Siebente Rede

Dhanañjani

[743] Das hab' ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Rājagaham, im Bambusparke, am Hügel der Eichhörnchen.

Um diese Zeit nun hielt sich der ehrwürdige Sāriputto, mit vielen Mönchen weiterwandernd, bei Dakkhiṇāgiri auf. Da nun begab sich einer der Mönche, der zu Rājagaham die Regenzeit zugebracht hatte nach Dakkhiṇāgiri, dorthin wo der ehrwürdige Sāriputto weilte. Dort angelangt wechselte er mit [743] dem ehrwürdigen Sāriputto höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte und setzte sich seitwärts nieder. Und zu jenem Mönche, der da seitwärts saß, sprach nun der ehrwürdige Sāriputto also:

»Ist wohl, Bruder, der Erhabene rüstig und munter?«

»Rüstig, Bruder, ist der Erhabene und munter.«

»Und ist auch, Bruder, die Jüngerschar rüstig und munter?«

»Auch die Jüngerschar, Bruder, ist rüstig und munter.«

»Da lebt, Bruder, zu Ta??ulapāladvārā ein Priester Namens Dhanañjani: ist wohl, Bruder, dieser Priester Dhanañjani rüstig und munter?«

»Auch Dhanañjani, Bruder, der Priester, ist rüstig und munter.«

»Und ist wohl, Bruder, Dhanañjani der Priester recht beflissen?«

»Und wie gar, Bruder, ist Dhanañjani der Priester recht beflissen! Dhanañjani, Bruder, der Priester, verlästert beim König die priesterlichen Hausväter: und bei den priesterlichen Hausvätern verlästert er den König. Seine Gattin, die fromm war, aus frommem Hause heimgeführt, die ist ihm gestorben, und er hat eine andere Gattin, die unfromm ist, aus unfrommem Hause, geheiratet.«

»Schlechtes, wahrlich, Bruder, haben wir gehört, da wir gehört haben wie unbeflissen Dhanañjani der Priester ist. Möchten wir doch gelegentlich einmal mit Dhanañjani dem Priester zusammentreffen, auf daß da irgendeine Unterredung stattfände.«

Und der ehrwürdige Sāriputto begab sich nun, da er nach Belieben zu Dakkhiṇāgiri geweilt hatte, auf die Wanderung nach Rājagaham, von Ort zu Ort wandernd näherte er sich der Stadt.

Zu Rājagaham weilte nun der ehrwürdige Sāriputto, im Bambusparke, am Hügel der Eichhörnchen.

Und der ehrwürdige Sāriputto, zeitig gerüstet, nahm Mantel und Schale und ging nach Rājagaham um Almosenspeise. Um diese Zeit aber ließ Dhanañjani der Priester nahe der Stadt seine Kühe im Kuhstalle melken.

Nachdem nun der ehrwürdige Sāriputto in der Stadt um Almosenspeise gestanden hatte, kehrte er zurück, nahm das Mahl ein und begab sich dann zu Dhanañjani dem Priester hin. Und Dhanañjani der Priester sah den ehrwürdigen Sāriputto von ferne herankommen; und als er ihn gesehn ging er ihm entgegen und sprach ihn also an:

»Nur näher, Herr Sāriputto, Milch zu trinken: schon wird es Zeit zum Mahle sein.«

»Genug, Priester: fertig bin ich für heute mit dem Mahle. Am Fuße jenes Baumes werd' ich bis Abend verweilen; dort magst du hinkommen.«

»Wohl, Herr!« entgegnete da zustimmend Dhanañjani der Priester dem ehrwürdigen Sāriputto.

[744] Und Dhanañjani der Priester begab sich nach dem Mahle, als er den Morgenimbiß eingenommen, dorthin wo der ehrwürdige Sāriputto weilte. Dort angelangt wechselte er höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit dem ehrwürdigen Sāriputto und setzte sich seitwärts hin. Und zu Dhanañjani dem Priester, der da seitwärts saß, sprach nun der ehrwürdige Sāriputto also:

»Bist du wohl, Dhanañjani, recht beflissen?«

»Und wie, o Sāriputto, sind wir recht beflissen, die wir Vater und Mutter zu ernähren, Weib und Kind zu ernähren, Knecht- und Dienergesinde zu ernähren haben, die wir Freunden und Genossen Freundes- und Genossendienste zu leisten, Verwandten und Vettern Verwandten- und Vetterdienste zu leisten haben, den Gästen Gastfreundschaft gewähren, den Manen Manendienst, den Göttern Gottesdienst, dem König Königsdienst darbringen müssen, und auch den Körper da hegen und pflegen sollen!«

