Elfte Rede

Die Zehnerfolge

[601] Das hab' ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Campā, am Gestade des Gaggarā-Sees, mit einer großen Schar Mönche, mit etwa fünfhundert Mönchen insgesamt.

Da hat denn der ehrwürdige Sāriputto sich an die Mönche gewandt: »Brüder Mönche!« – »Bruder!« erwiderten aufmerksam die Mönche dort dem ehrwürdigen Sāriputto. Der ehrwürdige Sāriputto sprach also:


»Die Zehnerfolge weis' ich auf,

Die Lehre zur Erlöschung hin,

Ein Ziel zu schaffen allem Weh,

Wo jede Fessel fallen muß.


Ein Ding, ihr Brüder, ist wertzuhalten, ein Ding auszubilden, ein Ding zu durchschauen, ein Ding aufzuheben, ein Ding bringt Nachteil, ein Ding bringt Vorteil, ein Ding ist schwer zu treffen, ein Ding ist zu erzeugen, ein Ding ist zu verstehn, ein Ding ist zu verwirklichen1043.

Was für ein Ding ist wertzuhalten? Unermüdlichkeit bei heilsamen Dingen1044; dieses eine Ding ist wertzuhalten. Was für ein Ding ist auszubilden? Einsicht in den Körper, hellmütig angewandt1045; dieses eine Ding ist auszubilden. Was für ein Ding ist zu durchschauen? Berührung, wahnhaft anhangend1046; dieses eine Ding ist zu durchschauen. Was für ein Ding ist aufzuheben? Der Dünkel der Ichheit1047; dieses eine Ding ist aufzuheben. Was für ein Ding bringt Nachteil? Seicht beobachten; dieses eine Ding bringt Nachteil. Was für ein Ding bringt Vorteil? Gründlich beobachten1048; dieses eine Ding bringt Vorteil. Was für ein Ding ist schwer zu treffen? Ununterbrochen das Gemüt einig bewahren; dieses eine Ding ist schwer zu treffen. Was für ein Ding ist zu erzeugen? Unerschütterliche Kenntnis; dieses eine Ding ist zu erzeugen. Was für ein Ding ist zu verstehn? Alle Wesen bestehn durch Nahrung1049; dieses eine Ding ist zu verstehn. Was für ein Ding ist zu verwirklichen? Unerschütterliche Gemüterlösung1050; dieses eine Ding ist zu verwirklichen. So sind das zehn Dinge, wahre, echte, wirkliche, nicht unwirkliche, unveränderliche, die der Vollendete vollkommen erkundet hat. – Zwei Dinge, ihr Brüder, sind wertzuhalten, zwei Dinge auszubilden, zwei [602] Dinge zu durchschauen, zwei Dinge aufzuheben, zwei Dinge bringen Nachteil, zwei Dinge bringen Vorteil, zwei Dinge sind schwer zu treffen, zwei Dinge sind zu erzeugen, zwei Dinge sind zu verstehn, zwei Dinge sind zu verwirklichen.

Was für zwei Dinge sind wertzuhalten? Einsicht und Besonnenheit; diese zwei Dinge sind wertzuhalten. Was für zwei Dinge sind auszubilden? Ruhe und Klarsicht; diese zwei Dinge sind auszubilden. Was für zwei Dinge sind zu durchschauen? Bild und Begriff1051; diese zwei Dinge sind zu durchschauen. Was für zwei Dinge sind aufzuheben? Unwissen und Daseinsdurst; diese zwei Dinge sind aufzuheben. Was für zwei Dinge bringen Nachteil? Ungeziemende Rede und schlechte Freundschaft; diese zwei Dinge bringen Nachteil. Was für zwei Dinge bringen Vorteil? Geziemende Rede und rechte Freundschaft; diese zwei Dinge bringen Vorteil. Was für zwei Dinge sind schwer zu treffen? Was der Anlaß, was der Grund ist der Verderbnis der Wesen, und was der Anlaß, was der Grund ist der Läuterung der Wesen1052; diese zwei Dinge sind schwer zu treffen. Was für zwei Dinge sind zu erzeugen? Zweierlei Kenntnis: Kenntnis der Versiegung, Kenntnis des Eingehns; diese zwei Dinge sind zu erzeugen1053. Was für zwei Dinge sind zu verstehn? Zweierlei Art: zusammengesetzte Art und unzusammengesetzte Art: diese zwei Dinge sind zu verstehn. Was für zwei Dinge sind zu verwirklichen? Wissen und Erlösung1054; diese zwei Dinge sind zu verwirklichen. So sind das zwanzig Dinge, wahre, echte, wirkliche, nicht unwirkliche, unveränderliche, die der Vollendete vollkommen erkundet hat. – Drei Dinge, ihr Brüder, sind wertzuhalten, drei Dinge auszubilden, drei Dinge zu durchschauen, drei Dinge aufzuheben, drei Dinge bringen Nachteil, drei Dinge bringen Vorteil, drei Dinge sind schwer zu treffen, drei Dinge sind zu erzeugen, drei Dinge sind zu verstehn, drei Dinge sind zu verwirklichen.

Was für drei Dinge sind wertzuhalten? Das Aufsuchen guter Menschen, das Anhören guter Satzung, das Nachfolgen der Lehre Schritt um Schritt; diese drei Dinge sind wertzuhalten. Was für drei Dinge sind auszubilden? Die drei Arten der Einigung: Einigung sinnend gedenkend, Einigung nicht sinnend aber gedenkend, Einigung nicht sinnend nicht gedenkend; diese drei Dinge sind auszubilden. Was für drei Dinge sind zu durchschauen? Drei Arten von Gefühl: Wohlgefühl, Wehgefühl, weder Wohl- noch Wehgefühl; diese drei Dinge sind zu durchschauen1055. Was für drei Dinge sind aufzuheben? Drei Arten von Durst: der Geschlechtsdurst, der Daseinsdurst, der Wohlseinsdurst; diese drei Dinge sind aufzuheben. Was für drei Dinge bringen Nachteil? Die drei Wurzeln des Bösen: Sucht als Wurzel des Bösen, Haß als Wurzel des Bösen, Unverstand als Wurzel des Bösen; diese drei Dinge bringen Nachteil. Was für drei Dinge bringen Vorteil? Die drei Wurzeln des [603] Guten: Unsüchtigkeit als Wurzel des Guten, Ungehässigkeit als Wurzel des Guten, Verständigkeit als Wurzel des Guten; diese drei Dinge bringen Vorteil. Was für drei Dinge sind schwer zu treffen? Die dreifache Art der Entrinnung: den Wunschgebieten kann man entrinnen und zwar durch Entsagung, den Bildern kann man entrinnen und zwar durch Entbildung, was aber noch irgend geworden, zusammengesetzt, bedingt entstanden ist, dabei ist das Auflösen die Entrinnung; diese drei Dinge sind schwer zu treffen. Was für drei Dinge sind zu erzeugen? Die drei Kenntnisse: Kenntnis der Vergangenheit, Kenntnis der Zukunft, Kenntnis der Gegenwart; diese drei Dinge sind zu erzeugen. Was für drei Dinge sind zu verstehn? Dreierlei Art: Art der Lust, Art der Form, Art ohne Form; diese drei Dinge sind zu verstehn. Was für drei Dinge sind zu verwirklichen? Dreierlei Wissen: das Wissen der erinnernden Erkenntnis früherer Daseinsformen, das Wissen der Erkenntnis vom Verschwinden und Erscheinen der Wesen, das Wissen der Erkenntnis von der Wahnversiegung; diese drei Dinge sind zu verwirklichen. So sind das dreißig Dinge, wahre, echte, wirkliche, nicht unwirkliche, unveränderliche, die der Vollendete vollkommen erkundet hat. – Vier Dinge, ihr Brüder, sind wertzuhalten, vier Dinge auszubilden, vier Dinge zu durchschauen, vier Dinge aufzuheben, vier Dinge bringen Nachteil, vier Dinge bringen Vorteil, vier Dinge sind schwer zu treffen, vier Dinge sind zu er zeugen, vier Dinge sind zu verstehn, vier Dinge sind zu verwirklichen.

Was für vier Dinge sind wertzuhalten? Die vier Umkreise: ein geeigneter Aufenthalt im Lande, ein fördernder Verkehr mit edlen Menschen, das rechte eigene Streben und vorher verdienstlich gewirkt haben; diese vier Dinge sind wertzuhalten. Was für vier Dinge sind auszubilden? Die vier Pfeiler der Einsicht: da wacht, ihr Brüder, ein Mönch beim Körper über den Körper, unermüdlich, klaren Sinnes, einsichtig, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Bekümmerns; wacht bei den Gefühlen über die Gefühle, beim Gemüte über das Gemüt, bei den Erscheinungen über die Erscheinungen, unermüdlich, klaren Sinnes, einsichtig, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Bekümmerns; diese vier Dinge sind auszubilden. Was für vier Dinge sind zu durchschauen? Die vier Arten der Nahrung: körperbildende Nahrung, grob oder fein, zweitens Berührung, drittens geistiges Innewerden, viertens Bewußtsein; diese vier Dinge sind zu durchschauen. Was für vier Dinge sind aufzuheben? Die vier Wogen: die Woge der Lust, die Woge des Daseins, die Woge der Ansichten, die Woge des Nichtwissens; diese vier Dinge sind aufzuheben. Was für vier Dinge bringen Nachteil? Die vier Joche: das Joch der Lust, das Joch des Daseins, das Joch der Ansichten, das Joch des Nichtwissens; diese vier Dinge bringen Nachteil. Was für vier Dinge bringen Vorteil? Die vier Arten der Entjochung: Entjochung von Lust, Entjochung von Dasein, [604] Entjochung von Ansichten, Entjochung von Nichtwissen; diese vier Dinge bringen Vorteil. Was für vier Dinge sind schwer zu treffen? Die vier Arten der Einigung: schädliche Einigung, stetige Einigung, nützliche Einigung, Einigung von durchdringender Schärfe; diese vier Dinge sind schwer auszufinden. Was für vier Dinge sind zu erzeugen? Viererlei Kenntnis: Kenntnis der Satzung, Kenntnis der Folgerung, Kenntnis des Einzelnen, Kenntnis des Allgemeinen; diese vier Dinge sind zu erzeugen. Was für vier Dinge sind zu verstehn? Die vier heiligen Wahrheiten: das Leiden als heilige Wahrheit, die Leidensentwicklung als heilige Wahrheit, die Leidensauflösung als heilige Wahrheit, der zur Leidensauflösung führende Pfad als heilige Wahrheit; diese vier Dinge sind zu verstehn. Was für vier Dinge sind zu verwirklichen? Die vier Ziele des Asketentums: das Ziel der Hörerschaft, das Ziel der Einmalwiederkehr, das Ziel der Nichtwiederkehr, das Ziel der Heiligkeit; diese vier Dinge sind zu verwirklichen. So sind das vierzig Dinge, wahre, echte, wirkliche, nicht unwirkliche, unveränderliche, die der Vollendete vollkommen erkundet hat. – Fünf Dinge, ihr Brüder, sind wertzuhalten, fünf Dinge auszubilden, fünf Dinge zu durchschauen, fünf Dinge aufzuheben, fünf Dinge bringen Nachteil, fünf Dinge bringen Vorteil, fünf Dinge sind schwer zu treffen, fünf Dinge sind zu erzeugen, fünf Dinge sind zu verstehn, fünf Dinge sind zu verwirklichen.

Was für fünf Dinge sind wertzuhalten? Die fünf Kampfeseigenschaften: da hat, ihr Brüder, ein Mönch Zutrauen, er traut der Wachheit des Vollendeten, so zwar: ›Das ist der Erhabene, der Heilige, vollkommen Erwachte, der Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der Welt Kenner, der unvergleichliche Leiter der Männerherde, der Meister der Götter und Menschen, der Erwachte, der Erhabene‹; rüstig ist er und munter, seine Kräfte sind gleichmäßig gemischt, weder zu kühl noch zu heiß, den mittleren Kampf zu bestehn; ehrlich ist er und offen und gibt sich der Wahrheit gemäß dem Meister oder erfahrenen Ordensbrüdern zu erkennen; Mut hat er und Kraft unheilsame Dinge zu verleugnen und heilsame Dinge zu erringen, er dauert stark und standhaft aus, gibt den heilsamen Kampf nicht auf; witzig ist er, mit der Weisheit begabt, die Aufgang und Untergang sieht, mit der heiligen, durchdringenden, die zur völligen Leidensversiegung führt; diese fünf Dinge sind wertzuhalten. Was für fünf Dinge sind auszubilden? Die fünf Glieder der rechten Einigung: strahlende Heiterkeit, strahlende Seligkeit, strahlende Geistigkeit, strahlendes Licht, einhellige Betrachtung; diese fünf Dinge sind auszubilden. Was für fünf Dinge sind zu durchschauen? Die fünf Stücke des Anhangens: als da ist ein Stück Anhangen an der Form, ein Stück Anhangen am Gefühl, ein Stück Anhangen an der Wahrnehmung, ein Stück Anhangen an der Unterscheidung, ein Stück Anhangen am Bewußtsein; diese fünf Dinge [605] sind zu durchschauen. Was für fünf Dinge sind aufzuheben? Die fünf Hemmungen: Hemmung durch Wunscheswillen, Hemmung durch Hassensgroll, Hemmung durch matte Müde, Hemmung durch stolzen Unmut, Hemmung durch Schwanken; diese fünf Dinge sind aufzuheben. Was für fünf Dinge bringen Nachteil? Die fünf Herzbeklemmungen: da schwankt und zweifelt, ihr Brüder, ein Mönch am Meister, hegt Mißtrauen und Mißgunst, er schwankt und zweifelt an der Satzung, an der Jüngerschaft, er ärgert und kränkt sich über seine Ordensbrüder, ist niedergeschlagen und beklommen; diese fünf Dinge bringen Nachteil. Was für fünf Dinge bringen Vorteil? Die fünf Sinneskräfte: fähiger Glaube, fähige Kraft, fähige Einsicht, fähige Innigkeit, fähige Weisheit; diese fünf Dinge bringen Vorteil. Was für fünf Dinge sind schwer zu treffen? Die fünf Arten der Entrinnung: den Genüssen, der Verbitterung, dem Streit, den Gestalten, der Persönlichkeit entronnen sein; diese fünf Dinge sind schwer auszufinden. Was für fünf Dinge sind zu erzeugen? Die fünf Kenntnisse der rechten Einigung: ›Diese Einigung läßt schon in der Gegenwart wohlsein und schafft auch künftiges Wohl‹, eine solche Erkenntnis geht da ganz von selbst auf; ›Diese Einigung ist heilig, überweltlich‹, eine solche Erkenntnis geht da ganz von selbst auf; ›Diese Einigung wird von Schlechten nicht gepflegt‹, eine solche Erkenntnis geht da ganz von selbst auf; ›Diese Einigung ist eine stille, köstliche, reich an Beschwichtigung, hat Einigkeit gefunden, und ist mit keiner Unterscheidung mehr befaßt, in sich beschlossen1056‹, eine solche Erkenntnis geht da ganz von selbst auf; ›Ich aber kann diese Einigung noch bewußt beginnen, noch bewußt aufhören lassen‹, eine solche Erkenntnis geht da ganz von selbst auf; diese fünf Dinge sind zu erzeugen. Was für fünf Dinge sind zu verstehn? Die fünf Bereiche der Erlösung: da legt, ihr Brüder, einem Mönche der Meister die Lehre dar, oder irgend ein vollgültiger Ordensbruder; oder er legt die Lehre anderen ausführlich dar; oder er nimmt die Lehre bei sich ausführlich durch; oder er sinnt und denkt im Geiste über die Lehre nach, überlegt sie im Herzen; oder er hat irgend einen zur Einigung tauglichen Eindruck empfangen, hat ihn wohlgemerkt, wohlbewahrt, hat ihn gar weise völlig erforscht: so kommt ihm mehr und mehr bei dieser Lehre der Sinn zum Verständnis und die Lehre zum Verständnis; während ihm da Verständnis des Sinnes, Verständnis der Lehre aufgeht, wird er freudig bewegt, freudig bewegt wird er heiter, heiteren Herzens wird der Körper beschwichtigt, körperbeschwichtigt fühlt er sich wohl, sich wohl fühlend wird sein Geist einig; diese fünf Dinge sind zu verstehn. Was für fünf Dinge sind zu verwirklichen? Die fünf Stücke der Satzung: das Stück der Tugend, das Stück der Einigung, das Stück der Weisheit, das Stück der Erlösung, das Stück der Wissensklarheit von der Erlösung; diese fünf Dinge sind zu verwirklichen1057. So sind das fünfzig Dinge, wahre, echte, [606] wirkliche, nicht unwirkliche, unveränderliche, die der Vollendete vollkommen erkundet hat. – Sechs Dinge, ihr Brüder, sind wertzuhalten, sechs Dinge auszubilden, sechs Dinge zu durchschauen, sechs Dinge aufzuheben, sechs Dinge bringen Nachteil, sechs Dinge bringen Vorteil, sechs Dinge sind schwer zu treffen, sechs Dinge sind zu erzeugen, sechs Dinge sind zu verstehn, sechs Dinge sind zu verwirklichen.

