I. Vom geringsten Grade des Gefühls, auf den ein bloss mit dem Tastsinn versehener Mensch beschränkt sein kann.

[84] 1. unsere Statue existirt, wenn sie Geruch, Gehör, Geschmack, Gesicht entbehrt und auf den Tastsinn beschränkt ist, zunächst vermöge des Gefühls, das sie von der Einwirkung ihrer Körpertheile auf einander und besonders von den Athmungsbewegungen hat. Das ist der geringste Grad des Gefühls, auf den sie beschränkt werden kann. Ich werde es Grundgefühl nennen, weil[84] mit diesem Spiel der Maschine das animalische Leben beginnt; von ihm allein hängt es ab.

2. Da sie in der Folge den Eindrücken der umgebenden Luft und alles dessen ausgesetzt ist, was an sie anstossen kann, so ist ihr Grundgefühl in allen ihren Körpertheilen vieler Wandlungen fähig.

3. Endlich werden wir bemerken, dass sie sagen könnte Ich, sobald eine Veränderung mit ihrem Grundgefühl vorgegangen ist. Dieses Gefühl und ihr Ich sind demnach ursprünglich eins und dasselbe, und um zu erforschen, was sie mit alleiniger Hülfe des Getastes vermöchte, braucht man nur die verschiedenen Arten, wie das Grundgefühl oder das Ich modifizirt werden kann, zu beobachten.

Quelle:
Condillac's Abhandlung über die Empfindungen. Berlin 1870, S. 84-85.
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