»Was meinst du wohl, Dhanañjani: es habe da einer um Vater und Mutter willen falsch und unrecht gelebt, und wegen seines falschen und unrechten Lebens verfiel' er der Hölle höllischen Wächtern; wär' es dem etwa gegönnt: ›Ich habe um Vater und Mutter willen falsch und unrecht gelebt: laßt mich von hinnen, höllische Wächter!‹, oder wär' es etwa seinen Eltern gegönnt: ›Er hat unseretwillen falsch und unrecht gelebt: laßt ihn von hinnen, höllische Wachter!‹?«

»Das wohl nicht, o Sāriputto! Wie er auch jammerte ließen ihn da die höllischen Wächter zur Hölle fahren.«

»Was meinst du wohl, Dhanañjani: es habe da einer um Weib und Kindes willen falsch und unrecht gelebt, und wegen seines falschen und unrechten Lebens verfiel' er der Hölle höllischen Wächtern; wär' es dem etwa gegönnt: ›Ich habe um Weib und Kindes willen falsch und unrecht gelebt: laßt mich von hinnen, höllische Wächter!‹, oder wär' es etwa seinem Weibe und Kinde gegönnt: ›Er hat unseretwillen falsch und unrecht gelebt: laßt ihn von hinnen, höllische Wächter!‹?«

»Das wohl nicht, o Sāriputto! Wie er auch jammerte ließen ihn da die höllischen Wächter zur Hölle fahren.«

»Was meinst du wohl, Dhanañjani: es habe da einer um der Knechte und Diener willen, um der Freunde und Genossen, Verwandten und Vettern, um der Gäste willen, habe um der Manen, um der Götter, um des Königs willen falsch und unrecht gelebt, und wegen seines falschen und unrechten Lebens verfiel' er der Hölle höllischen Wächtern; wär' es dem etwa gegönnt: ›Ich habe um jener willen falsch und unrecht gelebt: laßt mich von hinnen, höllische Wächter!‹, oder wär' es etwa jenen gegönnt: ›Er hat unseretwillen falsch und unrecht gelebt: laßt ihn von hinnen, höllische Wächter!‹?«

[745] »Das wohl nicht, o Sāriputto! Wie er auch jammerte ließen ihn da die höllischen Wächter zur Hölle fahren.«

»Was meinst du wohl, Dhanañjani: es habe da einer um den Körper zu hegen und zu pflegen falsch und unrecht gelebt, und wegen seines falschen und unrechten Lebens verfiel' er der Hölle höllischen Wächtern; wär' es dem etwa gegönnt: ›Ich habe um den Körper zu hegen und zu pflegen falsch und un recht gelebt: laßt mich von hinnen, höllische Wächter!‹, oder wär' es etwa den anderen für ihn gegönnt: ›Er hat um den Körper zu hegen und zu pflegen falsch und unrecht gelebt: laßt ihn von hinnen, höllische Wächter!‹?«

»Das wohl nicht, o Sāriputto! Wie er auch jammerte ließen ihn da die höllischen Wächter zur Hölle fahren.«

»Was meinst du wohl, Dhanañjani: wer um Vater und Mutter willen falsch und unrecht lebte, oder wer um Vater und Mutter willen wahr und recht lebte: was ist besser?«

»So einer, o Sāriputto, um Vater und Mutter willen falsch und unrecht lebte, ist das nicht besser: doch so einer, o Sāriputto, um Vater und Mutter willen wahr und recht lebte, ist das eben da besser. Denn dem falschen und unrechten Leben, o Sāriputto, ist das wahre und rechte Leben vorzuziehn.«

»Es gibt ja noch, Dhanañjani, ehrliche, wohlgegründete Beschäftigungen, die es ermöglichen Vater und Mutter zu ernähren ohne Unrecht zu tun und ohne vom rechten Pfade zu weichen. – Was meinst du wohl, Dhanañjani: wer um Weib und Kindes willen falsch und unrecht lebte, oder wer um Weib und Kindes willen wahr und recht lebte: was ist besser?«

»So einer, o Sāriputto, um Weib und Kindes willen falsch und unrecht lebte, ist das nicht besser: doch so einer, o Sāriputto, um Weib und Kindes willen wahr und recht lebte, ist das eben da besser. Denn dem falschen und unrechten Leben, o Sāriputto, ist das wahre und rechte Leben vorzuziehn.«

