Erstes Kapitel

Von der Sprache in Beziehung auf die Verschiedenheit der in der Nation vorhandenen Individualitäten

[251] 81. Um dies Verhältnis ganz rein im Auge zu haben, setze ich hier voraus, dass Nation und Sprache gänzlich zusammenfallen, und nur Eine Sprache in wenig gesonderten Mundarten durch die ganze Nation herrsche. Eine solche Sprache geht also immerfort aus der Verschiedenheit aller Einzelnen im Volke hervor, und es ist schon oben (§. 75.) der Schwierigkeit erwähnt worden, sich das Entstehen einer Sprache unter wenigen und wenig verschiedenen Individuen zu denken. Etwas Genaues oder gar Numerisches lässt sich freilich darüber nicht bestimmen, aber soviel ist gewiss, dass Sprachen, die jetzt von einer sehr geringen Anzahl von Menschen gesprochen werden, wie die Vaskische, Lettische u.a.m., wenn man in den Reichthum ihrer Ausdrücke und Formen eingeht, unwillkührlich die dringende Vermuthung erwecken, dass sie sich ehemals über viel zahlreichere Stämme verbreitet haben. Gewiss ist es auch, dass Sprachen verhältnissmässig kleiner Bevölkerungen, wie die Holländische,[251] Dänische, Schwedische, gerade hierin ein mächtiges Hinderniss finden, ihrer Literatur den Schwung zu geben, zu dem ihr Bau sie berechtigen würde. Dies liegt aber mehr in der zu nahen Berührung, in welcher diese Sprachen mit Sprachen viel grösserer Volksstämme stehen, und darin, dass die Forschbegier und die Aufmerksamkeit überhaupt sich, ohne Rücksicht auf die Sprache, dahin wenden, wo Literatur und wissenschaftliche Entwicklung die grösseste Ausbeute versprechen. Die Berührung der Welt mit dem Menschen ist der elektrische Schlag, aus welchem die Sprache hervorspringt, nicht bloss in ihrem Entstehen, sondern immerfort, so wie Menschen denken und reden. Die Mannigfaltigkeit der Welt und die Tiefe der menschlichen Brust sind die beiden Punkte, aus welchen die Sprache schöpft. An je mehr und verschiedneren Menschennaturen sich daher die Gegenstände spiegeln, desto reicher ist der Stoff, desto grösser die Kraft der Sprache bei übrigens gleichen Umständen und gleicher Regsamkeit der Einbildungskraft und des Sprachsinns. Hieraus fliesst nun zwar keineswegs die völlige Unmöglichkeit der Entstehung einer Sprache in einer einzigen abgesonderten Familie, ja in einem einzigen Menschenpaare. Was die Sprache, sowohl im Total des Innren ihrer Bedeutungen, als in ihrem Bau an Vollständigkeit bedarf und was jede, auch die scheinbar dürftigste und unvollkommenste besitzt, liegt in der Geschlossenheit jeder, in sich auch immer vollständigen Menschennatur. Aus jedem Einzelnen gehen, wie Strahlen, die Richtungen aus, welche zugleich ein Ganzes der Weltansicht und des Sprachbaus umschliessen. Allein es sind auch Fülle und Mannigfaltigkeit nothwendig, und diese können nur unter Vielen gefunden werden. Es müssen dem Einzelnen vom Andren neue Gegenstände und neue Gestaltungen bekannter zukommen. Diese aber fordern Verschiedenheit der Individualitaet. Nichts überhaupt reizt den Menschen so an, als Fremdartigkeit, in der er doch tiefer verschlossene Uebereinstimmung ahndet. Alles oben (§. 41. 47.) von der Nothwendigkeit, dass der aufglimmende Gedanke aus einem Andren zurückstrahle, Gesagte verstärkt sich, wenn[252] diese Wechselberührung in grosser Verschiedenheit der Individualitäten Statt findet. Auch in der vollkommen gebildeten Sprache entreisst sich das Wort, als das Eigenste des Daseyns, oft schwer der Tiefe der Brust, wo nun das erste hervorbrechen, der erste articulirte Laut die Bande der thierischen Dumpfheit lösen sollte, mag wohl grosse Kraft und wundervoll begeisternde Anregung dazu nothwendig gewesen seyn, und es ist wohl mit Recht zu bezweiflen, ob diese sich anders, als in dem regsamen Anstoss eines Volkes fanden, wo nicht mehr die gleichartige individuelle Verwandtschaft durch Abstammung sichtbar ist. Wenn man überhaupt bedenkt, dass alles Erheben des menschlichen Daseyns der Geselligkeit bedarf, und dem isolirten Menschen vielleicht immer an der Dunkelheit thierischen Lebens genügt hätte, ja einzelne merkwürdige Beispiele dies beweisen, so befestigt man sich in der Vorstellungsweise, sich die Menschheit in keiner Epoche anders, als in Völker vertheilt zu denken, und zur Entstehung der Sprache die Verschiedenheit der Individualitaet als nothwendig anzusehen, die nur in einem Volke möglich ist. Wie es sich selbst mit der Wahrheit dieser Annahme verhalten möchte, so ist doch keine andre für die Anwendung fruchtbar.

82. Die erste Verschiedenheit der Individualitäten innerhalb einer Nation ist die von der Natur gegebene des Geschlechts und des Alters. Die weibliche Eigenthümlichkeit, die sich so lebendig und sichtbar auch in dem Geistigen ausprägt, erstreckt sich natürlich auch auf die Sprache. Frauen drucken sich in der Regel natürlicher, zarter und dennoch kraftvoller, als Männer aus. Ihre Sprache ist ein treuerer Spiegel ihrer Gedanken und Gefühle, und wenn dies auch selten erkannt und gesagt worden ist, so bewahren sie vorzüglich die Fülle, Stärke und Naturgemässheit der Sprache mitten in der diesen Eigenschaften immer raubenden Bildung, in der sie in gleichem Schritt mit den Männern fortgehen. Sie vermindern dadurch den Nachtheil der Spaltung, den die Cultur immer zwischen dem Volke und dem Ueberrest der Nation hervorbringt. Wirklich durch ihr Wesen näher an die Natur geknüpft, durch die wichtigsten und[253] doch gewöhnlichsten Ereignisse ihres Lebens in grössere Gleichheit mit ihrem ganzen Geschlechte gestellt, auf eine Weise beschäftigt, welche die natürlichsten Gefühle in Anspruch nimmt, oder dem inneren Leben der Gedanken und Empfindungen volle Musse gewährt, frei von Allem, was, wie das Geschäftsleben und selbst die Wissenschaft, dem Geist eine einseitige Form aufdrückt, nicht selten zwischen äusserer Beschränkung und innerer Sehnsucht in einem Streite, der, wenn auch schmerzhaft, doch fruchtbar auf das Gemüth zurückwirkt, oft der Ueberredung bedürftig und durch innere Lebendigkeit und Regsamkeit zur Rede geneigt, verfeinern und verschönern sie die Naturgemässheit der Sprache, ohne ihr zu rauben, oder sie zu verletzen. Ihr Einfluss geht im Familienleben und im täglichen Umgang so unmerklich in das gemeinsame Leben über, dass er sich einzeln nicht festhalten lässt. Die weibliche Eigenthümlichkeit bringt aber auf die eben gesagte Weise nicht eine eigne Sprache hervor, sondern nur einen eignen Geist in die Behandlung der gemeinsamen. Auch bei genauer Aufmerksamkeit würden sich kaum einzelne Ausdrücke und Wendungen auffinden lassen, welche dem andren Geschlecht mehr, als dem unsrigen eigenthümlich wären. Indess bezeugt Cicero aus seiner Erfahrung, dass veraltete Ausdrücke sich länger im Munde der Frauen erhalten, was, da dasselbe im Volk Statt findet, das im Vorigen Gesagte bestätigt.

83a. Wo beide Geschlechter in grosser Absonderung leben, und wo, was jedoch nicht durchaus bei den Völkern der sogenannten Wilden der Fall ist, das weibliche in grosser Abhängigkeit gehalten wird, könnte man sich wohl die Aussonderung einer Weibersprache aus der gemeinsamen denken. Die immer und unter gleichem Drucke zusammen Lebenden können sich von selbst zu einer Gleichartigkeit der Ausdrücke und Wendungen bilden, und haben auch ein Interesse dem andren Theil unverständlich zu bleiben. Es ist daher zu verwundern, dass von den Gynaeceen der Griechen und den Harems der Morgenländer, so viel ich weiss, so etwas nirgends angedeutet wird. Es mag aber nur[254] am Mangel der Beobachtung liegen. Erwähnt werden, soviel mir bekannt ist, wesentliche Verschiedenheiten der Sprechart der Weiber nur bei Amerikanischen Völkern, und die Erscheinung einer ganzen verschiedenen Weibersprache kommt nur bei den Kariben vor. Glücklicherweise sind die Nachrichten von dieser, wenn auch nicht ganz ausreichend, doch eben so dürftig nicht,51 und obgleich die Sache noch nicht vollständig untersucht ist, so scheint diese Weibersprache in der That ein eigner, aber verwandter Dialect des Karibischen. Er hat sich daher, indem er früher einem ganzen Stamm angehörte, wohl nur im Munde der Weiber erhalten, und die Erscheinung gehört, wie man auch bisher meistentheils angenommen hat, mehr der Geschichte, als der Sprachkunde an. In den andren Amerikanischen Sprachen werden nur einzelne, den Weibern eigenthümliche Ausdrücke angeführt. Sie beziehen sich meistentheils hauptsächlich auf die Benennungen der verschiednen Verwandtschaftsgrade; diese aber sind fast durchgängig nach dem Geschlecht des Redenden verschieden, was vermuthlich in der Verschiedenheit der Empfindung seinen Grund hat, mit welcher beide Geschlechter den Familienkreis umfassen. Nur ist der Ursprung gerade dieser Ausdrücke, die in das höchste Alterthum zurückgehen, so dunkel, dass sich der Beweis schwer würde führen lassen. Ausser diesem Fall hat wohl die weibliche Eigenthümlichkeit auf die besondren Sprecharten der Weiber, von denen hier die Rede ist, keinen Einfluss. Sie beruhen auf Lebensweise und Völkersitte. Es wäre sehr wichtig auszumitteln, ob diese Weiberidiotismen wirklich ausschliesslich der neuen Welt angehören. Ich habe es oben mit Absicht zweifelhaft ausgedruckt,[255] und mich auf die Thatsache beschränkt, dass es nur von ihren Sprachen angemerkt wird. Drei verschiedene Ursachen würden es in der That begreiflich machen, dass sich die Aufmerksamkeit wirklich vorzugsweise in Amerika auf diesen Punkt gewandt hätte. Erstlich hat man, wenn man die Sprachen ohne Literatur und Alphabet in Eine Classe wirft, unter diesen von den Amerikanischen bei weitem ausführlichere und in den innern Bau genügender eingehende Schilderungen, als von denen der übrigen Welttheile. Zweitens rühren die der Amerikanischen meistentheils von Katholischen Missionaren her, die einestheils durch die Ohrenbeichte gezwungen wurden auf die Eigenthümlichkeiten der Sprechart der verschiedenen Volksclassen einzugehen, andrentheils wegen der verbotnen Grade beim Heirathen auf die Verwandtschaftsnamen genaue Aufmerksamkeit richten mussten. Endlich war die eigne Sprache der Karibischen Weiber früh bekannt, und der Forschungsgeist fand hierin einen natürlichen Anstoss derselben Erscheinung bei andren Völkerstämmen nachzuspüren. Im Japanischen findet sich ein eignes nur von den Weibern gebrauchtes Pronomen und zwar bloss in der 1. Person. Dies ist um so auffallender, als selbst den Semitischen Sprachen, die doch die 2. Person gegen die Analogie der meisten, wenn nicht aller andren Sprachen nach dem Geschlecht unterscheiden, die 1. Person einfach lassen. Das eine der weiblichen Japanischen Pronomina (denn es giebt mehrere, alle aber der 1. Person) ist dasselbe, dessen sich die untren Volksclassen bedienen, wara, nur mit hinzugesetztem wa, warawa; die andren sind alle eigentlich Pronomina reciproca, dem Begriff von sich entsprechend. Ihr eigenthümlicher Gebrauch bei dem andren Geschlecht liegt daher vielleicht nur in der von diesem angenommenen Gewohnheit die Ichheit in einem praegnanten Sinn und auf das Selbst, wie auf etwas Drittes bezogen zu bezeichnen.52 Diese[256] Eigenthümlichkeit des Japanischen deutet aber übrigens gar keine besondre Weibersprache an, sie ist kaum einmal eine Anwendung der Geschlechts-Unterscheidung auf das Pronomen, sondern scheint ganz wesentlich mit den Abstufungen zusammenzuhangen, welche die Rangverschiedenheit fast in alle Theile des grammatischen Ausdrucks dieser Sprache bringt.

83b. Wo es in Amerika eigne Sprachen der Weiber giebt, ist die der Männer die allgemeine für beide Geschlechter. Die besondre der Weiber wird ihnen geheim gehalten, oder von ihnen zu lernen verschmäht. Umgekehrt dagegen haben unter den Mandingo in Afrika die Männer eine besondre, den Weibern unverständliche Sprache, deren sie sich bei gewissen Gelegenheiten bedienen.53[257]

84. Mit dem im Vorigen im Vorbeigehn erwähnten besondren Pronomen 1. pers. der Kinder im Japanischen hat es dieselbe Bewandtniss als mit dem der Weiber. In den Amerikanischen Sprachen werden aber sich über einen ganzen Theil der Sprache erstreckende Eigenthümlichkeiten des Ausdrucks der Kinder verschiednen Alters erwähnt. Es kehrt auch hierin nur die Erscheinung wieder, dass beständiger und ausschliesslicher Umgang, und Absicht sich durch Eigenheiten vor andren auszuzeichnen und ihnen unverständlich zu machen im Schoosse der gemeinsamen Sprache besondre Ausdrücke und Wendungen erzeugt. Ausserdem mischt sich in diese Sprecharten natürlich der kindische oder jugendliche Charakter der Sprechenden.

85. Auf conventionelle Art und erst durch Verhältnisse entstanden, welche der Gesellschaft ihren Ursprung verdanken, sind die besondren Sprachen, die in der gemeinsamen aus dem Betriebe desselben Gewerbes, der gleichen Beschäftigung entstehen. Sie erstrecken sich gewöhnlich nur auf den Kreis der sich auf das Gewerbe selbst beziehenden Ausdrücke, und bei uncultivirten Völkern, wo noch die verschiednen Arten menschlicher Thätigkeit nicht so bestimmt getrennt sind, darf man sie gar nicht, als nur dergestalt suchen, dass, die solche Gewerbe vorzugsweise treiben, eine Anzahl von Gegenständen einzeln bezeichnen, welche dem übrigen Volk gleichgültig und unbekannt sind. Wie die Karibische Weibersprache, so ist die mit vielen Wörtern Norwegischen Ursprungs vermischte Sprache der Shetländischen Fischer mehr der Geschichte, als der Sprachkunde angehörend. Sie sollen sich derselben nur, wenn sie in See sind, bedienen. Es fragt sich indess noch, ob dies wirklich bloss eine See- und Fischersprache ist.54 Das ganze Volk dieser Inseln spricht, insofern es nicht durch höhere Bildung zum Englischen übergegangen ist, noch Norwegisch, da diese Inseln lange den Norwegern und Dänen unterworfen waren, ja vermuthlich von Norwegen aus zuerst bevölkert wurden.[258]

86. Den wichtigsten Einfluss auf die Sprache und ihre Behandlung hat der Unterschied, welchen höhere Geistesbildung, sorgfältigere Erziehung und mit Rücksicht auf beides sich absondernder Umgang hervorbringen. Dieser Unterschied ist gar nicht nothwendig an gewisse Classen oder Stände gebunden, sondern läuft sehr oft durch alle hindurch, und dies ist für die Sprache, wie für die Bildung selbst der günstigste Fall. Es ist indess natürlich, dass die verschiedene Art der in einem Volke herrschenden Absonderung der Stände und des Ranges mit demselben gewissermassen zusammenfällt, da das, was den Unterschied bildet, doch vorzüglich in dem ausschliessenderen Hingeben des Geistes an Gedanken und Empfindungen liegt, und daher die mehr selbständige Unabhängigkeit, die grössere Freiheit von drückenden Nahrungssorgen, die Entfernung von körperlicher Arbeit die Abstufung ausmachen. Hieran knüpfen sich aber auch, bald in zarteren, bald in roheren Nuancen, Stolz, Herrschbegier und Unterdrückungssucht und arten in die Begriffe blosser Vornehmlichkeit aus. Man kann daher auch in Absicht der Sprache die Sprachen der Bildung und des Ranges nicht ganz als dieselbe Classe ansehen, sondern muss sie oft auf das bestimmteste von einander unterscheiden.

87. Die Bearbeitung von Ideen, die mit Sorgfalt gehegte Dichtung, die wissenschaftliche Behandlung, die Leitung der Staatsgeschäfte in ihren verschiedenen Formen schaffen sich in der gemeinsamen Sprache eine höher und feiner gebildete, die man, da sie selten lange der Schrift entbehrt, die Schriftsprache zu nennen pflegt. Zwischen dieser und der Volkssprache entsteht alsdann ein wohl bei keiner Nation, die eine Literatur besitzt, fehlender Unterschied. Die Religion, ganz auf Ideen beruhend, vereinigt sich gewöhnlich mit der Schriftsprache, es giebt aber auch, wie schon oben (§. 74.) berührt worden, Fälle, wo sie sich eine von der Schrift- und Volkssprache des Landes verschiedene dritte wählt. Das südliche und östliche Asien bietet Sprachen dar, die wir bloss als Schrift-und wissenschaftliche Sprachen kennen, ohne zu wissen, wann und in welchem[259] Umfang sie gesprochen worden sind. Das Sanskrit, Pali und Kavi sind von dieser Art, sie sind aber, da in diesem Theile des Menschengeschlechts Dichtung, Philosophie und Wissenschaft ganz aus der Religion hervorgehen, ganz vorzüglich religiöse Sprachen. Bloss eigne Mundart dieser Gattung, aber nicht so religiöser, sondern philosophischer und wissenschaftlicher Art ist der alte Stil des Chinesischen, das Ku-wén. Dies liegt ganz innerhalb des Kreises, den ich (§. 81.) hier meiner Untersuchung gezogen habe, wo nämlich dieselbe Sprache durch die ganze Nation herrscht. Das Ku-wén zeichnet sich aber noch durch eine in sehr wichtigen Punkten abweichende Grammatik aus, und wird dadurch, als viel mehr eigne Sprache, dem Volk unzugänglicher. Dagegen ist die Schriftsprache, wie wir sie z.B. in den Europaeischen Nationen kennen, nur eine eigne Behandlung derselben Sprache. Die Schriftsprache wird zugleich die Umgangssprache der gebildeten Classen, und auch in dieser vereinten doppelten Eigenschaft finden wir sie ganz, auch der Abstammung nach, von der Volkssprache verschieden. Das Hindi ist die Gesellschaftssprache aller Mahomedanischen Höfe in Indien, erstreckt sich über Länder ganz verschiedner Volkssprachen, und besitzt eine eigne ausgebreitete Literatur. Allein auch ohne die letztere und aus dem Schoosse derselben Sprache heraus bildet sich eine solche höhere Gesellschaftssprache, die in der Wahl der Ausdrücke und Wendungen und den Abstufungen der Geltung der Wörter besteht. Von dieser Art sind die verschiedenen im Malaiischen üblichen Idiome oder Style, wie man sie nennen will. Die Sprache des Hofes, nur zu fürstlichen Personen gebraucht, die der gebildeten Gesellschaft, der Kaufleute und des Volks haben jede ihre eignen, nur für diese Abstufungen passenden Ausdrücke und zwar für die gemeinsten und gewöhnlichsten Dinge, wie schlafen, essen, sterben, sprechen u.s.f.55 Auch unter uns giebt es Aehnliches, aber nur einzeln, und in grösserer Freiheit, da in[260] jenen Sprachen der Rangunterschied sich über einen grösseren Kreis von Ausdrücken und Wendungen erstreckt, fester bestimmt, und ausserdem an caerimonieuse Formeln, vorzüglich im Gebrauch der Pronomina, gebunden ist. Auch die Mixteka Sprache hat, und wie es scheint, in noch grösserem Umfange, als die Malaiische, ein solches eignes Wörterbuch für die vornehmeren Classen, in welchem namentlich alle Theile des Körpers eigne Ausdrücke annehmen. Ob man sich aber dieser nur im Reden zu diesen Classen bedient, oder ob sie gleichsam eine abgesonderte Sprache für diesen Theil der Nation unter sich ausmachen, ist aus den vorhandenen Nachrichten nicht immer deutlich zu sehen. Im Malaiischen ist jedoch das Letztere der Fall. Dagegen ist das bhasa-krama56 auf Java seiner Hauptbestimmung nach eine nur von dem Geringeren zum Vornehmeren gebrauchte Sprache, die aber dergestalt durch die ganze Nation geht, dass auch im Volk die Kinder nie anders zu ihren Eltern reden. Diese, so wie alle Vornehmeren antworten in gewöhnlichem Javanischen. Dieser Gebrauch ist um so merkwürdiger, als die Sprache der Verehrung (bhasa-krama) nur zum vierten Theil aus gewöhnlichem Javanischen, das auch noch durch die Aussprache und in den Endungen verändert ist, übrigens aber aus Sanskritischen und Malaiischen Wörtern besteht. Am ehesten sollte man Sprachverschiedenheit bei den streng in Kasten geschiedenen Nationen erwarten. Ich kenne indess weder bei den Aegyptiern, noch bei den Indern eine Spur, aus welcher sich dies schliessen liesse. War es wirklich in Indien der Fall, so konnte es wohl nur in der untersten Klasse, bei den Sutras statt finden. Die drei oberen, die Zweifachgebornen, umschlang dazu offenbar ein zu enges religiöses Band. Die Sutras aber konnten eine ganz verschiedne[261] Sprache haben, da sie vielleicht nicht einmal dieselbe Abstammung mit den andren theilten, sondern von diesen unterjochte Urbewohner waren, wie neuerlich Lassen behauptet hat.57

