X. Aus der »Kritischen Geschichte«

[210] Werfen wir schließlich noch einen Blick auf die »Kritische Geschichte der Nationalökonomie«, auf »dieses Unternehmen« des Herrn Dühring, das, wie er sagt, »ganz ohne Vorgänger ist«. Vielleicht begegnen wir hier endlich der vielversprochenen letzten und strengsten Wissenschaftlichkeit.

Herr Dühring macht viel Aufhebens von dem Fund, daß

die »Wirtschaftslehre« eine »enorm moderne Erscheinung ist« (Seite 12).

In der Tat heißt's bei Marx im »Kapital«: »Die politische Ökonomie... als eigne Wissenschaft, kommt erst in der Manufakturperiode auf«, und in: »Zur Kritik der Politischen Ökonomie«, Seite 29, daß »die klassische politische Ökonomie... in England mit William Petty, in Frankreich mitBoisguillebert beginnt, in England mit Ricardo, in Frankreich mit Sismondi abschließt«. Herr Dühring folgt diesem ihm vorgeschriebnen Gang, nur daß ihm die höhere Ökonomie erst beginnt mit den kläglichen Aborten, welche die bürgerliche Wissenschaft nach Ablauf ihrer klassischen Periode zutage gefördert hat. Dahingegen triumphiert er mit vollstem Recht am Schluß seiner Einleitung:

»Wenn aber schon dieses Unternehmen in seinen äußerlich wahrnehmbaren Eigentümlichkeiten und in der neuern Hälfte seines Inhalts ganz ohne Vorgänger ist, so gehört es mir noch viel mehr seinen innern kritischen Gesichtspunkten und seinem allgemeinen Standpunkt nach eigentümlich an« (Seite 9).

Er hätte in der Tat nach beiden, äußerlichen und innerlichen Seiten hin sein »Unternehmen« (der industrielle Ausdruck ist nicht übel gewählt) annoncieren können als: Der Einzige und sein Eigentum.

Da die politische Ökonomie, wie sie geschichtlich aufgetreten, in der Tat nichts ist als die wissenschaftliche Einsicht in die Ökonomie der kapitalistischen Produktionsperiode, so können darauf bezügliche Sätze und Theoreme, z.B. bei den Schriftstellern der alten griechischen Gesellschaft, nur soweit vorkommen, wie gewisse Erscheinungen: Warenproduktion, Handel, Geld, zinstragendes Kapital usw., beiden Gesellschaften gemeinsam sind. Soweit die Griechen gelegentliche Streifzüge in dies Gebiet machen, zeigen sie dieselbe Genialität und Originalität wie auf allen andern Gebieten. Ihre Anschauungen bilden daher geschichtlich die theoretischen Ausgangspunkte der modernen Wissenschaft. Hören wir nun den weltgeschichtlichen Herrn Dühring.

»Hiernach hätten wir in bezug auf wissenschaftliche Wirtschaftstheorie vom Altertum eigentlich (!) gar nichts Positives zu berichten, und das gänzlich unwissenschaftliche Mittelalter bietet dazu« (dazu, nichts zu berichten!) »noch weit weniger Veranlassung. Da jedoch die den Schein der Gelehrsamkeit eitel zur Schau tragende Manier... den reinen Charakter der modernen Wissenschaft verunziert hat, so müssen zur Notiznahme wenigstens einige Beispiele beigebracht werden.«

Und Herr Dühring bringt dann Beispiele einer Kritik bei, die sich in der Tat auch vom »Schein der Gelehrsamkeit« frei hält.

Des Aristoteles' Satz, daß

»zweifach ist der Gebrauch jedes Guts – der eine ist dem Ding als solchem eigen, der andre nicht, wie einer Sandale, zur Beschuhung zu dienen und austauschbar zu sein; beides sind Gebrauchsweisen der Sandale, denn auch, wer die Sandale gegen das ihm[213] Mangelnde, Geld oder Nahrung, austauscht, benutzt die Sandale als Sandale; aber nicht in ihrer natürlichen Gebrauchsweise, denn sie ist nicht des Austausche wegen da« –

dieser Satz ist nach Herrn Dühring »nicht nur in recht trivialer und verschulter Art ausgesprochen«. Sondern die, welche hierin eine »Unterscheidung zwischen Gebrauchswert und Tauschwert« finden, verfallen außerdem noch dem »Humor«, zu vergessen, daß »in allerjüngster Zeit« und »im Rahmen des am meisten fortgeschrittenen Systems«, natürlich dem des Herrn Dühring selbst, Gebrauchswert und Tauschwert alle geworden sind.

»In Platos Schriften über den Staat hat man... auch das moderne Kapitel von der volkswirtschaftlichen Arbeitsteilung finden wollen.«

Dies soll wohl auf die Stelle im »Kapital«, Kapitel XII, 5, Seite 369 der dritten Auflage gehn, wo aber vielmehr umgekehrt die Ansicht des klassischen Altertums von der Teilung der Arbeit als »im strengsten Gegensatz« zu der modernen nachgewiesen wird. – Nasenrümpfen und weiter nichts, von seiten Herrn Dührings, verdient Platos für seine Zeit geniale Darstellung der Teilung der Arbeit als naturwüchsiger Grundlage der Stadt (die für den Griechen identisch war mit dem Staat), und zwar, weil er nicht – wohl aber der Grieche Xenophon, Herr Dühring! – die »Grenze« erwähnt,

»welche der jeweilige Umfang des Markts für die weitere Verzweigung der Berufsarten und die technische Zerlegung der Spezialoperationen setzt – die Vorstellung von dieser Grenze ist erst diejenige Erkenntnis, mit welcher die sonst kaum wissenschaftlich zu nennende Idee zu einer ökonomisch erheblichen Wahrheit wird«.

Der von Herrn Dühring so sehr verschmähte »Professor« Roscher hat in der Tat diese »Grenze« gezogen, bei der die Idee der Teilung der Arbeit erst »wissenschaftlich« werden soll, und deshalb Adam Smith ausdrücklich zum Entdecker des Gesetzes der Teilung der Arbeit gemacht. In einer Gesellschaft, wo die Warenproduktion die herrschende Weise der Produktion ist, ist »der Markt« – um auch einmal in Herrn Dührings Manier zu reden – eine unter den »Geschäftsleuten« sehr bekannte »Grenze« gewesen. Es gehört aber mehr als »das Wissen und der Instinkt der Routine« dazu, um einzusehn, daß nicht der Markt die kapitalistische Teilung der Arbeit schuf, sondern umgekehrt die Zersetzung früherer gesellschaftlicher Zusammenhänge und die daraus erfolgende Teilung der Arbeit den Markt schufen. (Siehe »Kapital«, 1, Kapitel XXIV, 5: Herstellung des innern Markts für das Industrielle Kapital.)

[214] »Die Rolle des Geldes ist zu allen Zeiten die erste Hauptanregung zu wirtschaftlichen (!) Gedanken gewesen. Was wußte aber ein Aristoteles von dieser Rolle? Offenbar nichts weiter, als was in der Vorstellung liegt, daß der Austausch durch Vermittlung des Geldes dem ursprünglichen Naturalaustausch gefolgt sei.«

Wenn »ein« Aristoteles sich aber herausnimmt, die zwei verschiednen Zirkulationsformen des Geldes zu entdecken, die eine, worin es als bloßes Zirkulationsmittel, die andre, worin es als Geldkapital tätig ist ,

so drückt er hiermit, nach Herrn Dühring, »nur eine moralische Antipathie aus«.

Wenn »ein« Aristoteles sich gar vermißt, das Geld in seiner »Rolle« als Wertmaß analysieren zu wollen, und in der Tat dies für die Lehre vom Gelde so entscheidende Problem richtigstellt, so schweigt »ein« Dühring, und zwar aus guten Geheimgründen, lieber ganz über solch unerlaubte Verwegenheit.

Schlußresultat: im Spiegelbild der Dühringschen »Notiznahme« besitzt das griechische Altertum in der Tat nur »ganz gewöhnliche Ideen« (Seite 25), wenn derartige »Niaiserie« (Seite 19) überhaupt noch etwas mit Ideen, gewöhnlichen oder ungewöhnlichen, gemein hat.

Das Kapitel des Herrn Dühring über den Merkantilismus liest man besser im »Original«, das heißt bei F. List, »Nationales System«, Kapitel 29: »Das Industriesystem, von der Schule fälschlich Merkantilsystem genannt.« Wie sorgfältig auch hier Herr Dühring jeden »Schein der Gelehrsamkeit« zu vermeiden weiß, zeigt unter anderm folgendes:

List, Kapitel 28, »Die italienischen Nationalökonomen«, sagt:

»Allen modernen Nationen ist Italien vorausgegangen, wie in der Praxis, so in der Theorie der politischen Ökonomie«,

und erwähnt dann als

»das erste über politische Ökonomie insbesondere in Italien geschriebne Werk die Schrift von Antonio Serra aus Neapel über die Mittel, den Königreichen einen Überfluß an Gold und Silber zu verschaffen (1613)«.

Herr Dühring nimmt dies getrost an und kann demgemäß Serras »Breve trattato«

»als eine Art Inschrift am Eingang der neuern Vorgeschichte der Ökonomie betrachten«.

