Zehnte Rede

Übereinkunft

[559] Das hab' ich gehört. Zu einer Zeit ist der Erhabene im Lande der Maller auf der Wanderschaft gewesen, von einer zahlreichen Jüngerschaft begleitet, mit einer Schar von fünfhundert Mönchen gegen Pāvā, einer mallischen Burgstadt, hingezogen. Bei Pāvā hat dann der Erhabene Rast gehalten, im Mangohaine bei Cundo, dem Goldschmied.

Damals aber hatten die Maller von Pāvā ein neues Herrenhaus, der Hohe Turm genannt, eben erst erbauen lassen, und niemand noch hatte darin gewohnt, kein Asket und kein Priester noch irgendein menschliches Wesen.

Es kam nun den Mallern von Pāvā zu Ohren: ›Der Erhabene, heißt es, wandert im mallischen Lande von Ort zu Ort, in Begleitung einer zahlreichen Jüngerschaft, ist mit einer Schar von fünfhundert Mönchen bis vor Pāvā gekommen, hat vor der Stadt Rast gehalten, im Mangohaine bei Cundo dem Goldschmied.‹ Da begaben sich denn die Maller von Pāvā dorthin wo der [559] Erhabene weilte, verneigten sich ehrerbietig vor dem Erhabenen und setzten sich seitwärts nieder. Seitwärts sitzend wandten sich dann die Maller von Pāvā mit diesen Worten an den Erhabenen:

»Es ist da, o Herr, von den Mallern in Pāvā ein neues Herrenhaus, der Hohe Turm genannt, eben erst erbaut worden, und niemand noch hat es bewohnt, kein Asket und kein Priester noch irgendein menschliches Wesen. Das möge, o Herr, der Erhabene zuerst benutzen: vom Erhabenen zuerst benutzt, werden es dann die Maller von Pāvā benutzen. So soll es den Mallern von Pāvā lange zum Wohle, zum Heile gereichen950

Schweigend gewährte der Erhabene die Bitte.

Als nun die Maller von Pāvā der Zustimmung des Erhabenen sicher waren, standen sie auf, begrüßten den Erhabenen ehrerbietig, gingen rechts herum und begaben sich nach dem Herrenhause. Dort ließen sie den Boden ganz mit Matten bedecken, die Stühle bereit richten, einen Eimer mit Wasser aufstellen und eine Öllampe zurecht machen. Dann kehrten sie wieder zum Erhabenen zurück, verneigten sich ehrerbietig vor dem Erhabenen und standen seitwärts. Seitwärts stehend sprachen nun die Maller von Pāvā zum Erhabenen also:

»Ganz mit Matten bedeckt, o Herr, ist der Boden des Hauses, die Stühle stehn bereit, ein Eimer mit Wasser ist aufgestellt, eine Öllampe zurecht gemacht: wie es nun, o Herr, dem Erhabenen belieben mag.«

Da hat denn der Erhabene sich gerüstet, Mantel und Schale genommen und ist in Begleitung der Jüngerschar zum Herrenhause hingeschritten. Dort angelangt spülte der Erhabene die Füße ab, trat in den Saal ein und setzte sich nahe dem mittleren Pfeiler, gegen Osten gewendet, nieder. Und auch die begleitenden Mönche spülten die Füße ab, traten in den Saal ein und setzten sich nahe der westlichen Wand, gegen Osten gewendet, nieder, so daß der Erhabene ihnen voransaß. Und auch die Maller von Pāvā spülten die Füße ab, traten in den Saal ein und setzten sich nahe der östlichen Wand, gegen Westen gewendet, nieder, so daß der Erhabene ihnen voransaß. Alsbald nun hat der Erhabene die Maller von Pāvā bis tief in die Nacht in lehrreichem Gespräche ermuntert, ermutigt, erregt und erheitert, dann aber gemahnt:

»Vorgerückt ist, ihr Vāseṭṭher, die Nacht: wie es euch nun belieben mag951

»Wohl, o Herr!« sagten da gehorsam die Maller von Pāvā zum Erhabenen, standen von ihren Sitzen auf, verneigten sich ehrerbietig vor dem Erhabenen, gingen rechts herum und entfernten sich.

Bald aber nachdem die Maller von Pāvā gegangen waren, hat der Erhabene, über die lautlose, stille Schar der Mönche hinblickend, sich an den ehrwürdigen Sāriputto gewandt952:

[560] »Frei ist von matter Müde, Sāriputto, die Jüngerschar: schicke dich an, Sāriputto, zu lehrreicher Rede vor den Mönchen; der Rücken ist mir schwer geworden: den will ich ausstrecken.«

»Gern, o Herr«, sagte da der ehrwürdige Sāriputto, dem Erhabenen gehorchend.

Da hat nun der Erhabene den Mantel vierfach gefaltet aufgespreitet und sich auf die rechte Seite wie der Löwe hingelegt, einen Fuß über dem anderen, klar bewußt, der Stunde des Aufstehns gewärtig.

Zur damaligen Zeit aber war der Freie Bruder Nāthaputto zu Pāvā eben erst gestorben. Nach dessen Tode sind die Freien Brüder zerfallen, entzweigeraten, in Zank und Streit verwickelt gewesen, sie haderten miteinander und scharfe Wortgefechte fanden statt: ›Nicht du kennst diese Lehre und Ordnung: ich kenne diese Lehre und Ordnung! Was wirst du diese Lehre und Ordnung verstehn? Auf falscher Fährte bist du: ich bin auf rechter Fährte. Mir ist's gelungen: dir mißlungen. Was vorher zu sagen ist hast du nachher gesagt: was nachher zu sagen ist hast du vorher gesagt. Deine Behauptung ist umgestürzt, dein Wort dir entwunden worden: gebändigt bist du, gib deine Rede verloren, oder widersteh' wenn du kannst!‹: so ist einer dem anderen entgegengetreten. Wie ein Mörder schien sich fast jeder von den Freien Brüdern, den Nachfolgern Nāthaputtos, zu gebärden953. Die aber da dem Freien Bruder Nāthaputto als Anhänger zugetan waren, im Hause lebend, weiß gekleidet, die schienen vor den Freien Brüdern, den Nachfolgern Nāthaputtos, Unbehagen, Mißfallen, Widerwillen zu empfinden, wie das eintritt bei einer schlechtverkündeten Heilsordnung, bei einer schlechtdargelegten, abstoßenden, Unruhe schaffenden, die kein vollkommen Erwachter kundgetan hat, deren Kuppel geborsten ist, die keine Zuflucht gewährt.

Der ehrwürdige Sāriputto nun hat also zu den Mönchen gesprochen:

»Es ist da, ihr Freunde, Nāthaputto der Freie Bruder vor kurzem bei Pāvā gestorben: und dessen Jünger und Anhänger sind unter einander zerfallen, wie das eintritt bei einer schlechtverkündeten Heilsordnung, bei einer schlechtdargelegten, abstoßenden, Unruhe schaffenden, die kein vollkommen Erwachter kundgetan hat, deren Kuppel geborsten ist, die keine Zuflucht gewährt. So pflegt ja das, ihr Brüder, bei einer solchen Lehre und Ordnung zu geschehn. Da ist denn nun uns, ihr Brüder, vom Erhabenen die Lehre wohlverkündet, wohldargelegt worden, anziehend, Ruhe bereitend, von einem vollkommen Erwachten kundgetan. Da können wir eben alle übereinkommen und brauchen nichts zu verändern954, auf daß dieses Asketentum seinen Lauf nehmen, lange bestehn kann, daß es eben vielen zum Wohle, vielen zum Heile sei, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen.

[561] Was ist das aber, ihr Brüder, für eine Lehre, die uns vom Erhabenen wohlverkündet, wohldargelegt worden ist, anziehend, Ruhe bereitend, von einem vollkommen Erwachten kundgetan, wobei wir eben alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen, auf daß dieses Asketentum seinen Lauf nehmen, lange bestehn kann, daß es eben vielen zum Wohle, vielen zum Heile sei, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen? Es ist, ihr Brüder, von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten ein Ding genau erklärt worden, wobei wir eben alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen: und zwar was für ein Ding? Alle Wesen bestehn durch Nahrung, alle Wesen bestehn durch Unterscheidung955. Das ist, ihr Brüder, ein Ding, das von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten genau erklärt worden ist, wobei wir eben alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen.


Es sind, ihr Brüder, von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten zwei Dinge genau erklärt worden, wobei wir eben alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen: und zwar was für zwei Dinge? Bild und Begriff; Unwissen und Durst nach Dasein; die Ansicht vom Dasein und die Ansicht vom Nichtsein956; Schamlosigkeit und Unbescheidenheit; Schamhaftigkeit und Bescheidenheit957; ungeziemende Rede und schlechte Freundschaft; geziemende Rede und treffliche Freundschaft; Ungebühr gern begehn und Ungebühr gern vermeiden958; zu sich Einkehr üben verstehn und zu sich Einkehr enden verstehn; bestimmte Art verstehn und die Dinge sich merken lernen; die Gebiete kennen und die bedingte Entstehung kennen; wissen was möglich ist und wissen was unmöglich ist; Ehrlichkeit und Sanftmut; Geduld und Milde; Freundlichkeit und Zuvorkommenheit; Güte und Lauterkeit; Wirrsinn und Unklarheit; Einsicht und Klarheit; keine Bewachung der Sinnestore und kein Maßhalten bei der Mahlzeit; Bewachung der Sinnestore und Maßhalten bei der Mahlzeit; Kraft des Nachdenkens und Kraft der Vertiefung; Kraft der Einsicht und Kraft der Einigung; Ruhe und Klarsicht; Zustand der Ruhe und Zustand der Regsamkeit; Regsamkeit und Unzerfahrenheit; beständige Tugend und beständige Ansicht; schwankende Tugend und schwankende Ansicht; geläuterte Tugend und geläuterte Ansicht; geläuterte Ansicht und auch der Ansicht entsprechendes Handeln; Ergriffenheit bei ergreifenden Dingen und, ist man ergriffen, ernstlicher Kampf; Ungenüglichkeit an heilsamen Dingen und kein Zurückweichen im Kampfe; Wissen und Erlösung; Kenntnis der Versiegung, Kenntnis des Eingehns. Das sind, ihr Brüder, zwei Dinge, die von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen [562] Erwachten genau erklärt worden sind, wobei wir eben alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen, auf daß dieses Asketentum seinen Lauf nehmen, lange bestehn kann, daß es eben vielen zum Wohle, vielen zum Heile sei, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen.


Es sind, ihr Brüder, von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten drei Dinge genau erklärt worden, wobei wir eben alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen: und zwar was für drei Dinge? Drei Wurzeln des Bösen: Sucht als Wurzel des Bösen, Haß als Wurzel des Bösen, Unverstand als Wurzel des Bösen; drei Wurzeln des Guten: Unsüchtigkeit als Wurzel des Guten, Ungehässigkeit als Wurzel des Guten, Verständigkeit als Wurzel des Guten959. Drei ungünstige Fährten: schlechter Wandel in Taten, Worten und Gedanken; drei günstige Fährten: rechter Wandel in Taten, Worten und Gedanken. Drei unheilsame Erwägungen: lusthafte, boshafte, schadenfrohe Erwägung; drei heilsame Erwägungen: Entsagung erwägen, ohne Groll, ohne Wut. Drei unheilsame Gesinnungen: lusthafte, boshafte, schadenfrohe Gesinnung; drei heilsame Gesinnungen: Entsagung sinnen, ohne Groll, ohne Wut960. Drei unheilsame Wahrnehmungen: lusthafte, boshafte, schadenfrohe Wahrnehmung; drei heilsame Wahrnehmungen: Entsagung wahrnehmen, ohne Groll, ohne Wut. Drei unheilsame Arten: Art der Lust, Art der Bosheit, Art der Schadenfreude; drei heilsame Arten: Art der Entsagung, ohne Groll, ohne Wut. Noch andere drei Arten: Art der Lust, Art der Form, Art ohne Form. Noch andere drei Arten: Art der Form, Art ohne Form, Art der Auflösung. Noch andere drei Arten: niedere Art, mittlere Art, erlesene Art. Dreifacher Durst: Geschlechtsdurst, Daseinsdurst, Wohlseinsdurst. Noch anderer dreifacher Durst: Geschlechtsdurst, formhafter Durst, formloser Durst. Noch anderer dreifacher Durst: formhafter Durst, formloser Durst, auflösender Durst. Drei Fesseln: der Glaube an Persönlichkeit, Zweifelsucht, sich klammern an Tugendwerk. Dreierlei Wahn: Wunscheswahn, Daseinswahn, Nichtwissenswahn. Dreierlei Dasein: geschlechtliches Dasein, formhaftes Dasein, formloses Dasein. Dreierlei Ziele: geschlechtliches Ziel, Daseinsziel, Asketenziel. Dreierlei Zwieheit: ›Besser bin ich‹ ist eine Zwieheit, ›Gleich bin ich‹ ist eine Zwieheit, ›Minder bin ich‹, ist eine Zwieheit961. Dreierlei Zeiträume: vergangene, zukünftige, gegenwärtige Zeit. Drei Endpunkte: die Persönlichkeit, die Entstehung der Persönlichkeit, die Auflösung der Persönlichkeit. Drei Gefühle: Wohlgefühl, Wehgefühl, weder Wohl- noch Wehgefühl. Dreifach Leidwesen: Leidwesen aus Leiden, Leidwesen aus Unterschied, Leidwesen aus Wandelbarkeit. Drei Summen: falsch bestimmte Summe, recht bestimmte Summe,[563] unbestimmte Summe. Dreifacher Zweifel: über die Vergangenheit zweifelt man, gerät in Schwanken, kommt nicht zur Ruhe und Klarheit; oder über die Zukunft zweifelt man, gerät in Schwanken, kommt nicht zur Ruhe und Klarheit; oder jetzt über die Gegenwart zweifelt man, gerät in Schwanken, kommt nicht zur Ruhe und Klarheit. Drei Dinge hat der Vollendete nicht zu verbergen: lauter geworden ist die Umgangsweise, ihr Brüder, beim Vollendeten, es gibt beim Vollendeten keine üble Umgangsart, die der Vollendete zu verbergen hätte: ›Daß das niemand von mir wisse‹; lauter geworden ist die Redeweise, ihr Brüder, beim Vollendeten, es gibt beim Vollendeten keine üble Redensart, die der Vollendete zu verbergen hätte: ›Daß das niemand von mir wisse‹; lauter geworden ist die Denkweise, ihr Brüder, beim Vollendeten, es gibt beim Vollendeten keine üble Denkensart, die der Vollendete zu verbergen hätte: ›Daß das niemand von mir wisse‹. Drei Ichtigkeiten: Gier ist eine Ichtigkeit, Haß ist eine Ichtigkeit, Unverstand ist eine Ichtigkeit. Drei Feuer: Feuer der Gier, Feuer des Hasses, Feuer des Unverstandes962. Noch andere drei Feuer: Opferfeuer, Altarfeuer, Herdfeuer. Drei Arten von Körperverbindung: der sichtbare gegenständliche Körper, der unsichtbare gegenständliche Körper, der unsichtbare ungegenständliche Körper. Drei Unterscheidungen: verdiensthafte Unterscheidung, schuldhafte Unterscheidung, unverstörbare Unterscheidung. Dreierlei Menschen: der Kämpfer, der Nichtkämpfer, der Wederkämpfer noch Nichtkämpfer. Dreierlei Greise: dem Alter nach, der Lehre nach, dem Wissen nach. Drei Gelegenheiten zu verdienstlichem Tun: Gabe spenden ist ein verdienstliches Tun, Tugend pflegen ist ein verdienstliches Tun, geistige Übung ist ein verdienstliches Tun. Drei Gelegenheiten zur Ermahnung: nach Gesicht, nach Gehör, nach Verdacht. Dreierlei Wiederkehr zu Wunschbereichen: es gibt, ihr Brüder, Wesen, denen Wünsche gewährt sind; die haben bei möglichem Wunschgenuß ihren Willen darauf gerichtet, als wie etwa Menschen, und mancherlei Himmlische und mancherlei Höllische. Das ist die erste Stufe im Wunschbereich. Es gibt, ihr Brüder, Wesen in unbeschränktem Genusse; die haben, von keinerlei Schranken bei Wunschgenüssen umschränkt, ihren Willen darauf gerichtet, als wie etwa die Götter unbeschränkter Freude. Das ist die zweite Stufe im Wunschbereich. Es gibt, ihr Brüder, Wesen jenseit unbeschränkten Genusses; die haben jenseit unbeschränkter Wunschgenüsse ihren Willen darauf gerichtet, als wie etwa die Selbstgewaltigen Götter jenseit unbeschränkter Freude. Das ist die dritte Stufe im Wunschbereich. Dreierlei Wiederkehr zu Wohlbereichen: es gibt, ihr Brüder, Wesen, die Wohl immer weiter entwickelnd sich wohlfühlen, als wie etwa die Götter brahmischer Kreise963. Das ist die erste Stufe im Wohlbereich. Es gibt, ihr Brüder, Wesen von Wohl durchtränkt und durchdrungen, erfüllt und gesättigt, die hin und wieder einmal tief aufatmend [564] ›O Wonne, o Wonne‹ aushauchen, als wie etwa die Leuchtenden Götter. Das ist die zweite Stufe im Wohlbereich. Es gibt, ihr Brüder, Wesen von Wohl durchtränkt und durchdrungen, erfüllt und gesättigt, die nehmen, beseligt, ein gar stilles geistiges Wohl in sich wahr, als wie etwa die Strahlenden Götter964. Das ist die dritte Stufe im Wohlbereich. Dreierlei Weisheit: kämpfende Weisheit, nichtkämpfende Weisheit, weder kämpfende noch nichtkämpfende Weisheit. Noch andere drei Arten von Weisheit: in Denken bestandene Weisheit, in Hören bestandene Weisheit, in Vertiefung bestandene Weisheit. Dreierlei Waffen: Waffe der Erfahrung, Waffe der Einsamkeit, Waffe der Weisheit. Dreierlei Sinneskräfte: der Sinn Unverstandenes verstehn zu lernen, der Sinn für Verständnis, der Sinn des Verstehenden. Dreierlei Augen: das fleischliche Auge, das himmlische Auge, das Auge der Weisheit. Dreierlei Kämpfe: Kampf um Tugend, Kampf um Geist, Kampf um Weisheit. Dreierlei Walten: Walten über den Körper, Walten über den Geist, Walten über die Weisheit. Dreierlei Unübertrefflichkeit: unübertrefflicher Anblick, unübertrefflicher Fortschritt, unübertreffliche Freiheit. Dreierlei Einigung: Einigung, sinnend, gedenkend; Einigung, nicht sinnend, nur gedenkend; Einigung, nicht sinnend, nicht gedenkend. Noch andere dreierlei Einigung: Einigung aus Leerheit, Einigung ohne Kennzeichen, Einigung ohne Absicht965. Drei Arten von Lauterkeit: leibliche Lauterkeit, sprachliche Lauterkeit, geistige Lauterkeit. Drei Arten von Schweigen: leibliches Schweigen, sprachliches Schweigen, geistiges Schweigen. Dreierlei Geschicklichkeit: geschickt sein bei Zukömmlichem, geschickt sein bei Unzukömmlichem, geschickt sein nach Umständen. Dreifacher Rausch: Rausch der Gesundheit, Rausch der Jugend, Rausch des Lebens966. Drei Arten von Oberherrschaft: Oberherrschaft über sich selbst, Oberherrschaft über die Welt, Oberherrschaft über die Satzung. Dreierlei Art Bericht abzulegen: über vergangene Zeiten Bericht zu geben, ›So war es in der Vergangenheit‹; oder über künftige Zeiten Bericht zu geben, ›So wird es in der Zukunft sein‹; oder jetzt über die Gegenwart Bericht zu geben, ›So ist es jetzt in der Gegenwart‹. Dreierlei Wissen: das Wissen der erinnernden Erkenntnis früherer Daseinsformen, das Wissen der Erkenntnis vom Verschwinden und Erscheinen der Wesen, das Wissen der Erkenntnis von der Wahnversiegung. Dreierlei Warten: himmlische Warte, lautere Warte, heilige Warte967. Drei Arten von Wundern: das Wunder der Macht, das Wunder der Vorzeige, das Wunder der Unterweisung968. Das sind, ihr Brüder, drei Dinge, die von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten genau erklärt worden sind, wobei wir eben alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen, auf daß dieses Asketentum seinen Lauf nehmen, lange bestehn kann, daß es eben vielen zum Wohle, vielen zum Heile sei, aus [565] Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen.


