[126] 5. Gesetz des Zufalls

Wenn etwas, das die Möglichkeit zu leben hat, auch wirklich lebt, so ist das Glück vom Himmel. Wenn etwas, das reif zum Sterben ist, auch wirklich stirbt, so ist das Glück vom Himmel. Wenn etwas, das die Möglichkeit zum Leben hätte, nicht zum Leben kommt, so ist das Strafe vom Himmel. Wenn etwas, das reif zum Sterben wäre, nicht zum Sterben kommt, so ist auch das Strafe vom Himmel.

Daß solches, das die Möglichkeit zum Leben oder Sterben hat, nun auch wirklich das Leben oder das Sterben erreicht: das kommt vor. Daß solches, das nicht die Möglichkeit zum Leben oder Sterben hat, dennoch lebt oder stirbt: auch das kommt vor.

Das, was also das Leben zum wirklichen Leben macht, das Sterben zum wirklichen Sterben macht, das liegt nicht in der Außenwelt und liegt nicht in unserem Ich, sondern es ist beides Schicksal: die Erkenntnis findet hier unübersteigliche Grenzen. So heißt es:


Unfaßbar, ohne Grenzen,

Trifft aus sich selbst des Himmels SINN das Ziel.

Unendlich, ohne Teile,

Schließt aus sich selbst des Himmels SINN den Kreis.

Sichtbares und Unsichtbares können nicht dagegen,

Heilige und Weise können nichts dazu,

Geister und Teufel können nicht entwischen.[126]

Das auf sich selbst Beruhende

Stillet, wirket,

Ebnet, sänftigt,

Leitet, wartet.

Quelle:
Liä Dsi: Das wahre Buch vom quellenden Urgrund. Stuttgart 1980, S. 126-127.
Lizenz: