19. Rückkehr zur Echtheit[20] 1

Gebt auf die Heiligkeit, werft weg die Erkenntnis:

Und das Volk wird hundertfach gewinnen!

Gebt auf die Sittlichkeit, werft weg die Pflicht:

Und das Volk wird zurückkehren zu Familiensinn und Liebe!

Gebt auf die Kunst, werft weg den Gewinn:

Und Diebe und Räuber wird es nicht mehr geben!

In diesen drei Stücken ist der schöne Schein nicht ausreichend.

So sorgt, daß die Menschen etwas haben, woran sie sich halten können!

Zeigt Einfachheit, haltet fest an der Lauterkeit:

so mindert sich die Selbstsucht, so verringern sich die Begierden.


Erklärung

1 Rückkehr zur Natur und Verlassen des Weges der Kultur: dann werden sich alle Verhältnisse von selber wieder regeln. Auch hier ein Gegensatz zu der Richtung, die in Kung ihren Hauptvertreter fand. Spätere Konfuzianer, besonders Han Jü, haben gerade diese paradoxen Aussprüche benutzt, um den Laotse aufs leidenschaftlichste als Finsterling zu bekämpfen. Die ersten Zeilen des nächsten Abschnitts sind eventuell hier mit anzuschließen.

Quelle:
Laotse: Tao Te King – Das Buch des Alten vom Sinn und Leben. Düsseldorf/Köln 1952, S. 20-21.