Es sind, ihr Brüder, von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten vier Dinge genau erklärt worden, wobei wir eben alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen: und zwar was für vier Dinge? Vier Pfeiler der Einsicht: da wacht, ihr Brüder, ein Mönch beim Körper über den Körper, unermüdlich, klaren Sinnes, einsichtig, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Bekümmerns; wacht bei den Gefühlen über die Gefühle, wacht beim Gemüte über das Gemüt, wacht bei den Erscheinungen über die Erscheinungen, unermüdlich, klaren Sinnes, einsichtig, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Bekümmerns.

Vier gewaltige Kämpfe: da weckt, ihr Brüder, ein Mönch seinen Willen, daß er unaufgestiegene üble, unheilsame Dinge nicht aufsteigen lasse, er müht sich darum, mutig bestrebt, rüstet das Herz, macht es kampfbereit; weckt seinen Willen, daß er aufgestiegene üble, unheilsame Dinge vertreibe, er müht sich darum, mutig bestrebt, rüstet das Herz, macht es kampfbereit; weckt seinen Willen, daß er unaufgestiegene heilsame Dinge aufsteigen lasse, er müht sich darum, mutig bestrebt, rüstet das Herz, macht es kampfbereit; weckt seinen Willen, daß er aufgestiegene heilsame Dinge sich festigen, nicht lockern, weiterentwickeln, erschließen, entfalten, erfüllen lasse, er müht sich darum, mutig bestrebt, rüstet das Herz, macht es kampfbereit.

Vier Machtgebiete: da kann, ihr Brüder, ein Mönch das durch Innigkeit, Ausdauer und Sammlung des Willens erworbene Machtgebiet gewinnen, das durch Innigkeit, Ausdauer und Sammlung der Kraft erworbene Machtgebiet gewinnen, das durch Innigkeit, Ausdauer und Sammlung des Geistes erworbene Machtgebiet gewinnen, das durch Innigkeit, Ausdauer und Sammlung des Prüfens erworbene Machtgebiet gewinnen.

Vier Schauungen: da weilt, ihr Brüder, ein Mönch, gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen, in sinnend gedenkender ruhegeborener seliger Heiterkeit, in der Weihe der ersten Schauung. Nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens erwirkt er die innere Meeresstille, die Einheit des Gemütes, die von sinnen, von gedenken freie, in der Einigung geborene selige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung. In heiterer Ruhe verweilt er gleichmütig, einsichtig, klar bewußt, ein Glück empfindet er im Körper, von dem die Heiligen sagen: ›Der gleichmütig Einsichtige lebt beglückt‹; so erwirkt er die Weihe der dritten Schauung. Nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns erwirkt er die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmütig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung.

[566] Vierfach geübte Einigung: es gibt, ihr Brüder, ein Üben der Einigung, das, geübt und gepflegt, zu Wohlbefinden bei Lebzeiten hinlenkt; es gibt, ihr Brüder, ein Üben der Einigung, das, geübt und gepflegt, zum Erlangen der Wissensklarheit hinlenkt; es gibt, ihr Brüder, ein Üben der Einigung, das, geübt und gepflegt, zu Einsicht und Besonnenheit hinlenkt; es gibt, ihr Brüder, ein Üben der Einigung, das, geübt und gepflegt, zur Wahnversiegung hinlenkt. – Was ist das aber, ihr Brüder, für ein Üben der Einigung, das, geübt und gepflegt, zu Wohlbefinden bei Lebzeiten hinlenkt? Das ist, ihr Brüder, das Erwirken der vier Schauungen. Das, ihr Brüder, ist ein Üben der Einigung, das, geübt und gepflegt, zu Wohlbefinden bei Lebzeiten hinlenkt. Was ist ferner, ihr Brüder, das Üben der Einigung, das, geübt und gepflegt, zum Erlangen der Wissensklarheit hinlenkt? Da hat, ihr Brüder, der Mönch das Licht aufmerksam im Sinne, nimmt den Tag aufmerksam in Obacht:


›Wie lichter Tag so Mitternacht,

Wie Mitternacht so lichter Tag969.‹


So mag er mit entschleiertem Geiste, frei von jeder Hülle, ein selbstleuchtendes Gemüt erwerben. Das, ihr Brüder, ist ein Üben der Einigung, das, geübt und gepflegt, zum Erlangen der Wissensklarheit hinlenkt. Was ist aber, ihr Brüder, das Üben der Einigung, das, geübt und gepflegt, zu Einsicht und Besonnenheit hinlenkt? Da steigen, ihr Brüder, Gefühle dem Mönche bewußt auf, bewußt halten sie an, bewußt gehn sie unter; steigen Wahrnehmungen bewußt auf, bewußt halten sie an, bewußt gehn sie unter; steigen Gedanken bewußt auf, bewußt halten sie an, bewußt gehn sie unter970. Das, ihr Brüder, ist ein Üben der Einigung, das, geübt und gepflegt, zu Einsicht und Besonnenheit hinlenkt. Und was ist, ihr Brüder, das Üben der Einigung, das, geübt und gepflegt, zur Wahnversiegung hinlenkt? Da hat, ihr Brüder, der Mönch darauf Acht, wie die fünf Stücke des Anhangens entstehn und vergehn: ›So ist die Form, so entsteht sie, so löst sie sich auf; so ist das Gefühl, so entsteht es, so löst es sich auf; so ist die Wahrnehmung, so entsteht sie, so löst sie sich auf; so sind die Unterscheidungen, so entstehn sie, so lösen sie sich auf; so ist das Bewußtsein, so entsteht es, so löst es sich auf.‹ Das, ihr Brüder, ist ein Üben der Einigung, das, geübt und gepflegt, zur Wahnversiegung hinlenkt.

Vier Unermeßlichkeiten: da strahlt, ihr Brüder, ein Mönch liebevollen Gemütes weilend nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlt er die ganze Welt mit liebevollem Gemüte, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem. Erbarmenden Gemütes, freudevollen Gemütes, unbewegten Gemütes weilend strahlt er nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach [567] der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlt er die ganze Welt mit erbarmendem Gemüte, mit freudevollem Gemüte, mit unbewegtem Gemüte, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem.

Viererlei Art ohne Form: da kann, ihr Brüder, ein Mönch nach völliger Überwindung der Formwahrnehmungen, Vernichtung der Gegenwahrnehmungen, Verwerfung der Vielheitwahrnehmungen in dem Gedanken ›Grenzenlos ist der Raum‹ das Reich des unbegrenzten Raumes erlangen. Nach völliger Überwindung der unbegrenzten Raumsphäre gewinnt er in dem Gedanken ›Grenzenlos ist das Bewußtsein‹ das Reich des unbegrenzten Bewußtseins. Nach völliger Überwindung der unbegrenzten Bewußtseinsphäre gewinnt er in dem Gedanken ›Nichts ist da‹ das Reich des Nichtdaseins. Nach völliger Überwindung der Nichtdaseinsphäre erreicht er die Grenzscheide möglicher Wahrnehmung.

Viererlei Stützpunkte: da mag, ihr Brüder, ein Mönch eins mit Bedacht pflegen, und eins mit Bedacht dulden, eins mit Bedacht fliehn, und eins mit Bedacht bekämpfen971.

Vier heilige Stammbäume: da ist, ihr Brüder, ein Mönch zufrieden mit was immer für einem Gewande und preist das Lob der Zufriedenheit mit jeglichem Gewande, und nicht um des Gewandes willen läßt er sich ein ungehöriges Ansuchen zuschulden kommen; hat er nichts zum Gewande erhalten, so wird er nicht verstört, und hat er was zum Gewande erhalten, so wird er es unverlockt, unverblendet, nicht hingerissen, das Elend sehend, der Entrinnung eingedenk, benützen: und ob er gleich mit was immer für einem Gewande zufrieden ist, brüstet er sich darum nicht und verachtet keinen anderen. Wer sich nun dabei gewitzigt, unnachsichtlich, klarbewußt, wohlbesonnen bewährt, der wird, ihr Brüder, ein Mönch geheißen, der am einstigen, voranfänglichen, heiligen Stammbaume steht. Weiter sodann, ihr Brüder, ist der Mönch zufrieden mit was immer für Almosenbissen und preist das Lob der Zufriedenheit mit jeglichen Almosenbissen, und nicht um der Almosenbissen willen läßt er sich ein ungehöriges Ansuchen zuschulden kommen; hat er nichts an Almosenbissen erhalten, so wird er nicht verstört, und hat er was an Almosenbissen erhalten, so wird er es unverlockt, unverblendet, nicht hingerissen, das Elend sehend, der Entrinnung eingedenk, einnehmen: und ob er gleich mit was immer für Almosenbissen zufrieden ist, brüstet er sich darum nicht und verachtet keinen anderen. Wer sich nun dabei gewitzigt, unnachsichtlich, klarbewußt, wohlbesonnen bewährt, der wird, ihr Brüder, ein Mönch geheißen, der am einstigen, voranfänglichen, heiligen Stammbaume steht. Weiter sodann, ihr Brüder, ist der Mönch zufrieden mit was immer für Sitz und Lager und preist das Lob der Zufriedenheit mit jeglichem[568] Sitz und Lager, und nicht um Sitzes und Lagers willen läßt er sich ein ungehöriges Ansuchen zuschulden kommen; hat er Sitz und Lager nicht erhalten, so wird er nicht verstört, und hat er Sitz und Lager erhalten, so wird er es unverlockt, unverblendet, nicht hingerissen, das Elend sehend, der Entrinnung eingedenk, gebrauchen: und ob er gleich mit was immer für einem Sitz und Lager zufrieden ist, brüstet er sich darum nicht und verachtet keinen anderen. Wer sich nun dabei gewitzigt, unnachsichtlich, klarbewußt, wohlbesonnen bewährt, der wird, ihr Brüder, ein Mönch geheißen, der am einstigen, voranfänglichen, heiligen Stammbaume steht. Weiter sodann, ihr Brüder, ist der Mönch der Entsagung froh, der Entsagung freudig beflissen, der Übung froh, der Übung freudig beflissen: und ob er gleich der Entsagung froh, der Entsagung freudig beflissen, der Übung froh, der Übung freudig beflissen ist, brüstet er sich darum nicht und verachtet keinen anderen. Wer sich nun dabei gewitzigt, unnachsichtlich, klarbewußt, wohlbesonnen bewährt, der wird, ihr Brüder, ein Mönch geheißen, der am einstigen, voranfänglichen, heiligen Stammbaume steht972.

Vier Arten von Kampf: Kampf der Zurückhaltung, Kampf der Entsagung, Kampf der Übung, Kampf der Beherrschung. Was ist aber, ihr Brüder, Kampf der Zurückhaltung? Hat da, ihr Brüder, der Mönch mit dem Gesicht eine Form erblickt, so faßt er keine Neigung, faßt keine Absicht. Da Begierde und Mißmut, böse und schlechte Gedanken gar bald den überwältigen, der unbewachten Gesichtes verweilt, befleißigt er sich dieser Bewachung, er hütet das Gesicht, er wacht eifrig über das Gesicht. Hat er mit dem Gehör einen Ton gehört, hat er mit dem Geruch einen Duft gerochen, hat er mit dem Geschmack einen Saft geschmeckt, hat er mit dem Getast eine Tastung getastet, hat er mit dem Gedenken ein Ding erkannt, so faßt er keine Neigung, faßt keine Absicht. Da Begierde und Mißmut, böse und schlechte Gedanken gar bald den überwältigen, der unbewachten Gedenkens verweilt, befleißigt er sich dieser Bewachung, er hütet das Gedenken, er wacht eifrig über das Gedenken. Das nennt man, ihr Brüder, Kampf der Zurückhaltung. Was ist nun, ihr Brüder, Kampf der Entsagung? Da gönnt, ihr Brüder, der Mönch einem aufgestiegenen Wunschgedanken keinen Raum, verleugnet ihn, vertreibt ihn, vertilgt ihn, erstickt ihn im Keime; gönnt einem aufgestiegenen Haßgedanken, einem aufgestiegenen Wutgedanken keinen Raum, verleugnet ihn, vertreibt ihn, vertilgt ihn, erstickt ihn im Keime; gönnt diesen und jenen schlechten, verderblichen Gedanken, die aufsteigen, keinen Raum, verleugnet sie, vertreibt sie, vertilgt sie, erstickt sie im Keime. Das nennt man, ihr Brüder, Kampf der Entsagung. Was ist ferner, ihr Brüder, Kampf der Übung? Da übt, ihr Brüder, der Mönch der Einsicht Erweckung, die abgeschieden gezeugte, abgelöst gezeugte, ausgerodet gezeugte, die in Endsal übergeht; übt [569] des Tiefsinns Erweckung, der Kraft Erweckung, der Heiterkeit Erweckung, der Lindheit Erweckung, der Innigkeit Erweckung, des Gleichmuts Erweckung, die abgeschieden gezeugte, abgelöst gezeugte, ausgerodet gezeugte, die in Endsal übergeht. Das nennt man, ihr Brüder, Kampf der Übung. Und was ist, ihr Brüder, Kampf der Beherrschung? Da mag, ihr Brüder, der Mönch einen zur Einigung förderlichen Eindruck, den er empfangen hat, bei sich beherrschen, die Vorstellung eines Gerippes, die Vorstellung wimmelnder Würmer, die Vorstellung blauschwarzer Verwesung, die Vorstellung eines zerfressenen Leichnams, die Vorstellung aufgedunsener Fäulnis. Das nennt man, ihr Brüder, Kampf der Beherrschung973.