Was für sechs Dinge sind wertzuhalten? Die sechs nicht zu vergessenden Dinge: da dient, ihr Brüder, ein Mönch seinen Ordensgenossen mit liebevoller Tat, so offen als verborgen, mit liebevollem Worte, so offen als verborgen, mit liebevollem Herzen, so offen als verborgen, wenn er Gaben empfängt, Ordenspenden, so teilt er sie nicht nach Belieben, sondern bis auf die Brocken in seiner Almosenschale nach dem Maße der bewährten Brüder des Ordens, und er bewahrt die Ordenspflichten ungebrochen, unverletzt, ungemustert, ungesprenkelt, aus freiem Entschlusse, als von Verständigen gepriesen, nicht angetastet, zur Vertiefung tauglich, er übt diese Pflichten gleich seinen Ordensgenossen so offen als verborgen, und er hat jene Ansicht, die heilige, ausreichende, die dem Grübler zur gänzlichen Leidensversiegung ausreicht, jene Ansicht hat er mit seinen Ordensgenossen gemeinsam bewahrt, so offen als verborgen: das sind sechs Dinge, die nicht zu vergessen sind, hoch und hehr gehalten werden, die zum allgemeinen Verträgnis, zum Frieden, zur Eintracht führen; diese sechs Dinge sind wertzuhalten. Was für sechs Dinge sind auszubilden? Der sechsfache Anlaß zur Andacht: Andacht an den Erwachten, Andacht an die Lehre, Andacht an den Orden, Andacht an die Regel, Andacht an Entsagung, Andacht an himmlische Wesen; diese sechs Dinge sind auszubilden. Was für sechs Dinge sind zu durchschauen? Die sechs inneren Bereiche: Gesichtbereich, Gehörbereich, Geruchbereich, Geschmackbereich, Getastbereich, Gedenkbereich; diese sechs Dinge sind zu durchschauen1058. Was für sechs Dinge sind aufzuheben? Die sechs Durstkreise: Formendurst, Tönedurst, Düftedurst, Säftedurst, Tastungendurst, Gedankendurst; diese sechs Dinge sind aufzuheben. Was für sechs Dinge bringen Nachteil? Die sechs Arten der Mißachtung: da hat, ihr Brüder, ein Mönch vor dem Meister keine Achtung, keine Ergebung, er hat vor der Lehre, vor der Jüngerschaft, vor den Ordenspflichten, vor ernster Arbeit keine Achtung, keine Ergebung, er hat vor Dienstbereitschaft keine Achtung, keine Ergebung; diese sechs Dinge bringen Nachteil. Was für sechs Dinge bringen Vorteil? Die sechs Arten von Achtung: da hat, ihr Brüder, ein Mönch vor dem Meister rechte Achtung, rechte Ergebung, er hat vor der Lehre, vor der Jüngerschaft, vor den Ordenspflichten, vor ernster Arbeit rechte Achtung, rechte Ergebung, er hat vor Dienstbereitschaft rechte Achtung, rechte Ergebung; diese sechs Dinge bringen Vorteil. Was für sechs Dinge sind schwer zu [607] treffen? Die sechs Arten der Entrinnung: da mag, ihr Brüder, ein Mönch dahingelangen dem Haß entronnen zu sein, dem Ärger, der Unlust, den Reizen, allen Vorstellungen entronnen zu sein, er mag dahingelangen den Stacheln des Zweifels und der Ungewißheit entronnen zu sein; diese sechs Dinge sind schwer zu treffen. Was für sechs Dinge sind zu erzeugen? Die sechs Dauerzustände: hat da, ihr Brüder, ein Mönch mit dem Gesichte eine Form erblickt, so wird er weder fröhlich noch traurig, er bleibt vielmehr gleichgültig, klar besonnen; hat er mit dem Gehöre einen Ton gehört, hat er mit dem Geruche einen Duft gerochen, hat er mit dem Geschmacke einen Saft geschmeckt, hat er mit dem Getaste eine Tastung getastet, hat er mit dem Gedenken ein Ding erkannt, so wird er weder fröhlich noch traurig, er bleibt vielmehr gleichgültig, klar besonnen; diese sechs Dinge sind zu erzeugen. Was für sechs Dinge sind zu verstehn? Die sechs Arten von Unübertrefflichkeit: unübertrefflicher Anblick, unübertreffliches Zuhören, unübertrefflicher Gewinn, unübertreffliche Tüchtigkeit, unübertreffliche Genossenschaft, unübertreffliche Andacht; diese sechs Dinge sind zu verstehn. Was für sechs Dinge sind zu verwirklichen? Die sechs Wissensziele: da mag, ihr Brüder, ein Mönch auf mannigfaltige Weise Machtentfaltung an sich erfahren: als nur einer etwa vielfach zu werden, und vielfach geworden wieder einer zu sein; oder sichtbar und unsichtbar zu werden; auch durch Mauern, Wälle, Felsen hindurchzuschweben wie durch die Luft; oder auf der Erde auf- und unterzutauchen wie im Wasser; auch auf dem Wasser zu wandeln ohne unterzusinken wie auf der Erde; oder auch durch die Luft sitzend dahinzufahren wie der Vogel mit seinen Fittichen; oder auch etwa diesen Mond und diese Sonne, die so mächtigen, so gewaltigen, mit der Hand zu befühlen und zu berühren; etwa gar bis zu den Brahmawelten den Körper in seiner Gewalt zu haben. Mit dem himmlischen Gehör, dem geläuterten, über menschliche Grenzen hinausreichenden, kann er beide Arten der Töne hören, die himmlischen und die irdischen, die fernen und die nahen. Der anderen Wesen, der anderen Personen Herz kann er im Herzen schauen und erkennen, das begehrliche Herz als begehrlich und das begehrlose Herz als begehrlos, das gehässige Herz als gehässig und das haßlose Herz als haßlos, das irrende Herz als irrend und das irrlose Herz als irrlos, das gesammelte Herz als gesammelt und das zerstreute Herz als zerstreut, das hochstrebende Herz als hochstrebend und das niedrig gesinnte Herz als niedrig gesinnt, das edle Herz als edel und das gemeine Herz als gemein, das beruhigte Herz als beruhigt und das ruhelose Herz als ruhelos, das erlöste Herz als erlöst und das gefesselte Herz als gefesselt. Er kann sich an manche verschiedene frühere Daseinsform erinnern, als wie an ein Leben, dann an zwei Leben, dann an drei Leben, dann an vier Leben, dann an fünf Leben, dann an zehn Leben, dann an zwanzig Leben, dann an dreißig [608] Leben, dann an vierzig Leben, dann an fünfzig Leben, dann an hundert Leben, dann an tausend Leben, dann an hunderttausend Leben, dann an die Zeiten während mancher Weltenentstehungen, dann an die Zeiten während mancher Weltenvergehungen, dann an die Zeiten während mancher Weltenentstehungen-Weltenvergehungen: ›Dort war ich, jenen Namen hatte ich, jener Familie gehörte ich an, das war mein Stand, das mein Beruf, solches Wohl und Wehe habe ich erfahren, so war mein Lebensende; dort verschieden trat ich anderswo wieder ins Dasein: da war ich nun, diesen Namen hatte ich, dieser Familie gehörte ich an, dies war mein Stand, dies mein Beruf, solches Wohl und Wehe habe ich erfahren, so war mein Lebensende; da verschieden trat ich hier wieder ins Dasein‹: so erinnert er sich mancher verschiedenen früheren Daseinsform, mit je den eigentümlichen Merkmalen, mit je den eigenartigen Beziehungen. Mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Grenzen hinausreichenden, kann er die Wesen dahinschwinden und wiedererscheinen sehn, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und unglückliche, er kann erkennen wie die Wesen je nach den Taten wiederkehren: ›Diese lieben Wesen sind freilich in Taten dem Schlechten zugetan, in Worten dem Schlechten zugetan, in Gedanken dem Schlechten zugetan, tadeln Heiliges, achten Verkehrtes, tun Verkehrtes; bei der Auflösung des Leibes, nach dem Tode, gelangen sie auf den Abweg, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in untere Welt. Jene lieben Wesen sind aber in Taten dem Guten zugetan, in Worten dem Guten zugetan, in Gedanken dem Guten zugetan, tadeln nicht Heiliges, achten Rechtes, tun Rechtes; bei der Auflösung des Leibes, nach dem Tode, gelangen sie auf gute Fährte, in selige Welt‹: so kann er mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Grenzen hinausreichenden, die Wesen dahinschwinden und wiedererscheinen sehn, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und unglückliche, er kann erkennen wie die Wesen je nach den Taten wiederkehren1059. Er kann den Wahn versiegen lassen und die wahnlose Gemüterlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar machen, verwirklichen und erringen; diese sechs Dinge sind zu verwirklichen. So sind das sechzig Dinge, wahre, echte, wirkliche, nicht unwirkliche, unveränderliche, die der Vollendete vollkommen erkundet hat. – Sieben Dinge, ihr Brüder, sind wertzuhalten, sieben Dinge auszubilden, sieben Dinge zu durchschauen, sieben Dinge aufzuheben, sieben Dinge bringen Nachteil, sieben Dinge bringen Vorteil, sieben Dinge sind schwer zu treffen, sieben Dinge sind zu erzeugen, sieben Dinge sind zu verstehn, sieben Dinge sind zu verwirklichen.

