[26] Doch sie, zu schwach zu gehen,
Voll Liebeswehen lag im Rankenhaus.
Die Freundin, um Govinden
Dies zu verkünden, kam zu ihm:
(1)
Überall schaut sie, wohin sie nur schauet,
Dich, dem die Lippe von Honige tauet,
Hari, o Hort!
Rādhā erliegt in der Laube dort.
(2)
Hebt, dir entgegenzugehn, sie die Glieder,
Sinkt sie nach wenigen Schritten danieder,
Hari, o Hort!
Rādhā erliegt in der Laube dort.
(3)
Blüten und Blätter zu Ketten verwebend,
Schwärmt sie, von deiner Erinnrung nur lebend,
Hari, o Hort!
Rādhā erliegt in der Laube dort.
(4)
Sich im gebärdenden Spiele betrachtend,
»Bin ich nicht Hari?« so rufet sie schmachtend,
Hari, o Hort!
Rādhā erliegt in der Laube dort.
(5)
»Warum zum Ort der Bestimmung nicht eilt er?«
Fragt sie beständig: »o Freundin, wo weilt er?«
Hari, o Hort!
Rādhā erliegt in der Laube dort.
(6)
[27]
Küssend umarmt sie der nächtlichen Schatten
Wolkengebild, das sie hält für den Gatten,
Hari, o Hort!
Rādhā erliegt in der Laube dort.
(7)
Während du säumest, erliegt sie dem Drange,
Jammert, und harret bereit zum Empfange,
Hari, o Hort!
Rādhā erliegt in der Laube dort.
(8)
Bis zum Ohrläppchen schaudernd, seufzerschwellend,
Mit stockender, erstickter Stimme stammelnd,
Auf dich, Treuloser, richtend tiefe Sehnsucht,
Denkt, lustversenkt, nur dich die Rehgeaugte.
(10)
Oft legt sie ihren Gliedern an den Putz, und rührt ein Blatt sich,
So wähnt sie dich gekommen, breitet auf das Bett, und sinnet.
Wiewohl sie so mit Wohnungsschmuck, mit Wonnewahn und Argwohn
Sich unterhält, doch ohne dich durchlebet sie die Nacht nicht.
(11)
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