Vier Arten von Kenntnis: Kenntnis der Satzung, Kenntnis der Folgerung, Kenntnis des Einzelnen, Kenntnis des Allgemeinen. Noch andere vier Arten von Kenntnis: Kenntnis vom Leiden, Kenntnis von der Entwicklung des Leidens, Kenntnis von der Auflösung des Leidens, Kenntnis vom Wege zur Auflösung des Leidens974.

Vier Glieder der Hörerschaft: Aufsuchen guter Menschen, Anhören guter Satzung, gründliches Nachdenken, der Lehre lehrgemäß nachfolgen.

Vier Glieder eines Hörers der Botschaft: da ist, ihr Brüder, ein heiliger Jünger beim Erwachten mit begründeter Zuversicht ausgerüstet, so zwar: ›Das ist der Erhabene, Heilige, vollkommen Erwachte, der Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der Welt Kenner, der unvergleichliche Leiter der Männerherde, der Meister der Götter und Menschen, der Erwachte, der Erhabene‹; ist bei der Lehre mit begründeter Zuversicht ausgerüstet: ›Wohl kundgetan ist vom Erhabenen die Satzung, die ersichtliche, zeitlose, anregende, einladende, den Verständigen von selbst verständlich‹; ist bei der Jüngerschaft mit begründeter Zuversicht ausgerüstet: ›Wohl vertraut ist beim Erhabenen die Jüngerschar, ehrlich vertraut ist beim Erhabenen die Jüngerschar, recht vertraut ist beim Erhabenen die Jüngerschar, geziemend vertraut ist beim Erhabenen die Jüngerschar, und zwar vier Paare der Menschen, nach acht Arten von Menschen: das ist des Erhabenen Jüngerschar, die Opfer und Spende, Gabe und Gruß verdient, heiligste Stätte der Welt ist‹; er hat Eigenschaften erworben, wie sie Heiligen lieb sind, ungebrochen, unverletzt, ungemustert, ungesprenkelt, aus freiem Entschlusse, als von Verständigen gepriesen, nicht angetastet, zur Vertiefung tauglich975.

Vier Ziele des Asketentums: das Ziel der Hörerschaft, das Ziel der Einmalwiederkehr, das Ziel der Nichtwiederkehr, das Ziel der Heiligkeit976.

Viererlei Artung: Art der Erde, Art des Wassers, Art des Feuers, Art der Luft.

Viererlei Nahrung: körperbildende Nahrung, grob oder fein, zweitens Berührung, drittens geistiges Innewerden, viertens Bewußtsein977.

[570] Vier Stätten des Bewußtseins: mittels der Form, ihr Brüder, bestehend besteht das Bewußtsein, an die Form gehalten, auf die Form gestützt, Genügen suchend gedeiht es auf, reift empor und entfaltet sich; mittels des Gefühls auch, ihr Brüder, bestehend besteht das Bewußtsein, an das Gefühl gehalten, auf das Gefühl gestützt, Genügen suchend gedeiht es auf, reift empor und entfaltet sich; mittels der Wahrnehmung auch, ihr Brüder, bestehend besteht das Bewußtsein, an die Wahrnehmung gehalten, auf die Wahrnehmung gestützt, Genügen suchend gedeiht es auf, reift empor und entfaltet sich; mittels der Unterscheidung auch, ihr Brüder, bestehend besteht das Bewußtsein, an die Unterscheidung gehalten, auf die Unterscheidung gestützt, Genügen suchend gedeiht es auf, reift empor und entfaltet sich978.

Vier unwegsame Gänge: den Gang der Willkür zu gehn, den Gang des Hasses zu gehn, den Gang der Verblendung zu gehn, den Gang der Angst zu gehn979.

Vier Arten wie Durst entsteht: wegen des Gewandes, ihr Brüder, entsteht einem Mönche Durst und entwickelt sich; wegen der Almosenbissen auch, ihr Brüder, entsteht einem Mönche Durst und entwickelt sich; wegen Sitzes und Lagers auch, ihr Brüder, entsteht einem Mönche Durst und entwickelt sich; wegen dieser oder wegen jener Sache auch, ihr Brüder, entsteht einem Mönche Durst und entwickelt sich.

Vier Arten des Vorschreitens: auf einem schmerzlichen Pfade, wo man langsam verstehn lernt; auf einem schmerzlichen Pfade, wo man eilends verstehn lernt; auf einem fröhlichen Pfade, wo man langsam verstehn lernt; auf einem fröhlichen Pfade, wo man eilends verstehn lernt980. Noch andere vier Arten des Vorschreitens: ungeduldiges Vorgehn, geduldiges Vorgehn, bezähmendes Vorgehn, ausgleichendes Vorgehn.

Vier Pfade der Satzung: keiner Gier nachgeben ist ein Pfad der Satzung; keinen Haß hegen ist ein Pfad der Satzung; rechte Einsicht ist ein Pfad der Satzung; rechte Vertiefung ist ein Pfad der Satzung981.

Vier Arten der Lebensführung: es gibt, ihr Brüder, eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wehe sowie künftiges Wehe bringt; es gibt, ihr Brüder, eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wehe und künftiges Wohl bringt; es gibt, ihr Brüder, eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wohl und künftiges Wehe bringt; und es gibt, ihr Brüder, eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wohl sowie künftiges Wohl bringt982.

Vier Stücke der Satzung: ein Stück Tugend, ein Stück Vertiefung, ein Stück Weisheit, ein Stück Erlösung983.

Vier Vermögen: Vermögen an Kraft, Vermögen an Einsicht, Vermögen an Vertiefung, Vermögen an Weisheit.

Vier Belehnungen: Belehnung mit Weisheit, Belehnung mit Wahrheit, Belehnung mit Entsagung, Belehnung mit Beruhigung984.

[571] Viererlei Art auf Fragen zu antworten: man kann eine Frage schlechthin beantworten, kann sie ausführlich beantworten, kann sie durch Rede und Gegenrede beantworten, und man kann eine Frage abweisen.

Viererlei Tat: es gibt, ihr Brüder, dunkle Tat mit dunkler Folge; es gibt, ihr Brüder, lichte Tat mit lichter Folge; es gibt, ihr Brüder, dunkel-lichte Tat mit dunkel-lichter Folge; es gibt, ihr Brüder, weder dunkle noch lichte Tat mit weder dunkler noch lichter Folge, die zur Tatenversiegung führt985.

Vier zu verwirklichende Dinge: frühere Daseinsform ist in der Erinnerung zu verwirklichen; der Wesen Schwinden und Erscheinen zu sehn ist mit dem Auge zu verwirklichen; die acht Freiungen sind leibhaftig zu verwirklichen986; die Wahnversiegung ist durch Weisheit zu verwirklichen.

Viererlei Wogen: Woge der Lust, Woge des Daseins, Woge der Ansichten, Woge des Nichtwissens987. Viererlei Joche: Joch der Lust, Joch des Daseins, Joch der Ansichten, Joch des Nichtwissens. Viererlei Entjochung: Entjochung von Lust, Entjochung von Dasein, Entjochung von Ansichten, Entjochung von Nichtwissen.

Viererlei Knoten: Begier ist ein Knoten des Körpers, Haß ist ein Knoten des Körpers, sich klammern an Tugendwerk ist ein Knoten des Körpers, nur eine Wahrheit behaupten wollen ist ein Knoten des Körpers988.

Viererlei Anhangen: Hangen an Lust, Hangen an Ansicht, Hangen an Tugendwerk, Hangen an Selbstbehauptung.

Viererlei Schoße: der Schoß des Eies, der Schoß des Leibes, der Schoß der Gärung, der Schoß der Erscheinung989.

Vier Arten der Empfängnis: da kommt einer, ihr Brüder, unbewußt in den Schoß der Mutter herab, unbewußt bleibt er im Schoße der Mutter, unbewußt kehrt er aus dem Schoße der Mutter hervor; das ist die erste Art der Empfängnis. Weiter sodann, ihr Brüder: da kommt einer bewußt in den Schoß der Mutter herab, unbewußt bleibt er im Schoße der Mutter, unbewußt kehrt er aus dem Schoße der Mutter hervor; das ist die zweite Art der Empfängnis. Weiter sodann, ihr Brüder: da kommt einer bewußt in den Schoß der Mutter herab, bewußt bleibt er im Schoße der Mutter, unbewußt kehrt er aus dem Schoße der Mutter hervor; das ist die dritte Art der Empfängnis. Weiter sodann, ihr Brüder: da kommt einer bewußt in den Schoß der Mutter herab, bewußt bleibt er im Schoße der Mutter, bewußt kehrt er aus dem Schoße der Mutter hervor; das ist die vierte Art der Empfängnis.

Vier Arten der Selbstentwicklung: es gibt, ihr Brüder, eine Selbstentwicklung, bei der man nur zum eigenen Verständnisse wandelt, nicht zum Verständnisse anderer; es gibt, ihr Brüder, eine Selbstentwicklung, bei der man nur zum Verständnisse anderer wandelt, nicht zum eigenen Verständnisse; es gibt, ihr Brüder, eine Selbstentwicklung, bei der man sowohl zum eigenen [572] Verständnisse wandelt als auch zum Verständnisse anderer; es gibt, ihr Brüder, eine Selbstentwicklung, bei der man weder zum eigenen Verständnisse wandelt noch zum Verständnisse anderer990.

Vier Arten von Lauterkeit bei Spenden: es gibt, ihr Brüder, eine Spende, wobei der Geber geläutert wird, nicht der Empfänger; es gibt, ihr Brüder, eine Spende, wobei der Empfänger geläutert wird, nicht der Geber; es gibt, ihr Brüder, eine Spende, wobei weder der Geber geläutert wird noch der Empfänger; es gibt, ihr Brüder, eine Spende, wobei sowohl der Geber geläutert wird als auch der Empfänger.

Vier Arten von Begütigung: Gaben, liebreiche Worte, rüstige Förderung, die anderen als wie sich selbst betrachten.

Viererlei unheiliges Betragen: Lüge reden, hinterrücks ausrichten, barsche Worte sagen, plappern und plaudern. Viererlei heiliges Betragen: Lüge vermeiden, nicht hinterrücks ausrichten, keine barschen Worte gebrauchen, kein Plappern und Plaudern. Noch anderes unheiliges Betragen von viererlei Art: Nichtgesehnes als gesehn bekennen, Nichtgehörtes als gehört bekennen, Nichtgedachtes als gedacht bekennen, Nichtgekanntes als gekannt bekennen. Noch anderes heiliges Betragen von viererlei Art: Nichtgesehnes als nichtgesehn bekennen, Nichtgehörtes als nichtgehört bekennen, Nichtgedachtes als nichtgedacht bekennen, Nichtgekanntes als nichtgekannt bekennen. Noch anderes unheiliges Betragen von viererlei Art: Gesehnes als nichtgesehn bekennen, Gehörtes als nichtgehört bekennen, Gedachtes als nichtgedacht bekennen, Gekanntes als nichtgekannt bekennen. Noch anderes heiliges Betragen von viererlei Art: Gesehnes als gesehn bekennen, Gehörtes als gehört bekennen, Gedachtes als gedacht bekennen, Gekanntes als gekannt bekennen991.

Vier Arten von Menschen: da ist, ihr Brüder, einer ein Selbstquäler, ist der Übung der Selbstqual eifrig ergeben; da ist, ihr Brüder, einer ein Nächstenquäler, ist der Übung der Nächstenqual eifrig ergeben; da ist, ihr Brüder, einer ein Selbstquäler, ist der Übung der Selbstqual eifrig ergeben, und er ist ein Nächstenquäler, ist der Übung der Nächstenqual eifrig ergeben; da ist, ihr Brüder, einer weder ein Selbstquäler, ist nicht der Übung der Selbstqual eifrig ergeben, noch ist er ein Nächstenquäler, ist nicht der Übung der Nächstenqual eifrig ergeben: ohne Selbstqual, ohne Nächstenqual ist er schon bei Lebzeiten ausgeglüht, erloschen, kühl geworden, fühlt sich wohl, heilig geworden im Herzen992.

Noch andere vier Arten von Menschen: da ist, ihr Brüder, einer sich selber zum Wohle beflissen, nicht anderen zum Wohle; da ist, ihr Brüder, einer anderen zum Wohle beflissen, nicht sich selber zum Wohle; da ist, ihr Brüder, einer weder sich selber zum Wohle beflissen noch anderen zum Wohle; da ist, [573] ihr Brüder, einer sich selber zum Wohle beflissen und auch anderen zum Wohle.

Noch andere vier Arten von Menschen: der Finstere, der zur Finsternis strebt; der Finstere, der zum Lichte strebt; der Lichte, der zur Finsternis strebt; der Lichte, der zum Lichte strebt.

Noch andere vier Arten von Menschen: der Asket, rüstig wie ein Krieger; der Asket, reich wie eine rote Lotusrose; der Asket, rein wie eine weiße Lotusrose; der Asket, bei den Asketen zart in sich gekehrt993. – Das sind, ihr Brüder, vier Dinge, die von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten genau erklärt worden sind, wobei wir eben alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen, auf daß dieses Asketentum seinen Lauf nehmen, lange bestehn kann, daß es eben vielen zum Wohle, vielen zum Heile sei, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen.


Es sind, ihr Brüder, von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten fünf Dinge genau erklärt worden, wobei wir eben alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen: und zwar was für fünf Dinge? Fünf Stücke: ein Stück Form, ein Stück Gefühl, ein Stück Wahrnehmung, ein Stück Unterscheidung, ein Stück Bewußtsein. Fünf Stücke des Anhangens: ein Stück Anhangen an der Form, ein Stück Anhangen am Gefühl, ein Stück Anhangen an der Wahrnehmung, ein Stück Anhangen an der Unterscheidung, ein Stück Anhangen am Bewußtsein.

Fünf Begehrungen: die durch das Gesicht ins Bewußtsein tretenden Formen, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch das Gehör ins Bewußtsein tretenden Töne, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch den Geruch ins Bewußtsein tretenden Düfte, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch den Geschmack ins Bewußtsein tretenden Säfte, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch das Getast ins Bewußtsein tretenden Tastungen, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden.

Fünf Fährten: Unterwelt, tierischer Schoß, Gespensterreich, Menschen, Götter.

Fünf Arten der Eigensucht: eigensüchtig den Ort lieben, eigensüchtig den Stamm lieben, eigensüchtig den Besitz lieben, eigensüchtig die Schönheit lieben, eigensüchtig die Lehre lieben.

[574] Fünf Hemmungen: Hemmung durch Wunscheswillen, Hemmung durch Hassensgroll, Hemmung durch matte Müde, Hemmung durch stolzen Unmut, Hemmung durch Schwanken.

Fünf niederzerrende Fesseln: Persönlichkeit glauben, in Schwanken geraten, sich klammern an Tugendwerk, Wunscheswille, Hassensgroll.

Fünf emporzerrende Fesseln: Reiz an Form, Reiz ohne Form, Dünkel, Stolz, Nichtwissen.

Fünf Regelsätze: Lebendiges umzubringen vermeiden, Nichtgegebenes zu nehmen vermeiden, Ausschweifung zu begehn vermeiden, Lüge zu reden vermeiden, berauschende und berückende Getränke, betäubende und betörende Mittel zu gebrauchen vermeiden994.

Fünf unmögliche Fälle: es kann nicht, ihr Brüder, der wahnversiegte Mönch mit Absicht ein Wesen des Lebens berauben; es kann nicht der wahnversiegte Mönch Nichtgegebenes, was man Diebstahl nennt, sich nehmen; es kann nicht der wahnversiegte Mönch der Paarung pflegen; es kann nicht der wahnversiegte Mönch wissentlich eine Lüge sagen; es kann nicht der wahnversiegte Mönch in Überfluß leben wie etwa einst im Hause.

Fünf Arten von Verlust: Verlust von Verwandten, Verlust von Besitztum, Verlust durch Krankheit, Verlust an Tugend, Verlust an Erkenntnis. Und nicht, ihr Brüder, gelangen die Wesen durch Verlust von Verwandten, Verlust von Besitztum, Verlust durch Krankheit, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf den Abweg, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in untere Welt: durch Verlust an Tugend aber, ihr Brüder, oder durch Verlust an Erkenntnis gelangen die Wesen, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf den Abweg, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in untere Welt.

Fünf Arten von Gewinn: Gewinn von Verwandten, Gewinn von Besitztum, Gewinn von Gesundheit, Gewinn an Tugend, Gewinn an Erkenntnis. Und nicht, ihr Brüder, gelangen die Wesen durch Gewinn von Verwandten, Gewinn von Besitztum, Gewinn von Gesundheit, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte, in selige Welt: durch Gewinn an Tugend aber, ihr Brüder, oder durch Gewinn an Erkenntnis gelangen die Wesen, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte, in selige Welt.