Was für sieben Dinge sind wertzuhalten? Die sieben heiligen Schätze: ein Schatz von Zuversicht, ein Schatz von Tugend, ein Schatz von Demut, ein [609] Schatz von Bescheidenheit, ein Schatz von Kenntnissen, ein Schatz von Entsagung, ein Schatz von Weisheit; diese sieben Dinge sind wertzuhalten. Was für sieben Dinge sind auszubilden? Die sieben Erweckungen: der Einsicht Erweckung, des Tiefsinns Erweckung, der Kraft Erweckung, der Heiterkeit Erweckung, der Lindheit Erweckung, der Innigkeit Erweckung, des Gleichmuts Erweckung; diese sieben Dinge sind auszubilden. Was für sieben Dinge sind zu durchschauen? Die sieben Stätten des Bewußtseins; diese sieben Dinge sind zu durchschauen. Was für sieben Dinge sind aufzuheben? Die sieben Anwandlungen: Anwandlung von Genußbegier, Anwandlung von Gehässigkeit, Anwandlung von Vermeinen, Anwandlung von Zweifel, Anwandlung von Dünkel, Anwandlung von Daseinsbegier, Anwandlung von Nichtwissen; diese sieben Dinge sind aufzuheben. Was für sieben Dinge bringen Nachteil? Die sieben unrechten Dinge: da hat, ihr Brüder, ein Mönch keine Zuversicht, er ist ohne Demut, ohne Bescheidenheit, er weiß wenig, es kümmert ihn wenig, trübe sieht er, und er versteht nichts; diese sieben Dinge bringen Nachteil. Was für sieben Dinge bringen Vorteil? Die sieben rechten Dinge: da hat, ihr Brüder, ein Mönch Zuversicht, er ist schamhaft, bescheiden, er weiß viel, tapfer harrt er aus, klar bewußt, witzig erfahren; diese sieben Dinge bringen Vorteil. Was für sieben Dinge sind schwer zu treffen? Die sieben Dinge eines guten Menschen: da kennt, ihr Brüder, ein Mönch die Satzung, er kennt die Gegenstände und kennt sich selbst, er weiß Maß zu halten, die Zeit zu ermessen, er richtet sich nach der Versammlung, nach der Person; diese sieben Dinge sind schwer zu treffen. Was für sieben Dinge sind zu erzeugen? Die sieben Wahrnehmungen: Wahrnehmung der Vergänglichkeit, Wahrnehmung der Nichtigkeit, Wahrnehmung der Unsauberkeit, Wahrnehmung des Elends, Wahrnehmung der Abkehr, Wahrnehmung der Hinwegkunft, Wahrnehmung der Auflösung; diese sieben Dinge sind zu erzeugen. Was für sieben Dinge sind zu verstehn? Die sieben Strecken der Aufklärung: da hat, ihr Brüder, ein Mönch zur Erfüllung der Ordenspflichten glühenden Willen, und zur weiteren Erfüllung dieser Pflichten läßt seine Liebe nicht nach. Daß ihn die Lehre befriedigen kann hat er glühenden Willen, und zum weiteren befriedigenden Verständnisse läßt seine Liebe nicht nach. Der Wünsche sich zu entwöhnen hat er glühenden Willen, und zur weiteren Wunschentwöhnung läßt seine Liebe nicht nach. Einsam auszuharren hat er glühenden Willen, und zum weiteren einsamen Ausharren läßt seine Liebe nicht nach. Kraft zu gewinnen hat er glühenden Willen, und zum weiteren Kraftgewinn läßt seine Liebe nicht nach. Geistesgegenwart zu pflegen hat er glühenden Willen, und zur weiteren Pflege der Geistesgegenwart läßt seine Liebe nicht nach. Durchdringende Ansicht zu üben hat er glühenden Willen, und zur weiteren Übung durchdringender Ansicht läßt seine Liebe nicht [610] nach; diese sieben Dinge sind zu verstehn. Was für sieben Dinge sind zu verwirklichen? Die sieben Vermögen des Wahnversiegten: da hat, ihr Brüder, ein wahnversiegter Mönch alle Unterscheidungen der Wahrheit gemäß mit vollkommener Weisheit als vergänglich erblickt; weil aber, ihr Brüder, ein wahnversiegter Mönch alle Unterscheidungen der Wahrheit gemäß mit vollkommener Weisheit als vergänglich erblickt hat, ist das eben dem wahnversiegten Mönch ein Vermögen geworden, wodurch er imstande ist Wahnversiegung zu bekennen: ›Versiegt ist mein Wahn.‹ Weiter sodann, ihr Brüder: ein wahnversiegter Mönch hat die Begierden der Wahrheit gemäß mit vollkommener Weisheit gleichwie glühende Kohlen erblickt1060; weil aber, ihr Brüder, ein wahnversiegter Mönch die Begierden der Wahrheit gemäß mit vollkommener Weisheit gleichwie glühende Kohlen erblickt hat, ist auch das dem wahnversiegten Mönch ein Vermögen geworden, wodurch er imstande ist Wahnversiegung zu bekennen: ›Versiegt ist mein Wahn.‹ Weiter sodann, ihr Brüder: ein wahnversiegter Mönch hat das Herz zur Einsamkeit geneigt, zur Einsamkeit gebeugt, zur Einsamkeit hingesenkt, in Einsamkeit gegründet, an seliges Verzichten gewöhnt, ganz und gar ausgerodet von wahnhaften Dingen; weil aber, ihr Brüder, ein wahnversiegter Mönch das Herz zur Einsamkeit geneigt, zur Einsamkeit gebeugt, zur Einsamkeit hingesenkt, in Einsamkeit gegründet, an seliges Verzichten gewöhnt, ganz und gar ausgerodet hat von wahnhaften Dingen, ist auch das dem wahnversiegten Mönch ein Vermögen geworden, wodurch er imstande ist Wahnversiegung zu bekennen: ›Versiegt ist mein Wahn1061.‹ Weiter sodann, ihr Brüder: ein wahnversiegter Mönch hat die vier Pfeiler der Einsicht ausgebildet, wohlausgebildet; weil aber, ihr Brüder, ein wahnversiegter Mönch die vier Pfeiler der Einsicht ausgebildet, wohlausgebildet hat, ist auch das dem wahnversiegten Mönch ein Vermögen geworden, wodurch er imstande ist Wahnversiegung zu bekennen: ›Versiegt ist mein Wahn1062.‹ Weiter sodann, ihr Brüder: ein wahnversiegter Mönch hat die fünf Fähigkeiten ausgebildet, wohlausgebildet1063; weil aber, ihr Brüder, ein wahnversiegter Mönch die fünf Fähigkeiten ausgebildet, wohlausgebildet hat, ist auch das dem wahnversiegten Mönch ein Vermögen geworden, wodurch er imstande ist Wahnversiegung zu bekennen: ›Versiegt ist mein Wahn.‹ Weiter sodann, ihr Brüder: ein wahnversiegter Mönch hat die sieben Erweckungen ausgebildet, wohlausgebildet; weil aber, ihr Brüder, ein wahnversiegter Mönch die sieben Erweckungen ausgebildet, wohlausgebildet hat, ist auch das dem wahnversiegten Mönch ein Vermögen geworden, wodurch er imstande ist Wahnversiegung zu bekennen: ›Versiegt ist mein Wahn.‹ Weiter sodann, ihr Brüder: ein wahnversiegter Mönch hat den heiligen achtfältigen Weg ausgebildet, wohlausgebildet; weil aber, ihr Brüder, ein wahnversiegter Mönch den heiligen achtfältigen Weg ausgebildet, [611] wohlausgebildet hat, ist auch das dem wahnversiegten Mönch ein Vermögen geworden, wodurch er imstande ist Wahnversiegung zu bekennen: ›Versiegt ist mein Wahn‹; diese sieben Dinge sind zu verwirklichen. So sind das siebzig Dinge, wahre, echte, wirkliche, nicht unwirkliche, unveränderliche, die der Vollendete vollkommen erkundet hat. – Acht Dinge, ihr Brüder, sind wertzuhalten, acht Dinge auszubilden, acht Dinge zu durchschauen, acht Dinge aufzuheben, acht Dinge bringen Nachteil, acht Dinge bringen Vorteil, acht Dinge sind schwer zu treffen, acht Dinge sind zu erzeugen, acht Dinge sind zu verstehn, acht Dinge sind zu verwirklichen.