Auf dies »belletristische Mätzchen« beschränkt sich in der Tat seine Betrachtung des »Breve trattato«. Unglücklicherweise trug sich in der Wirklichkeit die Sache anders zu und erschien 1609, also vier Jahre vor dem »Breve trattato«, Thomas Muns »A Discourse of Trade etc.« Diese Schrift hat gleich in ihrer ersten Ausgabe die spezifische Bedeutung, daß sie gegen[215] das ursprüngliche, damals noch als Staatspraxis in England verteidigte Monetarsystem gerichtet ist, also die bewußte Selbstscheidung des Merkantilsystems von seinem Muttersystem darstellt. Bereits in ihrer ersten Form erlebte die Schrift mehrere Auflagen und übte direkten Einfluß auf die Gesetzgebung aus. In der vom Verfasser gänzlich umgearbeiteten und nach seinem Tod erschienenen Auflage von 1664: »Englands Treasure etc.« blieb sie für weitere hundert Jahre merkantilistisches Evangelium. Hat der Merkantilismus also ein epochemachendes Werk »als eine Art Inschrift am Eingang«, so ist es dieses, und eben darum existiert es ganz und gar nicht für Herrn Dührings »die Rangverhältnisse sehr sorgfältig beobachtende Geschichte«.

Von dem Begründer der modernen politischen Ökonomie, Petty, teilt Herr Dühring uns mit, daß er

»ein ziemliches Maß leichtfertiger Denkungsart« besaß, ferner »Abwesenheit des Sinnes für die innern und feinern Unterscheidungen der Begriffe«... eine »Versatilität, die vieles kennt, aber von dem einen zum andern leichten Fußes übergeht, ohne in irgendeinem Gedanken tieferer Art Wurzel zu schlagen«... er »verfährt in volkswirtschaftlicher Beziehung noch sehr roh« und »gelangt zu Naivetäten, deren Kontrast... den ernsteren Denker auch wohl einmal unterhalten kann«.

Welche nicht zu überschätzende Herablassung also, wenn der »ernstere Denker« Herr Dühring überhaupt von »einem Petty« Notiz zu nehmen geruht! Und wie nimmt er von ihm Notiz?

Pettys Sätze über

»die Arbeit und sogar die Arbeitszeit als Wertmaß, wovon sich bei ihm... unvollkommne Spuren vorfinden«,

werden außer in diesem Satz gar nicht weiter erwähnt. Unvollkommne Spuren. In seinem »Treatise on Taxes and Contributions« (erste Ausgabe 1662) gibt Petty eine vollkommen klare und richtige Analyse der Wertgröße der Waren. Indem er sie zunächst veranschaulicht an dem Gleichwert von edlen Metallen und Korn, welche gleich viel Arbeit kosten, sagt er das erste und letzte »theoretische« Wort über den Wert der edlen Metalle. Aber er spricht auch bestimmt und allgemein aus, daß die Warenwerte durch gleiche Arbeit (equal labour) gemessen werden. Er wendet seine Entdeckung auf die Lösung verschiedner, zum Teil sehr verwickelter Probleme an, und zieht stellenweis bei verschiednen Gelegenheiten und in verschiednen Schriften, auch wo der Hauptsatz nicht wiederholt wird, wichtige Konsequenzen aus demselben. Aber er sagt auch gleich in seiner ersten Schrift:

[216] »Dies« (die Schätzung durch gleiche Arbeit) »behaupte ich, ist die Grundlage der Ausgleichung und Abwägung der Werte; jedoch in dem Überbau und der praktischen Anwendung davon, gestehe ich, gibt es viel Mannigfaltiges und Verwickeltes.«

Petty ist sich also ebensosehr der Wichtigkeit seines Fundes bewußt, wie der Schwierigkeit seiner Detailausnutzung. Er versucht daher auch einen andern Weg zu gewissen Detailzwecken.

Es soll nämlich ein natürliches Gleichheitsverhältnis (a natural Par) zwischen Boden und Arbeit gefunden werden, so daß man den Wert beliebig »in jedem der beiden oder noch besser in beiden« ausdrücken kann.

Der Irrweg selbst ist genial.

Herr Dühring macht zu Pettys Werttheorie die scharfgedachte Bemerkung:

»Hätte er selbst schärfer gedacht, so würde es gar nicht möglich sein, daß sich an andern Orten Spuren einer entgegengesetzten Auffassung vorfänden, an welche schon vorher erinnert worden«;

das heißt wovon »vorher« nichts erwähnt worden ist, außer daß die »Spuren« – »unvollkommen« sind. Es ist dies eine sehr charakteristische Manier des Herrn Dühring, »vorher« auf etwas mit einer inhaltslosen Phrase anzuspielen, um »hinterher« den Leser glauben zu machen, er habe schon »vorher« Kenntnis von der Hauptsache erhalten, über die besagter Verfasser tatsächlich vorher und hinterher hinwegschlüpft.

Nun finden sich bei Adam Smith nicht nur »Spuren« von »entgegengesetzten Auffassungen« über den Wertbegriff, und nicht nur zwei, sondern sogar drei, und ganz genau genommen, sogar vier kraß entgegengesetzte Ansichten über den Wert, die gemütlich neben- und untereinanderlaufen. Was aber naturgemäß bei dem Grundleger der politischen Ökonomie, der notwendig tastet, experimentiert, mit einem erst sich gestaltenden Ideenchaos ringt, das kann befremdlich erscheinen bei einem Schriftsteller, der mehr als anderthalbhundertjährige Forschungen sichtend zusammenfaßt, nachdem deren Resultate aus den Büchern zum Teil schon in das allgemeine Bewußtsein übergegangen sind. Und, um vom Großen aufs Kleine zu kommen: wie wir sahen, gibt uns Herr Dühring selbst ebenfalls fünf verschiedne Arten von Wert zur gefälligen Auswahl, und mit ihnen ebensoviel entgegengesetzte Auffassungen. Allerdings, »hätte er selbst schärfer gedacht«, so würde er nicht soviel Mühe gebraucht haben, seine[217] Leser aus der vollkommen klaren Pettyschen Auffassung des Werts zurückzuwerfen in die äußerste Konfusion.

Eine ganz abgerundete, aus einem Stück gegossene Arbeit Pettys ist sein »Quantulumcunque concerning Money«, 1682 publiziert, zehn Jahre nach seiner »Anatomy of Ireland« (diese erschien »zuerst« 1672 und nicht 1691, wie Herr Dühring den »gangbarsten Lehrbuchkompilationen« nachschreibt). Die letzten Spuren merkantilistischer Anschauungen, die man in andern Schriften von ihm antrifft, sind hier völlig verschwunden. Es ist ein kleines Meisterwerk nach Inhalt und Form und figuriert eben deswegen auch nicht einmal dem Namen nach bei Herrn Dühring. Es ist ganz in der Ordnung, daß gegenüber dem genialsten und originellsten ökonomischen Forscher eine gespreizte schulmeisterliche Mittelmäßigkeit nur ihr knurriges Mißvergnügen kundtun, nur Ärgernis daran nehmen kann, daß die theoretischen Lichtfunken nicht in Reih und Glied als fertige »Axiome« einherstolzieren, vielmehr zerstreut aus der Vertiefung »rohen« praktischen Materials, z.B. der Steuern, hervorspringen.

Wie mit Pettys eigentlich ökonomischen Arbeiten, verfährt Herr Dühring mit dessen Gründung der »Politischen Arithmetik«, vulgo Statistik. Hämisches Achselzucken über die Absonderlichkeit der von Petty angewandten Methoden! Angesichts der grotesken Methoden, die selbst Lavoisier noch hundert Jahre später auf diesem Gebiet anwandte , angesichts des großen Abstands noch der heutigen Statistik von dem Ziel, das Petty ihr in gewaltigen Zügen vorgezeichnet hatte, erscheint solch selbstgefälliges Besserwissen, zwei Jahrhunderte post festum, in unverblümter Albernheit.

Die bedeutendsten Ideen Pettys, wovon in dem »Unternehmen« des Herrn Dühring blutwenig bemerkbar, sind nach letzterem nur lose Einfälle, Gedankenzufälligkeiten, gelegentliche Äußerungen, denen man erst in unsrer Zeit vermittelst aus dem Zusammenhang herausgerissener Zitate eine ihnen an und für sich gar nicht innewohnende Bedeutung verleiht, die also auch in der wirklichen Geschichte der politischen Ökonomie keine Rolle spielen, sondern nur in modernen Büchern unterhalb des Niveaus der wurzelhaften Kritik und der »Geschichtschreibung großen Stils« des Herrn Dühring. Er scheint bei sei nem »Unternehmen« einen köhlergläubigen Kreis von Lesern im Auge gehabt zu haben, der sich beileibe nicht untersteht, die Probe auf die Behauptung zu verlangen. Wir kommen gleich hierauf zurück (bei Locke und North), müssen aber zunächst im Vorübergehn Boisguillebert und Law uns ansehn.