Fünf Kümmernisse für einen Untüchtigen durch sein Abweichen von Tugend: da geht, ihr Brüder, ein Untüchtiger, von Tugend abgewichen, durch seinen Leichtsinn großem Verlust an Vermögen entgegen; das ist die erste Kümmernis eines Untüchtigen durch sein Abweichen von Tugend. Ferner aber, ihr Brüder, erfährt ein Untüchtiger, von Tugend abgewichen, übelberüchtigte Nachrede; das ist die zweite Bekümmernis eines Untüchtigen durch sein Abweichen von Tugend. Ferner aber, ihr Brüder, wird ein Untüchtiger, [575] von Tugend abgewichen, was für eine Versammlung er auch aufsuchen mag, sei es die Versammlung von Kriegern oder von Priestern, sei es die Versammlung von Hausleuten oder von Asketen, mit unfreiem Antlitz sie aufsuchen, mit gedrückter Miene; das ist die dritte Bekümmernis eines Untüchtigen durch sein Abweichen von Tugend. Ferner aber, ihr Brüder, wird ein Untüchtiger, von Tugend abgewichen, wirren Geistes sterben; das ist die vierte Bekümmernis eines Untüchtigen durch sein Abweichen von Tugend. Ferner aber, ihr Brüder, wird ein Untüchtiger, von Tugend abgewichen, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts geraten, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in höllische Welt; das ist die fünfte Bekümmernis eines Untüchtigen durch sein Abweichen von Tugend.

Fünf Fördernisse für einen Tüchtigen durch sein Gewöhnen an Tugend: da geht, ihr Brüder, ein Tüchtiger, an Tugend gewöhnt, durch seine Ausdauer großem Zuwachs an Vermögen entgegen; das ist die erste Fördernis eines Tüchtigen durch sein Gewöhnen an Tugend. Ferner aber, ihr Brüder, erfährt ein Tüchtiger, an Tugend gewöhnt, rühmlich erfreuliche Nachrede; das ist die zweite Fördernis eines Tüchtigen durch sein Gewöhnen an Tugend. Ferner aber, ihr Brüder, wird ein Tüchtiger, an Tugend gewöhnt, was für eine Versammlung er auch aufsuchen mag, sei es die Versammlung von Kriegern oder von Priestern, sei es die Versammlung von Hausleuten oder von Asketen, mit freiem Antlitz sie aufsuchen, mit unverlegener Miene; das ist die dritte Fördernis eines Tüchtigen durch sein Gewöhnen an Tugend. Ferner aber, ihr Brüder, wird ein Tüchtiger, an Tugend gewöhnt, nicht wirren Geistes sterben; das ist die vierte Fördernis eines Tüchtigen durch sein Gewöhnen an Tugend. Ferner aber, ihr Brüder, wird ein Tüchtiger, an Tugend gewöhnt, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte geraten, in himmlische Welt; das ist die fünfte Fördernis eines Tüchtigen durch sein Gewöhnen an Tugend.

Beim Ermahnen, ihr Brüder, muß ein Mönch, der einen anderen ermahnen will, fünf Dinge bei sich beobachten um den anderen ermahnen zu können: ›Zur Zeit will ich reden, nicht unzeitig; zur Sache will ich reden, nicht unsachlich; besänftigend will ich reden, nicht verletzend; zu Nutzen will ich reden, nicht zu Schaden; im Geiste der Liebe will ich reden, ohne heimliche Tücke.‹ Beim Ermahnen, ihr Brüder, muß ein Mönch, der einen anderen ermahnen will, diese fünf Dinge beobachten um den anderen ermahnen zu können995.

Fünf Kampfeseigenschaften: da hat, ihr Brüder, ein Mönch Zutrauen, er traut der Wachheit des Vollendeten, so zwar: ›Das ist der Erhabene, der Heilige, vollkommen Erwachte, der Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der Welt Kenner, der unvergleichliche Leiter der Männerherde, [576] der Meister der Götter und Menschen, der Erwachte, der Erhabene.‹ Rüstig ist er und munter, seine Kräfte sind gleichmäßig gemischt, weder zu kühl noch zu heiß, den mittleren Kampf zu bestehn. Ehrlich ist er und offen und gibt sich der Wahrheit gemäß dem Meister oder erfahrenen Ordensbrüdern zu erkennen. Mut hat er und Kraft unheilsame Dinge zu verleugnen und heilsame Dinge zu erringen, er dauert stark und standhaft aus, gibt den heilsamen Kampf nicht auf. Witzig ist er, mit der Weisheit begabt, die Aufgang und Untergang sieht, mit der heiligen, durchdringenden, die zur völligen Leidensversiegung führt.

Fünf Reine Stätten: das Reich der Beruhsamen, Reich der Befriedsamen, Reich der Hehren, Reich der Herrlichen, Reich der Altvordersten996.

Fünf Arten der Nichtwiederkehr: nach innen zur Erlöschung gelangen, mit Anschlag nach oben zur Erlöschung gelangen, ununterschiedlich zur Erlöschung gelangen, unterschiedlich zur Erlöschung gelangen, aufwärts entströmen zu den Altvordersten997.

Fünf Herzbeklemmungen: da schwankt und zweifelt, ihr Brüder, ein Mönch am Meister, hegt Mißtrauen und Mißgunst. Ein Mönch, ihr Brüder, der am Meister schwankt und zweifelt, Mißtrauen und Mißgunst hegt, dessen Gemüt ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt. Wessen Gemüt der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt ist, der wird also zuerst im Herzen beklommen. Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch schwankt und zweifelt an der Satzung, schwankt und zweifelt an der Jüngerschaft, schwankt und zweifelt an der Ordensregel, und er ärgert und kränkt sich über seine Ordensbrüder, ist niedergeschlagen und beklommen. Wessen Gemüt also der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt ist, der wird auf solche Weise fünffach im Herzen beklommen.

Fünf Fesseln des Herzens: da hat sich, ihr Brüder, ein Mönch beim Wünschen nicht der Begierde entäußert, nicht des Verlangens entäußert, nicht der Sehnsucht entäußert, nicht des Gelüstens entäußert, nicht des Fieberns entäußert, nicht des Dürstens entäußert. Ein Mönch, ihr Brüder, der sich beim Wünschen nicht der Begierde, nicht des Verlangens, nicht der Sehnsucht, nicht des Gelüstens, nicht des Fieberns, nicht des Dürstens entäußert hat, dessen Gemüt ist der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt. Wessen Gemüt der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt ist, der wird also zuerst im Herzen gefesselt. Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch hat sich beim Fühlen, beim Sehn nicht der Begierde entäußert, er hat zur Mahlzeit so viel gegessen, als seinem Magen wohlbekommt, und gefällt sich in behaglichem Sitzen, behaglichem Liegen, behaglichem Schlummern, und er führt in der Absicht etwelche göttliche [577] Verkörperung zu erlangen ein Asketenleben: ›Durch diese Übungen oder Gelübde, Kasteiung oder Entsagung will ich ein Gott werden oder ein Göttlicher!‹ Wessen Gemüt also der Anstrengung und Mühe, Beharrlichkeit und Ausdauer abgeneigt ist, der wird auf solche Weise fünffach im Herzen gefesselt998.

Fünf Sinneskräfte: Gesicht, Gehör, Geruch, Geschmack, Getast. Noch andere fünf Sinneskräfte: wohlige Empfindung, wehe Empfindung, fröhliche Empfindung, traurige Empfindung, gleichmütige Empfindung. Noch andere fünf Sinneskräfte: fähige Zuversicht, fähige Kraft, fähige Einsicht, fähige Innigkeit, fähige Weisheit999.

Fünffache Art der Entrinnung: während da, ihr Brüder, ein Mönch die Wünsche bedenkt, wendet sich ihm das Herz nicht den Wünschen zu, erheitert sich nicht daran, beschwichtigt sich nicht dabei, beruhigt sich nicht dabei; wie er aber dann die Entsagung bedenkt, wendet sich ihm das Herz der Entsagung zu, erheitert sich daran, beschwichtigt sich dabei, beruhigt sich dabei: und sein Herz wird da wohlvertraut, wohlerfahren, wohlausgebildet, wohlabgelöst, gänzlich abwendig von Wünschen; was aber aus Wünschen an Wahn, Qual und Fieber hervorgeht, davon ist er frei geworden, kein solches Gefühl empfindet er mehr: und das heißt den Wünschen entronnen sein. Weiter sodann, ihr Brüder: während ein Mönch die Verbitterung bedenkt, wendet sich ihm das Herz nicht der Verbitterung zu, erheitert sich nicht daran, beschwichtigt sich nicht dabei, beruhigt sich nicht dabei; wie er aber dann die Versöhnung bedenkt, wendet sich ihm das Herz der Versöhnung zu, erheitert sich daran, beschwichtigt sich dabei, beruhigt sich dabei: und sein Herz wird da wohlvertraut, wohlerfahren, wohlausgebildet, wohlabgelöst, gänzlich abwendig von Verbitterung; was aber aus Verbitterung an Wahn, Qual und Fieber hervorgeht, davon ist er frei geworden, kein solches Gefühl empfindet er mehr: und das heißt der Verbitterung entronnen sein. Weiter sodann, ihr Brüder: während ein Mönch den Streit bedenkt, wendet sich ihm das Herz nicht dem Streite zu, erheitert sich nicht daran, beschwichtigt sich nicht dabei, beruhigt sich nicht dabei; wie er aber dann den Frieden bedenkt, wendet sich ihm das Herz dem Frieden zu, erheitert sich daran, beschwichtigt sich dabei, beruhigt sich dabei: und sein Herz wird da wohlvertraut, wohlerfahren, wohlausgebildet, wohlabgelöst, gänzlich abwendig von Streit; was aber aus Streit an Wahn, Qual und Fieber hervorgeht, davon ist er frei geworden, kein solches Gefühl empfindet er mehr: und das heißt dem Streit entronnen sein. Weiter sodann, ihr Brüder: während ein Mönch die Formen bedenkt, wendet sich ihm das Herz nicht den Formen zu, erheitert sich nicht daran, beschwichtigt sich nicht dabei, beruhigt sich nicht dabei; wie er aber dann was ohne Form ist bedenkt, wendet sich ihm das Herz dem Ungeformten [578] zu, erheitert sich daran, beschwichtigt sich dabei, beruhigt sich dabei: und sein Herz wird da wohlvertraut, wohlerfahren, wohlausgebildet, wohlabgelöst, gänzlich abwendig von Formen; was aber aus Formen an Wahn, Qual und Fieber hervorgeht, davon ist er frei geworden, kein solches Gefühl empfindet er mehr: und das heißt den Formen entronnen sein. Weiter sodann, ihr Brüder: während ein Mönch die Persönlichkeit bedenkt, wendet sich ihm das Herz nicht der Persönlichkeit zu, erheitert sich nicht daran, beschwichtigt sich nicht dabei, beruhigt sich nicht dabei; wie er aber dann die Auflösung der Persönlichkeit bedenkt, wendet sich ihm das Herz der Auflösung der Persönlichkeit zu, erheitert sich daran, beschwichtigt sich dabei, beruhigt sich dabei: und sein Herz wird da wohlvertraut, wohlerfahren, wohlausgebildet, wohlabgelöst, gänzlich abwendig von Persönlichkeit; was aber aus Persönlichkeit an Wahn, Qual und Fieber hervorgeht, davon ist er frei geworden, kein solches Gefühl empfindet er mehr: und das heißt der Persönlichkeit entronnen sein1000.

Fünf Bereiche der Erlösung: da legt, ihr Brüder, einem Mönche der Meister die Lehre dar, oder irgend ein vollgültiger Ordensbruder. Je mehr und mehr nun, ihr Brüder, dem Mönche der Meister die Lehre darlegt, oder irgend ein vollgültiger Ordensbruder, desto mehr und mehr kommt ihm bei dieser Lehre der Sinn zum Verständnis und die Lehre zum Verständnis. Während ihm da Verständnis des Sinnes, Verständnis der Lehre aufgeht, wird er freudig bewegt. Freudig bewegt wird er heiter. Heiteren Herzens wird der Körper beschwichtigt. Körperbeschwichtigt fühlt er sich wohl. Sich wohl fühlend wird sein Geist einig. Das ist ein erster Bereich der Erlösung. Weiter sodann, ihr Brüder: dem Mönche hat zwar nicht der Meister die Lehre dargelegt, auch nicht irgend ein vollgültiger Ordensbruder; aber wie sie von ihm gehört, von ihm aufgefaßt wurde, so legt er die Lehre den anderen ausführlich dar1001. Je mehr und mehr nun, ihr Brüder, der Mönch die Lehre, wie er sie gehört und aufgefaßt hat, den anderen ausführlich darlegt, desto mehr und mehr kommt ihm bei dieser Lehre der Sinn zum Verständnis und die Lehre zum Verständnis. Während ihm da Verständnis des Sinnes, Verständnis der Lehre aufgeht, wird er freudig bewegt. Freudig bewegt wird er heiter. Heiteren Herzens wird der Körper beschwichtigt. Körperbeschwichtigt fühlt er sich wohl. Sich wohl fühlend wird sein Geist einig. Das ist ein zweiter Bereich der Erlösung. Weiter sodann, ihr Brüder: dem Mönche hat weder der Meister die Lehre dargelegt noch irgend ein vollgültiger Ordensbruder, und er trägt auch nicht den anderen die Lehre ausführlich vor, wie er sie gehört und aufgefaßt hat; aber wie er sie gehört und aufgefaßt hat, so nimmt er die Lehre bei sich ausführlich durch. Je mehr und mehr nun, ihr Brüder, der Mönch die Lehre, wie er sie gehört und aufgefaßt hat, bei sich ausführlich durchnimmt, [579] desto mehr und mehr kommt ihm bei dieser Lehre der Sinn zum Verständnis und die Lehre zum Verständnis. Während ihm da Verständnis des Sinnes, Verständnis der Lehre aufgeht, wird er freudig bewegt. Freudig bewegt wird er heiter. Heiteren Herzens wird der Körper beschwichtigt. Körperbeschwichtigt fühlt er sich wohl. Sich wohl fühlend wird sein Geist einig. Das ist ein dritter Bereich der Erlösung. Weiter sodann, ihr Brüder: dem Mönche hat weder der Meister die Lehre dargelegt noch irgend ein vollgültiger Ordensbruder, er trägt auch nicht den anderen die Lehre ausführlich vor, wie er sie gehört und aufgefaßt hat, und er nimmt auch nicht die Lehre, wie er sie gehört und aufgefaßt hat, bei sich ausführlich durch; aber wie er sie gehört und aufgefaßt hat, so sinnt er und denkt er im Geiste über die Lehre nach, überlegt sie im Herzen. Je mehr und mehr nun, ihr Brüder, der Mönch über die Lehre, wie er sie gehört und aufgefaßt hat, im Geiste nachsinnt und nachdenkt, im Herzen sie überlegt, desto mehr und mehr kommt ihm bei dieser Lehre der Sinn zum Verständnis und die Lehre zum Verständnis. Während ihm da Verständnis des Sinnes, Verständnis der Lehre aufgeht, wird er freudig bewegt. Freudig bewegt wird er heiter. Heiteren Herzens wird der Körper beschwichtigt. Körperbeschwichtigt fühlt er sich wohl. Sich wohl fühlend wird sein Geist einig. Das ist ein vierter Bereich der Erlösung. Weiter sodann, ihr Brüder: dem Mönche hat weder der Meister die Lehre dargelegt noch irgend ein vollgültiger Ordensbruder, er trägt auch nicht den anderen die Lehre ausführlich vor, wie er sie gehört und aufgefaßt hat, er nimmt auch nicht die Lehre, wie er sie gehört und aufgefaßt hat, bei sich ausführlich durch, und er sinnt und denkt auch nicht im Geiste über die Lehre nach, überlegt sie nicht im Herzen, wie er sie gehört und aufgefaßt hat; aber er hat irgend einen zur Einigung tauglichen Eindruck empfangen, hat ihn wohlgemerkt, wohlbewahrt, hat ihn gar weise völlig erforscht1002. Je mehr und mehr nun, ihr Brüder, der Mönch einen zur Einigung tauglichen Eindruck da wohl zu fassen, wohl zu merken, wohl zu bewahren, gar weise völlig zu erforschen vermag, desto mehr und mehr kommt ihm bei dieser Lehre der Sinn zum Verständnis und die Lehre zum Verständnis. Während ihm da Verständnis des Sinnes, Verständnis der Lehre aufgeht, wird er freudig bewegt. Freudig bewegt wird er heiter. Heiteren Herzens wird der Körper beschwichtigt. Körperbeschwichtigt fühlt er sich wohl. Sich wohl fühlend wird sein Geist einig. Das ist ein fünfter Bereich der Erlösung.

