Einteilung

[188] Bei der Betrachtung der griechischen Philosophie haben wir nun näher drei Hauptperioden zu unterscheiden: 1. von Thales bis Aristoteles; 2. die griechische Philosophie in der römischen Welt; 3. die neuplatonische Philosophie.

1. Wir fangen mit dem Gedanken an, aber dem ganz abstrakten, in natürlicher oder sinnlicher Form; wir gehen fort bis zur bestimmten Idee. Diese Periode stellt den Anfang des philosophierenden Gedankens dar bis zu seiner Entwicklung und Ausbildung als Totalität der Wissenschaft in sich selbst. Das ist Aristoteles; das ist Vereinigung der Bisherigen. Solche Vereinigung der Früheren hat schon Platon, aber nicht durchgeführt; er ist die Idee nur überhaupt. Man hat die Neuplatoniker eklektisch genannt; Platon hat ebenso vereinigt. Sie sind aber nicht Eklektiker, sondern hatten bewußte Einsicht in die Notwendigkeit und Wahrheit dieser Philosophien.

2. Es war zur konkreten Idee gekommen; diese Idee tritt jetzt auf als in Gegensätzen sich ausbildend, sich durchführend. Die zweite Periode ist das Auseinandergehen der Wissenschaft in besondere Systeme. Durch das Ganze der Weltvorstellung wird ein einseitiges Prinzip hindurchgeführt; jede Seite ist, als Extrem gegen die andere, in sich zur Totalität ausgebildet. Das sind die philosophischen Systeme des Stoizismus und Epikureismus; der Skeptizismus macht gegen deren Dogmatismus das Negative aus. Die anderen Philosophien verschwinden.

3. Die dritte Periode ist hierzu das Affirmative, die Rücknahme des Gegensatzes in eine Ideal-, Gedankenwelt, göttliche Welt, – die zur Totalität entwickelte Idee, die Subjektivität, das unendliche Fürsichsein fehlt.[188]

Quelle:
Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Werke in zwanzig Bänden. Band 18, Frankfurt am Main 1979, S. 188-189.
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