Mit Bezug auf erstern heben wir den einzigen Herrn Dühring gehörigen Fund heraus. Er hat einen früher vermißten Zusammenhang zwischen[218] Boisguillebert und Law entdeckt. Boisguillebert behauptet nämlich, die edlen Metalle könnten in den normalen Geldfunktionen, die sie innerhalb der Warenzirkulation vollziehn, durch Kreditgeld (un morceau de papier) ersetzt werden. Law dagegen bildet sich ein, eine beliebige »Vermehrung« dieser »Papierstückchen« vermehre den Reichtum einer Nation. Daraus folgt für Herrn Dühring, daß Boisguilleberts

»Wendung schon eine neue Wendung des Merkantilismus in sich barg« –

mit andern Worten schon den Law. Dies wird folgendermaßen sonnenklar bewiesen:

»Es kam nur darauf an, den ›einfachen Papierstückchen‹ dieselbe Rolle anzuweisen, welche die edlen Metalle hatten spielen sollen, und es war hiermit sofort eine Metamorphose des Merkantilismus vollzogen.«

In derselben Weise kann man sofort die Metamorphose von Onkel in Tante vollziehn. Zwar setzt Herr Dühring beschwichtigend hinzu:

»Allerdings hatte Boisguillebert nicht eine solche Absicht.«

Aber, ins Teufels Namen, wie konnte er die Absicht haben, seine eigne rationalistische Anschauung von der Geldrolle der edlen Metalle deshalb durch die abergläubische der Merkantilisten zu ersetzen, weil nach ihm die edlen Metalle in jener Rolle durch Papier ersetzbar sind? Doch, fährt Herr Dühring in seiner ernsten Komik fort,

»doch mag immerhin zugestanden werden, daß unserm Autor hier und da eine wirklich treffende Bemerkung gelungen ist« (Seite 83).

Mit Bezug auf Law gelingt Herrn Dühring nur die »wirklich treffende Bemerkung«:

»Auch Law hat die letztere Grundlage« (nämlich »die Basis der edlen Metalle«) »begreiflicherweise nie ganz und gar ausmerzen können, aber er hat die Zettelausgabe bis aufs äußerste, das heißt bis zum Zusammenbruch des Systems getrieben« (Seite 94).

In der Wirklichkeit aber sollten die Papierschmetterlinge, bloße Geldzeichen, im Publikum herumflattern, nicht um die Edelmetallbasis »auszumerzen«, sondern um sie aus den Taschen des Publikums in die verödeten Staatskassen hineinzulocken.

Um wieder auf Petty zu kommen und die unansehnliche Rolle, welche Herr Dühring ihn in der Geschichte der Ökonomie spielen läßt, wollen[219] wir zuerst hören, was uns über Pettys nächste Nachfolger mitgeteilt wird, Locke und North. In demselben Jahr, 1691, erschienen Lockes »Considerations on Lowering of Interest and Raising of Money« und Norths »Discourses upon Trade«.

»Was er« (Locke) »über Zins und Münze schrieb, tritt nicht aus dem Rahmen der Reflexionen, wie sie unter der Herrschaft des Merkantilismus in Anlehnung an die Vorkommnisse des Staatslebens üblich waren« (Seite 64).

Dem Leser dieser »Berichterstattung« muß nun sonnenklar werden, warum Lockes »Lowering of Interest« in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts so bedeutenden Einfluß auf die politische Ökonomie in Frankreich und Italien gewann, und zwar nach verschiedner Richtung hin.

»Über die Freiheit des Zinsfußes hatte mancher Geschäftsmann ähnlich gedacht« (wie Locke), »und auch die Entwicklung der Verhältnisse brachte die Neigung mit sich, die Zinshemmungen als unwirksam zu betrachten. In einer Zeit, wo ein Dudley North seine ›Discourses upon Trade‹ in der Richtung auf Freihandel schreiben konnte, mußte bereits vieles gleichsam in der Luft liegen, was die theoretische Opposition gegen Zinsbeschränkungen nicht als etwas Unerhörtes erscheinen ließ« (Seite 64).

Also Locke hatte die Gedanken dieses oder jenes gleichzeitigen »Geschäftsmanns« nachzudenken, oder aber vieles zu seiner Zeit »gleichsam in der Luft liegende« aufzuschnappen, um über Zinsfreiheit zu theoretisiren und nichts »Unerhörtes« zu sagen! In der Tat aber stellte Petty schon 1662 in seinem »Treatise on Taxes and Contributions« den Zins als Geldrente, die wir Wucher nennen (rent of money which we call usury), der Boden- und Grundrente (rent of land and houses) gegenüber, und dozierte den Grundherren, die zwar nicht die Bodenrente, wohl aber die Geldrente gesetzlich niedermaßregeln wollten, die Eitelkeit und Fruchtlosigkeit, bürgerliche, positive Gesetze zu machen gegen das Gesetz der Natur (the vanity and fruitlessness of making civil positive law against the law of nature ). In seinem »Quantulumcunque« ( 1682) erklärt er daher die gesetzliche Zinsregulation für ebenso albern, wie eine Regulation der Ausfuhr der edlen Metalle oder des Wechselkurses. In derselben Schrift sagt er das ein für allemal Maßgebende über raising of money (der Versuch, z.B. 1/2 Schilling den Namen von 1 Schilling zu geben, indem man die Unze Silber in doppelt so viele Schillinge ausprägt).

Mit Bezug auf letztern Punkt wird er fast nur kopiert von Locke und North. Mit Bezug auf den Zins aber knüpft Locke an Pettys Parallele von Geldzins und Bodenrente an, während North weitergehend den Zins als Kapitalrente (rent of stock) der Bodenrente und die Stocklords den Landlords[220] gegenüberstellt. Während Locke aber die von Petty geforderte Zinsfreiheit nur mit Beschränkungen, nimmt North sie absolut.

Herr Dühring übertrifft sich selbst, wenn er, selbst noch bittrer Merkantilist im »subtileren« Sinn, Dudley Norths »Discourses upon Trade« mit der Bemerkung abfertigt, sie seien »in der Richtung auf Freihandel« geschrieben. Es ist, als sagte man von Harvey, er habe »in der Richtung« auf die Blutzirkulation geschrieben. Norths Schrift – von ihren sonstigen Verdiensten abgesehn – ist eine klassische, mit rücksichtsloser Konsequenz geschriebne Auseinandersetzung der Freihandelslehre, sowohl was äußern wie innern Verkehr betrifft, im Jahr 1691 allerdings »etwas Unerhörtes«!

Im übrigen berichtet Herr Dühring, daß

North ein »Händler«, dazu ein schlechter Kerl war, und daß seine Schrift »keinen Beifall zu finden vermocht«.

Das hätte noch gefehlt, daß eine solche Schrift zur Zeit des endgültigen Siegs des Schutzzollsystems in England »Beifall« gefunden hätte beim tonangebenden Janhagel! Dies hinderte jedoch nicht ihre sofortige theoretische Wirkung, die in einer ganzen Reihe unmittelbar nach ihr, teils noch im 17. Jahrhundert, in England erschienener ökonomischer Schriften nachweisbar ist.

Locke und North lieferten uns den Beweis, wie die ersten kühnen Griffe, die Petty fast in allen Sphären der politischen Ökonomie tat, von seinen englischen Nachfolgern einzeln aufgenommen und weiterverarbeitet wurden. Die Spuren dieses Prozesses während der Periode 1691 bis 1752 drängen sich dem oberflächlichsten Beobachter schon dadurch auf, daß alle ihr angehörigen, bedeutenderen ökonomischen Schriften, positiv oder negativ, an Petty anknüpfen. Diese Periode, voll origineller Köpfe, ist daher für die Erforschung der allmählichen Genesis der politischen Ökonomie die bedeutendste. Die »Geschichtszeichnung großen Stils«, die es Marx als unverzeihliche Sünde ankreidet, daß im »Kapital« von Petty und den Schriftstellern jener Periode soviel Aufhebens gemacht wird, streicht sie einfach aus der Geschichte aus. Von Locke, North, Boisguillebert und Law springt sie sofort zu den Physiokraten über, und dann erscheint am Eingang des wirklichen Tempels der politischen Ökonomie – David Hume. Mit Erlaubnis des Herrn Dühring stellen wir die chronologische Ordnung wieder her und damit Hume vor die Physiokraten.

Humes ökonomische »Essays« erschienen 1752. In den zusammengehörigen Essays: »Of Money«, »Of the Balance of Trade«, »Of Commerce« folgt Hume Schritt für Schritt, oft sogar in bloßen Schrullen, Jacob Vanderlints:[221] »Money answers all things«, London 1734. So unbekannt dieser Vanderlint auch Herrn Dühring geblichen sein mag, so wird er doch noch in englischen ökonomischen Schriften gegen Ende des 18. Jahrhunderts, das heißt in der nach-Smithschen Zeit, berücksichtigt.

Wie Vanderlint behandelt Hume das Geld als bloßes Wertzeichen; er kopiert fast wörtlich (und dies ist wichtig, da er die Wertzeichentheorie aus vielen andern Schriften hätte entnehmen können) aus Vanderlint, warum die Handelsbilanz nicht beständig gegen oder für ein Land sein kann; er lehrt, wie Vanderlint, das Gleichgewicht der Bilanzen, das sich natürlich, den verschiednen ökonomischen Positionen der einzelnen Länder gemäß, herstelle; er predigt, wie Vanderlint, den Freihandel, nur weniger kühn und konsequent; er hebt mit Vanderlint, nur flacher, die Bedürfnisse als Treiber der Produktion hervor; er folgt Vanderlint in dem irrigen Einfluß auf die Warenpreise, den er dem Bankgeld und sämtlichen öffentlichen Wertpapieren zuschreibt; er verwirft mit Vanderlint das Kreditgeld; wie Vanderlint macht er die Warenpreise abhängig vom Preis der Arbeit, also vom Arbeitslohn; er kopiert ihm sogar die Schrulle, daß Schatzansammlung die Warenpreise niedrig halte usw. usw.

