XXVI

Einfluss dieser Verschiedenheit beschreibender Gedichte auf die Wahl der Versart

[188] Diese beiden Gattungen von Gedichten sind so sehr von einander geschieden, dass jede ihren eignen Versbau erfordert und diess die eigentliche Gränzlinie ist, wo in beschreibenden Gedichten der Reim und der Griechische Vers gebraucht werden muss. Denn der Reim giebt immer ein Colorit, das sich für sich allein dem Auge vorwaltend aufdrängt, da hingegen der Hexameter, so wie jedes alte Silbenmaass, seinen noch reicheren und glänzenderen Farbenschleier immer nur als ein bescheidnes Gewand um die Schönheit der Formen giesst.

Quelle:
Wilhelm von Humboldt: Werke in fünf Bänden. Band 2, Darmstadt 1963, S. 188.
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