Was für acht Dinge sind wertzuhalten? Acht Anlässe, acht Umstände, die auf das Urasketentum hinweisen, die unerreichte Weisheit erreichen, die erreichte sich weiterentwickeln, erschließen, entfalten, erfüllen lassen: und welche acht sind das? Da weilt, ihr Brüder, ein Mönch in der Nähe des Meisters oder irgend eines vollgültigen Ordensbruders1064, wobei er in tiefer Demut und Zermürbung beflissen wird, Liebe und Ergebenheit gewinnt. Das ist der erste Anlaß, der erste Umstand, der auf das Urasketentum hinweist, die unerreichte Weisheit erreichen, die erreichte sich weiterentwickeln, erschließen, entfalten, erfüllen läßt. Da weilt er denn in der Nähe des Meisters oder irgend eines vollgültigen Ordensbruders, wobei er in tiefer Demut und Zermürbung beflissen wird, Liebe und Ergebenheit gewinnt; und von Zeit zu Zeit tritt er an sie heran, fragt und erkundigt sich: ›Wie ist das, o Herr, was ist der Sinn davon?‹ Und jene Ehrwürdigen eröffnen ihm aldann das Uneröffnete, klären ihm das Unaufgeklärte auf, lösen ihm bei Dingen, die vielfach bezweifelbar sind, den Zweifel. Das ist der zweite Anlaß, der zweite Umstand, der auf das Urasketentum hinweist, die unerreichte Weisheit erreichen, die erreichte sich weiterentwickeln, erschließen, entfalten, erfüllen läßt1065. Hat er aber dann die Satzung erfahren, so beginnt er doppelt um Entrückung zu kämpfen, um körperliche Entrückung und um geistige Entrückung. Das ist der dritte Anlaß, der dritte Umstand, der auf das Urasketentum hinweist, die unerreichte Weisheit erreichen, die erreichte sich weiterentwickeln, erschließen, entfalten, erfüllen läßt. Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch ist tugendhaft, in reiner Zucht richtig gezügelt bleibt er lauter im Handel und Wandel: vor geringstem Fehl auf der Hut kämpft er beharrlich weiter, Schritt um Schritt. Das ist der vierte Anlaß, der vierte Umstand, der auf das Urasketentum hinweist, die unerreichte Weisheit erreichen, die erreichte sich weiterentwickeln, erschließen, entfalten, erfüllen läßt. Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch hat viel gehört, ist Behälter des Wortes, Hort des Wortes der Lehre; und was da am Anfang begütigt, in der Mitte begütigt, am Ende begütigt und sinn- und wortgetreu das vollkommen geläuterte, geklärte Asketentum überliefert: das kennt er, behält er, [612] beherrscht er mit der Rede, bewahrt es im Gedächtnis, hat es von Grund aus verstanden. Das ist der fünfte Anlaß, der fünfte Umstand, der auf das Urasketentum hinweist, die unerreichte Weisheit erreichen, die erreichte sich weiterentwickeln, erschließen, entfalten, erfüllen läßt. Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch hat Mut und Kraft unheilsame Dinge zu verleugnen und heilsame Dinge zu erringen, er dauert stark und standhaft aus, gibt den heilsamen Kampf nicht auf. Das ist der sechste Anlaß, der sechste Umstand, der auf das Urasketentum hinweist, die unerreichte Weisheit erreichen, die erreichte sich weiterentwickeln, erschließen, entfalten, erfüllen läßt. Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch hat Einsicht, ist mit höchster Geistesgegenwart begabt: was da einst getan, einst gesagt wurde, daran denkt er, daran erinnert er sich. Das ist der siebente Anlaß, der siebente Umstand, der auf das Urasketentum hinweist, die unerreichte Weisheit erreichen, die erreichte sich weiterentwickeln, erschließen, entfalten, erfüllen läßt. Weiter sodann, ihr Brüder: ein Mönch beobachtet wie die fünf Stücke des Anhangens entstehn und vergehn: ›So ist die Form, so entsteht sie, so löst sie sich auf; so ist das Gefühl, so entsteht es, so löst es sich auf; so ist die Wahrnehmung, so entsteht sie, so löst sie sich auf; so sind die Unterscheidungen, so entstehn sie, so lösen sie sich auf; so ist das Bewußtsein, so entsteht es, so löst es sich auf.‹ Das ist der achte Anlaß, der achte Umstand, der auf das Urasketentum hinweist, die unerreichte Weisheit erreichen, die erreichte sich weiterentwickeln, erschließen, entfalten, erfüllen läßt; diese acht Dinge sind wertzuhalten. Was für acht Dinge sind auszubilden? Der heilige achtfältige Weg, und zwar: rechte Erkenntnis, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Einigung; diese acht Dinge sind auszubilden. Was für acht Dinge sind zu durchschauen? Acht weltliche Dinge: Erlangen und Nichterlangen, Ruhm und Schande, Tadel und Lob, Wohl und Wehe; diese acht Dinge sind zu durchschauen. Was für acht Dinge sind aufzuheben? Acht Falschheiten: falsche Erkenntnis, falsche Gesinnung, falsche Rede, falsches Handeln, falsches Wandeln, falsches Mühn, falsche Einsicht, falsche Einigung; diese acht Dinge sind aufzuheben. Was für acht Dinge bringen Nachteil? Acht Zustände der Abspannung: da hat, ihr Brüder, ein Mönch eine Arbeit zu verrichten, legt sich aber hin und erkämpft keine Kraft dazu; er verrichtet wohl die Arbeit, kämpft aber nicht weiter; er hätte einen Weg zu gehn, pflegt jedoch lieber der Ruhe; er hat zwar den Gang gemacht, müht sich aber dann nicht weiter; hat er bei seinem Almosengange von Haus zu Haus schlechtere oder bessere Kost nicht genügend erhalten, so fühlt er sich allzu schwach zu weiterer Übung; hat er bei seinem Almosengange von Haus zu Haus schlechtere oder bessere Kost genügend erhalten, so fühlt er sich allzu schwerfällig zu weiterer Übung; hat ihn ein [613] leichtes Unwohlsein befallen, so hält er es schon für geraten sich müßig hinzulegen; hat er eine Krankheit überstanden, so glaubt er einstweilen zu weiterer Arbeit noch nicht fähig zu sein; das sind acht Zustände der Abspannung, acht Dinge, die Nachteil bringen. Was für acht Dinge bringen Vorteil? Acht Zustände der Anspannung: da hat, ihr Brüder, ein Mönch eine Arbeit zu verrichten und verrichtet sie, treu die Weisung der Erwachten vorher erwägend; er hat die Arbeit vollbracht, treu die Weisung der Erwachten nachher erwägend; er hat einen Gang zu gehn und geht ihn, treu die Weisung der Erwachten vorher erwägend; er hat den Gang gemacht, treu die Weisung der Erwachten nachher erwägend; er hat bei seinem Almosengange von Haus zu Haus schlechtere oder bessere Kost nicht genügend erhalten und fühlt sich daher leicht, gar wohlgefügig zu weiterer Übung; er hat bei seinem Almosengange von Haus zu Haus schlechtere oder bessere Kost genügend erhalten und fühlt sich daher kräftig, gar wohlgefügig zu weiterer Übung; es hat ihn ein leichtes Unwohlsein befallen, und weil er weiß, daß eine Krankheit sich bald weiterentwickeln kann, kämpft er beharrlich um sein Ziel; er hat eine Krankheit überstanden, und weil er weiß, daß eine Krankheit gern wiederkehren mag, kämpft er beharrlich um sein Ziel; das sind acht Zustände der Anspannung, acht Dinge, die Vorteil bringen. Was für acht Dinge sind schwer zu treffen? Asketenschaft, achtmal ungeeignet nach Zeit und Ort: wenn man in die untere Welt hingelangt, oder zur Tierheit eingegangen, oder ins Gespensterreich geraten, oder in irgendeinen Kreis langlebiger Götter emporgelangt ist; oder aber in den angrenzenden Ländern neugeboren wurde, in fremdartigen, wo es keine Kundigen gibt, und kein Wandel besteht von Mönchen und Nonnen, Anhängern und Anhängerinnen; oder wenn man verkehrte Ansichten hat, die Begriffe verworren sind; oder auch für einen Unverständigen, Stumpfen, Stummen und Tauben, der nicht imstande ist den Sinn einer rechten und einer unrechten Rede zu verstehn; oder wenn da ein Vollendeter nicht in der Welt erschienen ist, ein Heiliger, vollkommen Erwachter, und die Satzung nicht aufgezeigt wird, die zur Beschwichtigung taugt, zur Erlöschung taugt, zur Erwachung führt, die der Willkommene verkündet; da ist Asketenschaft achtmal ungeeignet nach Zeit und Ort, das sind acht Dinge, die schwer zu treffen sind1066. Was für acht Dinge sind zu erzeugen? Acht Gedanken eines großen Mannes: ›Dem Genügsamen taugt diese Lehre, nicht taugt diese Lehre dem Ungenügsamen; dem Zufriedenen taugt diese Lehre, nicht taugt diese Lehre dem Unzufriedenen; dem Einsamen taugt diese Lehre, nicht taugt diese Lehre dem Geselligen; dem Tapferen taugt diese Lehre, nicht taugt diese Lehre dem Feigen; dem Besonnenen taugt diese Lehre, nicht taugt diese Lehre dem Unbesonnenen; dem Vertieften taugt diese Lehre, nicht taugt diese Lehre dem Unvertieften; dem Weisen [614] taugt diese Lehre, nicht taugt diese Lehre dem Toren; dem keine Sonderheit behagt taugt diese Lehre, dem keine Sonderheit gefällt, nicht taugt diese Lehre wem Sonderheit behagt, wem Sonderheit gefällt‹: diese acht Dinge sind zu erzeugen1067. Was für acht Dinge sind zu verstehn? Acht Grade der Überwindung: innen nimmt man Formen wahr – innen ohne Formwahrnehmung – außen sieht man Formen, wenig – außen sieht man Formen, unermeßlich – blaue – gelbe – rote – weiße – solche überwindend sagt man sich ›Ich weiß es, ich seh' es‹, nimmt es also wahr: diese acht Dinge sind zu verstehn1068. Was für acht Dinge sind zu verwirklichen? Acht Freiungen: formhaft ist man und sieht die Formen; innen ohne Formwahrnehmung sieht man außen Formen; Schönheit nur hat man im Sinne; man erreicht die unbegrenzte Raumsphäre, die unbegrenzte Bewußtseinsphäre, das Reich des Nichtdaseins, die Grenzscheide möglicher Wahrnehmung, die Auflösung der Wahrnehmbarkeit; diese acht Dinge sind zu verwirklichen. So sind das achtzig Dinge, wahre, echte, wirkliche, nicht unwirkliche, unveränderliche, die der Vollendete vollkommen erkundet hat. – Neun Dinge, ihr Brüder, sind wertzuhalten, neun Dinge auszubilden, neun Dinge zu durchschauen, neun Dinge aufzuheben, neun Dinge bringen Nachteil, neun Dinge bringen Vorteil, neun Dinge sind schwer zu treffen, neun Dinge sind zu erzeugen, neun Dinge sind zu verstehn, neun Dinge sind zu verwirklichen.