Fünferlei Wahrnehmung zur erlösenden Reife: Wahrnehmung der Vergänglichkeit, Wahrnehmung des Leidens der Vergänglichkeit, Wahrnehmung der Wesenlosigkeit des Leidens, Wahrnehmung der Abkehr, Wahrnehmung der Hinwegkunft. – Das sind, ihr Brüder, fünf Dinge, die von Ihm, dem [580] Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten genau erklärt worden sind, wobei wir eben alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen, auf daß dieses Asketentum seinen Lauf nehmen, lange bestehn kann, daß es eben vielen zum Wohle, vielen zum Heile sei, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen.


Es sind, ihr Brüder, von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten sechs Dinge genau erklärt worden, wobei wir eben alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen: und zwar was für sechs Dinge? Sechs innere Bereiche: Gesichtbereich, Gehörbereich, Geruchbereich, Geschmackbereich, Getastbereich, Gedenkbereich. Sechs äußere Bereiche: Formenbereich, Tönebereich, Düftebereich, Säftebereich, Tastungenbereich, Gedankenbereich.

Sechs Bewußtseinskreise: Sehbewußtsein, Hörbewußtsein, Riechbewußtsein, Schmeckbewußtsein, Tastbewußtsein, Denkbewußtsein. Sechs Berührungskreise: Sehberührung, Hörberührung, Riechberührung, Schmeckberührung, Tastberührung, Denkberührung. Sechs Gefühlskreise: durch Sehberührung entstandenes Gefühl, durch Hörberührung entstandenes Gefühl, durch Riechberührung entstandenes Gefühl, durch Schmeckberührung entstandenes Gefühl, durch Tastberührung entstandenes Gefühl, durch Denkberührung entstandenes Gefühl. Sechs Wahrnehmungskreise: Formwahrnehmung, Tonwahrnehmung, Duftwahrnehmung, Saftwahrnehmung, Tastwahrnehmung, Gedankenwahrnehmung. Sechs Vermerkungskreise: Formvermerkung, Tonvermerkung, Duftvermerkung, Saftvermerkung, Tastvermerkung, Gedankenvermerkung. Sechs Durstkreise: Formendurst, Tönedurst, Düftedurst, Säftedurst, Tastungendurst, Gedankendurst1003.

Sechs Arten von Mißachtung: da hat, ihr Brüder, ein Mönch vor dem Meister keine Achtung, keine Ergebung, hat vor der Lehre keine Achtung, keine Ergebung, hat vor den Jüngern keine Achtung, keine Ergebung, hat vor den Pflichten keine Achtung, keine Ergebung, hat vor ernster Arbeit keine Achtung, keine Ergebung, hat vor Dienstbereitschaft keine Achtung, keine Ergebung. Sechs Arten von Achtung: da hat, ihr Brüder, ein Mönch, vor dem Meister rechte Achtung, rechte Ergebung, hat vor der Lehre rechte Achtung, rechte Ergebung, hat vor den Jüngern rechte Achtung, rechte Ergebung, hat vor den Pflichten rechte Achtung, rechte Ergebung, hat vor ernster Arbeit rechte Achtung, rechte Ergebung, hat vor Dienstbereitschaft rechte Achtung, rechte Ergebung1004.

Sechs erfreuliche Angehungen: hat man mit dem Gesichte eine Form erblickt, so geht man die erfreulich bestehende Form an, hat man mit dem Gehöre[581] einen Ton gehört, hat man mit dem Geruche einen Duft gerochen, hat man mit dem Geschmacke einen Saft geschmeckt, hat man mit dem Getaste eine Tastung getastet, hat man mit dem Gedenken ein Ding erkannt, so geht man das erfreulich bestehende Ding an.

Sechs unerfreuliche Angehungen: hat man mit dem Gesichte eine Form erblickt, so geht man die unerfreulich bestehende Form an, hat man mit dem Gehöre einen Ton gehört, hat man mit dem Geruche einen Duft gerochen, hat man mit dem Geschmacke einen Saft geschmeckt, hat man mit dem Getaste eine Tastung getastet, hat man mit dem Gedenken ein Ding erkannt, so geht man das unerfreulich bestehende Ding an.

Sechs gleichgültige Angehungen: hat man mit dem Gesichte eine Form erblickt, so geht man die gleichgültig bestehende Form an, hat man mit dem Gehöre einen Ton gehört, hat man mit dem Geruche einen Duft gerochen, hat man mit dem Geschmacke einen Saft geschmeckt, hat man mit dem Getaste eine Tastung getastet, hat man mit dem Gedenken ein Ding erkannt, so geht man das gleichgültig bestehende Ding an1005.

Sechs nicht zu vergessende Dinge: da dient, ihr Brüder, ein Mönch seinen Ordensgenossen mit liebevoller Tat, so offen als verborgen. Das ist eines der nicht zu vergessenden, hoch und hehr gehaltenen Dinge, das zum allgemeinen Verträgnis, zum Frieden, zur Eintracht führt. Weiter sodann, ihr Brüder: der Mönch dient seinen Ordensgenossen mit liebevollem Worte, so offen als verborgen, mit liebevollem Herzen, so offen als verborgen, und wenn der Mönch Gaben empfängt, Ordenspenden, so teilt er sie nicht nach Belieben, sondern bis auf die Brocken in seiner Almosenschale nach dem Maße der bewährten Brüder des Ordens. Auch das gehört zu den Dingen, die nicht zu vergessen sind, hoch und hehr gehalten werden, die zum allgemeinen Verträgnis, zum Frieden, zur Eintracht führen. Weiter sodann, ihr Brüder: der Mönch bewahrt die Ordenspflichten, ungebrochen, unverletzt, ungemustert, ungesprenkelt, aus freiem Entschlusse, als von Verständigen gepriesen, nicht angetastet, zur Vertiefung tauglich, er übt diese Pflichten gleich seinen Ordensgenossen, so offen als verborgen. Auch das ist eines der nicht zu vergessenden Dinge, das hoch und hehr gehalten wird, das zum allgemeinen Verträgnis, zum Frieden, zur Eintracht führt. Weiter sodann, ihr Brüder: der Mönch hat jene Ansicht, die heilige, ausreichende, die dem Grübler zur gänzlichen Leidensversiegung ausreicht, jene Ansicht hat er mit seinen Ordensgenossen gemeinsam bewahrt, so offen als verborgen. Auch das ist eines der nicht zu vergessenden, hoch und hehr gehaltenen Dinge, das zum allgemeinen Verträgnis, zum Frieden, zur Eintracht führt.

Sechs Wurzeln des Haders: da ist, ihr Brüder, ein Mönch zornig und feindselig. Ein Mönch, ihr Brüder, der zornig und feindselig ist, der hat vor dem [582] Meister keine Achtung, keine Ergebung, hat vor der Lehre keine Achtung, keine Ergebung, hat vor den Jüngern keine Achtung, keine Ergebung, und der Regel kommt er nicht vollkommen nach. Ein Mönch, ihr Brüder, der vor dem Meister, vor der Lehre, vor den Jüngern keine Achtung hat, keine Ergebung, und der Regel nicht vollkommen nachkommt, der stiftet unter den Jüngern Hader an. Gereicht dieser Hader gar vielen zum Unheil und Unglücke, gar vielen zum Verderben, zum Unheil und Leiden für Götter und Menschen, und ihr nehmt nun, ihr Brüder, eines solchen Haders Wurzel in euch oder außer euch wahr, so mögt ihr Brüder darauf hinarbeiten, die Wurzel eben dieses üblen Haders auszujäten. Nehmt ihr nun, Brüder, eines solchen Haders Wurzel in euch oder außer euch nicht wahr, so mögt ihr Brüder darauf bedacht sein, die Wurzel eben dieses üblen Haders künftighin nicht erwachsen zu lassen. Also jätet man die Wurzel dieses üblen Haders aus, also läßt man die Wurzel dieses üblen Haders künftighin nicht erwachsen. Weiter sodann, ihr Brüder: da ist ein Mönch heuchlerisch und neidisch, er ist eifernd und selbstsüchtig, er ist listig und gleisnerisch, er ist boshaft und falsch, er hat nur für das vor Augen Liegende Sinn, greift mit beiden Händen zu, läßt sich schwer abweisen. Ein solcher Mönch, ihr Brüder, der hat vor dem Meister keine Achtung, keine Ergebung, hat vor der Lehre keine Achtung, keine Ergebung, hat vor den Jüngern keine Achtung, keine Ergebung, und der Regel kommt er nicht vollkommen nach. Ein Mönch, ihr Brüder, der vor dem Meister, vor der Lehre, vor den Jüngern keine Achtung hat, keine Ergebung, und der Regel nicht vollkommen nachkommt, der stiftet unter den Jüngern Hader an. Gereicht dieser Hader gar vielen zum Unheil und Unglücke, gar vielen zum Verderben, zum Unheil und Leiden für Götter und Menschen, und ihr nehmt nun, ihr Brüder, eines solchen Haders Wurzel in euch oder außer euch wahr, so mögt ihr Brüder darauf hinarbeiten, die Wurzel eben dieses üblen Haders auszujäten. Nehmt ihr nun, Brüder, eines solchen Haders Wurzel in euch oder außer euch nicht wahr, so mögt ihr Brüder darauf bedacht sein, die Wurzel eben dieses üblen Haders künftighin nicht erwachsen zu lassen. Also jätet man die Wurzel dieses üblen Haders aus, also läßt man die Wurzel dieses üblen Haders künftighin nicht erwachsen1006.

Sechserlei Artung: Art der Erde, Art des Wassers, Art des Feuers, Art der Luft, Art des Raumes, Art des Bewußtseins.

Sechsfache Art der Entrinnung: da mag, ihr Brüder, ein Mönch etwa sagen: ›In Liebe hab' ich ja wohl die Gemüterlösung geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet: dennoch aber ist mein Herz von Haß umsponnen.‹ Darauf hätte man ihm ›Das sei ferne‹ zu erwidern, ›möge der Ehrwürdige nicht so etwas sagen und nicht den Erhabenen bezichtigen, nicht gut ist ja eine Bezichtigung des Erhabenen, nicht [583] kann ja der Erhabene so etwas gesagt haben; unmöglich, Bruder, ist es und kann nicht sein, daß bei einer Gemüterlösung, die in Liebe geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet worden ist, immer noch einem das Herz von Haß umsponnen bleiben könnte: das gibt es nicht. Entronnen sein dem Hasse, Bruder, ist eben was man Gemüterlösung in Liebe heißt.‹ Da mag ferner, ihr Brüder, ein Mönch etwa sagen: ›In Erbarmen hab' ich ja wohl die Gemüterlösung geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet: dennoch aber ist mein Herz von Ärger umsponnen.‹ Darauf hätte man ihm ›Das sei ferne‹ zu erwidern, ›möge der Ehrwürdige nicht so etwas sagen und nicht den Erhabenen bezichtigen, nicht gut ist ja eine Bezichtigung des Erhabenen, nicht kann ja der Erhabene so etwas gesagt haben; unmöglich, Bruder, ist es und kann nicht sein, daß bei einer Gemüterlösung, die in Erbarmen geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet worden ist, immer noch einem das Herz von Ärger umsponnen bleiben könnte: das gibt es nicht. Entronnen sein dem Ärger, Bruder, ist eben was man Gemüterlösung in Erbarmen heißt.‹ Da mag ferner, ihr Brüder, ein Mönch etwa sagen: ›In Freude hab' ich ja wohl die Gemüterlösung geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet: dennoch aber ist mein Herz von Unlust umsponnen.‹ Darauf hätte man ihm ›Das sei ferne‹ zu erwidern, ›möge der Ehrwürdige nicht so etwas sagen und nicht den Erhabenen bezichtigen, nicht gut ist ja eine Bezichtigung des Erhabenen, nicht kann ja der Erhabene so etwas gesagt haben; unmöglich, Bruder, ist es und kann nicht sein, daß bei einer Gemüterlösung, die in Freude geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet worden ist, immer noch einem das Herz von Unlust umsponnen bleiben könnte: das gibt es nicht. Entronnen sein der Unlust, Bruder, ist eben was man Gemüterlösung in Freude heißt.‹ Da mag ferner, ihr Brüder, ein Mönch etwa sagen: ›In Gleichmut hab' ich ja wohl die Gemüterlösung geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet: dennoch aber ist mein Herz von Reizen umsponnen.‹ Darauf hätte man ihm ›Das sei ferne‹ zu erwidern, ›möge der Ehrwürdige nicht so etwas sagen und nicht den Erhabenen bezichtigen, nicht gut ist ja eine Bezichtigung des Erhabenen, nicht kann ja der Erhabene so etwas gesagt haben; unmöglich, Bruder, ist es und kann nicht sein, daß bei einer Gemüterlösung, die in Gleichmut geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet worden ist, immer noch einem das Herz von Reizen umsponnen bleiben könnte: das gibt es nicht. Entronnen sein den Reizen, Bruder, ist es eben was man Gemüterlösung in Gleichmut heißt.‹ Da mag ferner, ihr Brüder, ein Mönch etwa sagen: [584] ›Ohne Vorstellung hab' ich ja wohl die Gemüterlösung geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet: dennoch aber ist dieser Vorstellung da mein Bewußtsein hingegeben.‹ Darauf hätte man ihm ›Das sei ferne‹ zu erwidern, ›möge der Ehrwürdige nicht so etwas sagen und nicht den Erhabenen bezichtigen, nicht gut ist ja eine Bezichtigung des Erhabenen, nicht kann ja der Erhabene so etwas gesagt haben; unmöglich, Bruder, ist es und kann nicht sein, daß bei einer Gemüterlösung, die ohne Vorstellung geübt, gepflegt, ausgeführt, ausgebildet, angewendet, durchgeprüft, durchaus entrichtet worden ist, immer noch einem das Bewußtsein einer Vorstellung hingegeben sein könnte: das gibt es nicht. Entronnen sein allen Vorstellungen, Bruder, ist eben was man Gemüterlösung ohne Vorstellung heißt.‹ Da mag ferner, ihr Brüder, ein Mönch etwa sagen: ›»Ich bin«, der Gedanke ist mir vergangen, daß ich dieser da bin, merke ich nicht mehr: dennoch aber ist mein Herz von den Stacheln des Zweifels und der Ungewißheit umsponnen.‹ Darauf hätte man ihm ›Das sei ferne‹ zu erwidern, ›möge der Ehrwürdige nicht so etwas sagen und nicht den Erhabenen bezichtigen, nicht gut ist ja eine Bezichtigung des Erhabenen, nicht kann ja der Erhabene so etwas gesagt haben; unmöglich, Bruder, ist es und kann nicht sein, daß wo der Gedanke »Ich bin« vergangen ist und man dieser da zu sein nicht mehr merkt, immer noch einem das Herz von den Stacheln des Zweifels und der Ungewißheit umsponnen bleiben könnte: das gibt es nicht. Entronnen sein den Stacheln des Zweifels und der Ungewißheit, Bruder, ist eben was man des »Ich bin«-Dünkels Zerstörung heißt1007.‹

Sechserlei Unübertrefflichkeit: unübertrefflicher Anblick, unübertreffliches Zuhören, unübertrefflicher Gewinn, unübertreffliche Tüchtigkeit, unübertreffliche Genossenschaft, unübertreffliche Andacht1008.

Sechserlei Anlaß zur Andacht: Andacht an den Erwachten, Andacht an die Lehre, Andacht an den Orden, Andacht an die Regel, Andacht an Entsagung, Andacht an himmlische Wesen.

Sechs Dauerzustände: hat da, ihr Brüder, ein Mönch mit dem Gesichte eine Form erblickt, so wird er weder fröhlich noch traurig, er bleibt vielmehr gleichgültig, klar besonnen; hat er mit dem Gehöre einen Ton gehört, hat er mit dem Geruche einen Duft gerochen, hat er mit dem Geschmacke einen Saft geschmeckt, hat er mit dem Getaste eine Tastung getastet, hat er mit dem Gedenken ein Ding erkannt, so wird er weder fröhlich noch traurig, er bleibt vielmehr gleichgültig, klar besonnen1009.

Sechs Arten der Erzeugung: da ist, ihr Brüder, einer von dunkler Herkunft, und dunkle Dinge erzieht er sich auf; da ist, ihr Brüder, einer von dunkler Herkunft, und lichte Dinge erzieht er sich auf; da ist, ihr Brüder, einer von dunkler Herkunft, und die weder dunkle noch lichte Erlöschung erzieht [585] er sich auf; da ist, ihr Brüder, einer von lichter Herkunft, und lichte Dinge erzieht er sich auf; da ist, ihr Brüder, einer von lichter Herkunft, und dunkle Dinge erzieht er sich auf; da ist, ihr Brüder, einer von lichter Herkunft, und die weder dunkle noch lichte Erlöschung erzieht er sich auf1010.

