was du am Busen gehegt, pflücket dein gieriger Schlund.

Wenn du alles erzeugst und alles zerstörest im Wechsel,

Dürft' ich dich dann nicht gut nennen und böse zugleich?[22]

Doch wo umsonst in Wut du dich liebst zu grausigem Streiche,

Strecke nicht sichelbewehrt dorthin die drohende Hand!

Wo von des Chaos Nacht die letzten Spuren verschwunden,

Nimmer zeige dich gut, nimmer dich böse, o Greis!

Quelle:
Giordano Bruno: Von der Ursache, dem Prinzip und dem Einen. Leipzig 31902, S. 22-23.
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