Was für neun Dinge sind wertzuhalten? Neun Dinge, die in gründlicher Achtsamkeit ihre Wurzel haben: wer gründlich achtzugeben weiß wird freudig bewegt, freudig bewegt wird er heiter, heiteren Herzens wird der Körper beschwichtigt, körperbeschwichtigt fühlt er sich wohl, sich wohl fühlend wird sein Geist einig, einig geworden weiß und sieht er der Wahrheit gemäß, der Wahrheit gemäß wissend und sehend wird er überdrüssig, überdrüssig wendet er sich ab, abgewandt löst er sich los; diese neun Dinge sind wertzuhalten1069. Was für neun Dinge sind auszubilden? Neun Erfordernisse, die der Reinheit vorangehn: reine Tugend ist ein Erfordernis, das der Reinheit vorangeht, reines Herz ist ein Erfordernis, das der Reinheit vorangeht, reine Ansicht ist ein Erfordernis, das der Reinheit vorangeht, reine Gewißheit ist ein Erfordernis, das der Reinheit vorangeht, reine Wissenschaft der Wege ist ein Erfordernis, das der Reinheit vorangeht, reine Wissenschaft des Pfades ist ein Erfordernis, das der Reinheit vorangeht, reine Wissenschaft ist ein Erfordernis, das der Reinheit vorangeht, reine Weisheit ist ein Erfordernis, das der Reinheit vorangeht, reine Ablösung ist ein Erfordernis, das der Reinheit vorangeht; diese neun Dinge sind auszubilden1070. Was für neun Dinge sind zu durchschauen? Neun Orte der Wesen: da gibt es Wesen als Menschen, als Himmlische, als Höllische; da gibt es Wesen als Götter brahmischer Kreise auf ihrem ersten Grade; ferner Wesen als Leuchtende Götter; als Strahlende [615] Götter; als Götter unbewußt im Wesen; dann im Reich der unbegrenzten Raumsphäre; im Reich der unbegrenzten Bewußtseinsphäre, im Reich des Nichtdaseins; und Wesen an der Grenzscheide möglicher Wahrnehmung; diese neun Dinge sind zu durchschauen. Was für neun Dinge sind aufzuheben? Neun Dinge, die im Durst ihre Wurzel haben: aus Durst erfolgt da Ersehnen, aus Ersehnen erfolgt Erlangen, aus Erlangen erfolgt Untersuchung, aus Untersuchung erfolgt Willensreiz, aus Willensreiz erfolgt Anklammern, aus Anklammern erfolgt Ergreifen, aus Ergreifen erfolgt Eigensucht, aus Eigensucht erfolgt Festhalten, infolge von Festhalten kommt es zu Wüten und Blutvergießen, Krieg und Zwietracht, Zank und Streit, Lug und Trug, gehn mancherlei böse, heillose Dinge hervor; diese neun Dinge sind aufzuheben. Was für neun Dinge bringen Nachteil? Neun Fälle von Anstoß: ›Er hat mir geschadet‹, so schafft man sich Anstoß; ›Er schadet mir‹, ›Er wird mir schaden‹, so schafft man sich Anstoß; ›Der mir lieb und gut ist, dem hat er geschadet – dem schadet er, dem wird er schaden‹, so schafft man sich Anstoß; ›Der mir nicht lieb und nicht gut ist, dem hat er geholfen – dem hilft er, dem wird er helfen‹, so schafft man sich Anstoß; diese neun Dinge bringen Nachteil. Was für neun Dinge bringen Vorteil? Neun Fälle Anstoß zu meiden: ›»Er hat mir geschadet«, wie wäre das wohl möglich?‹, so entgeht man dem Anstoß; ›»Er schadet mir«, »Er wird mir schaden«, wie wäre das wohl möglich?‹, so entgeht man dem Anstoß; ›»Der mir lieb und gut ist, dem hat er geschadet, dem schadet er, dem wird er schaden – Der mir nicht lieb und nicht gut ist, dem hat er geholfen, dem hilft er, dem wird er helfen«, wie wäre das wohl möglich?‹, so entgeht man dem Anstoß; diese neun Dinge bringen Vorteil. Was für neun Dinge sind schwer zu treffen? Neun Arten der Verschiedenheit: aus verschiedener Stofflichkeit entsteht verschiedene Berührung, aus verschiedener Berührung entsteht verschiedenes Gefühl, aus verschiedenem Gefühl entsteht verschiedene Wahrnehmung, aus verschiedener Wahrnehmung entsteht verschiedene Absicht, aus verschiedener Absicht entsteht verschiedener Wille, aus verschiedenem Willen entsteht verschiedenes Fieber, aus verschiedenem Fieber entsteht verschiedenes Ersehnen, aus verschiedenem Ersehnen entsteht verschiedenes Erlangen; diese neun Dinge sind schwer zu treffen1071. Was für neun Dinge sind zu erzeugen? Neun Arten der Wahrnehmung: die Wahrnehmung der Unsauberkeit, die Wahrnehmung des Sterbens, die Wahrnehmung von der Widerwärtigkeit der Nahrung, die Wahrnehmung von der Freudlosigkeit an der ganzen Welt, die Wahrnehmung der Vergänglichkeit, die Wahrnehmung des Leidens der Vergänglichkeit, die Wahrnehmung der Nichtigkeit des Leidens, die Wahrnehmung der Abkehr, die Wahrnehmung der Hinwegkunft; diese neun Dinge sind zu erzeugen1072. Was für neun Dinge sind zu verstehn? Neun Warten, eine um die [616] andere: die vier Schauungen, die vier Sphären, die Auflösung der Wahrnehmbarkeit; diese neun Dinge sind zu verstehn. Was für neun Dinge sind zu verwirklichen? Neun Auflösungen, eine um die andere: in die erste Schauung eingegangen hat man das Wünschewahrnehmen aufgelöst; in die zweite Schauung eingegangen hat man sinnen und gedenken aufgelöst; in die dritte Schauung eingegangen hat man die Heiterkeit aufgelöst; in die vierte Schauung eingegangen hat man das Ein- und Ausatmen aufgelöst; in die unbegrenzte Raumsphäre eingegangen hat man das Formwahrnehmen aufgelöst; in die unbegrenzte Bewußtseinsphäre eingegangen hat man das Wahrnehmen der unbegrenzten Raumsphäre aufgelöst; in die Nichtdaseinsphäre eingegangen hat man das Wahrnehmen der unbegrenzten Bewußtseinsphäre aufgelöst; in die Grenzscheide möglicher Wahrnehmung eingegangen hat man das Wahrnehmen der Nichtdaseinsphäre aufgelöst; in die Auflösung der Wahrnehmbarkeit eingegangen hat man Wahrnehmung und Empfindung aufgelöst; diese neun Dinge sind zu verwirklichen. So sind das neunzig Dinge, wahre, echte, wirkliche, nicht unwirkliche, unveränderliche, die der Vollendete vollkommen erkundet hat. – Zehn Dinge, ihr Brüder, sind wertzuhalten, zehn Dinge auszubilden, zehn Dinge zu durchschauen, zehn Dinge aufzuheben, zehn Dinge bringen Nachteil, zehn Dinge bringen Vorteil, zehn Dinge sind schwer zu treffen, zehn Dinge sind zu erzeugen, zehn Dinge sind zu verstehn, zehn Dinge sind zu verwirklichen.