»Es gibt ja noch, Dhanañjani, ehrliche, wohlgegründete Beschäftigungen, die es ermöglichen Weib und Kind zu ernähren ohne Unrecht zu tun und ohne vom rechten Pfade zu weichen. – Was meinst du wohl, Dhanañjani: wer um der Knechte und Diener willen, um der Freunde und Genossen, Verwandten und Vettern, um der Gäste willen, wer um der Manen, um der Götter, um des Königs willen falsch und unrecht lebte, oder wer um ihretwillen wahr und recht lebte: was ist besser?«

»So einer, o Sāriputto, um jener willen falsch und unrecht lebte, ist das nicht besser: doch so einer, o Sāriputto, um jener willen wahr und recht lebte, ist das eben da besser. Denn dem falschen und unrechten Leben, o Sāriputto, ist das wahre und rechte Leben vorzuziehn.«

»Es gibt ja noch, Dhanañjani, ehrliche, wohlgegründete Beschäftigungen, die es ermöglichen jenen gerecht zu werden ohne Unrecht zu tun und ohne [746] vom rechten Pfade zu weichen. – Was meinst du wohl, Dhanañjani: wer um den Körper zu hegen und zu pflegen falsch und unrecht lebte, oder wer um den Körper zu hegen und zu pflegen wahr und recht lebte: was ist besser?«

»So einer, o Sāriputto, um den Körper zu hegen und zu pflegen falsch und unrecht lebte, ist das nicht besser: doch so einer, o Sāriputto, um den Körper zu hegen und zu pflegen wahr und recht lebte, ist das eben da besser. Denn dem falschen und unrechten Leben, o Sāriputto, ist das wahre und rechte Leben vorzuziehn.«

»Es gibt ja noch, Dhanañjani, ehrliche, wohlgegründete Beschäftigungen, die es ermöglichen, den Körper zu hegen und zu pflegen ohne Unrecht zu tun und ohne vom rechten Pfade zu weichen.«

Da war denn Dhanañjani der Priester durch des ehrwürdigen Sāriputto Rede erfreut und befriedigt; und er stand auf und entfernte sich.


Und Dhanañjani der Priester wurde späterhin unwohl, leidend, schwerkrank. Und Dhanañjani der Priester wandte sich an einen seiner Leute:

»Geh', lieber Mann, und begib dich zum Erhabenen hin und bring' dem Erhabenen zu Füßen meinen Gruß dar: ›Dhanañjani, o Herr, der Priester, ist unwohl, leidend, schwerkrank: er bringt dem Erhabenen zu Füßen Gruß dar‹; dann geh' zum ehrwürdigen Sāriputto hin und bring' dem ehrwürdigen Sāriputto zu Füßen meinen Gruß dar: ›Dhanañjani, o Herr, der Priester, ist unwohl, leidend, schwerkrank: er bringt dem ehrwürdigen Sāriputto zu Füßen Gruß dar‹; und füge hinzu: ›gut wär' es‹, sagt' er, o Herr, ›wenn der ehrwürdige Sāriputto nach dem Hause Dhanañjani des Priesters kommen wollte, von Mitleid bewogen.‹«

»Wohl, Herr!« entgegnete da gehorsam jener Mann Dhanañjani dem Priester. Und er begab sich dorthin wo der Erhabene weilte, bot ehrerbietigen Gruß dar und setzte sich seitwärts nieder. Seitwärts sitzend sprach er also zum Erhabenen:

»Dhanañjani, o Herr, der Priester, ist unwohl, leidend, schwerkrank: er bringt dem Erhabenen zu Füßen Gruß dar.«

Dann begab er sich zum ehrwürdigen Sāriputto hin, bot ehrerbietigen Gruß dar und setzte sich seitwärts nieder. Seitwärts sitzend sprach er also zum ehrwürdigen Sāriputto:

»Dhanañjani, o Herr, der Priester, ist unwohl, leidend, schwerkrank: er bringt dem ehrwürdigen Sāriputto zu Füßen Gruß dar; und er läßt sagen, gut wär' es, o Herr, wenn der ehrwürdige Sāriputto nach dem Hause Dhanañjani des Priesters kommen wollte, von Mitleid bewogen.«

Schweigend gewährte der ehrwürdige Sāriputto die Bitte.

[747] Und der ehrwürdige Sāriputto rüstete sich, nahm Mantel und Schale und begab sich nach dem Hause Dhanañjani des Priesters. Dort angelangt nahm er auf dem dargebotenen Sitze Platz. Und er wandte sich also an Dhanañjani den Priester:

»Fühlst du dich, Dhanañjani, schon wohler, geht es dir etwas besser, nehmen die Schmerzen wieder ab und nicht zu, merkt man, daß sie nachlassen und nicht zunehmen?«

»Nicht fühl' ich mich, o Sāriputto, wohler, es geht mir nicht besser, die heftigen Schmerzen nehmen zu und nicht ab, man merkt, daß sie zunehmen und nicht nachlassen. Gleichwie etwa, o Sāriputto, wenn ein starker Mann mit scharfer Dolchspitze die Schädeldecke zerhämmerte, ebenso nun auch, o Sāriputto, schlagen mir überheftige Strömungen auf die Schädeldecke auf: nicht fühl' ich mich, o Sāriputto, wohler, es geht mir nicht besser, die heftigen Schmerzen nehmen zu und nicht ab, man merkt, daß sie zunehmen und nicht nachlassen. Gleichwie etwa, o Sāriputto, wenn ein starker Mann feste Riemenstränge auf dem Kopfe peitschend tanzen ließe, ebenso nun auch, o Sāriputto, hab' ich im Kopfe betäubende Kopfgefühle: nicht fühl' ich mich, o Sāriputto, wohler, es geht mir nicht besser, die heftigen Schmerzen nehmen zu und nicht ab, man merkt, daß sie zunehmen und nicht nachlassen. Gleichwie etwa, o Sāriputto, wenn ein geschickter Schlächter oder Schlächtergeselle mit scharfem Schlachtmesser den Bauch durchschlitzte, ebenso nun auch, o Sāriputto, schneiden mir überheftige Strömungen durch den Bauch: nicht fühl' ich mich, o Sāriputto, wohler, es geht mir nicht besser, die heftigen Schmerzen nehmen zu und nicht ab, man merkt, daß sie zunehmen und nicht nachlassen. Gleichwie etwa, o Sāriputto, wenn zwei starke Männer einen schwächeren Mann an beiden Armen ergriffen und in eine Grube voll glühender Kohlen hineinquälten, hineinrollten, ebenso nun auch, o Sāriputto, hab' ich im Körper überheftig glühende Qual: nicht fühl' ich mich, o Sāriputto, wohler, es geht mir nicht besser, die heftigen Schmerzen nehmen zu und nicht ab, man merkt, daß sie zunehmen und nicht nachlassen.«

»Was meinst du wohl, Dhanañjani: was ist besser, die Hölle oder der tierische Schoß?«

»Vor der Hölle, o Sāriputto, ist der tierische Schoß besser.«

»Was meinst du wohl, Dhanañjani: was ist besser, der tierische Schoß oder das Gespensterreich?«

»Vor dem tierischen Schoße, o Sāriputto, ist das Gespensterreich besser.«

»Was meinst du wohl, Dhanañjani: was ist besser, das Gespensterreich oder die Menschenwelt?«

»Vor dem Gespensterreich, o Sāriputto, ist die Menschenwelt besser.«

[748] »Was meinst du wohl, Dhanañjani: was ist besser, die Menschenwelt oder der Himmel der Vier großen Könige?«

»Vor der Menschenwelt, o Sāriputto, ist der Himmel der Vier großen Könige besser.«

»Was meinst du wohl, Dhanañjani: was ist besser, der Himmel der Vier großen Könige oder der Himmel der Dreiunddreißig Götter296

»Vor dem Himmel der Vier großen Könige, o Sāriputto, ist der Himmel der Dreiunddreißig Götter besser.«

»Was meinst du wohl, Dhanañjani: was ist besser, der Himmel der Dreiunddreißig Götter oder der Himmel der Schattengötter?«

»Vor dem Himmel der Dreiunddreißig Götter, o Sāriputto, ist der Himmel der Schattengötter besser.«

»Was meinst du wohl, Dhanañjani: was ist besser, der Himmel der Schattengötter oder der Himmel der Seligen Götter?«

»Vor dem Himmel der Schattengötter, o Sāriputto, ist der Himmel der Seligen Götter besser.«

»Was meinst du wohl, Dhanañjani: was ist besser, der Himmel der Seligen Götter oder der Himmel der Götter der unbeschränkten Freude?«

»Vor dem Himmel der Seligen Götter, o Sāriputto, ist der Himmel der Götter der unbeschränkten Freude besser.«

»Was meinst du wohl, Dhanañjani: was ist besser, der Himmel der Götter der unbeschränkten Freude oder der Himmel der Jenseit der unbeschränkten Freude weilenden Götter?«