Sechserlei Wahrnehmung von durchdringender Schärfe: Wahrnehmung der Vergänglichkeit, Wahrnehmung des Leidens der Vergänglichkeit, Wahrnehmung der Wesenlosigkeit des Leidens, Wahrnehmung der Abkehr, Wahrnehmung der Hinwegkunft, Wahrnehmung der Auflösung1011. – Das sind, ihr Brüder, sechs Dinge, die von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten genau erklärt worden sind, wobei wir eben alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen, auf daß dieses Asketentum seinen Lauf nehmen, lange bestehn kann, daß es eben vielen zum Wohle, vielen zum Heile sei, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen.


Es sind, ihr Brüder, von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten sieben Dinge genau erklärt worden, wobei wir eben alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen: und zwar was für sieben Dinge? Sieben heilige Schätze: ein Schatz von Zuversicht, ein Schatz von Tugend, ein Schatz von Demut, ein Schatz von Bescheidenheit, ein Schatz von Kenntnissen, ein Schatz von Entsagung, ein Schatz von Weisheit.

Sieben Erweckungen: der Einsicht Erweckung, des Tiefsinns Erweckung, der Kraft Erweckung, der Heiterkeit Erweckung, der Lindheit Erweckung, der Innigkeit Erweckung, des Gleichmuts Erweckung.

Sieben Geräte der Einigung: rechte Erkenntnis, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühne, rechte Einsicht1012.

Sieben unrechte Dinge: da hat, ihr Brüder, ein Mönch keine Zuversicht, er ist ohne Demut, ohne Bescheidenheit, er weiß wenig, es kümmert ihn wenig, trübe sieht er, und er versteht nichts. Sieben rechte Dinge: da hat, ihr Brüder, ein Mönch Zuversicht, er ist schamhaft, bescheiden, er weiß viel, tapfer harrt er aus, klar bewußt, witzig erfahren1013.

Sieben Dinge eines guten Menschen: da kennt, ihr Brüder, ein Mönch die Satzung, er kennt die Gegenstände und kennt sich selbst, er weiß Maß zu halten, die Zeit zu ermessen, er richtet sich nach der Versammlung, nach der Person.

Sieben Strecken der Aufklärung: da hat, ihr Brüder, ein Mönch zur Erfüllung der Ordenspflichten glühenden Willen, und zur weiteren Erfüllung dieser Pflichten läßt seine Liebe nicht nach. Daß ihn die Lehre befriedigen kann hat er glühenden Willen, und zum weiteren befriedigenden Verständnisse [586] läßt seine Liebe nicht nach1014. Der Wünsche sich zu entwöhnen hat er glühenden Willen, und zur weiteren Wunschentwöhnung läßt seine Liebe nicht nach1015. Einsam auszuharren hat er glühenden Willen, und zum weiteren einsamen Ausharren läßt seine Liebe nicht nach. Kraft zu gewinnen hat er glühenden Willen, und zum weiteren Kraftgewinn läßt seine Liebe nicht nach. Geistesgegenwart zu pflegen hat er glühenden Willen, und zur weiteren Pflege der Geistesgegenwart läßt seine Liebe nicht nach1016. Durchdringende Ansicht zu üben hat er glühenden Willen, und zur weiteren Übung durchdringender Ansicht läßt seine Liebe nicht nach1017.

Sieben Wahrnehmungen: Wahrnehmung der Vergänglichkeit, Wahrnehmung der Nichtigkeit, Wahrnehmung der Unsauberkeit, Wahrnehmung des Elends, Wahrnehmung der Abkehr, Wahrnehmung der Hinwegkunft, Wahrnehmung der Auflösung.

Sieben Vermögen: Vermögen an Zuversicht, Vermögen an Kraft, Vermögen an Demut, Vermögen an Bescheidenheit, Vermögen an Einsicht, Vermögen an Einigung, Vermögen an Weisheit.

Sieben Stätten des Bewußtseins: es gibt, ihr Brüder, Wesen verschieden an Körperart, verschieden an Denkart, als wie etwa Menschen, und mancherlei Himmlische und mancherlei Höllische. Das ist erste Stätte des Bewußtseins. Es gibt, ihr Brüder, Wesen verschieden an Körperart, einig an Denkart, als wie etwa die Götter brahmischer Kreise auf ihrem ersten Grade. Das ist zweite Stätte des Bewußtseins. Es gibt, ihr Brüder, Wesen einig an Körperart, verschieden an Denkart, als wie etwa die Leuchtenden Götter. Das ist dritte Stätte des Bewußtseins. Es gibt, ihr Brüder, Wesen einig an Körperart, einig an Denkart, als wie etwa die Strahlenden Götter. Das ist vierte Stätte des Bewußtseins. Es gibt, ihr Brüder, Wesen, die nach völliger Überwindung der Formwahrnehmungen, Vernichtung der Gegenwahrnehmungen, Verwerfung der Vielheitwahrnehmungen in dem Gedanken ›Grenzenlos ist der Raum‹ das Reich des unbegrenzten Raumes erlangen. Das ist fünfte Stätte des Bewußtseins. Es gibt, ihr Brüder, Wesen, die nach völliger Überwindung der unbegrenzten Raumsphäre in dem Gedanken ›Grenzenlos ist das Bewußtsein‹ das Reich des unbegrenzten Bewußtseins erlangen. Das ist sechste Stätte des Bewußtseins. Es gibt, ihr Brüder, Wesen, die nach völliger Überwindung der unbegrenzten Bewußtseinsphäre in dem Gedanken ›Nichts ist da‹ das Reich des Nichtdaseins erlangen. Das ist siebente Stätte des Bewußtseins.

Sieben der Verehrung würdige Menschen: der Beiderseiterlöste, der Weisheiterlöste, der Körperzeuge, der Aufgeklärte, der Gläubigerlöste, der Wissendergebene, der Gläubigergebene1018.

Sieben Arten von Anwandlung: Anwandlung von Genußbegier, Anwandlung [587] von Gehässigkeit, Anwandlung von Vermeinen, Anwandlung von Zweifel, Anwandlung von Dünkel, Anwandlung von Daseinsbegier, Anwandlung von Nichtwissen1019.

Sieben Fesseln: Fessel der Willfährigkeit, Fessel der Gehässigkeit, Fessel des Vermeinens, Fessel des Zweifels, Fessel des Dünkels, Fessel der Daseinsbegier, Fessel des Nichtwissens.

Sieben der Mittel um Streitigkeiten aufzulösen, um allenfalls aufgestiegene Mißhelligkeiten auszugleichen, zu schlichten: Abweisung durch Gegenüberstellen, die Mehrheit, Abweisung durch Erinnern, Abweisung durch Entblöden, Annahme des Geständnisses, die schlimmere Weise, Gras darüber streuen1020. – Das sind, ihr Brüder, sieben Dinge, die von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten genau erklärt worden sind, wobei wir eben alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen, auf daß dieses Asketentum seinen Lauf nehmen, lange bestehn kann, daß es eben vielen zum Wohle, vielen zum Heile sei, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen.


Es sind, ihr Brüder, von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten acht Dinge genau erklärt worden, wobei wir eben alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen: und zwar was für acht Dinge? Acht Falschheiten: falsche Erkenntnis, falsche Gesinnung, falsche Rede, falsches Handeln, falsches Wandeln, falsches Mühn, falsche Einsicht, falsche Einigung. Acht Rechtheiten: rechte Erkenntnis, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Einigung.

Acht der Verehrung würdige Menschen: der zur Hörerschaft gelangt ist, der das Ziel der Hörerschaft verwirklichen lernt, der einmal wiederkehrt, der das Ziel der Einmalwiederkehr verwirklichen lernt, der nicht wiederkehrt, der das Ziel der Nichtwiederkehr verwirklichen lernt, der Heilige, der das Ziel der Heiligkeit verwirklichen lernt1021.

Acht Zustände der Abspannung: da hat, ihr Brüder, ein Mönch eine Arbeit zu verrichten. Und er sagt sich nun: ›Ich hätte wohl eine Arbeit zu verrichten, aber bei dieser Arbeit würde ich müde werden: so will ich mich denn lieber hinlegen.‹ Und er legt sich hin, erkämpft keine Kraft um das Unerreichte zu erreichen, um das Unerlangte zu erlangen, um das Unverwirklichte zu verwirklichen1022. Das ist der erste Zustand der Abspannung. Weiter sodann, ihr Brüder: da hat ein Mönch die Arbeit getan. Und er sagt sich nun: ›Jetzt hab' ich die Arbeit vollbracht, und während ich diese Arbeit vollzogen habe, bin ich müde geworden: so will ich nunmehr rasten.‹ Und er legt sich zur Rast, kämpft nicht weiter um das Unerreichte zu erreichen, um das Unerlangte [588] zu erlangen, um das Unverwirklichte zu verwirklichen. Das ist der zweite Zustand der Abspannung. Weiter sodann, ihr Brüder: da hat der Mönch einen Weg zu gehn. Und er sagt sich nun: ›Ich hätte wohl einen Weg zu gehn, aber dieser Gang würde mich ermüden: ich will mich lieber ausruhn.‹ Und er legt sich zur Ruhe, kämpft gar nicht erst um das Unerreichte zu erreichen, um das Unerlangte zu erlangen, um das Unverwirklichte zu verwirklichen. Das ist der dritte Zustand der Abspannung. Weiter sodann, ihr Brüder: da hat der Mönch einen Gang gemacht. Und er sagt sich nun: ›Den Gang hab' ich gemacht, und dabei bin ich müde geworden, jetzt will ich der Ruhe pflegen.‹ Und er legt sich nieder, kämpft nicht mehr weiter um das Unerreichte zu erreichen, um das Unerlangte zu erlangen, um das Unverwirklichte zu verwirklichen. Das ist der vierte Zustand der Abspannung. Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch geht nach dem Dorfe oder nach der Stadt um Almosenbrocken und erhält an schlechterer oder besserer Kost nicht genug zur Nahrung. Da sagt er sich nun: ›Ich bin nach dem Dorfe, bin nach der Stadt um Almosenbrocken gegangen und habe an schlechterer oder besserer Kost nicht genug zur Nahrung erhalten; daher bin ich jetzt müde geworden, bin zu nichts fähig, kann mich nur hinlegen.‹ So legt er sich denn hin, müht sich nicht weiter um das Unerreichte zu erreichen, um das Unerlangte zu erlangen, um das Unverwirklichte zu verwirklichen. Das ist der fünfte Zustand der Abspannung. Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch geht nach dem Dorfe oder nach der Stadt um Almosenbrocken und erhält an schlechterer oder besserer Kost genug zur Nahrung. Da sagt er sich nun: ›Ich bin nach dem Dorfe, bin nach der Stadt um Almosenbrocken gegangen und habe an schlechterer oder besserer Kost genug zur Nahrung erhalten; da bin ich nun schwerfällig geworden, zu nichts fähig, sozusagen ein Haufe Bohnen: einstweilen will ich der Ruhe pflegen.‹ So pflegt er denn der Ruhe, ohne sich zu mühn das Unerreichte zu erreichen, das Unerlangte zu erlangen, das Unverwirklichte zu verwirklichen. Das ist der sechste Zustand der Abspannung. Weiter sodann, ihr Brüder: da hat den Mönch ein leichtes Unwohlsein befallen. Und er sagt sich nun: ›Ich bin da von einem leichten Unwohlsein befallen worden, es ist geraten sich hinzulegen, und das will ich tun.‹ So legt er sich denn hin, gibt sich weiter keine Mühe um das Unerreichte zu erreichen, um das Unerlangte zu erlangen, um das Unverwirklichte zu verwirklichen. Das ist der siebente Zustand der Abspannung. Weiter sodann, ihr Brüder: da hat der Mönch eine Krankheit überstanden, ist erst vor kurzem davon genesen. Und er sagt sich nun: ›Ich habe eine Krankheit überstanden, bin erst seit kurzem wieder genesen, ich bin schwach geworden und zu nichts fähig: da will ich mich nun hinlegen.‹ So legt er sich denn hin, kämpft erst nicht weiter um das Unerreichte zu erreichen, um das Unerlangte [589] zu erlangen, um das Unverwirklichte zu verwirklichen. Das ist der achte Zustand der Abspannung.

Acht Zustände der Anspannung: da hat, ihr Brüder, ein Mönch eine Arbeit zu verrichten. Und er sagt sich nun: ›Ich muß wohl die Arbeit verrichten, und während ich die Arbeit verrichte ist es nicht leicht die Weisung der Erwachten im Geiste zu behalten: aber ich will mir die Kraft erkämpfen um das Unerreichte zu erreichen, um das Unerlangte zu erlangen, um das Unverwirklichte zu verwirklichen.‹ So erkämpft er die Kraft um das Unerreichte zu erreichen, um das Unerlangte zu erlangen, um das Unverwirklichte zu verwirklichen. Das ist der erste Zustand der Anspannung. Weiter sodann, ihr Brüder: da hat ein Mönch die Arbeit getan. Und er sagt sich nun: ›Ich habe die Arbeit vollbracht; während ich aber damit beschäftigt war vermochte ich nicht die Weisung der Erwachten im Geiste zu behalten: aber ich will mir die Kraft erkämpfen um das Unerreichte zu erreichen, um das Unerlangte zu erlangen, um das Unverwirklichte zu verwirklichen.‹ So erkämpft er die Kraft um das Unerreichte zu erreichen, um das Unerlangte zu erlangen, um das Unverwirklichte zu verwirklichen. Das ist der zweite Zustand der Anspannung. Weiter sodann, ihr Brüder: da hat der Mönch einen Weg zu gehn. Und er sagt sich nun: ›Ich muß wohl den Gang machen, und während ich den Gang zu besorgen habe ist es nicht leicht die Weisung der Erwachten im Geiste zu behalten: aber ich will mir die Kraft erkämpfen um das Unerreichte zu erreichen, um das Unerlangte zu erlangen, um das Unverwirklichte zu verwirklichen.‹ So erkämpft er die Kraft um das Unerreichte zu erreichen, um das Unerlangte zu erlangen, um das Unverwirklichte zu verwirklichen. Das ist der dritte Zustand der Anspannung. Weiter sodann, ihr Brüder: da hat der Mönch einen Gang gemacht. Und er sagt sich nun: ›Ich habe den Gang gemacht, und während ich unterwegs war ist es nicht möglich gewesen die Weisung der Erwachten im Geiste zu üben: aber ich will mir die Kraft erkämpfen um das Unerreichte zu erreichen, um das Unerlangte zu erlangen, um das Unverwirklichte zu verwirklichen.‹ So erkämpft er die Kraft um das Unerreichte zu erreichen, um das Unerlangte zu erlangen, um das Unverwirklichte zu verwirklichen. Das ist der vierte Zustand der Anspannung. Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch geht nach dem Dorfe oder nach der Stadt um Almosenbrocken und erhält an schlechterer oder besserer Kost nicht genug zur Nahrung. Da sagt er sich nun: ›Ich bin nach dem Dorfe, bin nach der Stadt um Almosenbrocken gegangen und habe an schlechterer oder besserer Kost nicht genug zur Nahrung erhalten; daher fühle ich mich jetzt leicht, gar wohlgefügig: um so mehr will ich Kraft erkämpfen um das Unerreichte zu erreichen, um das Unerlangte zu erlangen, um das Unverwirklichte zu verwirklichen.‹ So erkämpft er die Kraft um das Unerreichte [590] zu erreichen, um das Unerlangte zu erlangen, um das Unverwirklichte zu verwirklichen. Das ist der fünfte Zustand der Anspannung. Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch geht nach dem Dorfe oder nach der Stadt um Almosenbrocken und erhält an schlechterer oder besserer Kost genug zur Nahrung. Da sagt er sich nun: ›Ich bin nach dem Dorfe, nach der Stadt um Almosenbrocken gegangen und habe an schlechterer oder besserer Kost genug zur Nahrung erhalten; da bin ich nun kräftig geworden, gar wohlgefügig; um so mehr will ich Kraft erkämpfen um das Unerreichte zu erreichen, um das Unerlangte zu erlangen, um das Unverwirklichte zu verwirklichen.‹ So erkämpft er die Kraft um das Unerreichte zu erreichen, um das Unerlangte zu erlangen, um das Unverwirklichte zu verwirklichen. Das ist der sechste Zustand der Anspannung. Weiter sodann, ihr Brüder: da hat den Mönch ein leichtes Unwohlsein befallen. Und er sagt sich nun: ›Ich bin da von einem leichten Unwohlsein befallen worden, aber es ist wohl möglich, daß diese Krankheit sich weiterentwickeln könnte: so will ich mir denn die Kraft erkämpfen um das Unerreichte zu erreichen, um das Unerlangte zu erlangen, um das Unverwirklichte zu verwirklichen.‹ Und er erkämpft sich die Kraft um das Unerreichte zu erreichen, um das Unerlangte zu erlangen, um das Unverwirklichte zu verwirklichen. Das ist der siebente Zustand der Anspannung. Weiter sodann, ihr Brüder: da hat der Mönch eine Krankheit überstanden, ist erst vor kurzem davon genesen. Und er sagt sich nun: ›Ich habe eine Krankheit überstanden, bin erst seit kurzem wieder genesen, aber es ist wohl möglich, daß die Krankheit mich neuerdings befallen könnte1023: so will ich mir denn die Kraft erkämpfen um das Unerreichte zu erreichen, um das Unerlangte zu erlangen, um das Unverwirklichte zu verwirklichen.‹ Und er erkämpft sich die Kraft um das Unerreichte zu erreichen, um das Unerlangte zu erlangen, um das Unverwirklichte zu verwirklichen. Das ist der achte Zustand der Anspannung.

Acht Arten Gabe zu spenden: aus Zwang eine Gabe geben, aus Furcht eine Gabe geben, im Gedenken ›Man hat mir gegeben‹ eine Gabe geben, im Gedenken ›Man wird mir geben‹ eine Gabe geben, im Gedenken ›Gut ist Wohltun‹ eine Gabe geben, im Gedenken ›Ich habe Einkünfte, jene haben keine Einkünfte: das steht mir, der ich Einkünfte habe, nicht an, daß ich denen, die keine Einkünfte haben, nichts geben sollte‹ eine Gabe geben, im Gedenken ›Wenn ich diese Gabe hergebe, werde ich in guten Ruf gelan gen‹ eine Gabe geben, und aus Herzenserfordernis, Herzensbedürfnis eine Gabe geben1024.

Acht Arten der Gabenwiederkunft: da gibt einer, ihr Brüder, Gaben an Asketen oder an Priester, Speise und Trank und Kleidung, Wagen und Schmuck und duftende Salben, Lager und Obdach und Licht. Und was er dahingibt, das erhofft er sich wieder. Der sieht nun einen hochmächtigen Krieger, oder [591] einen hochmächtigen Priester, oder einen hochmächtigen Bürger, wie er mit den fünf Wunschgenüssen umgeben und überall damit bedient ist. Da wird ihm also zumute: ›O daß ich doch bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, zur Gemeinschaft mit solchen Hochmächtigen wiederkehren könnte!‹ Dahin lenkt er das Herz, darauf richtet er das Herz, dazu erzieht er das Herz. Und weil sich ihm das Herz da zu Minderem neigt, er zu Höherem es nicht ausgebildet hatte, kann es zur Wiederkehr dorthin gedeihen. Das aber, sag' ich, kommt dem Tüchtigen zu, nicht dem Untüchtigen: es erfüllt sich, ihr Brüder, einem Tüchtigen der Herzenswunsch bei reiner Gesinnung. Weiter sodann, ihr Brüder: da gibt einer Gaben an Asketen oder an Priester, Speise und Trank und Kleidung, Wagen und Schmuck und duftende Salben, Lager und Obdach und Licht. Und was er dahingibt, das erhofft er sich wieder. Der hat nun gehört: ›Die Götter der Vier großen Könige, die leben lange und herrlich und glückse lig.‹ Da wird ihm also zumute: ›O daß ich doch bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, zur Gemeinschaft mit den Göttern der Vier großen Könige wiederkehren könnte!‹ Dahin lenkt er das Herz, darauf richtet er das Herz, dazu erzieht er das Herz. Und weil sich ihm das Herz da zu Minderem neigt, er zu Höherem es nicht ausgebildet hatte, kann es zur Wiederkehr dorthin gedeihen. Das aber, sag' ich, kommt dem Tüchtigen zu, nicht dem Untüchtigen: es erfüllt sich, ihr Brüder, einem Tüchtigen der Herzenswunsch bei reiner Gesinnung. Weiter sodann, ihr Brüder: da gibt einer Gaben an Asketen oder an Priester, Speise und Trank und Kleidung, Wagen und Schmuck und duftende Salben, Lager und Obdach und Licht. Und was er dahingibt, das erhofft er sich wieder. Der hat nun gehört: ›Die Dreiunddreißig Götter – die Schattengötter, die Seligen Götter, die Götter der unbeschränkten Freude, die jenseit der unbeschränkten Freude weilenden Götter, die leben lange und herrlich und glückselig.‹ Da wird ihm also zumute: ›O daß ich doch bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, zur Gemeinschaft mit jenen Göttern wiederkehrte!‹ Dahin lenkt er das Herz, darauf richtet er das Herz, dazu erzieht er das Herz. Und weil sich ihm das Herz da zu Minderem neigt, er zu Höherem es nicht ausgebildet hatte, kann es zur Wiederkehr dorthin gedeihen. Das aber, sag' ich, kommt dem Tüchtigen zu, nicht dem Untüchtigen: es erfüllt sich, ihr Brüder, einem Tüchtigen der Herzenswunsch bei reiner Gesinnung. Weiter sodann, ihr Brüder: da gibt einer Gaben an Asketen oder an Priester, Speise und Trank und Kleidung, Wagen und Schmuck und duftende Salben, Lager und Obdach und Licht. Und was er dahingibt, das erhofft er sich wieder. Der hat nun gehört: ›Die Götter heiliger Kreise, die leben lange und herrlich und glückselig.‹ Da wird ihm also zumute: ›O daß ich doch bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, zur Gemeinschaft mit den Göttern heiliger Kreise gelangen könnte!‹ Dahin lenkt [592] er das Herz, darauf richtet er das Herz, dazu erzieht er das Herz. Und weil sich ihm das Herz da zu Minderem neigt, er zu Höherem es nicht ausgebildet hatte, kann es zur Wiederkehr dorthin gedeihen. Das aber, sag' ich, kommt dem Tüchtigen zu, nicht dem Untüchtigen, dem Giergenesenen, keinem Gierhaften: es erfüllt sich, ihr Brüder, einem Tüchtigen der Herzenswunsch bei Gierlosigkeit1025.

Acht weltliche Dinge: Erlangen und Nichterlangen, Ruhm und Schande, Tadel und Lob, Wohl und Wehe1026.

Acht Versammlungen: die Versammlung der Krieger, die Versammlung der Priester, die Versammlung der Bürger, die Versammlung der Asketen, die Versammlung der Götter der vier Gegenden, die Versammlung der Götter der Dreiunddreißig, die Versammlung der sinnlichen Götter, die Versammlung der heiligen Götter1027.

Acht Grade der Überwindung: innen nimmt man Formen wahr, einig; außen sieht man Formen, wenig, schöne und unschöne; solche überwindend sagt man sich ›Ich weiß es, ich seh' es‹, nimmt es also wahr: das ist der erste Grad der Überwindung. Innen nimmt man Formen wahr, einig; außen sieht man Formen, unermeßlich, schöne und unschöne; solche überwindend sagt man sich ›Ich weiß es, ich seh' es‹, nimmt es also wahr: das ist der zweite Grad der Überwindung. Innen ohne Formwahrnehmung, einig, sieht man außen Formen, wenig, schöne und unschöne; solche überwindend sagt man sich ›Ich weiß es, ich seh' es‹, nimmt es also wahr: das ist der dritte Grad der Überwindung. Innen ohne Formwahrnehmung, einig, sieht man außen Formen, unermeßlich, schöne und unschöne; solche überwindend sagt man sich ›Ich weiß es, ich seh' es‹, nimmt es also wahr: das ist der vierte Grad der Überwindung. Innen ohne Formwahrnehmung, einig, sieht man außen Formen, blaue, die blau schimmern, blau scheinen, blau aussehn. Gleichwie etwa eine Hanfblüte blau ist, blau schimmert, blau scheint, blau aussieht, oder gleichwie etwa ein Seidenstoff, auf beiden Seiten blaugefärbt, blau schimmert, blau scheint, blau aussieht: ebenso auch sieht man, innen ohne Formwahrnehmung, einig, außen Formen, blaue, die blau schimmern, blau scheinen, blau aussehn; solche überwindend sagt man sich ›Ich weiß es, ich seh' es‹, nimmt es also wahr: das ist der fünfte Grad der Überwindung. Innen ohne Formwahrnehmung, einig, sieht man außen Formen, gelbe, die gelb schimmern, gelb scheinen, gelb aussehn. Gleichwie etwa eine Zimtblüte gelb ist, gelb schimmert, gelb scheint, gelb aussieht, oder gleichwie etwa ein Seidenstoff, auf beiden Seiten gelbgefärbt, gelb schimmert, gelb scheint, gelb aussieht: ebenso auch sieht man, innen ohne Formwahrnehmung, einig, außen Formen, gelbe, die gelb schimmern, gelb scheinen, gelb aussehn; solche überwindend sagt man sich ›Ich weiß es, ich seh' es‹, nimmt es also wahr: das ist[593] der sechste Grad der Überwindung. Innen ohne Formwahrnehmung, einig, sieht man außen Formen, rote, die rot schimmern, rot scheinen, rot aussehn. Gleichwie etwa eine Malvenrose rot ist, rot schimmert, rot scheint, rot aussieht, oder gleichwie etwa ein Seidenstoff, auf beiden Seiten rotgefärbt, rot schimmert, rot scheint, rot aussieht: ebenso auch sieht man, innen ohne Formwahrnehmung, einig, außen Formen, rote, die rot schimmern, rot scheinen, rot aussehn; solche überwindend sagt man sich ›Ich weiß es, ich seh' es‹, nimmt es also wahr: das ist der siebente Grad der Überwindung. Innen ohne Formwahrnehmung, einig, sieht man außen Formen, weiße, die weiß schimmern, weiß scheinen, weiß aussehn. Gleichwie etwa der Morgenstern weiß ist, weiß schimmert, weiß scheint, weiß aussieht, oder gleichwie etwa ein Seidenstoff, auf beiden Seiten weißgebleicht, weiß schimmert, weiß scheint, weiß aussieht: ebenso auch sieht man, innen ohne Formwahrnehmung, einig, außen Formen, weiße, die weiß schimmern, weiß scheinen, weiß aussehn; solche überwindend sagt man sich ›Ich weiß es, ich seh' es‹, nimmt es also wahr: das ist der achte Grad der Überwindung.

Acht Freiungen: formhaft ist man und sieht die Formen: das ist die erste Freiung. Innen ohne Formwahrnehmung sieht man außen Formen: das ist die zweite Freiung. Schönheit nur hat man im Sinne: das ist die dritte Freiung. Durch völlige Überwindung der Formwahrnehmungen, Vernichtung der Gegenwahrnehmungen, Verwerfung der Vielheitwahrnehmungen gewinnt man in dem Gedanken ›Grenzenlos ist der Raum‹ das Reich des unbegrenzten Raumes: das ist die vierte Freiung. Nach völliger Überwindung der unbegrenzten Raumsphäre gewinnt man in dem Gedanken ›Grenzenlos ist das Bewußtsein‹ das Reich des unbegrenzten Bewußtseins: das ist die fünfte Freiung. Nach völliger Überwindung der unbegrenzten Bewußtseinsphäre gewinnt man in dem Gedanken ›Nichts ist das‹ das Reich des Nichtdaseins: das ist die sechste Freiung. Nach völliger Überwindung der Nichtdaseinsphäre erreicht man die Grenzscheide möglicher Wahrnehmung: das ist die siebente Freiung. Nach völliger Überwindung der Grenzscheide möglicher Wahrnehmung erreicht man die Auflösung der Wahrnehmbarkeit: das ist die achte Freiung. – Das sind, ihr Brüder, acht Dinge, die von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten genau erklärt worden sind, wobei wir eben alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen, auf daß dieses Asketentum seinen Lauf nehmen, lange bestehn kann, daß es eben vielen zum Wohle, vielen zum Heile sei, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen.


[594] Es sind, ihr Brüder, von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten neun Dinge genau erklärt worden, wobei wir eben alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen: und zwar was für neun Dinge? Neun Fälle von Anstoß: ›Er hat mir geschadet‹, so schafft man sich Anstoß; ›Er schadet mir‹, ›Er wird mir schaden‹, so schafft man sich Anstoß; ›Der mir lieb und gut ist, dem hat er geschadet – dem schadet er, dem wird er schaden‹, so schafft man sich Anstoß; ›Der mir nicht lieb und nicht gut ist, dem hat er geholfen – dem hilft er, dem wird er helfen‹, so schafft man sich Anstoß. Neun Fälle Anstoß zu meiden: ›»Er hat mir geschadet«, wie wäre das wohl möglich?‹, so entgeht man dem Anstoß; ›»Er schadet mir«, »Er wird mir schaden«, wie wäre das wohl möglich?‹, so entgeht man dem Anstoß; ›»Der mir lieb und gut ist, dem hat er geschadet, dem schadet er, dem wird er schaden – Der mir nicht lieb und nicht gut ist, dem hat er geholfen, dem hilft er, dem wird er helfen«, wie wäre das wohl möglich?‹, so entgeht man dem Anstoß.

Neun Orte der Wesen: es gibt, ihr Brüder, Wesen verschieden an Körperart, verschieden an Denkart, als wie etwa Menschen, und mancherlei Himmlische und mancherlei Höllische. Das ist erster Ort der Wesen. Es gibt, ihr Brüder, Wesen verschieden an Körperart, einig an Denkart, als wie etwa die Götter brahmischer Kreise auf ihrem ersten Grade. Das ist zweiter Ort der Wesen. Es gibt, ihr Brüder, Wesen einig an Körperart, verschieden an Denkart, als wie etwa die Leuchtenden Götter. Das ist dritter Ort der Wesen. Es gibt, ihr Brüder, Wesen einig an Körperart, einig an Denkart, als wie etwa die Strahlenden Götter. Das ist vierter Ort der Wesen. Es gibt, ihr Brüder, Wesen ohne Wahrnehmung, ohne Empfindung, als wie etwa die Götter ›Unbewußt im Wesen‹1028. Das ist fünfter Ort der Wesen. Es gibt, ihr Brüder, Wesen, die nach völliger Überwindung der Formwahrnehmungen, Vernichtung der Gegenwahrnehmungen, Verwerfung der Vielheitwahrnehmungen in dem Gedanken ›Grenzenlos ist der Raum‹ das Reich des unbegrenzten Raumes erlangen. Das ist sechster Ort der Wesen. Es gibt, ihr Brüder, Wesen, die nach völliger Überwindung der unbegrenzten Raumsphäre in dem Gedanken ›Grenzenlos ist das Bewußtsein‹ das Reich des unbegrenzten Bewußtseins erlangen. Das ist siebenter Ort der Wesen. Es gibt, ihr Brüder, Wesen, die nach völliger Überwindung der unbegrenzten Bewußtseinsphäre in dem Gedanken ›Nichts ist da‹ das Reich des Nichtdaseins erlangen. Das ist achter Ort der Wesen. Es gibt, ihr Brüder, Wesen, die nach völliger Überwindung der Nichtdaseinsphäre in dem Gedanken ›Das ist die Ruhe, das ist das Ziel‹ die Grenzscheide möglicher Wahrnehmung erlangen1029. Das ist neunter Ort der Wesen.