Herr Dühring hatte schon lange orakelhaft gemunkelt von dem Mißverständnis andrer über die Humesche Geldtheorie, und namentlich bedrohsam hingewiesen auf Marx, der zudem im »Kapital« in polizeiwidriger Weise auf die Geheimzusammenhänge Humes mit Vanderlint und dem noch zu erwähnenden J. Massie hingewiesen hatte.

Mit diesem Mißverständnis verhält es sich wie folgt. Was die wirkliche Geldtheorie Humes angeht, wonach das Geld bloß Wertzeichen ist, und deshalb, unter sonst gleichbleibenden Umständen, die Warenpreise sinken im Verhältnis, wie die zirkulierende Geldmenge wächst, und steigen im Verhältnis, wie sie fällt, so kann Herr Dühring beim besten Willen – ob auch in der ihm eignen lichtvollen Weise – nur seinen irrtümlichen Vorgängern nachreden. Hume aber, nachdem er besagte Theorie aufgestellt, wirft sich selbst ein (dasselbe hatte schon Montesquieu, von denselben Voraussetzungen ausgehend, getan ),

es sei doch »gewiß«, daß seit der Entdeckung der amerikanischen Bergwerke »die Industrie bei allen Nationen Europas, außer bei den Besitzern dieser Bergwerke, gewachsen«, und daß dies »unter andern Gründen, auch dem Zuwachs von Gold und Silber geschuldet sei«.[222]

Er erklärt dies Phänomen daraus, daß,

»obgleich der hohe Preis der Waren eine notwendige Folge des Zuwachses von Gold und Silber sei, er jedoch nicht unmittelbar auf diesen Zuwachs folge, sondern einige Zeit erheischt sei, bis das Geld durch den ganzen Staat zirkuliert und seine Wirkungen auf alle Volkskreise geltend macht«. In dieser Zwischenzeit wirke es wohltätig auf Industrie und Handel.

Am Schluß dieser Auseinandersetzung sagt uns Hume auch, warum, obgleich viel einseitiger als manche seiner Vorgänger und Zeitgenossen:

»Es ist leicht, das Geld im Fortschritt durch das ganze Gemeinwesen zu verfolgen, und da werden wir finden, daß es den Fleiß jedermanns anspornen muß, bevor es den Preis der Arbeit erhöht

In andern Worten: Hume beschreibt hier die Wirkung einer Revolution im Wert der edlen Metalle, und zwar einer Depreziation oder, was dasselbe ist, einer Revolution im Wertmaß der edlen Metalle. Er findet richtig heraus, daß diese Depreziation, bei der nur allmählich vorgehenden Ausgleichung der Warenpreise, erst in letzter Instanz »den Preis der Arbeit erhöht«, vulgo den Arbeitslohn; also auf Kosten der Arbeiter (was er jedoch ganz in der Ordnung findet) den Profit der Kaufleute und Gewerbetreibenden vermehrt und so »den Fleiß anspornt«. Die eigentliche wissenschaftliche Frage aber: ob und wie eine vermehrte Zufuhr der edlen Metalle, bei gleichbleibendem Wert derselben, auf die Warenpreise wirkt – diese Frage stellt er sich nicht und wirft jede »Vermehrung der edlen Metalle« mit ihrer Depreziation zusammen. Hume tut also ganz genau, was Marx (»Zur Kritik etc.«, Seite 173) ihn tun läßt. Wir kommen noch einmal vorübergehend auf diesen Punkt zurück, wenden uns vorher aber zu Humes Essay über »Interest«.

Humes ausdrücklich gegen Locke gerichtete Nachweisung, daß der Zins nicht durch die Masse des vorhandnen Geldes reguliert werde, sondern durch die Profitrate, und seine übrigen Aufklärungen über die Ursachen, welche Höhe oder Niedrigkeit des Zinsfußes bestimmen – alles dies findet sich viel exakter und weniger geistreich in einer 1750, zwei Jahre vor Humes Essay erschienenen Schrift: »An Essay on the Governing Causes of the Natural Rate of Interest, wherein the sentiments of Sir W. Petty and Mr. Locke, on that head, are considered.« Ihr Verfasser ist J. Massie, ein nach verschiednen Seiten hin rühriger und, wie aus der gleichzeitigen englischen Literatur ersichtbar, vielgelesener Schriftsteller. Adam Smiths[223] Erörterung des Zinsfußes steht Massie näher als Hume. Beide, Massie und Hume, wissen und sagen nichts über die Natur des »Profits«, der bei beiden eine Rolle spielt.

»Überhaupt«, kanzelredet Herr Dühring, »ist man in der Würdigung Humes meist sehr befangen verfahren und hat ihm Ideen unterlegt, die er gar nicht hegte.«

Und von diesem »Verfahren« gibt uns Herr Dühring selbst mehr als ein schlagendes Beispiel.

So z.B. fängt Humes Essay über den Zins an mit den Worten:

»Nichts gilt als ein gewisseres Zeichen des blühenden Zustands eines Volks als die Niedrigkeit des Zinsfußes, und mit Recht; obwohl ich glaube, daß die Ursache davon eine etwas andre ist, als man gewöhnlich annimmt.«

Also gleich im ersten Satz führt Hume die Ansicht, daß Niedrigkeit des Zinsfußes das sicherste Zeichen der blühenden Lage eines Volkes sei, an als einen in seinen Tagen bereits trivial gewordnen Gemeinplatz. Und in der Tat hatte diese »Idee« seit Child volle hundert Jahre Zeit gehabt, straßenläufig zu werden. Dahingegen:

»Aus den Ansichten« (Humes) »über den Zinsfuß ist hauptsächlich die Idee hervorzuheben, daß er der wahre Barometer der Zustände« (welcher?) »und seine Niedrigkeit ein fast untrügliches Zeichen der Blüte eines Volks sei« (S. 130).

Wer ist das »befangne« und eingefangne »man«, das so spricht? Niemand anders als Herr Dühring.

Was im übrigen eine naive Verwunderung unsres kritischen Geschichtschreibers erregt, ist, daß Hume bei Anlaß einer gewissen glücklichen Idee »sich nicht einmal für deren Urheber ausgibt«. Das wäre Herrn Dühring nicht passiert.

Wir haben gesehn, wie Hume jede Vermehrung des edlen Metalls zusammenwirft mit jener Vermehrung desselben, die begleitet ist von einer Depreziation, einer Revolution in ihrem eignen Wert, also im Wertmaß der Waren. Diese Verwechslung war bei Hume unvermeidlich, weil er nicht die allergeringste Einsicht in die Funktion der edlen Metalle als Wertmaß hatte. Er konnte sie nicht haben, weil er absolut nichts vom Wert selbst wußte. Das Wort selbst erscheint vielleicht nur einmal in seinen Aufsätzen, und zwar wo er Lockes Irrtum, die edlen Metalle hätten »einen nur eingebildeten Wert«, weiter dahin verballhornt, sie hätten »hauptsächlich einen fiktiven Wert«.

Er steht hier tief, nicht nur unter Petty, sondern auch unter manchem seiner englischen Zeitgenossen. Er zeigt dieselbe »Rückständigkeit«, wenn[224] er noch immer in altmodischer Weise den »Kaufmann« als die erste Triebfeder der Produktion feiert, worüber schon Petty längst hinaus war. Was gar Herrn Dührings Versicherung betrifft, Hume habe sich in seinen Aufsätzen mit den »wirtschaftlichen Hauptverhältnissen« beschäftigt, so vergleiche man auch nur die von Adam Smith zitierte Schrift Cantillons (erschienen wie Humes Aufsätze 1752, aber viele Jahre nach dem Tod des Verfassers), um über den engen Umkreis der Humeschen ökonomischen Arbeiten zu staunen. Hume, wie gesagte bleibt trotz des ihm von Herrn Dühring ausgestellten Patents, auch im Gebiet der politischen Ökonomie respektabel, aber er ist hier nichts weniger als ein origineller Forscher und noch viel minder epochemachend. Die Wirkung seiner ökonomischen Aufsätze auf die gebildeten Kreise seiner Zeit entsprang nicht bloß aus der vorzüglichen Darstellungsweise, sondern weit mehr noch daher, daß sie eine fortschrittlich-optimistische Verherrlichung der damals aufblühenden Industrie und des Handels, mit andern Worten, der damals in England rasch emporstrebenden kapitalistischen Gesellschaft waren, bei der sie daher »Beifall« finden mußten. Ein Fingerzeig genüge hier. Jedermann weiß, wie leidenschaftlich grade zu Humes Zeit das von dem berüchtigten Robert Walpole planmäßig zur Entlastung der Grundeigentümer, und Reichen überhaupt, ausgebeutete System der Indirekten Steuern von der englischen Volksmasse bekämpft wurde. In seinem Essay über Steuern (»Of Taxes«), wo Hume, ohne ihn zu nennen, gegen seinen ihm stets gegenwärtigen Gewährsmann Vanderlint polemisiert, den heftigsten Gegner der indirekten Steuern und den entschiedensten Vorkämpfer der Grundbesteuerung, heißt es:

»Sie« (die Konsumtionssteuern) »müssen in der Tat sehr starke Steuern und sehr unvernünftig aufgelegt sein, wenn sie der Arbeiter nicht selbst durch erhöhten Fleiß und Sparsamkeit zu zahlen imstande sein sollte, ohne den Preis seiner Arbeit zu erhöhen«.

Man glaubt hier Robert Walpole selbst zu hören, namentlich wenn man noch die Stelle hinzunimmt, im Essay über »öffentlichen Kredit«, wo mit Bezug auf die Schwierigkeit einer Besteuerung der Staatsgläubiger gesagt wird:

[225] »Die Verminderung ihres Einkommens würde nicht verkleidet werden unter dem Schein, ein bloßer Posten der Akzise oder der Zölle zu sein«.

Wie nicht anders bei einem Schotten zu erwarten, war Humes Bewunderung des bürgerlichen Erwerbs keineswegs rein platonisch. Armer Teufel von Haus aus, brachte er es zu einer sehr, sehr schwer tausendpfündigen jährlichen Einnahme, was Herr Dühring, da es sich hier nicht um Petty handelt, sinnig so ausdrückt:

»Er war durch eine gute Privatökonomie auf der Grundlage sehr geringer Mittel dahin gelangt, niemand zu Gefallen schreiben zu müssen.«

Wenn Herr Dühring ferner sagt:

»Er hatte nie dem Einfluß der Parteien, der Fürsten oder der Universitäten das geringste Zugeständnis gemacht«,

so ist zwar nicht bekannt, daß Hume je mit einem »Wagener« literarische Kompaniegeschäfte gemacht, wohl aber, daß er ein unverdrossener Parteigänger der Whig-Oligarchie war, die »Kirche und Staat« hochhielt, und zum Lohn für dies Verdienst erst den Posten eines Gesandtschaftssekretärs zu Paris bekam, und später den ungleich wichtigern und einträglichem eines Unterstaatssekretärs.

»In politischer Hinsicht war und blieb Hume stets konservativ und streng monarchisch gesinnt. Er wurde daher auch von den Anhängern des bestehenden Kirchentums nicht so arg verketzert als Gibbon«,

sagt der alte Schlosser.

»Dieser selbstische Hume, dieser Geschichtslügner«, schilt die englischen Mönche fett, ehe- und familienlos, vom Bettel lebend, »aber er hat nie eine Familie oder ein Weib gehabt und war selbst ein großer fetter Bursche, in beträchtlichem Umfang gemästet von öffentlichem Geld, ohne es je durch irgendwelchen wirklichen öffentlichen Dienst verdient zu haben«, sagt der »roh« plebejische Cobbett. Hume hat »in der praktischen Behandlung des Lebens in wesentlichen Richtungen vor einem Kant sehr viel voraus«,

sagt Herr Dühring.

Warum aber wird Hume in der »Kritischen Geschichte« eine so übertriebne Stellung angewiesen? Einfach weil dieser »ernste und subtile Denker« die Ehre hat, den Dühring des 18. Jahrhunderts vorzustellen. Wie ein Hume zum Beweise dient, daß

»die Schöpfung des ganzen Wissenschaftszweiges« (der Ökonomie) »eine Tat der erleuchteteren Philosophie gewesen ist«,[226]

so liegt in der Vorläuferschaft Humes die beste Gewähr dafür, daß dieser ganze Wissenschaftszweig seinen zunächst absehbaren Abschluß finden wird in jenem phänomenalen Mann, der die bloß »erleuchtetere« Philosophie umgeschaffen hat in die absolut lichtvolle Wirklichkeitsphilosophie, und bei dem sich, ganz wie bei Hume, und was

»auf deutschem Boden bisher ohne Beispiel... die Pflege der Philosophie im engern Sinn mit wissenschaftlichen Bemühungen um die Volkswirtschaft gepaart findet«.

Wir finden demgemäß den als Ökonomen immerhin respektablen Hume aufgebläht zu einem ökonomischen Stern erster Größe, dessen Bedeutung bisher nur derselbe Neid verkennen konnte, der auch Herrn Dührings »für die Epoche maßgebende« Leistungen bisher so hartnäckig totschweigt.


*


Die physiokratische Schule hat uns bekanntlich in Quesnays »ökonomischem Tableau« ein Rätsel hinterlassen, an dem die bisherigen Kritiker und Geschichtschreiber der Ökonomie sich umsonst die Zähne ausgebissen haben. Dies Tableau, das die physiokratische Vorstellung von der Produktion und Zirkulation des Gesamtreichtums eines Landes klar zur Anschauung bringen sollte, blieb für die ökonomische Nachwelt dunkel genug. Herr Dühring wird uns auch hier das endgültige Licht aufstecken.

Was dies »ökonomische Abbild der Verhältnisse der Produktion und Verteilung bei Quesnay selbst zu bedeuten habe«, sagt er, lasse sich nur angeben, wenn man »zuvor die ihm eigentümlichen leitenden Begriffe genau untersucht hat«. Und zwar um so mehr, als diese bisher nur mit einer »schwankenden Unbestimmtheit« dargestellt und selbst bei Adam Smith ihre »wesentlichen Züge nicht zu erkennen« seien.

Solcher herkömmlichen »leichtfertigen Berichterstattung« wird nun Herr Dühring ein für allemal ein Ende machen. Und nun hält er seinen Leser durch volle fünf Seiten zum besten, fünf Seiten, auf denen allerlei gespreizte Wendungen, stete Wiederholungen und berechnete Unordnung die fatale Tatsache verdecken sollen, daß Herr Dühring über die »leitenden Begriffe« Quesnays kaum soviel mitzuteilen hat, wie die »gangbarsten Lehrbuchkompilationen«, vor denen er so unermüdlich warnt. Es ist »eine der bedenklichsten Seiten« dieser Einleitung, daß auch hier schon das bisher nur dem Namen nach bekannte Tableau schon gelegentlich beschnuppert, dann aber sich in allerhand »Reflexionen« verlaufen wird, wie z.B. »den Unterschied von Aufwendung und Erfolg«. Wenn dieser »zwar in der Quesnayschen Idee nicht fertig anzutreffen ist«, so wird dahingegen Herr Dühring uns ein fulminantes Exempel davon geben, sobald er von seiner[227] langgedehnten einleitenden »Aufwendung« zu seinem merkwürdig kurzatmigen »Erfolg« kommt, den Aufschluß über das Tableau selbst. Geben wir nun alles, aber auch alles wörtlich, was er über das Tableau Quesnays mitzuteilen für gut findet.

In der »Aufwendung« sagt Herr Dühring:

»Ihm« (Quesnay) »erschien es als selbstverständlich, daß man den Ertrag« (Herr Dühring hatte eben vom Nettoprodukt gesprochen) »als einen Geldwert auffassen und behandeln müsse... er knüpfte seine Überlegungen (!) sofort an die Geldwerte an, die er als Verkaufsergebnisse aller landwirtschaftlichen Erzeugnisse bei dem Übergang aus der ersten Hand voraussetzte. Auf diese Weise (!) operiert er in den Kolonnen seines Tableau mit einigen Milliarden« (d.h. Geldwerten).

Wir haben hiermit dreimal erfahren, daß Quesnay im Tableau mit den »Geldwerten« der »landwirtschaftlichen Erzeugnisse«, eingeschlossen den des »Nettoprodukts« oder »Reinertrags«, operiert. Weiter im Text:

»Hätte Quesnay den Weg einer wirklich natürlichen Betrachtungsweise eingeschlagen und hätte er sich nicht bloß von der Rücksicht auf die edlen Metalle und die Geldmenge, sondern auch derjenigen auf die Geldwerte frei gemacht... So aber rechnet er mit lauter Wertsummen und dachte sich (!) das Nettoprodukt von vornherein als einen Geldwert

Also zum vierten- und fünftenmal: im Tableau gibt's nur Geldwerte!

»Er« (Quesnay) »gewann dasselbe« (das Nettoprodukt), »indem er die Auslagen in Abzug brachte und hauptsächlich« (nicht herkömmliche, aber dafür desto leichtfertigere Berichterstattung) »an denjenigen Wert dachte (!), der dem Grundeigentümer als Rente zufiele.«

Immer noch nicht vom Fleck; doch jetzt wird's kommen:

»Andrerseits geht nun aber auch« – dies »nun aber auch« ist eine Perle! – »das Nettoprodukt als Naturalgegenstand in die Zirkulation und wird auf diese Weise ein Element, durch welches die als steril bezeichnete Klasse... zu unterhalten... ist. Hier kann man sofort (!) die Verwirrung bemerken, welche dadurch entsteht, daß in dem einen Fall der Geldwert, in dem andern die Sache selbst den Gedankengang bestimmt.«

Im allgemeinen, scheint es, krankt alle Warenzirkulation an der »Verwirrung«, daß Waren gleichzeitig als »Naturalgegenstand« und als »Geldwert« in sie eingehn. Aber wir drehn uns immer noch im Kreis um die »Geldwerte«, denn

»Quesnay will eine doppelte Ansetzung des volkswirtschaftlichen Ertrags vermeiden«.

Mit Erlaubnis des Herrn Dühring: Unten in Quesnays »Analyse« des Tableau figurieren die verschiednen Produktarten als »Naturalgegenstände« und oben im Tableau selbst ihre Geldwerte. Quesnay hat sogar[228] später durch seinen Famulus, den Abbé Baudeau, auch gleich ins Tableau selbst die Naturalgegenstände neben ihre Geldwerte eintragen lassen.

