[65] 16. Die beiden Weiber

Yang Dschu wanderte durch Sung und kam im Osten davon in eine Herberge. Der Herbergswirt hatte zwei Weiber, die eine war schön und die andere häßlich. Die Häßliche war geehrt und die Schöne verachtet. Meister Yang fragte nach dem Grunde. Da sagte der junge Mann in der Herberge zu ihm: »Die Schöne hält sich selber für schön, darum weiß ich von ihrer Schönheit nichts. Die Häßliche hält sich selber für häßlich, darum weiß ich von ihrer Häßlichkeit nichts.«

Meister Yang sprach: »Meine Jünger, merkt es euch! Wandelt recht, aber meidet selbstgerechten Wandel; dann mögt ihr kommen, wohin ihr wollt, und man wird euch lieben.«

Quelle:
Liä Dsi: Das wahre Buch vom quellenden Urgrund. Stuttgart 1980, S. 65.
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