Neun Zeiten und Orte, ungeeignet um das Asketenleben führen zu können: [595] da ist, ihr Brüder, ein Vollendeter wohl in der Welt erschienen, ein Heiliger, vollkommen Erwachter, und die Satzung wird aufgezeigt, die zur Beschwichtigung taugt, zur Erlöschung taugt, zur Erwachung führt, die der Willkommene verkündet: ein Mensch aber ist da in die Unterwelt hingelangt. Das ist zum ersten eine Zeit und ein Ort, ungeeignet um das Asketenleben führen zu können. Weiter sodann, ihr Brüder: da ist ein Vollendeter wohl in der Welt erschienen, ein Heiliger, vollkommen Erwachter, und die Satzung wird aufgezeigt, die zur Beschwichtigung taugt, zur Erlöschung taugt, zur Erwachung führt, die der Willkommene verkündet: ein Mensch aber ist da zur Tierheit eingegangen. Das ist zum zweiten eine Zeit und ein Ort, ungeeignet um das Asketenleben führen zu können. Weiter sodann, ihr Brüder: da ist ein Vollendeter wohl in der Welt erschienen, ein Heiliger, vollkommen Erwachter, und die Satzung wird aufgezeigt, die zur Beschwichtigung taugt, zur Erlöschung taugt, zur Erwachung führt, die der Willkommene verkündet: ein Mensch aber ist da ins Gespensterreich geraten. Das ist zum dritten eine Zeit und ein Ort, ungeeignet um das Asketenleben führen zu können. Weiter sodann, ihr Brüder: da ist ein Vollendeter wohl in der Welt erschienen, ein Heiliger, vollkommen Erwachter, und die Satzung wird aufgezeigt, die zur Beschwichtigung taugt, zur Erlöschung taugt, zur Erwachung führt, die der Willkommene verkündet: ein Mensch aber ist da zur Geisterwelt eingekehrt. Das ist zum vierten eine Zeit und ein Ort, ungeeignet um das Asketenleben führen zu können. Weiter sodann, ihr Brüder: da ist ein Vollendeter wohl in der Welt erschienen, ein Heiliger, vollkommen Erwachter, und die Satzung wird aufgezeigt, die zur Beschwichtigung taugt, zur Erlöschung taugt, zur Erwachung führt, die der Willkommene verkündet: ein Mensch aber ist da in irgendeinen Kreis langlebiger Götter emporgelangt1030. Das ist zum fünften eine Zeit und ein Ort, ungeeignet um das Asketenleben führen zu können. Weiter sodann, ihr Brüder: da ist ein Vollendeter wohl in der Welt erschienen, ein Heiliger, vollkommen Erwachter, und die Satzung wird aufgezeigt, die zur Beschwichtigung taugt, zur Erlöschung taugt, zur Erwachung führt, die der Willkommene verkündet: ein Mensch aber ist da in den angrenzenden Ländern neugeboren, in fremdartigen, wo es keine Kundigen gibt, und kein Wandel besteht von Mönchen und Nonnen, Anhängern und Anhängerinnen1031. Das ist zum sechsten eine Zeit und ein Ort, ungeeignet um das Asketenleben führen zu können. Weiter sodann, ihr Brüder: da ist ein Vollendeter wohl in der Welt erschienen, ein Heiliger, vollkommen Erwachter, und die Satzung wird aufgezeigt, die zur Beschwichtigung taugt, zur Erlöschung taugt, zur Erwachung führt, die der Willkommene verkündet, und ein Mensch ist da in den mittleren Ländern neugeboren1032: er hat aber verkehrte Ansichten, verworren sind seine Begriffe; [596] ›Almosengeben‹, sagt er, ›Verzichtleisten, Spenden – es ist alles eitel; es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke; Diesseits und Jenseits sind leere Worte; Vater und Mutter und auch geistige Geburt sind hohle Namen; die Welt hat keine Asketen und Priester, die vollkommen und vollendet sind, die sich den Sinn dieser und jener Welt begreiflich machen, anschaulich vorstellen und erklären können1033.‹ Das ist zum siebenten eine Zeit und ein Ort, ungeeignet um das Asketenleben führen zu können. Weiter sodann, ihr Brüder: da ist ein Vollendeter wohl in der Welt erschienen, ein Heiliger, vollkommen Erwachter, und die Satzung wird aufgezeigt, die zur Beschwichtigung taugt, zur Erlöschung taugt, zur Erwachung führt, die der Willkommene verkündet, und ein Mensch ist da in den mittleren Ländern neugeboren: er ist aber unverständig, stumpf, stumm und taub, nicht imstande den Sinn einer rechten und einer unrechten Rede zu verstehn. Das ist zum achten eine Zeit und ein Ort, ungeeignet um das Asketenleben führen zu können. Weiter sodann, ihr Brüder: da ist ein Vollendeter nicht in der Welt erschienen, ein Heiliger, vollkommen Erwachter, und die Satzung wird nicht aufgezeigt, die zur Beschwichtigung taugt, zur Erlöschung taugt, zur Erwachung führt, die der Willkommene verkündet: ein Mensch aber ist da in den mittleren Ländern neugeboren, und er wäre verständig, nicht stumpf, nicht stumm und taub, wohl imstande den Sinn einer rechten und einer unrechten Rede zu verstehn. Das ist zum neunten eine Zeit und ein Ort, ungeeignet um das Asketenleben führen zu können.

Neun Warten, eine um die andere: da weilt, ihr Brüder, ein Mönch, gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen, in sinnend gedenkender ruhegeborener seliger Heiterkeit, in der Weihe der ersten Schauung. Nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens erwirkt er die innere Meeresstille, die Einheit des Gemütes, die von sinnen, von gedenken freie, in der Einigung geborene selige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung. In heiterer Ruhe verweilt er gleichmütig, einsichtig, klar bewußt, ein Glück empfindet er im Körper, von dem die Heiligen sagen: ›Der gleichmütig Einsichtige lebt beglückt‹; so erwirkt er die Weihe der dritten Schauung. Nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns erwirkt er die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmütig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung. Nach völliger Überwindung der Formwahrnehmungen, Vernichtung der Gegenwahrnehmungen, Verwerfung der Vielheitwahrnehmungen erreicht er in dem Gedanken ›Grenzenlos ist der Raum‹ das Reich des unbegrenzten Raumes. Nach völliger Überwindung der unbegrenzten Raumsphäre erreicht er in dem Gedanken ›Grenzenlos ist das Bewußtsein‹ das Reich des unbegrenzten Bewußtseins. Nach völliger Überwindung der unbegrenzten Bewußtseinsphäre erreicht er in dem [597] Gedanken ›Nichts ist da‹ das Reich des Nichtdaseins. Nach völliger Überwindung der Nichtdaseinsphäre er reicht er die Grenzscheide möglicher Wahrnehmung. Nach völliger Überwindung der Grenzscheide möglicher Wahrnehmung erreicht er die Auflösung der Wahrnehmbarkeit.

Neun Auflösungen, eine um die andere: in die erste Schauung eingegangen hat man das Wünschewahrnehmen aufgelöst. In die zweite Schauung eingegangen hat man sinnen und gedenken aufgelöst. In die dritte Schauung eingegangen hat man die Heiterkeit aufgelöst. In die vierte Schauung eingegangen hat man das Ein- und Ausatmen aufgelöst1034. In die unbegrenzte Raumsphäre eingegangen hat man das Formwahrnehmen aufgelöst. In die unbegrenzte Bewußtseinsphäre eingegangen hat man das Wahrnehmen der unbegrenzten Raumsphäre aufgelöst. In die Nichtdaseinsphäre eingegangen hat man das Wahrnehmen der unbegrenzten Bewußtseinsphäre aufgelöst. In die Grenzscheide möglicher Wahrnehmung eingegangen hat man das Wahrnehmen der Nichtdaseinsphäre aufgelöst. In die Auflösung der Wahrnehmbarkeit eingegangen hat man Wahrnehmung und Empfindung aufgelöst1035. – Das sind, ihr Brüder, neun Dinge, die von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten genau erklärt worden sind, wobei wir eben alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen, auf daß dieses Asketentum seinen Lauf nehmen, lange bestehn kann, daß es eben vielen zum Wohle, vielen zum Heile sei, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen.


Es sind, ihr Brüder, von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten zehn Dinge genau erklärt worden, wobei wir eben alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen: und zwar was für zehn Dinge? Zehn schutzverleihende Dinge: da ist, ihr Brüder, ein Mönch tugendhaft, in reiner Zucht richtig gezügelt bleibt er lauter im Handel und Wandel: vor geringstem Fehl auf der Hut kämpft er beharrlich weiter, Schritt um Schritt. Daß aber, ihr Brüder, der Mönch tugendhaft ist, in reiner Zucht richtig gezügelt lauter im Handel und Wandel bleibt, vor geringstem Fehl auf der Hut beharrlich weiterkämpft, Schritt um Schritt: das ist eben ein Ding, das Schutz verleiht. Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch hat viel gehört, ist Behälter des Wortes, Hort des Wortes der Lehre; und was da am Anfang begütigt, in der Mitte begütigt, am Ende begütigt und sinn- und wortgetreu das vollkommen geläuterte, geklärte Asketentum überliefert: das kennt er, behält er, beherrscht er mit der Rede, bewahrt es im Gedächtnis, hat es von Grund aus verstanden. Auch das ist ein Ding, das Schutz verleiht. Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch hat edle Freunde, edle Gefährten, edle Vertraute. Auch das ist ein Ding, das Schutz [598] verleiht. Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch ist zutraulich, zutraulich machende Dinge hat er erworben, er ist ausdauernd, ehrerbietig kommt er der Weisung nach. Auch das ist ein Ding, das Schutz verleiht. Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch ist bei all den verschiedenartigen Obliegenheiten der Ordensgenossen geschickt, er scheut keine Mühe, hat den Sachen gemäß zu prüfen gelernt, er weiß zu handeln, er weiß zu entscheiden. Auch das ist ein Ding, das Schutz verleiht. Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch ist dem Rechten zugetan, freundlich sucht er beizukommen, für die Lehre, für die Zucht hegt er hohe Begeisterung. Auch das ist ein Ding, das Schutz verleiht. Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch ist zufrieden mit was immer für einem Gewande, Almosenbissen, Sitz und Lager, Arzeneimittel im Falle der Krankheit. Auch das ist ein Ding, das Schutz verleiht. Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch hat Mut und Kraft unheilsame Dinge zu verleugnen und heilsame Dinge zu erringen, er dauert stark und standhaft aus, gibt den heilsamen Kampf nicht auf. Auch das ist ein Ding, das Schutz verleiht. Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch hat Einsicht, ist mit höchster Geistesgegenwart begabt: was da einst getan, einst gesagt wurde, daran denkt er, daran erinnert er sich. Auch das ist ein Ding, das Schutz verleiht. Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch ist witzig, mit der Weisheit begabt, die Aufgang und Untergang sieht, mit der heiligen, durchdringenden, die zur völligen Leidensversiegung führt. Daß aber, ihr Brüder, der Mönch witzig ist, mit der Weisheit begabt, die Aufgang und Untergang sieht, mit der heiligen, durchdringenden, die zur völligen Leidensversiegung führt: auch das ist ein Ding, das Schutz verleiht1036.

Zehn Orte der Allheit: der Erde Allheit erkennt er, einig, durch und durch, ungeteilt, unermeßlich. Des Wassers Allheit erkennt er, einig, durch und durch, ungeteilt, unermeßlich. Des Feuers Allheit erkennt er, einig, durch und durch, ungeteilt, unermeßlich. Der Luft Allheit erkennt er, einig, durch und durch, ungeteilt, unermeßlich. Des Blauen Allheit erkennt er, einig, durch und durch, ungeteilt, unermeßlich. Des Gelben Allheit erkennt er, einig, durch und durch, ungeteilt, unermeßlich. Des Roten Allheit erkennt er, einig, durch und durch, ungeteilt, unermeßlich. Des Weißen Allheit erkennt er, einig, durch und durch, ungeteilt, unermeßlich. Des Raumes Allheit erkennt er, einig, durch und durch, ungeteilt, unermeßlich. Des Bewußtseins Allheit erkennt er, einig, durch und durch, ungeteilt, unermeßlich1037.

Zehn unheilsame Tatengänge: Lebendiges umbringen, Nichtgegebenes nehmen, Ausschweifung begehn, Lüge sagen, hinterrücks ausrichten, barsch anfahren, plappern und plaudern, Begehrlichkeit, Gehässigkeit, verkehrte Ansicht. Zehn heilsame Tatengänge: Lebendiges umzubringen vermeiden, [599] Nichtgegebenes zu nehmen vermeiden, Ausschweifung zu begehn vermeiden, Lüge zu sagen vermeiden, hinterrücks auszurichten vermeiden, barsch anzufahren vermeiden, das Plappern und Plaudern vermeiden, ohne Gier, ohne Haß, recht gesinnt sein.

Zehn heilige Zustände: da hat, ihr Brüder, ein Mönch fünf Eigenschaften sich abgewöhnt, sechs Eigenschaften sich erworben, einsam ist er beschirmt, er hat viererlei Stützpunkte, abgeschüttelt hat er die einzeln gültigen Wahrheiten1038, beglichen das Verlangen nach Ausroden und Anbauen, sein Sinn ist unvertrübt, beschwichtigt ist die körperliche Unterscheidung, wohlabgelöst ist sein Gemüt, wohlabgelöst ist er in Weisheit. Wie aber, ihr Brüder, hat der Mönch fünf Eigenschaften sich abgewöhnt? Da hat, ihr Brüder, ein Mönch den Wunscheswillen sich abgewöhnt, den Hassensgroll sich abgewöhnt, die matte Müde sich abgewöhnt, den stolzen Unmut sich abgewöhnt, das Schwanken sich abgewöhnt. Also, ihr Brüder, hat der Mönch fünf Eigenschaften sich abgewöhnt. Wie aber, ihr Brüder, hat der Mönch sechs Eigenschaften sich erworben? Hat da, ihr Brüder, ein Mönch mit dem Gesichte eine Form erblickt, so wird er weder fröhlich noch traurig, er bleibt vielmehr gleichgültig, klar besonnen; hat er mit dem Gehöre einen Ton gehört, hat er mit dem Geruche einen Duft gerochen, hat er mit dem Geschmacke einen Saft geschmeckt, hat er mit dem Getaste eine Tastung getastet, hat er mit dem Gedenken ein Ding erkannt, so wird er weder fröhlich noch traurig, er bleibt vielmehr gleichgültig, klar besonnen. Also, ihr Brüder, hat der Mönch sechs Eigenschaften sich erworben. Wie aber, ihr Brüder, ist der Mönch einsam beschirmt? Da ist, ihr Brüder, ein Mönch mit Einsicht als Schirm des Gemütes umgeben. Also, ihr Brüder, ist der Mönch einsam beschirmt. Wie aber, ihr Brüder, hat der Mönch viererlei Stützpunkte? Da mag, ihr Brüder, ein Mönch eins mit Bedacht pflegen, und eins mit Bedacht dulden, eins mit Bedacht fliehn, und eins mit Bedacht bekämpfen1039. Also, ihr Brüder, hat der Mönch viererlei Stützpunkte. Wie aber, ihr Brüder, hat der Mönch die einzeln gültigen Wahrheiten abgeschüttelt? Da hat, ihr Brüder, ein Mönch was da der gewöhnlichen Asketen und Priester gewöhnliche, einzeln gültige Wahrheiten sind, alle diese hat er abgeschüttelt, abgeworfen, abgestoßen, von sich getan, sich ihrer entledigt, sich ihrer entäußert, sich davon befreit. Also, ihr Brüder, hat der Mönch die einzeln gültigen Wahrheiten abgeschüttelt. Wie aber, ihr Brüder, hat der Mönch das Verlangen nach Ausroden und Anbauen beglichen? Da hat, ihr Brüder, ein Mönch das Wunschverlangen aufgehoben, das Daseinsverlangen aufgehoben, und das Verlangen nach heiligem Wandel hat er gestillt. Also, ihr Brüder, hat der Mönch das Verlangen nach Ausroden und Anbauen beglichen. Wie aber, ihr Brüder, hat der Mönch unvertrübten Sinn? Da hat, ihr Brüder, ein Mönch wünschenden Sinn aufgehoben, hassenden [600] Sinn aufgehoben, feindlichen Sinn aufgehoben. Also, ihr Brüder, hat der Mönch unvertrübten Sinn. Wie aber, ihr Brüder, hat der Mönch die körperliche Unterscheidung beschwichtigt? Da hat, ihr Brüder, ein Mönch nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmütig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung erwirkt. Also, ihr Brüder, hat der Mönch die körperliche Unterscheidung beschwichtigt. Wie aber, ihr Brüder, hat der Mönch das Gemüt wohlabgelöst? Da hat, ihr Brüder, ein Mönch das Gemüt von Begier abgelöst, von Haß abgelöst, von Irre abgelöst. Also, ihr Brüder, hat der Mönch das Gemüt wohlabgelöst. Wie aber, ihr Brüder, ist der Mönch in Weisheit wohlabgelöst? Da weiß, ihr Brüder, ein Mönch: ›Die Begier hab' ich überstanden, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so daß sie nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln kann‹; er weiß: ›Den Haß hab' ich überstanden, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so daß er nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln kann‹; er weiß: ›Die Irre hab' ich überstanden, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so daß sie nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln kann.‹ Also, ihr Brüder, ist der Mönch in Weisheit wohlabgelöst1040.

Zehn untrügliche Dinge: untrüglich rechte Erkenntnis, untrüglich rechte Gesinnung, untrüglich rechte Rede, untrüglich rechtes Handeln, untrüglich rechtes Wandeln, untrüglich rechtes Mühn, untrüglich rechte Einsicht, untrüglich rechte Einigung, untrüglich rechte Weisheit, untrüglich rechte Erlösung1041. – Das sind, ihr Brüder, zehn Dinge, die von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten genau erklärt worden sind, wobei wir eben alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen, auf daß dieses Asketentum seinen Lauf nehmen, lange bestehn kann, daß es eben vielen zum Wohle, vielen zum Heile sei, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile für Götter und Menschen.«


Da ist nun der Erhabene aufgestanden und hat an den ehrwürdigen Sāriputto die Worte gerichtet1042:

»Gut, gut, Sāriputto, gut hast du, Sāriputto, den Mönchen die Gedankenreihe der Übereinkunft vorgetragen.«


Also hatte der ehrwürdige Sāriputto gesprochen, und der Meister es gebilligt. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des ehrwürdigen Sāriputto.

Quelle:
Die Reden Gotamo Buddhos. Bd. 2, Zürich/Wien 31957, S. 559-601.
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