88. In den hier erwähnten Fällen erstreckt sich der Einfluss des Rangunterschiedes vorzüglich auf die zu gebrauchenden Wörter und ist lexikalisch; in anderen geht er, mehr oder weniger tief, in den grammatischen Bau ein. Das Gewöhnlichste ist eine Verschiedenheit des Pronomen nach dem Rangunterschiede der Redenden. Spielt nun das Pronomen in der grammatischen Formation keine wichtigere Rolle als z.B. in den Sanskritischen Sprachen, so berührt dieser Gebrauch kaum die eigentliche Sprache. Wenn man im Sanskrit den, welchen man ehren will, mit einem eignen dazu gestempelten Pronomen in 3. pers. sing., im Deutschen mit dem gewöhnlichen Pronomen 3. pers. plur. anredet, so wird dadurch in der übrigen Sprache nichts verändert. Wenn aber, wie im Vaskischen58 das Pronomen bald indem es vom Verbum regiert wird, bald indem es die angeredete Person anzeigt, einen untrennbaren Theil der Conjugation ausmacht, so bildet es, wenn es eine eigne höflichere Form besitzt, ganz eigne Conjugationen, die durch alle Tempora und modi durchgeführt werden müssen. Auffallend ist es, dass in den Amerikanischen Sprachen gerade das Pronomen von allem Rangunterschied frei ist. Denn wenn im Mexikanischen auch die den Substantiven ganz gleich kommenden selbständig gebrauchten Pronomina die Ehrfurchtssylbe der Substantiva annehmen, so verschwindet aller Unterschied da, wo sich das Pronomen, als possessivum, mit den Substantiven, und in sehr verschiedenen Beziehungen mit dem Verbum verbindet.59 Dagegen bietet die Mexikanische Sprache ein mir sonst im gesammten Sprachgebiet unbekanntes Beispiel des Eindringens des Rangunterschiedes in alle Theile der Grammatik[262] dar. Denn er kann an allen Redetheilen angedeutet werden, ändert alsdann häufig die gewöhnlichen Formen der Wörter und bringt neue, oft sehr lange und verwickelte hervor. Beim Nomen (denn alle unter diesem begriffene Redetheile nehmen diese Bildung an) wird dem Worte die Endung tzin angehängt. Es verliert aber vorher seine ursprüngliche Endung und wird auf seine Grundform zurückgeführt. Diese Aenderung nimmt man mit allen Wörtern vor, die sich auf die Ehrerbietung fordernde Person beziehen, und sagt also z.B. nie im Gespräche mit ihr mo-quauh, dein Stock, sondern immer mo-quauh-tzin, dein verehrter Stock. Auch an Eigennamen von Königen findet sich diese Sylbe wie in Tecpal-tzin, Quauh-temo-tzin. Beim Verbum ist die Sache verwickelter. So oft von dem Gegenstande der Ehrerbietung die Rede ist, also wo er in 2. oder 3. Person Subject, oder wenn das Verbum in 1. Person steht, Object des Verbum ist, wird allemal, die Bedeutung möge es zulassen oder auch nicht, das reflexive Verbum (das eigentliche Medium der Griechen) gebraucht. Dies genügt aber noch nicht. Dies Medium wird nun weiter entweder in die Gattung der Verben verwandelt, bei welchen der Handlende, ohne selbst die Handlung zu begehen, sie durch einen andren verrichten lässt, oder in die, wo die Handlung, ausser ihrem directen und unmittelbaren Gegenstande, noch einen andren hat, auf den sie sich indirect und mittelbar zu seinem Nutzen oder Schaden bezieht. Will man nun diese Form noch verstärken, so hängt man ausserdem die Ehrfurchtssylbe tzin an dieselbe, und behandelt vermittelst der Endsylbe oa das Ganze, als ein aus einem Nomen abgeleitetes Verbum.60 Ob die Bedeutung des Wortes den Gebrauch des Medium und jener Gattungen von Verben zulässt oder nicht, wird durchaus nicht beachtet, die sich auf sie beziehenden Charakteristiken gelten nicht mehr einzeln, als solche, sondern verbunden als Ehrfurchtsform.[263] Die Unangemessenheit des Begriffs zu ihrer Bedeutung lässt sogar diese leichter in ihnen erkennen. Soll wirklich ein Medium in diese Form treten, so hängt man, ohne weitre Verwandlung, bloss die Endung tzinoa daran; ist dasselbe mit den oben angedeuteten Gattungen der Verben der Fall, so verdoppelt man ihre Kennsylben, so dass diese einmal der Bedeutung des Worts, das andremal der Ehrfurchtsform angehören. Die Vorstellungsweise, welche dem Gebrauch dieser Formen zum Grunde liegt, lässt sich im Ganzen wohl einigermassen errathen. Durch das Medium wird der vornehmeren Person ihr Ich zweimal vorgeführt, eine ähnliche Berücksichtigung der Persönlichkeit ist im Gebrauch des Verbum mit doppelter Beziehung enthalten, und die Idee der Verrichtungen durch andre erinnert an Macht und Freiheit von eigner Bemühung. Da aber der Niedrigere, da wo der Vornehmere nur Gegenstand des gebrauchten Verbum ist, auch in 1. Person dieselben Formen braucht, so fällt diese Beziehung derselben ganz hinweg, und man kann sich nicht erwehren zu denken, dass nicht ein Hauptgrund dieses Sprachgebrauchs allein in dem Umschweife des Ausdrucks und der Feierlichkeit der langen daraus entstehenden Formen liegen sollte. Denn das einfache ni-c-tlasotla ich liebe ihn, wird in der verstärkten Ehrfurchtsform zu ni-c-no-tlasoti-li-tzin-oa.61

89. Es ist eine für die Sitten und den Charakter der Nationen nicht uninteressante Bemerkung, dass die erniedrigenden Ausdrücke, deren sich in einigen Asiatischen Sprachen der Geringere gegen den Vornehmeren bedient, wie im Malaiischen: ich Sklave, wovon es drei immer demüthigere Abstufungen giebt, im Japanischen: ich Unwürdiger, im Chinesischen (gleichsam zur Demüthigung des Gelehrtenstolzes) ich Einfältiger, in den Amerikanischen Sprachen[264] gar nicht gefunden werden. Wären die Völker der neuen Welt bloss immer wild herumstreifende Horden gewesen, so wäre dies sehr begreiflich. Da es aber grosse Reiche und mannigfaltige politische Einrichtungen dort gab, so beweist diese Erscheinung, was auch sonst aus der Geschichte dieser Reiche klar ist, dass, ungeachtet des grossen Despotismus der höheren Classen in Mexiko und Peru, demselben doch ein gewisser höherer Geist der Freiheit beigemischt war. Sehr merkwürdig ist es auch, dass diese und ähnliche Benennungen, soviel ich habe entdecken können, in den Sprachen der den Malaien so nahe verwandten Südsee-Insulaner nicht angetroffen werden. Es giebt gar keine eignen Ehrfurchtsformeln in ihnen, und doch sind die Stände bestimmt geschieden, und die gesellschaftliche Bildung ist so verfeinert, dass Mariner's62 Pflegemutter auf den Tonga Inseln ihn mit Sorgfalt nicht nur in der Reinheit der Sprache von fremden Ausdrücken benachbarter Inseln, sondern auch in Allem unterrichtete, was in Anzug, Sitten und Gespräch dem guten Ton angemessen, und eines egi, Edlen, würdig, oder ihm unanständig war. Bei den Mexikanern scheint dem Gebrauch der Ehrfurchtssylbe tzin gar nicht Ehrerbietung, sondern Zärtlichkeit zum Grunde zu liegen. Denn diese Ehrfurchtssprache ist zugleich eine des Wohlwollens und der innigsten Liebe, und dies scheint ihr ursprünglicher Sinn. Die Eltern bedienen sich derselben gegen ihre kleinen Kinder, und indem Tapia in seiner Mexikanischen Grammatik,63 als Beispiele solcher Formen die Redensarten ti-no-namic-tzin, du bist mein geliebter Mann, ti-no-cone-tzin,64 du bist mein geliebtes Kind, anführt, versichert er, dass kein Spanischer Ausdruck die Innigkeit desselben erreiche. Es ist nicht zu läugnen, dass die Empfindung und der Begriff[265] inniger mit dem Gegenstande verwebt werden, wenn ihre Bezeichnung, nicht kalt in adjectiver Gestalt daneben gestellt, sondern zu einer eignen Sprachform gemacht, ihn gleichsam zu einem ganz andren, dieser Empfindung ganz eignen, stempelt. Durch eine sehr natürliche Ideenverbindung drückt das tzin auch Bedauern und Mitleid aus, koko-s-ka-2tzin-tli, der arme Kranke.65 Die als roher beschriebenen Bergbewohner sollen das tzin nur in der ersten Person von sich gebrauchen, und zu Andren, auch Vornehmeren, auf die gewöhnliche Weise reden. Tapia legt ihnen dies als eine Rohheit und Grobheit aus. Vermuthlich ist in der Bemerkung nur das Wahre, dass sie tzin nicht gegen Fremde gebrauchen. Zur Ehrfurchtssprache mag das tzin erst im gesellschaftlichen Zustande (wie Tapia sagt entre los Indios politicos) geworden seyn, da auch mag sich zuerst die wunderbare Behandlung der Ehrfurchtsverba ausgebildet haben. Im Gebirge mag tzin nur als Ausdruck der Zärtlichkeit und des Bedauerns gelten, im letzteren Sinn mag es der arme, dürftige Bewohner, wie das Volk oft thut (man erinnre sich an das pobrecito der Italiäner), von sich brauchen, und natürlich nicht auf den Vornehmeren passend finden. Hierin scheint mir vorzüglich ein Beweis zu liegen, dass diese, in andren Sprachen den Diminutiven gegebene Bedeutung die ursprüngliche ist. Die nahe Verwandtschaft des tzin mit der Diminutivsylbe ton zeigt die ganz gleiche grammatische Behandlung beider Wörter. Wenn ein mit tzin verbundnes Wort ohne Pronomen possessivum steht, nimmt es die erst weggeworfne Substantivendung wieder an; quauh-tzin-tli, der verehrte Stock. Dasselbe thut die Diminutivsylbe ton im gleichen Fall, und nur sie. Auch die Pluralbildung ist dieselbe bei den Ehrfurchtsund[266] Verkleinerungswörtern. Im Mexikanischen der Spanischen Geistlichen kann man diese Ehrfurchtssprache gleichsam als neu aufgelebt ansehen. Sie halten nicht nur darauf, dass sie gegen sie gebraucht werde, sondern die Sprachlehrer (sämmtlich Geistliche) empfehlen auch sorgfältig, überall wo von Gott und göttlichen Dingen die Rede ist, diese umständlichen und schleppenden Formen zu gebrauchen.66

90. Ich bin absichtlich länger bei diesem Einfluss des Unterschiedes der Stände auf die Sprache verweilt, um an auffallenden Beispielen zu zeigen, wie mehr oder weniger verschiedene Sprachen in derselben Nation und bei gleicher Abstammung herrschend seyn, äussere Umstände, selbst solche, die gar nicht tief in den ganzen Charakter eingehen, die Sprache verändern, ja wie ganz eigenthümlich ihr angehörende Begriffe (wie der des Medium) nach zufälligen Zwecken, ganz gegen ihre ursprüngliche Natur verdreht werden können. Es geht daraus der innige Zusammenhang! zwischen der Sprache und allem den Menschen Betreffenden, und zugleich ihre bewundernswürdige Biegsamkeit hervor, sich jeder an sie gemachten Anforderung hinzugeben, und alles in Begriffen oder Lauten in sie verpflanzte Fremde sich gleich organisch anzubilden, und mit sinniger Berücksichtigung ihrer Zwecke zu gestalten. Allein der zugleich für die Sprache und die Nationalbildung günstige Fall ist immer nur der, wo eine einzige Sprache unvermischt durch die ganze Nation läuft, nur die wesentlichen und[267] natürlichen Bedingungen des menschlichen Daseyns auf sie einwirken, und ihr nichts aufgebürdet wird, was nicht in ihrer eignen Natur freiwillige und leichte Begegnung findet. Nur da ergiesst sich die Sprache frei und wohlthätig durch alle Classen der Nation, und von diesem ihrem Hin- und Zurückströmen zwischen dem Volke und den gebildeteren Ständen, den einzelnen Beschäftigungen Gewidmeten und den ein vielseitigeres Leben Führenden, von diesem wahren Lebensprocesse der Sprache in der Nation muss ich hier noch Einiges hinzufügen.

91. Die Scheidung des Volks von den sich nicht zum Volke Rechnenden ist in dem Daseyn einer Nation so unvermeidlich, dass sie sich wohl in jeder ohne Ausnahme findet, sie ist aber zugleich für Alle was die höchsten Zwecke des Menschen betrifft, so wichtig, dass sie in diesem Gebiet nie einen Augenblick aus den Augen gesetzt werden kann. Der letzte dabei zu erreichende Zweck, um gleich diesen zu bezeichnen, ist nun der, durch eine beständige ungehemmte und energische Gemeinschaft zwischen diesen beiden Theilen der Nation zu bewirken, dass auf das Volk alle wesentliche Früchte der Bildung, nur mit Ersparung des mühevollen Wegs, auf dem sie erlangt werden, herabströmen, die höheren Stände aber durch den gesunden, geraden, kräftigen, frischen Sinn des Volkes, durch das in ihm lebende Zusammenhalten alles Menschlichen bewahrt werden vor der Mattigkeit, Flachheit, ja Verschrobenheit unverhältnissmässiger Einwirkung einseitiger Bildung. In einem geistig und sittlich gediegenen, starken, unverdorbenen Volke liegt allein die sich erneuernde Kraft der Nation; die Bildung, insofern sie, als philosophische und poetische, Ideen und Empfindungen bearbeitet, führt diesen Stoff nur in eine höhere, mehr idealische Sphäre hinüber, und wendet, als technisch und scientifisch, nur das an wenigen Gegenständen roh und zufällig Erfahrne und Versuchte, auf künstliche Weise und nach Principien, auf viele systematisch an, und schreitet in neuen Erfahrungen und Versuchen fort. Die höheren Stände können und dürfen jener Kraft nicht fremd seyn, und insofern sie sie theilen, bilden sie Eine Masse mit[268] dem Volk, mit dem sie, alle Classen hindurch, namentlich in der Religion, innerlich und äusserlich verknüpfende Bande haben, sie zeichnen sich nur durch andre Bestrebungen und daraus hervorgegangne Fähigkeiten und Ansichten aus. Jene Scheidung ist daher wahrhaft nur da vorhanden, wo die Bildung irre geleitet hat, oder die Natur zur Rohheit hinabgesunken ist. Wo gesunde Natur und ächte Bildung richtig auf einander einwirken, ist weder Spaltung, noch Gegensatz, nur aus andrer Entwicklung der Kräfte entspringende, sich gegenseitig ergänzende Verschiedenheit. Die Gemeinschaft zwischen dem Volk und dem übrigen Theil der Nation beruht nun grösstentheils auf der alle Ideen und Empfindungen vermittelnden Sprache, und wird durch sie so vortreflich bewirkt, da die Sprache die Kunst besitzt, indem sie nur das Bekannte wiederzugeben scheint, in der unmerklich veränderten Geltung des Ausdrucks etwas Verschiedenes darzubieten, und das Neue immer an das schon tief in die Natur Eingegangene zu knüpfen. Es gehört aber dazu nicht bloss Einerleiheit der Sprache überhaupt, sondern die Sprache des Volks und die der Gebildeten müssen einander möglichst nahe bleiben, wozu unter uns das Lesen derselben Bibelübersetzung eins der kräftigsten Mittel ist, es muss zwischen beiden nur die Art des Unterschiedes herrschen, welcher die Classen der Sprechenden selbst charakterisiren sollte, und es müssen sich in die Eine, dort kräftigere, vollere, ungewähltere, und hier verfeinerte Sprache nicht lästige, trennende Höflichkeitsformeln, wie die, von denen wir eben gesprochen, eingedrängt haben.

92. Betrachtet man nun, wie im Vorigen den Einfluss der Sprache auf die Verschiedenheit der Bildungsstufen, so den umgekehrten, welchen sie auf die Sprache ausüben, so liegt zuerst am Tage, dass es ausschliesslich das Volk ist, von dem nicht nur die Sprache ursprünglich ausgeht, sondern das auch immerfort ihre Fülle, ihre Stärke und ihre unmittelbare Beziehung auf die lebendige Anschauung, die Phantasie und das Gefühl bewahrt und erhält. Dies muss man als einen unumstösslichen, wahrhaft leitenden Grundsatz nie ausser Acht lassen. Die höher und feiner gebildeten Classen[269] haben daran natürlich mit Theil, und in dem Grade bedeutender, in dem ihre Bildung in einem richtigen Verhältniss zu dem ganzen Wesen der Nation steht, aber was dies in ihnen bewirkt, ist nicht die Bildung, nicht dasjenige, was sie vom Volk unterscheidet, sondern das, worin ein tüchtiges, unverdorbenes, von Rohheit und Unsitte freies Volk glücklicherweise mit ihnen übereinstimmt. Das Schaffende in der Sprache ist immer die Natur, die bewusstlos die Fülle der Sprache aus sich ergiessende Kraft des menschlichen Geistes im geselligen Zusammenwirken, und das hierüber oben (§. 73. 74.) in andrer Beziehung Gesagte findet auch hier seine Anwendung. Die Bildung läutert und sichtet den empfangenen Stoff; sie führt zuerst, und dies ist auf die ganze Sprache von dem wichtigsten und rein wohlthätigem Einfluss, die Aussprache auf schärfer umgränzte und weniger zahlreiche Laute zurück, die meisten Volksmundarten haben eine grössere Anzahl, besonders unbestimmt in einander übergehender Vocallaute, als die gereinigte Sprache im Munde der Gebildeten; sie bestimmt ebenso genauer die Geltung der Wörter, und sondert die verschiednen Gebiete der Begriffe; sie wirft einen Theil derselben, bald als der anständigeren Sprechart nicht angemessen, bald als Provincialismen zurück; dies macht sie sich zu einem besondren Geschäft, und auch absichtlos geht ihr ein andrer im Gebrauche verloren, indem der Kreis der Gebildeten aus einer geringeren Zahl von Individuen besteht, und eine geringere Zahl wirklicher Gegenstände behandelt, es auch Princip der gebildeten Gesellschaftssprache ist, nur so, wie die Andren zu reden, und sich nicht die Kühnheit zu erlauben Wörter der Volkssprache in sie hinüberzuführen; ebenso wirkt sie auf die grammatischen Formen und Constructionen, regelt dieselben, macht sie gleichmässiger unter sich, behandelt da oft, wie es in vielen deutschen Verben der starken Conjugation, die sich in ihnen nur noch im Volk erhalten hat, ergangen ist, als Ausnahme, was tief als Regel im innersten Wesen der Sprache begründet ist. Von allen diesen Seiten ist ihr Einfluss läuternd und sichtend, aber verarmend.[270]

93a. Von andren her aber bereichert die Ausbildung auch unläugbar die Sprache. Sie entwickelt und spaltet die Begriffe und erweitert dadurch den Kreis derselben; als Sprache der feineren, von der Natur ferner lebenden Gesellschaft beschränkt sie sich zwar, wie eben bemerkt worden, auf eine kleinere Zahl von Gegenständen, aber als Sprache der Wissenschaft erstreckt sie sich weit über die Volksbeobachtung hinaus über die ganze Natur, sie bedarf also neuer Wörter und bildet diese durch Ableitung und Zusammensetzung aus dem vorhandenen Sprachvorrath, oder entlehnt sie, der minder günstige Fall, aus fremden Sprachen. Noch bedeutender und wohlthätiger wirkt sie durch innerliche Bereicherung, indem sie die Bedeutungen der Wörter auf neue Begriffe und Nuancen derselben hinüberführt, und ihnen eine bis dahin unbekannte Geltung verschafft. Ob die Ausbildung, welche die Sprache durch die feinere Gesellschaft, die Schriftsteller und die Grammatiker erhält, auf die grammatischen Formen schaffend, ihren Kreis erweiternd, wirkt? ist eine schwierige, kaum mit Unterscheidung aller verschiedenen Fälle genau zu beantwortende Frage. Dass die grammatischen Formen im Laufe der Zeit abnehmen, ist gewiss, und namentlich an dem germanischen Sprachstamm durch die meisterhaften, und in keiner andren Sprache bisher aufzuweisenden Arbeiten Jacob Grimm's, denen sich die Boppischen angeschlossen haben, auf das überzeugendste factisch dargethan. Hieran aber möchte ich der Cultur nur den geringeren Antheil beimessen. Es geschieht dies auch im Munde des Volks durch das Abschleifen der Endungen im langen Gebrauch, aber da dies Abschleifen erst entsteht, wenn diese Endungen für das Gefühl bedeutungslos werden, eigentlich durch das Erkalten und Erstumpfen des nur in den früheren Epochen der Sprachen frischen und lebendigen Sprachsinns. Denn wir mögen es nun begreifen oder nicht, so kann es nicht abgeläugnet werden, dass die Sprachen ein Hauch der Menschheit aus dunkler, unbekannter Zeit her scheinen, der sich zwar von Generation zu Generation mittheilt, aber in derselben Sprache nicht wieder erneuert, sondern verweht,[271] eine Glut, die, je ferner ihrem Ursprunge, desto fühlbarer erkaltet. Auf die Ausmärzung von Formen, welche im Gebrauch wohl entbehrt werden können, aber aus lebendigerer, gleichsam mehr ursprünglicher Naturansicht, und tieferem Gefühl seiner selbst hervorgegangen sind, hat die Cultur wohl Einfluss. So findet sich der Dualis im Slawischen und Germanischen Sprachstamm nur noch in Volksmundarten. Auch jene allgemeine Verarmung der Grammatik befördert und beschleunigt sie gewiss. Denn worin, als darin, dass sie immer Volkssprache geblieben ist, und eigentlich keine Literatur besessen hat, läge es wohl sonst, dass die heutige Litthauische Sprache ihre ursprünglichen grammatischen Formen reiner und vollständiger bewahrt hat, als ihre heutigen Slawischen und Germanischen Schwestern? Wenn aber die Sprachen von einem Culminationspunkt der Grammatik herabsteigen,67 so fragt es sich, ob es in den Phasen, die sie durchgehen, auch ein Aufsteigen zu demselben giebt, und welchen Antheil, der dann nur ein bereichernder seyn könnte, die Cultur an diesem nimmt? An ein solches Aufsteigen, auf das ich in der Folge noch werde öfter zurückkommen müssen, glaube ich allerdings, nur in sehr verschiedenem Masse und in sehr verschiedner Art nach der eigenthümlichen Beschaffenheit der Sprachen.68[272] An sich aber liegt es in der Natur der Sache in vielen, und die Zergliederung der vorhandenen Sprachen bietet auch einzelne, jedoch nur sparsam aufzufindende beweisende Thatsachen dazu dar.

