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[246] Upasīvo:
Allein, o Sakko, dieser großen Springflut,
Auf nichts gestützt, ich kann ihr nicht entkommen:
Wo Halt ich habe, sag' mir, Allgeäugter,
Worauf gestützt entkommt man wohl den Fluten?
Der Herr:
Nichtdasein wo du gründlich hast begriffen,
Das Nichts als Stütze brauchst, entkommst du über:
Der Wünsche ledig, ohne Lust an Worten,
Den Durst zu tilgen Tag und Nacht beflissen.
Upasīvo:
Im Wunschbereiche Reizen ganz entgangen,
Nichtdasein wer, nichts weiter braucht, als Stütze:
Der letzten Fühlung um zu werden ledig,
Steht also stetig da man unerbeugsam?
Der Herr:
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Im Wunschbereiche Reizen ganz entgangen,
Nichtdasein wer, nichts weiter braucht, als Stütze:
Der letzten Fühlung um zu werden ledig,
Steht also stetig da wohl unerbeugsam.
[247] Upasīvo:
Steht also stetig da man unerbeugsam,
Vorbei wo Jahre jagen, Allgeäugter:
Kann so man kühl geworden hier verschwinden,
Wer also weilt, entweicht ihm das Bewußtsein?
Der Herr:
Gleichwie die Fackel, umgestürzt im Sturme,
Verglimmen wird, erlöschen wird unkennbar:
So läßt von Namen los, von Leib der Denker,
Verglimmen der, erlöschen wird unkennbar.
Upasīvo:
Verglommen also ist er dann vernichtet,
Auf ewig oder selig dann genesen?
Das mag der Denker hold mir offenbaren:
Denn sicher hast ersehn du solche Satzung.
Der Herr:
Verglommen ist er unvergleichbar worden,
Gedeutet irgend an, ihm gilt es nimmer:
Sind alle Dinge allgemach entwurzelt,
Ist alle Macht entwurzelt auch der Worte.
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