21. Das leere Herz[22] 1

Des großen LEBENS Form

folgt ganz dem SINN.

Der SINN wirkt die Dinge

unsichtbar, unfaßlich!

Unfaßlich, unsichtbar

sind in ihm Bilder!

Unsichtbar, unfaßlich

sind in ihm Dinge!

Unergründlich, dunkel

ist in ihm Same!

Dieser Same ist die Wahrheit.

In ihr ist der Glaube.

Von Anbeginn bis heute

ist sein Name nicht zu entbehren,

um zu verstehen aller Dinge Entstehung.

Und woher weiß ich,

daß aller Dinge Entstehung so beschaffen ist?

Eben durch ihn.


Erklärung

1 Im vorliegenden Abschnitt ist die absteigende Linie vom SINN zur Wirklichkeit gezeichnet, entsprechend der aufsteigenden Reihe in No. 16. Vgl. außerdem No. 25.

Aus dem SINN geht zunächst das LEBEN (hier das große, tiefe genannt) hervor. Die Entstehung des Daseins geht durch die Stufen der Idee, des (geistigen) Seins, des Samens, der Wirklichkeit.

Der abschließende Abschnitt wird auch anders gedeutet (Komm. II): »Von alters her bis heute ist sein Name nicht zu entbehren, da aus ihm alle Anfänge hervorgehen.« Die Herkunft aller Dinge aus dem SINN ermöglicht ihr Verständnis vermöge des SINNS, d.h. weil das Dasein immanente Logik hat, kann es logisch erfaßt werden. (Die Schlußbemerkung findet sich auch No. 54).

Quelle:
Laotse: Tao Te King – Das Buch des Alten vom Sinn und Leben. Düsseldorf/Köln 1952, S. 22-23.