93b. Ein sehr einleuchtendes Beispiel aus der Mbayischen Sprache habe ich in einer früheren Schrift gegeben.69 Das Zusammenschmelzen des Hülfsverbum mit dem Stammworte im Futurum der Romanischen Sprachen in ihrem späteren Zustande, da sie in dem früheren noch Pronomina dazwischen schoben, gehört auch hierher; amarai, amar l'ai, aimerai.70 Ganz gewöhnlich ist in den Sprachen die Erscheinung, dass Affixa, die ursprünglich eigene Wörter waren, sich im Gebrauch abschleifen und den Stammlauten aneignen. Von dieser gewissermassen gedankenlosen Assimilation aber ist eine offenbar absichtlich aus richtigem Gefühl der Analogie der Sprache im Ungrischen im Laufe der Zeit entstandene auf eine merkwürdige Art verschieden. Die Ungrische Sprache theilt nämlich die Vocale in drei Classen, starke, a, o, u, schwache, e, ö, ü, und gleichgültige, ä, i, 1e. In wahrhaft Ungrischen Wörtern finden sich niemals zugleich Vocale der beiden ersten Arten, die Vocale eines jeden gehören bloss einer von beiden an, nur die der dritten vermischen sich mit beiden. Dies ursprüngliche Bildungsgesetz der Wörter geht auf die grammatische Anfügung über. Der Vocal des Stammworts bestimmt den des Affixes; hal, Fisch, hal-ak, die Fische, kar, Arm, karok, die Arme, üst, der Kessel, üstök, die Kessel. Die Affixa können aber zum Theil mit einem suffigirten Pronomen[273] allein stehen, und alsdann bestimmt ihr Vocal den des Pronomen. So wird nek, die den Dativ bildende, aber immer suffigirte Praeposition, zu nak in halnak, dem Fische, behält dagegen sein e in nekem, mir, neked, dir u.s.f. Es gilt daher als allgemeines Gesetz, dass der Vocal des selbständigen Worts unverändert bleibt, dagegen der des abhängigen sich nach jenem umwandelt. Dieser Vocalwechsel unterscheidet sich sehr sichtbar von dem in den Sanskritischen Sprachen üblichen. Dieser letztere gründet sich zum Theil gewiss, vielleicht aber auch ganz auf die Leichtigkeit der Aussprache, besteht in einer durch die Endsylben des Worts auf dessen Anfangssylben ausgeübten Wirkung, und knüpft sich, wo sie bedeutsam ist, an die grammatische Unterscheidung der Formen. Der Ungrische Vocalwechsel beruht auf dem Wohllautsgesetz, in demselben Wort nur gleichartige Vocale zu lieben, besteht immer in einer Wirkung der Anfangssylben auf die Endsylben, und wird zum Bindungsmittel der Einheit des Worts, verwandelt das getrennte oder locker angefügte grammatische Zeichen in wirkliche Beugung. Je mehr sich also das Gesetz dieses Vocalwechsels in der Sprache befestigt, desto mehr besitzt sie Grammatik. Denn sie unterscheidet alsdann immer sorgfältiger, und bezeichnet immer sichtbarer den Unterschied zwischen der Materie und der Form der Sprache, was das Ziel aller Grammatik ist. Nun ergiebt sich aus der Vergleichung der ältesten Denkmäler der Ungrischen Sprache, dass dies Gesetz ehemals in geringerem Umfange beobachtet wurde, als jetzt, und zwar mit folgendem merkwürdigen Unterschiede. Bei Affixen, die niemals Selbständigkeit erhalten, und nur in einem einfachen Consonanten bestehen, der mit einem Bindevocal an den Endconsonanten des Wortes geheftet wird, wie das t des Accusativs, folgt bei den Aelteren und Neueren dieser Bindevocal dem des Worts; hal-at, den Fisch, tüz-et (spr. tüset), das Feuer. Affixa dagegen, die unter Umständen selbst Suffixa annehmen, erscheinen in den ältesten Sprachurkunden noch mit unverändertem Vocal, und erst die spätere Sprache unterwirft sie der regelmässigen grammatischen Umbildung. In dem ältesten bekannten[274] Denkmal der Ungrischen Sprache, einer Leichenrede, die zwischen das Jahr 1192. und 1210. gesetzt wird, findet man daher halal-nek, dem Tode, Paradisum-ben, in dem Paradiese, wo die spätere und heutige Sprache halal-nak, Paradisum-ban sagen. Dieselbe Unregelmässigkeit dauert, und zwar immer nach dem Grade ihrer mehreren Selbständigkeit, auch bei nachfolgenden Schriftstellern noch fort, und hat sich bei dem gemeinen Volke, vorzüglich in einigen Gegenden, bis auf den heutigen Tag erhalten. So ist dies auf der einen Seite also ein wirkliches Beispiel der sich durch die gebildete und Schriftsprache befestigenden Gesetzmässigkeit grammatischer Formen, indem es zugleich auf der andren die Beharrlichkeit zeigt, mit welcher das Volk sich der Umänderung stammhafter Vocale widersetzt.71

93c. Wir stehen nur überall den ältesten Sprachepochen zu fern, und das erste Gerinnen der Elemente zu einer Sprache geht so unmerklich vor, dass es uns vielleicht selbst unter unsern Augen entschlüpfen würde. Die Entstehung der Romanischen Sprachen gehört uns geschichtlich sehr wohl bekannten Jahrhunderten an. Allein trotz der treflichen Arbeiten Raynouards bleibt uns gerade das Wichtigste, der unmittelbare Austritt aus der Römischen in die neue Form auch am meisten in Dunkel gehüllt. Zur Entscheidung der Frage über die Bereicherung der Sprachen an grammatischen Formen durch die erhöhete Bildung wird es daher besser seyn, ohne Rücksicht auf so fern liegende Sprachepochen, die verschiedenen Arten zu bestimmen, in welchen diese Frage genommen werden kann. Die Grammatik gewinnt nämlich und erweitert sich, indem, was ursprünglich blosse, noch willkührlich verschiebbare Redensart, Aneinanderreihung[275] von Sachworten ist, zu fester Form, zu durch den grammatischen Begriff bestimmtem Sachworte wird; oder wenn die Beugungen da, wo sie vorher mehr nach Ungewissem und zufälligem Sprachgebrauch angewendet wurden, anfangen schärferer Begränzung der grammatischen Begriffe zu folgen; oder endlich wenn wirklich neue Beugungslaute entstehen. Das Letzte lässt sich von der Bildung ebensowenig, als das Schaffen neuer Wortlaute erwarten. Allein der Gewinn an Formalität und an Uebereinstimmung derselben mit der allgemeinen Grammatik kann und ist sehr häufig ihre Frucht. Indess fährt auch hier die Cultur nur auf dem Wege fort, den die Sprache schon selbst gebahnt hat. So mannigfaltige Materialien auch selbst das Chinesische besitzt, um zu Flexionen oder einem Analogen davon zu gelangen, so hat doch die in die ser Nation so bedeutend vorgeschrittene literarische Cultur die Sprache diesem Baue nie um einen Schritt mehr genähert. In der jetzt auch literarisch gewordnen Volkssprache liegt allerdings eine solche, wenn gleich sehr geringe Annäherung. Ob aber die Volkssprache diesen Schritt erst in der Folge der Zeit gethan, oder ob sie sich schon immer vom älteren Stilunterschied? lässt sich nicht gehörig entscheiden. Wieviele Jahrhunderte das Sanskrit in allen Zweigen der Wissenschaft und Dichtung bearbeitet worden ist, so hat sich die bestimmte Bedeutung der Tempora nie so scharf darin abgegränzt, als wir es schon in dem ältesten Denkmale Griechischer Sprache, im Homer, antreffen. In den Constructionen dagegen verdankt die Sprache der gesellschaftlichen und literarischen Bildung die bedeutendsten Bereicherungen, da es hier nicht auf das Schaffen eines neuen Stoffs, sondern auf das Eingehen neuer Verbindungen, anderes und anderes Verschlingen des Gedanken ankommt. Dies kann, wie wir am Griechischen sehen, rein und ausschliesslich aus dem Schoosse der eignen Sprache geschehen, aber es entsteht vorzüglich auch da, wo verschiedene Sprachen in ihren Literaturen auf einander wirken. Je freier und vielseitiger eine Nation in ihrem geistigen Schaffen, je mehr sie von der Ueberzeugung durchdrungen ist, dass das in jeder Sprache[276] einzeln Vortrefliche muss auch aus ihr auf irgend eine eigenthümliche Weise zurückstrahlen können, desto mehr erweitert sie den gesetzmässigen Kreis der Behandlung ihrer Sprache. In der Deutschen ist dieser Vorzug besonders sichtbar, und sie hat hierin ein grosses und edles Vorbild an der Römischen. Kein Volk ist wohl je eifersüchtiger auf seine Nationaleigenthümlichkeit gewesen, als das Römische, und doch leuchtet aus den Schriftstellern der schönen Zeit der Römischen Literatur, vorzüglich den Dichtern, das Bestreben sich Griechische Sprachformen und Wendungen anzueignen unverkennbar hervor. Es wäre durchaus ungerecht, die Nationen darum einer tadelhaften Nachgiebigkeit gegen das Fremde zu beschuldigen. Das Bewahren der Nationalitaet ist nur dann wahrhaft achtungswürdig, wann es zugleich den Grundsatz in sich fasst, die scheidende Gränze immer feiner, und daher immer weniger trennend zu machen, sie nie zu beengender Schranke werden zu lassen. Denn nur dann fliesst es aus einem wirklichen Gefühl für die Veredlung des Individuums und der Menschheit her, welche das letzte Ziel alles Strebens sind. Wie bei Völkerzügen und durch andre geschichtliche Ereignisse Umänderungen der Sprachen durch die Mischung der Nationen erzeugt werden, so entstehen auch, wenn sich ihre Gedanken in ihren Literaturen berühren, ähnliche, nur feinere und weniger in die Augen fallende, und dies ist allein das Werk der Bildung und geht erst durch sie, und nicht einmal immer, auf das Volk über. Jene geschichtliche Mischung der Nationen selbst wirkt, wie alles, was Natur und Schicksal herbeiführen, vorherrschend und sprachenerzeugend, beginnt aber bei dem am meisten Materiellen in der Sprache, dem Einführen neuer Wörter, und dringt, auch wo sie dies in überschwenglichem Masse thut, und selbst in der Betonung, einem jeder Sprache so eigenthümlichen Punkt, sichtbar ist, doch, wie das Beispiel des Englischen72 zeigt, in[277] den wortverknüpfenden Sprachbau nicht immer tief ein. Die Wörter aber weiss sie durch den täglichen Volksgebrauch bis zu organischer Einverleibung zusammenzuschmelzen. Die intellectuelle Berührung ist auch im intellectuellen Theile der Sprache wirksamer, und trift daher am meisten die Construction. Die durch sie eingeführten Wörter sind mehr technische und wissenschaftliche, als tief ins Leben eingreifende, und bleiben oft mehr ein äusserer Zuwachs, als sich mit der Sprache wahrhaft innig zu verschmelzen.