»Vor dem Himmel der Götter der unbeschränkten Freude, o Sāriputto, ist der Himmel der Jenseit der unbeschränkten Freude weilenden Götter besser.«

»Was meinst du wohl, Dhanañjani: was ist besser, der Himmel der Jenseit der unbeschränkten Freude weilenden Götter oder die Brahmawelt?«

»›Brahmawelt‹ hat Herr Sāriputto gesagt, ›Brahmawelt‹ hat Herr Sāriputto gesagt!«

Da gedachte nun der ehrwürdige Sāriputto: ›Diese Priester sind der Brahmawelt zugeneigt297: wie, wenn ich nun Dhanañjani dem Priester den Weg zeigte, der zu Brahmā führt?‹

»Den Weg, Dhanañjani, der zu Brahmā führt, werd' ich dir zeigen: hör' es und achte wohl auf meine Rede.«

»Ja, Herr!« erwiderte da aufmerksam Dhanañjani der Priester dem ehrwürdigen Sāriputto. Der ehrwürdige Sāriputto sprach also:

»Was ist das also, Dhanañjani, für ein Weg, der zu Brahmā führt? Da strahlt, Dhanañjani, ein Mönch liebevollen Gemütes weilend nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso [749] nach oben und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlt er die ganze Welt mit liebevollem Gemüte, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem. Das ist, Dhanañjani, der Weg, der zu Brahmā führt. Weiter sodann, Dhanañjani: erbarmenden Gemütes, freudevollen Gemütes, unbewegten Gemütes weilend strahlt ein Mönch nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlt er die ganze Welt mit erbarmendem Gemüte, mit freudevollem Gemüte, mit unbewegtem Gemüte, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem. Das ist, Dhanañjani, der Weg, der zu Brahmā führt.«

»Wohl denn, o Sāriputto! Und bring' dem Erhabenen zu Füßen meinen Gruß dar: ›Dhanañjani, o Herr, der Priester, ist unwohl, leidend, schwerkrank: er bringt dem Erhabenen zu Füßen Gruß dar.‹«

Und der ehrwürdige Sāriputto, der Dhanañjani den Priester, obzwar noch mehr zu tun war, in hinfällige Brahmawelt eingeführt hatte, erhob sich nun von seinem Sitze und ging fort.

Bald aber, nachdem der ehrwürdige Sāriputto fortgegangen war, starb Dhanañjani der Priester und erschien in der Brahmawelt wieder.


Und der Erhabene wandte sich an die Mönche:

»Es hat, ihr Mönche, Sāriputto Dhanañjani den Priester, obzwar noch mehr zu tun war, in hinfällige Brahmawelt eingeführt, ist dann aufgestanden und fortgegangen.«

Und der ehrwürdige Sāriputto kam zum Erhabenen heran, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich seitwärts nieder. Seitwärts sitzend sprach nun der ehrwürdige Sāriputto zum Erhabenen also:

»Dhanañjani, o Herr, der Priester, ist unwohl, leidend, schwerkrank: er bringt dem Erhabenen zu Füßen Gruß dar.«

»Warum hast du doch, Sāriputto, Dhanañjani den Priester, obzwar noch mehr zu tun war, in hinfällige Brahmawelt eingeführt, bist dann aufgestanden und fortgegangen?«

»Ich habe, o Herr, gedacht: ›Diese Priester sind der Brahmawelt zugeneigt: wie, wenn ich nun Dhanañjani dem Priester den Weg zeigte, der zu Brahmā führt?‹«

»Gestorben ist, Sāriputto, Dhanañjani der Priester, in der Brahmawelt wiedererschienen298

Quelle:
Die Reden Gotamo Buddhos. Bd. 1, Zürich/Wien 41956, S. 743-750.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Gryphius, Andreas

Cardenio und Celinde

Cardenio und Celinde

Die keusche Olympia wendet sich ab von dem allzu ungestümen jungen Spanier Cardenio, der wiederum tröstet sich mit der leichter zu habenden Celinde, nachdem er ihren Liebhaber aus dem Wege räumt. Doch erträgt er nicht, dass Olympia auf Lysanders Werben eingeht und beschließt, sich an ihm zu rächen. Verhängnisvoll und leidenschaftlich kommt alles ganz anders. Ungewöhnlich für die Zeit läßt Gryphius Figuren niederen Standes auftreten und bedient sich einer eher volkstümlichen Sprache. »Cardenio und Celinde« sind in diesem Sinne Vorläufer des »bürgerlichen Trauerspiels«.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon