Schluss-Anmerkung

[411] Kant geht in der Kritik d. r. Vft. von dem Reflexionspuncte aus, auf welchem Zeit, Raum und ein Mannigfaltiges der Anschauung gegeben, in dem Ich und für das Ich schon vorhanden sind. Wir haben dieselben jetzt a priori deducirt, und nun sind sie im Ich vorhanden. Das Eigentümliche der Wissenschaftslehre in Rücksicht der Theorie ist daher aufgestellt, und wir setzen unseren Leser für jetzt gerade bei demjenigen Puncte nieder, wo Kant ihn aufnimmt.[411]


Fußnoten

1 Aenesidemus erinnert gegen Reinhold, dass nicht bloss die Form der Vorstellung, sondern die ganze Vorstellung auf das Subject bezogen werde. Dies ist völlig richtig, die ganze Vorstellung ist das bezogene; aber es ist zugleich richtig, dass nur die Form derselben der Beziehungsgrund ist. Gerade so ist es auch in unserem Falle. – Beziehungsgrund und Bezogenes muss nicht verwechselt werden, und damit dies in unserer Deduction überhaupt nicht geschehe, müssen wir gleich vom Anfange an sorgfältig dagegen auf der Hut seyn.


2 Wir erhalten hier beiläufig eine Uebersicht der Puncte, die wir noch zu untersuchen haben.


3 Die Beweise des gesunden Menschenverstandes für die Freiheit sind demnach ganz richtig, und dem Gange des menschlichen Geistes vollkommen angemessen. – Diogenes ging, um vor der Hand sich selbst – denn die verirrte Speculation war dadurch freilich noch nicht in ihre Grenze zurückgewiesen – die geläugnete Möglichkeit der Bewegung zu beweisen, Eben so – wollt ihr jemand die Freiheit wegvernünfteln, und gelingt es euch wirklich durch eure Scheingründe Zweifel über die in Anspruch genommene Sache zu erregen, so demonstrirt er sie sich auf der Stelle durch Realisirung eines Products, das er nur von seinem eigenen freien Handeln ableiten kann.

Quelle:
Johann Gottlieb Fichtes sämmtliche Werke. Band 1, Berlin 1845/1846.
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