94. Nimmt man nun den sprachbereichernden Einfluss der gesellschaftlichen und schriftstellerischen Bildung zusammen, so ist er wesentlich kein Schaffen neuen Stoffs, sondern besteht vorzüglich darin, dass sich die Bildung in die fertig da stehende Sprache mehr und besser hineinbaut, nicht das Material bedeutend vermehrt, aber in dem vorhandenen dem erweiterten Gedanken, dem erhöheten und verfeinerten geistigen Leben mehr Raum und mehr Wohnlichkeit verschafft. Es wird als ein ganz allgemeiner und gar nicht erst eines Beweises bedürfender Grundsatz angenommen, dass sich die Sprachen nach den körperlichen und geistigen Bedürfnissen der Nationen erweitern, von einer kleinen Zahl von Wörtern, die sich nur auf die niedrigsten, noch wenig das bloss thierische Leben übersteigenden Bedürfnisse beziehen, ausgehen, und die Gränzen dieses Kreises nach und nach weiter stecken. In dieser Ausdehnung und auf diese Weise verstanden, halte ich jedoch diese Annahme für durchaus unrichtig. Das Sprechenlernen ist, wie im Vorigen (§. 59.) gezeigt worden, nur eine gesellschaftliche Entwicklung des Sprachvermögens. In jedem Einzelnen[278] liegt nothwendig die ganze Sprache (§. 54.). So wie also ein menschliches Volk menschlich da steht, und der Mensch ist immer Mensch, erhebt sich nicht allmählich von thierischem zu menschlichem Daseyn, ist auch eine vollständige, in alle mannigfaltigen Tiefen des Gemüths Wurzel schlagende, und sich möglicherweise in alle Regionen des Weltalls, über alle darin vorhandene Gegenstände ausdehnende Sprache gegeben. Wie Eine schöne Frühlingsnacht auf einmal alle Blüthen eines vollen Baumes hervortreibt, damit und damit allein möchte ich die Sprachen vergleichen. Nachher entsteht wenig neuer Stoff mehr in ihnen, nur der vorhandene bildet sich und wird fortgebildet. Je mehr ich Sprachen von Nationen studire, die man gemeinhin dem Ursprung aller Sprache näher glaubt, desto mehr bestärke ich mich in dieser Ansicht. Denn von allem, was ich hier bekämpfe, lässt sich in der Wirklichkeit der Sprachen auch nicht die mindeste factische Spur nachweisen. Wie herabsetzende Schilderungen man auch von Stämmen einzelner Wilden, und vielleicht auch nicht immer mit Recht, entwerfen mag, so ist, wie man irgend genügende Nachrichten von ihrer Sprache hat, der Mensch ganz und rein darin. In jeder liegt die Schilderung des auf den Menschen äusserlich einwirkenden Naturganzen, in jeder finden sich die Anklänge des innern Bewusstseyns und Gefühls nach allen Richtungen hin, in jeder schon deutliche Beweise, wie der sinnliche Begriff zu geistiger Andeutung geworden ist. Jeder ist der wesentliche grammatische Typus eingeprägt, und diese Regelmässigkeit der Form wirkt schon auf den Gehalt des Stoffes zurück. Wenn nun auf diese Weise überall Anklänge von Ideen angetroffen werden, wenn man, bei gehöriger Kenntniss, für keine eine Handhabe vermissen würde, wenn eine Anzahl unläugbar bestimmte Ausdrücke besitzt, wie lässt sich da beschränkend behaupten, dass die Sprache sich noch nicht über diese oder jene Stufe des Menschendaseyns erhoben habe? Ist nicht vielmehr der Stoff zu Allem vorhanden, und liegt es an mehr, als dass er innerlich, durch mannigfaches Denken und Sprechen reiner, klarer und vielfacher entwickelt werde? Denn an diesen Entwicklungsstufen[279] wird niemand zweifeln, sie setzen aber alle schon volles Menschendaseyn voraus. Etwas andres ist es, dass allerdings nach der Lage der Völker und ihrer Beschäftigungen verschiedene Classen von Gegenständen auch mit verschiedenem Wortreichthum ausgestattet sind. Aendert ein Volk seinen Wohnort oder seine Lebensweise, wird es von der Mitte des Landes ans Meer versetzt, so ändert sich natürlich jenes Verhältniss und die neue Natur und neue Beschäftigung erhalten vorher nicht im Gebrauche gewesene Benennungen. Diese aber werden alsdann entweder von einem fremden Volke entlehnt, oder durch die inneren Mittel, welche jede Sprache besitzt, ohne neue Erfindung von Grundwörtern, aus den vorhandenen neue Ausdrücke zu bilden, aus der eignen Heimath genommen. Aber auch von dieser Spracherweiterung rede ich mehr hypothetisch. Ein wirkliches Beispiel ist mir nicht bekannt, und in dem Zustande, in dem wir die Nationen kennen, sind sie schon dergestalt alle Zustände der Menschheit durchgangen, haben sich dergestalt gemischt und haben soviel allmähliche Ueberlieferungen auch von weiter Ferne her erhalten, dass sehr zu zweifeln ist, ob es z.B. auch in der Mitte der grössesten Continente ein einziges Volk geben mag, dessen Sprache ein Ausdruck für das Meer fehlte. Allein aus der Gleichförmigkeit dieses Ausdrucks in einem grossen Theile von Süd-Amerika lässt sich schliessen, dass er nicht aus dem Schoosse der einzelnen Sprachen hervorgegangen ist, sondern sich durch Sage und Ueberlieferung verbreitet hat.

95. Die Zahlen, von denen einige Nationen wirklich nur sehr wenige bestimmt bezeichnen, sind oft als ein Beweis des dürftigen Anfangs der Sprachen angeführt worden. Die geringe Anzahl der Zahlwörter liegt aber gar nicht in der Armut der Sprachen, sondern in der Natur des Zahlensystems selbst, das, wie der Mensch sehr frühe richtig fühlt, zu seiner Vollkommenheit nicht vieler Grundwörter, sondern bequemer Verbindungen und Vervielfältigungen weniger bedarf. Dazu aber liegen die Mittel in jeder Sprache, und deutliche Spuren zeigen auch, dass sich auf diese Weise das Zahlensystem, ohne alle Erfindung neuer[280] Wurzellaute, bloss durch sinnige Benutzung des vorhandnen Wörtervorraths erweitert. In den Inselsprachen der Südsee sind die Wörter für einige grössere Zahlen sichtbar aus Haar entstanden, obgleich jetzt nicht in jedem Dialect die sich auf diese Weise entsprechenden Ausdrücke zugleich im Gebrauch sind.73 Im Neuseeländischen wird schon 10 so ausgedruckt, in den übrigen Dialecten 100. Nun ist es aus vielen Reisebeschreibern bekannt, dass uncultivirte Nationen, wenn ihre Hände, Füsse und Zehen nicht mehr ausreichen, um eine grössere Zahl anzudeuten, ihre Haare zeigen. Es ist also hier die unbestimmte Menge zu dem Zeichen einer grossen bestimmten Zahl geworden. Dass dieselbe[281] Umwandlung mit andren Zahlwörtern vorgegangen ist, zeigt auch der Umstand, dass in verwandten Mundarten dasselbe Wort bisweilen für verschiedene Zahlen gilt. So ist mano auf NeuSeeland und Tahiti für 1,000., auf den Tonga-Inseln für 10,000. gebräuchlich. Dass der Mensch grössere Zahlen kaum anders bezeichnen kann, liegt in der Natur der Sache, und zeigt sich auch in den Sprachen. Der Mensch nimmt die Zahlwörter von Gegenständen her, die in dieser Zahl vorkommen, von den Fingern, Zehen des eigenen Körpers, aber auch von Gegenständen ausser ihm, wie die Abiponen vier nach den Zehen eines Vogels, fünf nach einer Tigerhaut, wo die Flecke zu fünfen zusammenstehen;74 nun aber lässt sich eine Menge von Gegenständen nie als genaue Zahl übersehen. Auch darin mag ein Grund der geringen Anzahl von Zahlwörtern in allen Sprachen liegen. Mit den drei ersten Zahlen scheint es eine andre Bewandtniss zu haben, mir ist in keiner Sprache ein Beispiel bekannt, dass sie von Gegenständen der Natur hergenommen wären. Die Menschen können auch im gegenwärtigen Verkehr der Wörter für grössere Zahlen sehr leicht entbehren, indem sie, wie es viele uncultivirte Völker wirklich thun, Reihen von kleineren Quantitaeten wirklicher Dinge hinlegen und dann im Zählen nie über die ihnen geläufige höchste Zahl hinausgehn. Nirgends lässt sich die Sache so leicht an die Stelle des Wortes zur gegenseitigen Verständigung setzen. Mit dem Handel, der oft mit Auswärtigen geschieht, verbunden, führt endlich das Zählen leicht fremde Wörter ein, die aber oft abgesondert in der Sprache stehen bleiben, und keine Verwandtschaft weder beweisen noch begründen. Es lässt sich daher keine solche aus den fast ganz gleichen Vaskischen und Galischen und Kymrischen Wörtern für 2, 6, 7 schliessen. Diese Wörter sind, wie sie selbst zeigen, aus dem Lateinischen oder einer dieser verwandten Sprache in sie übergegangen. Neben diesen stehen rein einheimische Zahlwörter, aber mehr im Vaskischen als in den beiden[282] andren Sprachen, und in diesen ist keine Aehnlichkeit auffallend. Es ist daher anzunehmen, dass jene fremden Zahlen die einheimischen Laute verdrängt haben. Im Tahitischen ist diese Verdrängung noch sichtbar. Denn für 2 geht durch alle Inseldialecte der Südsee, und durch den ganzen Malaiischen Sprachstamm das Wort der Sanskritischen Sprachen: Neu-Seeländisch dûa, Tahitisch rua,75 Sandwichisch lua,76 Tongisch: ua (wozu das Wort in Zusammensetzungen auch im Tahitischen und Neuseeländischen wird, maua,77 wir beide). Es giebt aber überhaupt im Malaiischen und namentlich in den Südseedialecten mehrere Sanskritwörter. In den Zahlen aber ist 2 das einzige, und dies ist gerade in das Pronomen (dessen erste Person aber auch Sanskritisch ist) verwebt. Auf diese merkwürdige Erscheinung werde ich ein andresmal zurückkommen. Hier bemerke ich nur, dass im Tahitischen 2 auch ein gar nicht mit Sanskritischen verwandtes Wort piti hat. Welches von beiden mag nun das frühere seyn? Synonyma von Zahlen gehören zu den seltensten Erscheinungen in den Sprachen, lassen sich aber durch Sprachvermischung und selbst durch Beziehung des Zahlbegriffs auf verschiedne Gegenstände erklären. Im Tahitischen bin ich einem zweiten auf der Spur: pae78 für 5, da diese Zahl sonst in allen Dialecten[283] (nach der obigen Ordnung dîma, rima, lima, nima) Hand ist. Aus allen diesen Gründen ist die so vorzugsweise versuchte Zusammenstellung der Zahlen der Nationen, so merkwürdige Folgerungen sich auch vielfach daraus ziehen lassen, für das Innere der Sprachen nicht von der Wichtigkeit, die man ihr oft beigelegt hat. Das Zahlensystem macht ein gewissermassen abgesondertes Gebiet für sich aus, hat seine eigenen Gesetze und Analogieen, und druckt mehr diese den verschiedenen Sprachen auf, als sich in ihm die Verschiedenheiten dieser spiegeln. Man muss immer erst wissen, ob die Verschiedenheit von Zahlwörtern daraus herrührt, dass die Zahlen auf verschiedne Gegenstände bezogen sind, oder daraus, dass derselbe Gegenstand verschieden benannt wird, ehe sich das mindeste daraus schliessen lässt.