Nach soviel »Aufwendung« endlich der »Erfolg«. Man höre und staune:

»Doch wird die Inkonsequenz« (mit Rücksicht auf die den Grundeigentümern von Quesnay zugeschriebne Rolle) »sofort klar, sobald man danach fragt, was denn aus dem als Rente angeeigneten Nettoprodukt im volkswirtschaftlichen Kreislauf werde. Hier ist für die Vorstellungsart der Physiokraten und für das ökonomische Tableau nur eine bis zum Mystizismus steigende Verworrenheit und Willkür möglich gewesen.«

Ende gut, alles gut. Also Herr Dühring weiß nicht, »was denn im wirtschaftlichen Kreislauf« (den das Tableau vorstellt) »aus dem als Rente angeeigneten Nettoprodukt werde«. Das Tableau ist für ihn die »Quadratur des Zirkels«. Er versteht eingestandnermaßsen nicht das Abc der Physiokratie. Nach all dem Herumgehn um den heißen Brei, dem Leeres-Stroh-Dreschen, den Kreuz- und Quersprüngen, Harlekinaden, Episoden, Diversionen, Wiederholungen und sinnbetäubenden Durcheinanderwürflungen, die uns lediglich vorbereiten sollten auf den gewaltigen Aufschluß, »was das Tableau bei Quesnay selbst Zu bedeuten habe« – nach alledem zum Schluß das beschämte Eingeständnis des Herrn Dühring, er wisse es selber nicht!

Einmal dies schmerzliche Geheimnis abgeschüttelt, diese horazische schwarze Sorge, die ihm während des Ritts durchs physiokratische Land auf dem Buckel saß, stößt unser »ernster und subtiler Denker« wieder munter in die Posaune wie folgt:

»Die Linien, welche Quesnay in seinem übrigens ziemlich einfachen (!) Tableau hin und her zieht« (es sind ihrer alles in allem ganzer sechs!) »und welche die Zirkulation des Nettoprodukts darstellen sollen«, geben zu bedenken, ob »bei diesen wunderlichen Kolonnenverknüpfungen« keine Mathematik-Phantastik unterlaufe, erinnern an Quesnays Beschäftigung mit der Quadratur des Zirkels usw.

Da Herrn Dühring diese Linien, trotz aller Einfachheit, eingestandnermaßen unverständlich bleiben, muß er sie nach seiner beliebten Manier verdächtigen. Und nun kann er getrost dem fatalen Tableau den Gnadenstoß geben:

»Indem wir das Nettoprodukt von dieser bedenklichsten Seite betrachtet haben« usw.

Nämlich das notgedrungne Eingeständnis, daß er nicht das erste Wort vom Tableau économique versteht und von der »Rolle«, die das darin figurierende Nettoprodukt dabei spielt – das nennt Herr Dühring »die bedenklichste Seite des Nettoprodukts«! Welcher Galgenhumor![229]

Damit nun aber unsre Leser nicht in derselben grausamen Unwissenheit über das Tableau Quesnays bleiben, wie es notwendig diejenigen sind, welche ihre ökonomische Weisheit aus »erster Hand« von Herrn Dühring beziehen, in kurzem folgendes:

Bekanntlich teilt sich bei den Physiokraten die Gesellschaft in drei Klassen: 1. Die produktive, d.h. die wirklich im Ackerbau tätige Klasse, Pächter und Landarbeiter; sie heißen produktiv, weil ihre Arbeit einen Überschuß läßt – die Rente. 2. Die Klasse, welche diesen Überschuß aneignet, umfassend die Grundbesitzer und die von ihnen abhängige Gefolgschaft, den Fürsten und überhaupt die vom Staat gezahlten Beamten und endlich auch die Kirche in ihrer besondern Eigenschaft als Aneignerin des Zehnten. Der Kürze halber bezeichnen wir im folgenden die erste Klasse einfach als »Pächter«, die zweite als »Grundeigentümer«. 3. Die gewerbetreibende oder sterile (unfruchtbare) Klasse, steril, weil sie nach physiokratischer Ansicht den ihr von der produktiven Klasse gelieferten Rohstoffen nur soviel Wert zusetzt, als sie an den ihr von derselben Klasse gelieferten Lebensmitteln verzehrt. Das Tableau Quesnays soll nun veranschaulichen, wie das jährliche Gesamtprodukt eines Landes (in der Tat Frankreichs) zwischen diesen drei Klassen zirkuliert und der jährlichen Reproduktion dient.

Die erste Voraussetzung des Tableau ist, daß das Pachtsystem und mit ihm die große Agrikultur im Sinn von Quesnays Zeit allgemein eingeführt ist, wobei ihm als Vorbild die Normandie, Picardie, Ile-de-France und einige andre französische Provinzen gelten. Der Pächter erscheint daher als der wirkliche Leiter der Agrikultur, repräsentiert im Tableau die ganze produktive (ackerbautreibende) Klasse und zahlt dem Grundeigentümer eine Rente in Geld. Der Gesamtheit der Pächter wird ein Anlagekapital oder Inventarium von zehn Milliarden Livres zugeschrieben, wovon ein Fünftel oder zwei Milliarden jährlich zu ersetzendes Betriebskapital, ein Anschlag, wofür wieder die bestbebauten Pachtungen der erwähnten Provinzen maßgebend waren.

Fernere Voraussetzungen sind: 1. Daß konstante Preise und einfache Reproduktion statthaben, der Einfachheit halber; 2. daß alle Zirkulation, die bloß innerhalb einer einzelnen Klasse stattfindet, ausgeschlossen bleibt und bloß die Zirkulation zwischen Klasse und Klasse berücksichtigt wird; 3. daß alle Käufe resp. Verkäufe, die von Klasse zu Klasse im Laufe des Betriebsjahrs stattfinden, in eine einzige Gesamtsumme zusammengefaßt[230] sind. Endlich erinnre man sich, daß zu Quesnays Zeit in Frankreich, wie mehr oder minder in ganz Europa, die eigne Hausindustrie der Bauernfamilie den weitaus beträchtlichsten Teil ihrer nicht zur Klasse der Nahrungsmittel gehörenden Bedürfnisse lieferte, und daher als selbstverständliches Zubehör des Ackerbaus hier vorausgesetzt wird.

Der Ausgangspunkt des Tableau ist die Gesamternte, das deswegen auch gleich obenan darin figurierende Bruttoprodukt der jährlichen Bodenerzeugnisse oder die »totale Reproduktion« des Landes, hier Frankreichs. Die Wertgröße dieses Bruttoprodukts wird geschätzt nach den Durchschnittspreisen der Bodenerzeugnisse bei den handeltreibenden Nationen. Es beträgt fünf Milliarden Livres, eine Summe, die nach den damals möglichen statistischen Veranschlagungen den Geldwert des landwirtschaftlichen Bruttoprodukts von Frankreich ungefähr ausdrückt. Dies, und nichts anders. Ist der Grund, warum Quesnay im Tableau »mit einigen Milliarden operiert«, nämlich mit fünf, und nicht mit fünf Livres tournois.

Das ganze Bruttoprodukt, zum Wert von fünf Milliarden, befindet sich also in der Hand der produktiven Klasse, das heißt zunächst der Pächter, die es produziert haben durch Verausgabung eines jährlichen Betriebskapitals von zwei Milliarden, entsprechend einem Anlagekapital von zehn Milliarden. Die landwirtschaftlichen Produkte, Lebensmittel, Rohstoffe etc., die zum Ersatz des Betriebskapitals, also auch zum Unterhalt aller im Ackerbau direkt tätigen Personen erheischt sind, werden in natura von der Gesamternte weggenommen und zur neuen landwirtschaftlichen Produktion verausgabt. Da, wie gesagt, konstante Preise und einfache Reproduktion auf dem einmal gültigen Maßstab unterstellt sind, ist der Geldwert dieses vorweggenommenen Teils des Bruttoprodukts gleich zwei Milliarden Livres. Dieser Teil geht also nicht in die allgemeine Zirkulation ein. Denn, wie schon bemerkt. Ist die Zirkulation, soweit sie nur innerhalb des Kreises jeder besondern Klasse, aber nicht zwischen den verschiednen Klassen stattfindet, vom Tableau ausgeschlossen.

Nach Ersatz des Betriebskapitals aus dem Bruttoprodukt bleibt ein Überschuß von drei Milliarden, wovon zwei in Lebensmitteln, eine in Rohstoffen. Die von den Pächtern an die Grundeigentümer zu zahlende Rente beträgt aber nur zwei Drittel hiervon, gleich zwei Milliarden. Warum nur diese zwei Milliarden unter der Rubrik »Nettoprodukt« oder »Reineinkommen« figurieren, wird sich bald zeigen.[231]

Außer der landwirtschaftlichen »totalen Reproduktion« zum Wert von fünf Milliarden, wovon drei Milliarden in die allgemeine Zirkulation eingehn, befindet sich aber, vor Beginn der im Tableau dargestellten Bewegung, noch das ganze »pécule« der Nation, zwei Milliarden bares Geld, in den Händen der Pächter. Es verhält sich damit so.

Da der Ausgangspunkt des Tableaus die Gesamternte ist, bildet er zugleich den Schlußpunkt eines ökonomischen Jahrs, z.B. des Jahrs 1758, nach welchem ein neues ökonomisches Jahr beginnt. Während dieses neuen Jahrs 1759 verteilt sich der für die Zirkulation bestimmte Teil des Bruttoprodukts vermittelst einer Anzahl einzelner Zahlungen, Käufe und Verkäufe, unter die zwei andern Klassen. Diese aufeinanderfolgenden, zersplitterten und über ein ganzes Jahr sich erstreckenden Bewegungen werden aber – wie das unter allen Umständen für das Tableau geschehn mußte – in wenige charakteristische, jedesmal ein ganzes Jahr auf einen Schlag einbegreifende Akte zusammengefaßt. So ist denn auch Ende des Jahrs 1758 der Pächterklasse das Geld wieder zurückgeströmt, das sie für das Jahr 1757 als Rente an die Grundbesitzer gezahlt hatte (wie das geschieht, wird das Tableau selbst zeigen), nämlich die Summe von zwei Milliarden, so daß sie diese 1759 wieder in Zirkulation werfen kann. Da nun jene Summe, wie Quesnay bemerkt, viel größer ist als in der Wirklichkeit, wo die Zahlungen sich beständig stückweis wiederholen, für die Gesamtzirkulation des Landes (Frankreichs) erheischt ist, so stellen die in der Hand der Pächter befindlichen zwei Milliarden Livres die Gesamtsumme des in der Nation umlaufenden Geldes dar.

Die Klasse der Rente einstreichenden Grundeigentümer tritt, wie das zufällig auch noch heutzutag der Fall ist, zunächst in der Rolle von Zahlungsempfängern auf. Nach Quesnays Voraussetzung erhalten die eigentlichen Grundeigentümer nur vier Siebentel der Rente von zwei Milliarden, zwei Siebentel gehn an die Regierung und ein Siebentel an die Zehntenempfänger. Zu Quesnays Zeit war die Kirche die größte Grundeigentümerin Frankreichs und empfing zudem den Zehnten von allem andern Grundeigentum.

Das von der »sterilen« Klasse während eines ganzen Jahrs verausgabte Betriebskapital (avances annuelles) besteht in Rohmaterial zum Wert von einer Milliarde – nur Rohmaterial, weil Werkzeuge, Maschinen etc. zu den Erzeugnissen dieser Klasse selbst zählen. Die mannigfachen Rollen aber, welche solche Erzeugnisse im Betrieb der Industrien dieser Klasse selbst[232] spielen, gehn das Tableau ebensowenig an, wie die ausschließlich innerhalb ihres Kreises vorgehende Waren- und Geldzirkulation. Der Lohn für die Arbeit, wodurch die sterile Klasse das Rohmaterial in Manufakturwaren verwandelt, ist gleich dem Wert der Lebensmittel, die sie teils direkt von der produktiven Klasse, teils indirekt durch die Grundeigentümer erhält. Obgleich sie selbst in Kapitalisten und Lohnarbeiter zerfällt, steht sie nach Quesnays Grundanschauung, als Gesamtklasse, im Sold der produktiven Klasse und der Grundeigentümer. Die industrielle Gesamtproduktion und daher auch ihre Gesamtzirkulation, die sich über das der Ernte folgende Jahr verteilt, ist ebenfalls in ein einziges Ganzes zusammengefaßt. Es ist daher vorausgesetzt, daß bei Beginn der im Tableau dargestellten Bewegung die jährliche Warenproduktion der sterilen Klasse sich ganz in ihrer Hand befindet, daß also ihr ganzes Betriebskapital, resp. Rohmaterial zum Wert von einer Milliarde, in Waren verwandelt worden ist zum Wert von zwei Milliarden, wovon die Hälfte den Preis der während dieser Umwandlung verzehrten Lebensmittel darstellt. Man könnte hier einwerfen: aber die sterile Klasse verbraucht doch auch Industrieprodukte zu ihrem eignen Hausbedarf; wo figurieren denn diese, wenn ihr eignes Gesamtprodukt durch die Zirkulation zu den andern Klassen übergeht? Hierauf erhalten wir die Antwort: Die sterile Klasse verzehrt nicht nur selbst einen Teil ihrer eignen Waren, sondern sie sucht auch noch außerdem soviel davon zurückzubehalten als möglich. Sie verkauft also ihre in die Zirkulation geworfenen Waren über dem wirklichen Wert und muß dies tun, da wir diese Waren zum Totalwert ihrer Produktion ansetzen. Dies ändert jedoch nichts an den Festsetzungen des Tableaus, denn die beiden andern Klassen erhalten nun einmal die Manufakturwaren nur zum Wert ihrer Totalproduktion.

Wir kennen also jetzt die ökonomische Position der drei verschiednen Klassen beim Beginn der Bewegung, die das Tableau darstellt.

Die produktive Klasse, nach Naturalersatz ihres Betriebskapitals, verfügt noch über drei Milliarden vom landwirtschaftlichen Bruttoprodukt und über zwei Milliarden Geld. Die Klasse der Grundeigentümer figuriert nur erst mit ihrem Rentenanspruch von zwei Milliarden an die produktive Klasse. Die sterile Klasse verfügt über zwei Milliarden Manufakturwaren. Eine zwischen nur zwei dieser drei Klassen verlaufende Zirkulation heißt bei den Physiokraten eine unvollkommne, eine durch alle drei Klassen verlaufende heißt eine vollkommne Zirkulation.

Also nun zum ökonomischen Tableau selbst.

Erste (unvollkommne) Zirkulation: Die Pächter zahlen den Grundeigentümern, ohne Gegenleistung, die diesen zukommende Rente mit zwei[233] Milliarden Geld. Mit einer dieser Milliarden kaufen die Grundeigentümer Lebensmittel von den Pächtern, denen so eine Hälfte des von ihnen zur Zahlung der Rente ausgegebnen Geldes zurückfließt.

In seiner »Analyse du tableau économique« spricht Quesnay nicht weiter vom Staat, der zwei Siebentel, und von der Kirche, die ein Siebentel der Grundrente erhält, da deren gesellschaftliche Rollen allgemein bekannt sind. Mit Bezug auf die eigentlichen Grundeigentümer aber sagt er, daß ihre Ausgaben, worin auch die aller ihrer Dienstleute figurieren, mindestens zum allergrößten Teil unfruchtbare Ausgaben sind, mit Ausnahme jenes geringen Teils, der angewendet wird »zur Erhaltung und Verbesserung ihrer Güter und zur Hebung ihrer Kultur«. Aber nach dem »natürlichen Recht« bestehe ihre eigentliche Funktion grade in »der Sorge für die gute Verwaltung und für die Ausgaben zur Erhaltung ihres Erbteils«, oder wie das später entwickelt, in den avances foncières, das heißt in Ausgaben, um den Boden vorzubereiten und die Pachtungen mit allem Zubehör zu versehen, die dem Pächter erlauben, sein ganzes Kapital ausschließlich dem Geschäft der wirklichen Kultur zu widmen.

Zweite (vollkommne) Zirkulation. Mit der zweiten, noch in ihrer Hand befindlichen Milliarde Geld kaufen die Grundeigentümer Manufakturwaren von der sterilen Klasse, diese aber mit dem so eingenommnen Geld Lebensmittel von den Pächtern zum selben Betrag.

Dritte (unvollkommne) Zirkulation. Die Pächter kaufen von der sterilen Klasse, mit einer Milliarde Geld, Manufakturwaren zum selben Betrag; ein großer Teil dieser Waren besteht aus Ackerbauwerkzeugen und andern für den Landbau nötigen Produktionsmitteln. Die sterile Klasse schickt den Pächtern dasselbe Geld zurück, indem sie damit für eine Milliarde Rohstoff, zum Ersatz ihres eignen Betriebskapitals, kauft. Damit sind den Pächtern die von ihnen in Zahlung der Rente ausgegebnen zwei Milliarden Geld zurückgeflossen und die Bewegung ist fertig. Und damit ist auch das große Rätsel gelöst,

»was denn aus dem als Rente angeeigneten Nettoprodukt im wirtschaftlichen Kreislauf wird«.

Wir hatten oben in den Händen der produktiven Klasse, am Anfangspunkt des Prozesses, einen Überschuß von drei Milliarden. Davon wurden[234] nur zwei als Nettoprodukt in der Gestalt von Rente an die Grundeigentümer gezahlt. Die dritte Milliarde des Überschusses bildet den Zins für das Gesamtanlagekapital der Pächter, also für zehn Milliarden zehn Prozent. Diesen Zins erhalten sie – wohlzumerken – nicht aus der Zirkulation; er befindet sich in natura in ihrer Hand, und sie realisieren ihn nur durch die Zirkulation, indem sie ihn vermittelst derselben in Manufakturwaren von gleichem Wert umsetzen.

Ohne diesen Zins würde der Pächter, der Hauptagent der Agrikultur, ihr das Anlagekapital nicht vorschießen. Bereits von diesem Standpunkt aus ist nach den Physiokraten die Aneignung des den Zins repräsentierenden Teils des landwirtschaftlichen Mehrertrags von seiten des Pächters eine ebenso notwendige Bedingung der Reproduktion wie die Pächterklasse selbst, und kann dies Element daher nicht zur Kategorie des nationalen »Nettoprodukts« oder »Reineinkommens« zählen; denn letzteres ist eben dadurch charakterisiert, daß es verzehrbar ist ohne jede Rücksicht auf die unmittelbaren Bedürfnisse der nationalen Reproduktion. Dieser Fonds von einer Milliarde aber dient nach Quesnay größtenteils für die während des Jahres nötig werdenden Reparaturen und teilweisen Erneuerungen des Anlagekapitals, ferner als Reservefonds gegen Unfälle, endlich wo möglich zur Bereicherung des Anlage- und Betriebskapitals wie zur Verbesserung des Bodens und Ausdehnung der Kultur.

Der ganze Hergang ist allerdings »ziemlich einfach«. Es wurden in die Zirkulation geworfen: von den Pächtern zwei Milliarden Geld, zur Zahlung der Rente, und für drei Milliarden Produkte, wovon zwei Drittel Lebensmittel und ein Drittel Rohstoffe; von der sterilen Klasse für zwei Milliarden Manufakturwaren. Von den Lebensmitteln im Betrag von zwei Milliarden wird die eine Hälfte von den Grundeigentümern nebst Anhang verzehrt, die andre von der sterilen Klasse in Zahlung ihrer Arbeit. Die Rohstoffe für eine Milliarde ersetzen das Betriebskapital derselben Klasse. Von den zirkulierenden Manufakturwaren im Betrag von zwei Milliarden fällt die eine Hälfte den Grundeigentümern zu, die andre den Pächtern, für welche sie nur eine verwandelte Form des erster Hand aus der landwirtschaftlichen Reproduktion gewonnenen Zinses für ihr Anlagekapital ist. Das Geld aber, das der Pächter mit Zahlung der Rente in die Zirkulation geworfen, strömt ihm durch den Verkauf seiner Produkte zurück, und so kann derselbe Kreislauf im nächsten ökonomischen Jahr von neuem durchlaufen werden.

Und nun bewundre man die »wirklich kritische«, der »herkömmlichen leichtfertigen Berichterstattung« so unendlich überlegene Darstellung des Herrn Dühring. Nachdem er fünfmal hintereinander in geheimnisvoller[235] Weise uns vorgehalten, wie bedenklich Quesnay im Tableau mit bloßen Geldwerten operiere, was sich noch dazu als falsch erwies, kommt er endlich zu dem Resultat, daß, sobald er danach fragt,

»was denn aus dem als Rente angeeigneten Nettoprodukt im volkswirtschaftlichen Kreislauf werde«, sei »für das ökonomische Tableau nur eine bis zum Mystizismus steigende Verworrenheit und Willkür möglich«.

Wir haben gesehn, daß das Tableau, diese ebenso einfache wie für ihre Zeit geniale Darstellung des jährlichen Reproduktionsprozesses, wie er durch die Zirkulation vermittelt wird, sehr genau darauf antwortet, was aus diesem Nettoprodukt im volkswirtschaftlichen Kreislauf wird, und somit verbleibt der »Mystizismus« und die »Verworrenheit und Willkür« wiederum einzig und allein dem Herrn Dühring als »bedenklichste Seite« und einziges »Nettoprodukt« seiner physiokratischen Studien.

Ganz ebenso vertraut wie mit der Theorie der Physiokraten ist Herr Dühring mit ihrer geschichtlichen Wirkung.

»Mit Turgot«, belehrt er uns, »war die Physiokratie in Frankreich praktisch und theoretisch zu ihrem Ende gelangt.«

Wenn aber Mirabeau in seinen ökonomischen Anschauungen wesentlich Physiokrat, wenn er in der konstituierenden Versammlung von 1789 erste ökonomische Autorität war, wenn diese Versammlung in ihren ökonomischen Reformen einen großen Teil der physiokratischen Sätze aus der Theorie in die Praxis übersetzte, und namentlich auch das »ohne Gegenleistung« vom Grundbesitz angeeignete Nettoprodukt, die Grundrente mit einer starken Steuer belegte, so existiert das alles nicht für »einen« Dühring.-

Wie der lange Strich durch den Zeitraum 1691 bis 1752 alle Vorgänger Humes aus dem Weg räumte, so ein andrer Strich den zwischen Hume und Adam Smith liegenden Sir James Steuart. Von dessen großem Werk, das, abgesehn von seiner historischen Wichtigkeit, das Gebiet der politischen Ökonomie nachhaltig bereichert hat, steht in dem »Unternehmen« des Herrn Dühring keine Silbe. Dafür aber belegt dieser den Steuart mit dem stärksten Schimpfwort, das es in seinem Lexikon gibt, und sagt, er sei »ein Professor« zur Zeit A. Smiths gewesen. Leider ist diese Verdächtigung rein erfunden. Steuart war in der Tat ein schottischer Großgrundbesitzer, der, wegen angeblicher Beteiligung an der Stuartschen Verschwörung aus Großbritannien verbannt, durch seinen langem Aufenthalt und seine Reisen auf dem Kontinent sich mit den ökonomischen Zuständen verschiedner Länder vertraut machte.[236]

Kurzum: nach der »Kritischen Geschichte« hatten alle frühern Ökonomen nur den Wert, entweder als »Ansätze« zu Herrn Dührings »maßgebender« tieferer Grundlegung oder aber durch ihre Verwerflichkeit ihr erst recht als Folie zu dienen. Jedennoch gibt es auch in der Ökonomie einige Heroen, die nicht nur »Ansätze« zur »tiefern Grundlegung« bilden, sondern »Sätze«, aus denen sie, wie in der Naturphilosophie vorgeschrieben, nicht »entwickelt«, sondern gradezu »komponiert« ist: nämlich die »unvergleichlich hervorragende Größe« List, die zu Nutz und Frommen deutscher Fabrikanten die »subtilem« merkantilistischen Lehren eines Ferner und anderer in »gewaltigere« Worte aufgebläht hat; ferner Carey, der in folgendem Satz den aufrichtigen Kern seiner Weisheit bloßlegt:

»Ricardos System ist ein System der Zwietracht... es läuft hinaus auf die Erzeugung der Klassenfeindschaft... seine Schrift ist das Handbuch des Demagogen, der die Macht anstrebt vermittelst der Landteilung, des Kriegs und der Plünderung«;

endlich zu guter Letzt der Londoner City Confusius Macleod.

Danach dürften die Leute, die in der Gegenwart und zunächst absehbaren Zukunft Geschichte der politischen Ökonomie studieren wollen, immer noch bedeutend sicherer fahren, wenn sie sich bekannt machen mit den »wässerigen Erzeugnissen«, »Plattheiten« und »breiten Bettelsuppen« der »gangbarsten Lehrbuchkompilationen«, als wenn sie sich verlassen auf die »Geschichtszeichnung großen Stils« des Herrn Dühring.


*


Was ergibt sich nun schließlich als das Resultat unsrer Analyse des Dühringschen »eigen erzeugten Systems« der politischen Ökonomie? Nichts als die Tatsache, daß wir mit all den großen Worten und noch gewaltigem Versprechungen ebenso hinters Licht geführt worden sind wie in der »Philosophie«. Die Theorie des Werts, dieser »Prüfstein der Gediegenheit ökonomischer Systeme«, lief darauf hinaus, daß Herr Dühring unter Wert fünferlei total verschiedne und einander schnurstracks widersprechende Dinge versteht, und also im besten Fall selbst nicht weiß, was er will. Die mit soviel Pomp angekündigten »Naturgesetze aller Wirtschaft« erwiesen sich als lauter weltbekannte und oft noch nicht einmal richtig gefaßte Plattheiten der ärgsten Art. Die einzige Erklärung ökonomischer Tatsachen, die uns das eigen erzeugte System zu geben hat, ist, daß sie Resultate der »Gewalt« seien, eine Redensart, womit der Philister aller Nationen sich seit Jahrtausenden über alles ihm widerfahrne Ungemach tröstet, und[237] womit wir nicht mehr wissen als vorher. Statt diese Gewalt aber nach ihrem Ursprung und ihren Wirkungen zu untersuchen, mutet Herr Dühring uns zu, uns bei dem bloßen Wort »Gewalt« als letzter Endursache und endgültiger Erklärung aller ökonomischen Erscheinungen dankbarst zu beruhigen. Gezwungen, über die kapitalistische Ausbeutung der Arbeit weitere Aufschlüsse zu geben, stellt er sie erst im allgemeinen dar als beruhend auf Bezollung und Preisaufschlag, hier ganz die Proudhonsche »Vorwegnahme« (prélèvement) sich aneignend, um dann nachher im besondern sie zu erklären vermittelst der Marxschen Theorie von Mehrarbeit, Mehrprodukt und Mehrwert. Er bringt es also fertig, zwei total widersprechende Anschauungsweisen glücklich zu versöhnen, indem er sie beide in Einem Atem abschreibt. Und wie er in der Philosophie nicht grobe Worte genug hatte für denselben Hegel, den er unaufhörlich verseichtigend ausbeutet, so dient in der »Kritischen Geschichte« die bodenloseste Verlästerung von Marx nur zur Verdeckung der Tatsache, daß alles noch einigermaßer Rationelle, was sich im »Cursus« über Kapital und Arbeit vorfindet, ebenfalls ein verseichtigendes Plagiat an Marx ist. Die Unwissenheit, die im »Cursus« an den Anfang der Geschichte der Kulturvölker den »großen Grundbesitzer« stellt und kein Wort weiß von der Gemeinschaft des Grundeigentums der Stamm- und Dorfgemeinden, von der alle Geschichte in Wirklichkeit ausgeht – diese heut zutage fast unbegreifliche Unwissenheit wird beinahe noch übertroffen von derjenigen, die sich in der »Kritischen Geschichte« als »universelle Weite des geschichtlichen Umblicks« nicht wenig auf sich selbst zugute tut und von der wir nur ein paar abschreckende Beispiele gegeben haben. In Einem Wort: erst die kolossale »Aufwendung« von Selbstanpreisung, von marktschreierischen Posaunenstößen, von einander übergipfelnden Verheißungen; und dann der »Erfolg« – gleich Null.[238]

Quelle:
Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Berlin 1962, Band 20, S. 210-211,213-239.
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