Was für zehn Dinge sind wertzuhalten? Zehn schutzverleihende Dinge: da ist, ihr Brüder, ein Mönch tugendhaft, in reiner Zucht richtig gezügelt bleibt er lauter im Handel und Wandel: vor geringstem Fehl auf der Hut kämpft er beharrlich weiter, Schritt um Schritt. Weiter sodann hat ein Mönch viel gehört, ist Behälter des Wortes, Hort des Wortes der Lehre; und was da am Anfang begütigt, in der Mitte begütigt, am Ende begütigt und sinn- und wortgetreu das vollkommen geläuterte, geklärte Asketentum überliefert: das kennt er, behält er, beherrscht er mit der Rede, bewahrt es im Gedächtnis, hat es von Grund aus verstanden. Dann hat ein Mönch edle Freunde, edle Gefährten, edle Vertraute. Er ist zutraulich, zutraulich machende Dinge hat er erworben, er ist ausdauernd, ehrerbietig kommt er der Weisung nach. Er ist bei all den verschiedenartigen Obliegenheiten der Ordensgenossen geschickt, er scheut keine Mühe, hat den Sachen gemäß zu prüfen gelernt, er weiß zu handeln, er weiß zu entscheiden. Dem Rechten ist er zugetan, freundlich sucht er beizukommen, er hegt für die Lehre, für die Zucht hohe Begeisterung. Er ist zufrieden mit was immer für einem Gewande, Almosenbissen, Sitz und Lager, Arzeneimittel im Falle der Krankheit. Mut hat er und Kraft unheilsame Dinge zu verleugnen und heilsame Dinge zu erringen, er dauert stark und standhaft aus, gibt den heilsamen Kampf nicht auf. Er hat Einsicht, [617] ist mit höchster Geistesgegenwart begabt: was da einst getan, einst gesagt wurde, daran denkt er, daran erinnert er sich. Und er ist witzig, mit der Weisheit begabt, die Aufgang und Untergang sieht, mit der heiligen, durchdringenden, die zur völligen Leidensversiegung führt; diese zehn Dinge sind wertzuhalten. Was für zehn Dinge sind auszubilden? Zehn Orte der Allheit: der Erde Allheit erkennt man, einig, durch und durch, ungeteilt, unermeßlich. Des Wassers, des Feuers, der Luft Allheit erkennt man, einig, durch und durch, ungeteilt, unermeßlich. Des Blauen, Gelben, Roten, Weißen Allheit erkennt man, einig, durch und durch, ungeteilt, unermeßlich. Des Raumes Allheit erkennt man, einig, durch und durch, ungeteilt, unermeßlich. Des Bewußtseins Allheit erkennt man, einig, durch und durch, ungeteilt, unermeßlich; diese zehn Dinge sind auszubilden. Was für zehn Dinge sind zu durchschauen? Zehn Bereiche: Gesichtbereich, Formenbereich; Gehörbereich, Tönebereich; Geruchbereich, Düftebereich; Geschmackbereich, Säftebereich; Getastbereich, Tastungenbereich; diese zehn Dinge sind zu durchschauen. Was für zehn Dinge sind aufzuheben? Zehn Falschheiten: falsche Erkenntnis, falsche Gesinnung, falsche Rede, falsches Handeln, falsches Wandeln, falsches Mühn, falsche Einsicht, falsche Einigung, falsches Wissen, falsche Erlösung; diese zehn Dinge sind aufzuheben. Was für zehn Dinge bringen Nachteil? Zehn unheilsame Tatengänge: Lebendiges umbringen, Nichtgegebenes nehmen, Ausschweifung begehn, Lüge sagen, hinterrücks ausrichten, barsch anfahren, plappern und plaudern, Begehrlichkeit, Gehässigkeit, verkehrte Ansicht; diese zehn Dinge bringen Nachteil. Was für zehn Dinge bringen Vorteil? Zehn heilsame Tatengänge: Lebendiges umzubringen vermeiden, Nichtgegebenes zu nehmen vermeiden, Ausschweifung zu begehn vermeiden, Lüge zu sagen vermeiden, hinterrücks auszurichten vermeiden, barsch anzufahren vermeiden, das Plappern und Plaudern vermeiden, ohne Gier, ohne Haß, recht gesinnt sein; diese zehn Dinge bringen Vorteil1073. Was für zehn Dinge sind schwer zu treffen? Zehn heilige Zustände: da hat, ihr Brüder, ein Mönch fünf Eigenschaften sich abgewöhnt, sechs Eigenschaften sich erworben, einsam ist er beschirmt, er hat viererlei Stützpunkte, abgeschüttelt hat er die einzeln gültigen Wahrheiten, beglichen das Verlangen nach Ausroden und Anbauen, sein Sinn ist unvertrübt, beschwichtigt ist die körperliche Unterscheidung, wohlabgelöst ist sein Gemüt, wohlabgelöst ist er in Weisheit. Wie aber, ihr Brüder, hat der Mönch fünf Eigenschaften sich abgewöhnt? Da hat, ihr Brüder, ein Mönch den Wunscheswillen sich abgewöhnt, den Hassensgroll sich abgewöhnt, die matte Müde sich abgewöhnt, den stolzen Unmut sich abgewöhnt, das Schwanken sich abgewöhnt. Also, ihr Brüder, hat der Mönch fünf Eigenschaften sich abgewöhnt. Wie aber, ihr Brüder, hat der Mönch sechs Eigenschaften sich erworben? Hat da, ihr Brüder, [618] ein Mönch mit dem Gesichte eine Form erblickt, so wird er weder fröhlich noch traurig, er bleibt vielmehr gleichgültig, klar besonnen; hat er mit dem Gehöre einen Ton gehört, hat er mit dem Geruche einen Duft gerochen, hat er mit dem Geschmacke einen Saft geschmeckt, hat er mit dem Getaste eine Tastung getastet, hat er mit dem Gedenken ein Ding erkannt, so wird er weder fröhlich noch traurig, er bleibt vielmehr gleichgültig, klar besonnen. Also, ihr Brüder, hat der Mönch sechs Eigenschaften sich erworben. Wie aber, ihr Brüder, ist der Mönch einsam beschirmt? Da ist, ihr Brüder, ein Mönch mit Einsicht als Schirm des Gemütes umgeben. Also, ihr Brüder, ist der Mönch einsam beschirmt. Wie aber, ihr Brüder, hat der Mönch viererlei Stützpunkte? Da mag, ihr Brüder, ein Mönch eins mit Bedacht pflegen, und eins mit Bedacht dulden, eins mit Bedacht fliehn, und eins mit Bedacht bekämpfen. Also, ihr Brüder, hat der Mönch viererlei Stützpunkte. Wie aber, ihr Brüder, hat der Mönch die einzeln gültigen Wahrheiten abgeschüttelt? Da hat, ihr Brüder, ein Mönch was da der gewöhnlichen Asketen und Priester gewöhnliche, einzeln gültige Wahrheiten sind, alle diese hat er abgeschüttelt, abgeworfen, abgestoßen, von sich getan, sich ihrer entledigt, sich ihrer entäußert, sich davon befreit. Also, ihr Brüder, hat