96. Die Elemente der Sprache sind an sich nur Töne, man kann das Wort als blossen, ja leeren Schall der Sache, der Empfindung entgegensetzen, die Geltung vor dem Verstande hebt diese seine Wesenlosigkeit nicht auf, sie nimmt vielmehr zu, je klarer und vollständiger sein Inhalt durchschaut wird. Auf der andren Seite schlägt das Wort Wurzel in der Phantasie und dem Gefühl, wenn diese lebendiger sind, als der zergliedernde und dialectisirende Verstand. Es hat zugleich geheimnissvolle, nicht immer klar zu machende, symbolische Anklänge an den Gegenstand, den es bezeichnet, die nicht immer an diesem selbst fühlbar werden, wohl aber an solchen andren Wörtern, deren Gegenstände die Anschauung und Phantasie ähnlich anregen, so wie im Deutschen Wolke, Welle, wehen. Wolle, weben, wickeln, wälzen, wollen u.a.m. in unverkennbarem Lautzusammenhange stehn. Wort und Sprache können also leerer, trockner und kälter, einseitig mit dem Verstande, oder voller, frischer, lebendiger, tiefer mit der Anschauung, der Einbildungskraft, dem Gefühl, dem unbewusst wirkenden Sprachsinn aufgenommen werden. Diese Aufnahme scheint ihnen selbst fremd, aber wenn sich auch nicht läugnen lässt, dass ihre Beschaffenheit einen wesentlichen Einfluss darauf ausübt, so scheint die Folge für sie gleichgültig. Dies ist[284] aber, genau untersucht, nicht der Fall. Die Sprache trägt immer den Hauch ihres in ihren Schicksalen im wirklichen Sprechen erfahrenen Lebens an sich. Die mehr zum Anschauen, Empfinden und Handlen gebrauchte, an kräftigere Gedanken, Phantasieen, Gefühle, Leidenschaften öfter geknüpfte gewinnt eben dadurch und bewahrt mehr nährende und entzündende Kraft, als eine nur an schwach aufwallende oder gleich gezügelte und beschränkte gebundne, meistentheils im Gebrauche bloss aufhellenden und ordnenden Verstandes befangne. Die Quelle dieser Kraft, Frische und Lebendigkeit der Sprachen kann daher in den Nationen nicht in den gebildeten Classen, insofern sie dem Volke entgegenstehen, gesucht werden. Sie gehören dem Volke und jenen Classen, insofern sie Eins mit ihm ausmachen, oder jene Kraft, neben der Bildung, in sich erhalten, an. Ihrer Natur nach schwächt die Bildung dieselbe, und dann ist, um sie in der Sprache nicht sinken zu lassen, rege und lebendige Gemeinschaft der höheren Sprache mit der Volkssprache nöthig. Conventioneller Zwang, einseitigere Verstandesbeschäftigung und weniger unmittelbare mit der Natur bringen dies hervor. Am nachtheiligsten wirkt es auf die höhere Gesellschaftssprache, und es ist daher immer schlimm, wenn diese vorherrschenden Einfluss auf die Schriftsprache hat oder im Moment der schönsten Literatur gehabt hat. Der günstige Fall ist allemal der umgekehrte. Allein auch den wahren Sprachsinn, die durch die Worte und Wendungen gehende Analogie, ob sie gleich nicht zum deutlichen Bewusstseyn kommt, den Sinn, in dem Worte mehr als blossen Schall oder kalten Begriff zu finden, bewahrt das Volk treuer und besser, als dies Sache der gebildeten Stände ist. Bei wenig geflissentlicher Beschäftigung mit Gegenständen des Nachdenkens geht dem Volke das wahre Licht über die Begriffe oft erst in der Wortform auf, und so viele Wortspiele und sprichwörtliche Redensarten im Munde des Volks beweisen klar, wie es in der Wortbekleidung selbst einem tieferen Sinne nachspürt. Dies liegt, wie es mir scheint, darin, dass die Sprache auf das Volk mehr in ihrer geschlossenen Gesammtheit wirkt, und der[285] Sinn des Volks, gerade weil er mehr fühlt, als zergliedert, für diese Wirkung empfänglicher ist. Die sogenannte gebildete Sprache ist eine nach absichtlichem Gebrauch gespaltne, gereinigte, also verarmte, in ihrem Zusammenhange zerrissene. Dies zeigt die Vergleichung jedes für die Schriftsprache bestimmten Wörterbuchs mit dem wahren, aus andren Hülfsmitteln bekannten Sprachschatze. Der Sprachforscher muss immer über die Schrift- und Gesellschaftssprache hinausgehn. Die Verstandesbildung wird immer einigermassen auf Kosten des unentwickelten Gefühles erworben, und verkennt auf den untersten und mittleren Stufen sogar die Rechte desselben, erst wenn sie zum letzten Ziele durchdringt, verbessert sie diesen zwiefachen Fehler. Die Sprache erfährt aber vorzüglich das Unglück, dass die auf sie gerichtete Bildung meistentheils nur einseitig ordnend, sichtend, aufhellend, aber eben dadurch die Fülle, die Kraft, die Wirkung der in ihr liegenden, nie ganz zu entwickelnden Analogie verletzend ist. Der blosse Verstand, nicht der Volkssinn, sträubt sich die Sprache als wesentlich mit dem Menschen verwachsen, als ein nie ganz zu ergründendes Geheimniss zu betrachten, und neigt immer hin, sie nur als einen Inbegriff gesellschaftlich erfundener, in sich gleichgültiger Zeichen, deren lästiger Verschiedenheit man nun einmal nicht los werden kann, anzusehen. Es ist nicht zu verhindern, dass diese Art der Bildung nicht auch auf das Volk übergeht, der Schulunterricht verbreitet sie absichtlich, bemüht sich das Sprechen zu regeln, die Provincialismen zu vertreiben, theilt sogar theoretische grammatische Begriffe mit. Es würde ein Misgriff seyn, dies zu tadeln. Jede Aufhellung der Begriffe, jede Gewöhnung, alles, was der Mensch thut, der ihm vom Verstande vorgeschriebenen Regel zu unterwerfen, ist wohlthätig und im Entwicklungsgange der Menschheit geboten. Es wäre auch überflüssig, etwas dagegen zu unternehmen. Die grössere Kräftigkeit, der mehr umfassende Reichthum der Volkssprache, die Fülle der Dialecte währen doch solange das ihnen inwohnende Leben währt, und sie über diesen Punkt hinaus erhalten zu wollen, wäre thöricht und unmöglich[286] zugleich. Worauf dagegen allerdings hingearbeitet werden müsste, wäre jene Bildung weniger dürftig und wahrhaft in das Volk eindringender zu machen, den Unterricht von der bloss scheinbar wissenschaftlichen Zurüstung zu befreien, ihn weniger pedantisch puristisch einzurichten, minder auf die Form, die, bei geistloser Behandlung, so leicht zur leeren Hülse wird, als auf den Kern der Sprache, die in den Wörtern liegenden Begriffe, Andeutungen, Bilder zu richten. Was ich hier zu Gunsten der Volkssprache gesagt habe, gilt indess, wie ich noch hier bemerken muss, hauptsächlich nur von Sprachen reinen, ungemischten Ursprungs, oder an denen die vorhandene Mischung nicht mehr fühlbar genug ist um die Sprache zu hindern, in wahrhaft organischer Einheit zu wirken. Jede Mischung stört natürlich die natürliche Sprachanalogie, wenn sie aber eine Zeitlang gewährt hat, bildet sich eine neue, da die Sprache immer strebt, sich, das Verschiedenartige homogen machend, zu einem Ganzen abzurunden. Der Unterschied liegt daher nicht sowohl darin, ob die Sprachen rein oder vermischt sind, denn höchst wahrscheinlich giebt es keine einzige unvermischte, sondern nur in welchem Grade die Störungen der Mischung sich wieder ins Gleichgewicht gesetzt haben.

97. Wenn die Bildung, die gesellschaftliche und schriftstellerische, wie nicht zu läugnen ist, auf der einen Seite die Kraft der Volkssprache schwächt, so schafft sie auf der andren in der Sprache eine neue, höhere, edlere und wohlthätigere, welche allein ihr angehört. Die Bildung ist, ihrem allgemeinen Begriffe nach, eine stärkere und mehr abgesonderte Richtung auf das Intellectuelle. Dies liegt selbst ihren niedrigeren Graden, der blossen Verfeinerung, und sogar ihren Ausartungen zum Grunde, ihre wahre und edle Bedeutung aber wird dadurch erschöpft. Wenn nun der Mensch, durch den inneren Drang seines Geistes getrieben, höhere Punkte auf dieser Bahn zu erreichen versucht, so bedarf und gewinnt er durch die sich vor ihm erschliessende Idee eine Kraft, die man allgemein die der Begeisterung nennen kann. Diese lebt in der Philosophie, der Dichtung, der Kunst, so wie in der grossartigen Behandlung jeder[287] Wissenschaft, endlich, wenn sie auch da nicht selbstschaffend ist, in schwächerem oder stärkerem Anklang in jedem, der für diese Bestrebungen Sinn besitzt. Sie kann, wenn auch auf natürlicher genialer Anlage beruhend, doch da wo einmal Scheidung zwischen Volk und höher Gebildeten vorhanden ist, immer von Bildung abhängig, nicht dem Volke, als solchem, angehören, aber der aus ihr hervorgehende Sinn liegt der Sinnesart des Volks näher, als der Manier der auf halbem Bildungswege stehen Gebliebnen. Diese Gattung geistiger Erzeugung bindet sich nun in ihrer Behandlung der Sprache nicht an willkührliche Gesetze und Convenienzen bloss gesellschaftlicher Bildung, geht auf den ganzen Sprachreichthum, die Volkssprache, die alterthümliche zurück, und schafft sich dadurch eine eigne, in welcher Anschauung, Phantasie, Nachdenken und Gefühl sich in Freiheit und Kraft bewegen, wo aber überall Harmonie und Gleichgewicht walten, und Mass und strenge Scheu den wahren inneren Tact vor jedem Misklang bewahren, weil eine idealische Ansicht herrscht, und Alles, was unter die Betrachtung kommt, der Wirklichkeit enthoben, in das Gebiet des Gedanken hinübergeführt wird. Wie die Sprache, gleichsam als ein Naturwesen in Einheit auf das Volk einwirkt, so wird hier aber durch die zum höchsten inneren Gefühl der Sprache gelangende Kraft auf sie in Einheit zurückgewirkt, und die Sprache kommt dieser, ihrer Natur angemessnen Begegnung freiwillig entgegen. Dieser letzten Stufe bedarf die Sprache allemal zur Vollendung ihrer Ausbildung. Die Erringung dieses Ziels hängt mit der Schrift und der Literatur zusammen. Es fragt sich nur hier, ob sie eine selbstschaffende, oder bloss eine sammelnde, ordnende, nachbildende Literatur, und in welchem Grade beides besitzt? Wie der Geist etwas wahrhaft Neues schafft, muss er mit der Sprache, es auszudrucken, ringen, durch dies Ringen, zu welchem sie ihm selber die Kraft leiht, gewinnt die Sprache, sie kann sogar auf dem intellectuellen Wege nur so und auf keine andre Weise gewinnen. Denn nur so wirkt der Mensch mit einer Kraft auf sie, welche, wie sie selbst, aus seinem Innersten hervorstrahlend, ihm in der Art ihres[288] Wirkens selbst unbekannt ist. In diesem intellectuellen Streben, das sich, so wie einmal das Höchste darin gezeigt ist, absteigend, nie allmählich aufsteigend, in schwächeren Graden weiter verbreitet, geht, wie überhaupt, so ganz besonders für die Sprache, das Wichtigste und Wohlthätigste von der Philosophie und der Dichtung aus. Die Dichtung gehört ihr ganz und ausschliesslich an, aber auch die Philosophie steht mit ihr in einem engeren Bunde. Da sie rein auf Gedanken beruht, und der Gedanke untrennbar mit der Sprache verwachsen ist, so muss die wirklich schaffende Philosophie (denn nur von dieser kann und darf hier die Rede seyn) sie so behandeln, dass sie den Gedanken, wo er über das logisch Erklärbare hinausgeht, ergänzt und seine Erzeugung befördert. Die Sprache empfindet daher ihre Wirksamkeit in ihrem innersten Leben und ihren verborgensten Tiefen, und eine wahrhaft und in Freiheit metaphysisch gebildete Sprache, in der Art wie es die Griechische war, ist zur Erreichung der höchsten Intellectualität in einer Nation eine unerlassliche Bedingung. Die Philosophie, in deren Bestreben es liegt, immer das Einzelne an Allgemeineres zu knüpfen, und endlich in die Tiefe hinabzusteigen, wo der Mensch und die Natur sich in Einheit zusammenschliessen, ist zugleich der Mittelpunkt, von dem jedes wissenschaftliche, ja überhaupt jedes nur irgend auf innere Zwecke gerichtete menschliche Bemühen seine Richtung und sein geistiges Leben empfängt. Es giebt daher kaum einen Punkt, wo die Sprache ihres wohlthätigen Einflusses entbehrt. Je wahrhaft[er] philosophisch der Charakter der wissenschaftlichen Bildung in einer Nation ist, desto fördernder wird er der Sprache. Es wäre ein Irrthum zu glauben, dass darum die Dichtung in ihr verlöre. Vielmehr welkt diese früher und unwiederbringlich dahin, wo sie in einem Zeitalter oder einem Volk allein, ohne gleichmässiges philosophisches Fortschreiten desselben, aufblüht.

98. Erstirbt nach und nach die Kraft des genialischen intellectuellen Schaffens, so kann aus der Bildung nicht mehr etwas innerlich Bereicherndes oder Belebendes hervorgehn, und die Spaltung, die sie zwischen ihrer und der Volksspräche[289] gemacht hat, ist zu gross, als dass diese erfrischend auf sie einwirken könnte. Die Sprache hat dann ihren Gipfelpunkt ohne Möglichkeit einer Rückkehr zu ihm erreicht, und ein neuer Glanz kann nur in einer neuen Form aufflammen.79 Es war daher ein sehr glücklicher Wurf des Schicksals, dass in den Verheerungen und Völkermischungen in Italien die Römische Sprache dergestalt untergieng, dass die Italienische in ganz neuer Gestalt auftreten musste und hernach, von vielen politischen Ereignissen begünstigt, in jugendlicher Frische auf die grossen Männer wirkte, an denen keine andre Nation gleich reich gewesen ist.80 Die Griechische Sprache war hierin unglücklicher. Der ungeheuren Verwüstungen und der wiederholten Völkereinfälle ungeachtet, denen das unglückliche Land unaufhörlich ausgesetzt war, hielt sich, wozu vielleicht die Gebirge und die Zerstreuung der Bevölkerung auf minder zugänglichen Inseln beitrug, die Sprache fester in den Bewohnern, ward aber mit vielen fremden, sich nicht organisch mit ihr verschmelzenden Wörtern vermischt und sank in der, das Bewusstseyn ihres wundervollen Baues mehr und mehr verlierenden Nation zum blossen Volksdialect herab. Das Neugriechische kann sich von den Fesseln dieser Verderbniss nicht mehr befreien, und hat dabei keine entschädigenden Vorzüge gewonnen, je mehr es unter den reinigenden und sichtenden Händen seiner Bearbeiter dem Volk entzogen81 und der alten Sprache näher gebracht wird, desto[290] wehmüthiger erinnern die überall sichtbaren Ueberreste und Trümmer an die verlorene Schönheit und Grösse. Liesse sich auch die alte Sprache ganz wiederherstellen, so würde der Geist erliegen im vergeblichen Ringen mit den Mustern, die einmal nicht mehr erreicht werden können. Daher glänzt das Neugriechische nur noch als Poesie des Volks, das, aller früheren Schicksale der Sprache unkundig, in sorgloser Naivetät sich seiner Natur überlassend, die Töne forthallen lässt, denen einmal ein nie ganz verklingender Zauber beigemischt ist, und daher steht die kraftvolle, wahrhaft dichterisch mahlende, anmuthige und rührende Sprache der Volkslieder in so lebendigem Contrast mit der Mattigkeit und Schwäche der Versuche der neueren Griechischen Literatur. Bis jetzt konnte dies nicht anders seyn. Indem auf der einen Seite die Nation von der rohesten Barbarei in ungerechter und schmachvoller Knechtschaft gehalten wurde, suchten Gelehrte in der Schriftsprache die alte Sprache wiederherzustellen. Sie giengen darin so weit, dass, nach einem sehr vollwichtigen Zeugniss,82 in dieser Beziehung gar keine feste Gränzlinie zwischen beiden Sprachen mehr bestimmt werden kann. Aus so heterogenen Elementen liess sich kein wohlthätiges Zusammenwirken denken. Wenn sich aber die Griechen, wie dazu jetzt ihnen und der Menschheit die frohe Hoffnung aufblüht, wieder zu einem Zustande erheben, wo ihnen jeder Art des äusseren Wohlstandes und jeder Gattung geistiger Thätigkeit in[291] innerer gesetzmässiger Freiheit nachzustreben vergönnt ist, so wird auch, und alsdann wirklich aus dem neu erwachenden Volksleben, die Sprache veredelt und erweitert hervorgehen, und die Aufgabe, ihr eine eigenthümliche Stelle neben der älteren zu sichern, ihre Lösung durch die That finden.

99. Die beiden entscheidenden Momente im Leben der Sprachen sind daher ihr nicht weiter begreifliches, sich nur durch die That ankündigendes Erscheinen, als Stoff, und die höhere Befruchtung dieses Stoffs durch den ihr mitgetheilten Hauch intellectueller Begeistrung. Nur in diesen beiden Punkten geht wahrhaft neue Schöpfung in ihnen vor, wie man an allen sieht, die man vor und in der Epoche der höchsten Blüthe ihrer Literatur kennt. Was sie sonst von dem Menschen erfahren, ist nur das lebendige Fortwälzen, oder anders und anders Mischen des Stoffes, oder baare und blosse, vorbereitende oder nachhallende Cultur, mehr äusserlich, als innerlich bereichernd, mehr die Form regelnd, als neu gestaltend. Jene beiden Momente sind aber nicht gerade, wie Zeitepochen unterschieden. Man könnte sich denken, dass sie beide in Einen Punkt zusammenfielen, und die Sprache und Literatur gewinnen, wenn die Blüthe der letzteren ganz kurz nach dem Zeitpunkt erscheint, in dem man die erstere gestaltet erblickt. Die Italienische und Englische Literatur sind darin glücklicher gewesen, als die Französische und die Deutsche. Es gehört, und darum habe ich diese ganze Erörterung in diesen Theil dieses Abschnittes aufgenommen, zu dem Einfluss, den die Sprache von der Verschiedenheit der intellectuellen Bildung, die in einer Nation herrscht, erfährt, dass es nothwendig wird, auf jene beiden Punkte zu achten. Das Entstehen des Stoffes der Sprache erscheint, wie wir gesehen, immer an der Masse des Volks. Die Bildung, die, wenn sie auch Allen gemein wäre, doch immer Sache der Einzelnen ist, hat wenig oder gar keine, diesen Stoff schaffend erweiternde Kraft. Dagegen fällt die intellectuelle Bearbeitung gerade dem Individuum anheim, und ist nicht ohne abgesonderte Richtung auf das Intellectuelle, also ohne Bildung denkbar, wenn man nur[292] Bildung, in welcher natürliche Anlage herrscht, nicht bloss künstliche Cultur unter dem Worte versteht. Was man, als einen Classenunterschied in der Nation begründend, Bildung, Cultur, Civilisation nennt, ist wiederum sehr verschieden, je nachdem es wirklich auf höherer und freierer Intellectualität, richtigerer und erweiterter Ansicht, oder wesentlich nur auf kastenmässiger, vornehmer Absonderung beruht. Beides aber vermischt sich natürlich in der Wirklichkeit, und hat auch in der Freiheit von körperlicher Arbeit und dem Druck der blossen Sorge des Lebens, in der geringeren Zahl unmittelbarer Berührungspunkte mit der Natur, endlich in dem abgesonderten Umgang, bei allem sonst so mächtigen Unterschiede, einen gemeinsamen Charakter. Was nun die Sprache in dieser Spaltung von der Masse der Nation, was von den Classen, die sich ihr absondernd gegenüberstellen, was endlich von den Einzelnen, die auf irgend einem Punkte des intellectuellen Gebiets das Höchste erreichen, zu erwarten hat, ist im Vorigen zu schildern versucht worden. Wir haben gesehn, wie das sichtbare Schaffen den Einzelnen angehört; denn es liegt klar vor uns da, wozu Sophocles, Plato, Demosthenes die Griechische Sprache, Dante und Ariost die ihrige, Haller, Klopstock, Göthe die unsrige gemacht haben. Der Antheil des Volks ist das gleichsam bewusstlos treue Bewahren der gewiss auch nur in der Masse selbst entstandenen Sprache. Ihr Heil beruht also auf dem Volk und den einzelnen grossen Geistern, die unter ihm aufstehn. Die sogenannten gebildeten Classen, sowohl die höheren der geselligen Ordnung, als die gelehrten, wirken, insofern sie sichten, läutern, wählen, verarmend, insofern sie ordnen, regeln, formen, gestaltend und fördernd, und mehr das eine oder das andre nach Massgabe ihrer besondren Beschaffenheit. Auf die Art des Verhältnisses, welches in jedem bestimmten Falle diese Spaltung der Nation nach den verschiedenen Bil dungsgraden annimmt, wirken nun mehrere Dinge zugleich, vorzüglich aber die innere politische Verfassung der Nation, verbunden mit ihrer Sitte und Lebensweise, und ihre äussere Berührung mit andren, anders gebildeten, ja mit solchen,[293] die, selbst untergegangen, nur noch im Edelsten, ihren Gedanken und Thaten fortleben. Hieraus und aus dem oben allgemein über Volks- und Bildungs-Sprache Entwickelten muss sich jede Nuance bestimmen lassen, die man aus dieser Ursach, ihrem Verkehr mit den verschiedenen Classen der Nation, entstehend in der Wirklichkeit antrifft. Die wundervolle Kraft der Sprache so verschiedenartigen Forderungen zu genügen, ohne dadurch als Mittel allgemeiner Verständigung zu verlieren, sich jeder Individualität hinzugeben, und dadurch an innerem Reichthum zu gewinnen, ohne ihrer Einheit und Harmonie Eintrag zu thun, wird bei der Erörterung der Bildung des Worts und des Einflusses der Construction in ein helleres Licht gesetzt werden.

100. Wenn man den Unterschied betrachtet, der in dem Punkte, von dem hier die Rede ist, unter den heutigen Nationen, denen des Alterthums, vorzüglich den Griechen, endlich in noch früherer Zeit herrschte, wenn man auch, indem man sich mit dem Gedanken in diese versetzt, von der geschichtlichen Erfahrung verlassen wird, so scheint hierbei nichts von so grosser Wichtigkeit zu seyn, als die Epoche, in welcher ein Volk früher oder später auf seiner Entwicklungsbahn steht, und dies ist gewiss auch der Fall. Je näher die verschiednen Elemente, welche in derselben Nation verschiedenartig auf die Sprache einwirken, einander bleiben, je geringer die Spaltung ist, desto harmonischer, sinnig gestaltender ist, bei gleichem Culturgrade, die Wirkung auf die Sprache. Indess ist selbst die Grösse der Trennung minder verderblich, als das Vorherrschen conventioneller Formen in derselben. Die Sprache ist Natur, und wird von jeder Unnatur verletzend berührt. Sie verlangt Freiheit und Allgemeinheit des Umgangs, und fühlt in der Beschränkung lästigen Zwang. Es liegt, meiner Ueberzeugung nach, hauptsächlich hierin, in der Verschiedenheit der inneren politischen Lage beider Völker, dass die Sanskrit-Sprache nie, auch nicht äusserlich in ihren Constructionen, die schöne, freie und geschmeidige Gliederung erreichte, deren sich die Griechische erfreut. Da wir aber[294] fast nichts von ihren Schicksalen wissen, so kann es allerdings auch daher rühren, dass sie vielleicht auf einer früheren Stufe ihrer Ausbildung aufhörte, wirklich lebende Sprache zu seyn. Es ist daher auch ganz in Dunkel gehüllt, wie sie sich, als sie dies war, zur Volkssprache verhalten mochte. Dass sie indess dies im Allgemeinen war, nicht in der Gestalt, in der wir sie kennen, blosse Hof- oder Priester- oder Schriftsprache, so wie wir von allen diesen Gattungen von Sprachen Beispiele im heutigen Asien sehen, zeigt ihr ganzer Bau und ihr grosser Wörterreichthum. Bei aller Beschränktheit des Umgangs und Verkehrs in Athen auf eine sehr geringe Anzahl von Bürgern, und bei aller Empfindlichkeit des Atheniensischen Ohrs für die grössesten Feinheiten der Sprache, war doch neben der gebildeten Sprache auch ein gröberes Reden im Schwange, wie deutliche Spuren in den Schriftstellern zeigen. Schon das Land- und Stadtleben musste einen solchen [Unterschied] hervorbringen. Um sich diesen Unterschied gänzlich hinwegzudenken, muss man sich in vorgeschichtliche, mythische Zeit versetzen, zu deren Versinnlichung aber die Homerische dienen kann. Denn wenn gleich Unterschied der Stände in ihr sichtbar geschildert ist, so geht er doch fast gänzlich wieder in volksmässig freier Gemeinschaft auf, und auch die Sprache trägt keines der Kennzeichen an sich, an denen sich auf irgend eine Entfernung von der allgemeinen Volkssprache schliessen lässt.

Quelle:
Wilhelm von Humboldt: Werke in fünf Bänden. Band 3, Darmstadt 1963, S. 251-295.
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