der Mönch die einzeln gültigen Wahrheiten abgeschüttelt. Wie aber, ihr Brüder, hat der Mönch das Verlangen nach Ausroden und Anbauen beglichen? Da hat, ihr Brüder, ein Mönch das Wunschverlangen aufgehoben, das Daseinsverlangen aufgehoben, und das Verlangen nach heiligem Wandel hat er gestillt. Also, ihr Brüder, hat der Mönch das Verlangen nach Ausroden und Anbauen beglichen. Wie aber, ihr Brüder, hat der Mönch unvertrübten Sinn? Da hat, ihr Brüder, ein Mönch wünschenden Sinn aufgehoben, hassenden Sinn aufgehoben, feindlichen Sinn aufgehoben. Also, ihr Brüder, hat der Mönch unvertrübten Sinn. Wie aber, ihr Brüder, hat der Mönch die körperliche Unterscheidung beschwichtigt? Da hat, ihr Brüder, ein Mönch nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmütig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung erwirkt. Also, ihr Brüder, hat der Mönch, die körperliche Unterscheidung beschwichtigt. Wie aber, ihr Brüder, hat der Mönch das Gemüt wohlabgelöst? Da hat, ihr Brüder, ein Mönch das Gemüt von Begier abgelöst, von Haß abgelöst, von Irre abgelöst. Also, ihr Brüder, hat der Mönch das Gemüt wohlabgelöst. Wie aber, ihr Brüder, ist der Mönch in Weisheit wohlabgelöst? Da weiß, ihr Brüder, ein Mönch: ›Die Begier hab' ich überstanden, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so daß sie nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln kann‹; er weiß: ›Den Haß hab' ich überstanden, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so daß er nicht mehr keimen, nicht mehr sich [619] entwickeln kann‹; er weiß: ›Die Irre hab' ich überstanden, an der Wurzel abgeschnitten, einem Palmstumpf gleichgemacht, so daß sie nicht mehr keimen, nicht mehr sich entwickeln kann.‹ Also, ihr Brüder, ist der Mönch in Weisheit wohlabgelöst; diese zehn Dinge sind schwer zu treffen. Was für zehn Dinge sind zu erzeugen? Zehn Arten der Wahrnehmung: die Wahrnehmung der Unsauberkeit, die Wahrnehmung des Sterbens, die Wahrnehmung von der Widerwärtigkeit der Nahrung, die Wahrnehmung von der Freudlosigkeit an der ganzen Welt, die Wahrnehmung der Vergänglichkeit, die Wahrnehmung des Leidens der Vergänglichkeit, die Wahrnehmung der Nichtigkeit des Leidens, die Wahrnehmung der Abkehr, die Wahrnehmung der Hinwegkunft, die Wahrnehmung der Auflösung; diese zehn Dinge sind zu erzeugen. Was für zehn Dinge sind zu verstehn? Zehn abzutragende Dinge: der recht Erkennende hat falsche Erkenntnis abgetragen, und was da aus falscher Erkenntnis an mancherlei bösen, heillosen Dingen hervorgeht, auch das hat er abgetragen; aus rechter Erkenntnis aber kommen da mancherlei heilsame Dinge zur vollen Entfaltung. Der recht Gesinnte hat falsche Gesinnung abgetragen, und was da aus falscher Gesinnung an mancherlei bösen, heillosen Dingen hervorgeht, auch das hat er abgetragen; aus rechter Gesinnung aber kommen da mancherlei heilsame Dinge zur vollen Entfaltung. Der recht Redende hat falsche Rede abgetragen, und was da aus falscher Rede an mancherlei bösen, heillosen Dingen hervorgeht, auch das hat er abgetragen; aus rechter Rede aber kommen da mancherlei heilsame Dinge zur vollen Entfaltung. Der recht Handelnde hat falsches Handeln abgetragen, und was da aus falschem Handeln an mancherlei bösen, heillosen Dingen hervorgeht, auch das hat er abgetragen; aus rechtem Handeln aber kommen da mancherlei heilsame Dinge zur vollen Entfaltung. Der recht Wandelnde hat falsches Wandeln abgetragen, und was da aus falschem Wandeln an mancherlei bösen, heillosen Dingen hervorgeht, auch das hat er abgetragen; aus rechtem Wandeln aber kommen da mancherlei heilsame Dinge zur vollen Entfaltung. Der recht Bemühte hat falsches Mühn abgetragen, und was da aus falschem Mühn an mancherlei bösen, heillosen Dingen hervorgeht, auch das hat er abgetragen; aus rechtem Mühn aber kommen da mancherlei heilsame Dinge zur vollen Entfaltung. Der recht Besonnene hat falsche Einsicht abgetragen, und was da aus falscher Einsicht an mancherlei bösen, heillosen Dingen hervorgeht, auch das hat er abgetragen; aus rechter Einsicht aber kommen da mancherlei heilsame Dinge zur vollen Entfaltung. Der recht Vertiefte hat falsche Vertiefung abgetragen, und was da aus falscher Vertiefung an mancherlei bösen, heillosen Dingen hervorgeht, auch das hat er abgetragen; aus rechter Vertiefung aber kommen da mancherlei heilsame Dinge zur vollen Entfaltung. Der recht Bewußte hat falsches Wissen abgetragen, und was da aus falschem [620] Wissen an mancherlei bösen, heillosen Dingen hervorgeht, auch das hat er abgetragen; aus rechtem Wissen aber kommen da mancherlei heilsame Dinge zur vollen Entfaltung. Der recht Erlöste hat falsche Erlösung abgetragen, und was da aus falscher Erlösung an mancherlei bösen, heillosen Dingen hervorgeht, auch das hat er abgetragen; aus rechter Erlösung aber kommen da mancherlei heilsame Dinge zur vollen Entfaltung; diese zehn Dinge sind zu verstehn1074. Was für zehn Dinge sind zu verwirklichen? Zehn untrügliche Dinge: untrüglich rechte Erkenntnis, untrüglich rechte Gesinnung, untrüglich rechte Rede, untrüglich rechtes Handeln, untrüglich rechtes Wandeln, untrüglich rechtes Mühn, untrüglich rechte Einsicht, untrüglich rechte Einigung, untrüglich rechte Weisheit, untrüglich rechte Erlösung; diese zehn Dinge sind zu verwirklichen. So sind das hundert Dinge, wahre, echte, wirkliche, nicht unwirkliche, unveränderliche, die der Vollendete vollkommen erkundet hat.«


Also sprach der ehrwürdige Sāriputto. Zufrieden freuten sich jene Mönche über das Wort des ehrwürdigen Sāriputto.

Quelle:
Die Reden Gotamo Buddhos. Bd. 2, Zürich/Wien 31957, S. 601-621.
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